In: SAIS review / the Johns Hopkins Foreign Policy Institute of the Paul H. Nitze School of Advanced International Studies (SAIS): a journal of international affairs, Band 21, Heft 2, S. 19-24
Die "Kollektive-Autobiografie-Forschung" (KAF) ist eine qualitative Methode zur Bearbeitung von autobiografischem Textmaterial (Interviews oder verfasste Episoden und Geschichten) in einer Forschungsgruppe. Sie ist Anfang der 80er Jahre ausgehend von subjekttheoretischen Grundpositionen der Kritischen Psychologie entwickelt worden (ZECH 1983, 1988). Heute synthetisiert sie subjekttheoretische und systemtheoretische Perspektiven. Bei der KAF wird die verbreitete Trennung in Forscher und Erforschte aufgehoben, indem die Theorien und Methoden von den Betroffenen selbst angeeignet und auf ihre eigene Situation analytisch angewendet werden. Für das Forschungsprozedere sind folgende Merkmale charakteristisch: 1. Die erforschten Subjekte sind Protagonisten eines autobiographischen Handlungsgeschehens. 2. Sie sind Autoren einer erzählten autobiographischen Geschichte. 3. Sie sind Zeitzeugen einer gesellschaftlichen Situation. 4. Sie sind Forschungssubjekte im wissenschaftlichen Interpretations- und Theoretisierungsprozess. In diesen vier Rollen sind die Subjekte permanent als Betroffene und Experten präsent. Das Erkenntnisinteresse der KAF richtet sich über die Selbstaufklärung und die Erweiterung der individuellen Handlungsfähigkeit hinaus auf die Rekonstruktion verallgemeinerbarer Handlungs- und Begründungstypen in umschreibbaren gesellschaftlichen Situationen. Das Forschungssetting gestaltet sich als mehrstufiger Gruppenprozess, in dem Texte unterschiedlicher Ordnung – vom Fall bis zur Theorie – interaktiv und dialogisch erzeugt werden. Exemplarisch wird dies an einem deutsch-deutschen Forschungsprojekt zu biografischen Mustern in Politisierungsprozessen entwickelt. URN: urn:nbn:de:0114-fqs000246 ; Collective Research in Autobiography" is a qualitative method of working on autobiographical text materials (interviews or written episodes and stories) in a research group. It was developed in the early 1980s from the starting point of basic positions of Critical Psychology concerning the theory of the subject (ZECH 1983, ...
"Das Jahr 1999 bedeutete für die Beziehungen zwischen dem Westen und Rußland eine zweifache Prüfung: Es fing mit Kosovo an und es endete mit Tschetschenien." Dieser Satz von Dmitrij Trenin, einem der wichtigsten russischen Experten für Sicherheits- und Außenpolitik, geschrieben am Anfang eines Artikels in der Nezavisimoe voennoe obozrenie (Unabhängige militärische Rundschau) von Ende November 1999, charakterisiert die inhaltliche Spannweite und den Schwerpunkt der in jenem Jahr in den russischen Fachzeitschriften veröffentlichten Artikel: Für Rußland steht, so einhellig die verschiedenen Autoren, das Verhältnis zum Westen auf dem Prüfstand; seine Natur, seine künftige Ausgestaltung, seine Belastbarkeit werden hinterfragt. (Autorenreferat)
Der Verfasser beschreibt eingangs die politische Spaltung der FDP in einen linksliberalen und einen rechtsliberalen Flügel und weist darauf hin, daß die Identitätskrise dieser Pertei eng mit dem Aufstieg der Grünen und den Bemühungen um ein eigenes Profil in Abgrenzung sowohl zu der neuen Konkurrenz als auch zu den Christdemokraten verbunden ist. Das Fehlen eines klaren Parteiprogramms und einer entsprechenden Strategie haben die innerparteiliche Krise der FDP noch verschärft. Der Ausarbeituung eines neuen Parteiprogramms wurde daher von seiten der Parteiführung große Bedeutung beigemessen. Auf die einzelnen Punkte dieses Programms richtet der Autor im zweiten Teil seines Beitrags detailliert sein Augenmerk. (BIOst-Mrk)
Der Verfasser setzt sich mit der Annahme auseinander, dass unterschiedliche kulturelle Gemeinschaften dann am ehesten eine erfolgreiche politische und wirtschaftliche Integration vollziehen können, wenn soziale und kulturelle Unterschiede zwischen diesen Gemeinschaften unangetastet bleiben. Er verknüpft hierzu Lijpharts Modell der "consociational democracy" mit Rokeachs psychologischem Modell der Überzeugungssysteme. Für die Aufrechterhaltung kultureller und sozialer Vielfalt spricht Rokeachs These, dass Individuen sich eher an Veränderungen in ihrer Umwelt anpassen, wenn nur eine geringe Zahl ihrer Einstellungen und Überzeugungen von diesen Veränderungen betroffen ist und es sich hierbei eher um periphere als um zentrale Überzeugungen handelt. Empirische Daten des Eurobarometers zur Einstellung der Bevölkerung gegenüber der Europäischen Union stützen diese These. (BIOst-Wpt)