"Kollektive Identität ist heiliges und bedeutungsleeres Zentrum zugleich: Sie gilt zwar unhinterfragt, wird aber immer anders verstanden. Dennoch wird sie nicht als unerklärliches Mysterium angesehen, sondern als prinzipiell aufklärbarer Gegenstand" (Autorenreferat)
Der Beitrag stellt ausgehend von der politischen Identität und der Rolle der kulturellen Unterschiede "Projektidentität" und Zugehörigkeit als die zwei Säulen einer europäischen Identität vor. Neben den nachfolgenden sieben Dimensionen einer europäischen Projektidentität wird die wohlfahrtsstaatliche Identität der Europäischen Union besonders hervorgehoben: Die Analyse der grundlegenden Verträge der Europäischen Union in Verbindung mit den Debatten ihres Entstehungsprozesses und ihre Auslegung durch die Kommission, besonders die Verträge von Maastricht (1993) und Amsterdam (1997) in Verbindung mit dem Verfassungsentwurf von 2004, manifestieren in deutlicher Form, dass die Projektidentität der europäischen Identität im Wesentlichen über sieben unterscheidbare Dimensionen verfügt. Die EU versteht sich als (1) eine liberale-, rechtsstaatliche Demokratie auf der Basis der universellen Grundrechte; (2) eine partizipative Demokratie ihrer Bürgerinnen und Bürger; (3) eine Mehr-Ebenen Demokratie auf Grundlage des Prinzips der Subsidiarität; (4) ein sozialer Raum auf der Basis universeller, sozialer und ökonomischer Grundrechte; (5) ein kulturell vielfältiges Gemeinwesen, (6) eine zivile Weltmacht bzw. Zivilmacht und (7) ein politisches Gemeinwesen, das sich zur Äquivalenz der internen und externen Dimension seiner Grundwerte und politischen Ziele bekennt. Diese Dimensionen markieren den wesentlichen Kern der in den gültigen Vertragstexten niedergelegten "Projekt-Identität" der EU. (ICA2)
Die Verfasserin setzt sich einleitend mit dem Wandel kollektiver Identitäten im Zuge des Globalisierungsprozesses auseinander und weist auf Besonderheiten nationaler Identitätsbildung in Deutschland hin. Vor diesem Hintergrund werden unterschiedliche Indikatoren kollektiver Identität bei jungen Deutschen untersucht: emotionale Bindungen an Deutschland und EU, Nationalstolz, Stolz auf kollektive Güter sowie Nationalismus und Verfassungspatriotismus als Spielarten des Nationalbewusstseins. Die Verfasserin fragt nach Zusammenhängen von emotionalen Bindungen und Nationalbewusstsein sowie nach Verbindungen zwischen nationalistischen und verfassungspatriotischen Haltungen einerseits und sonstigen politischen Orientierungen junger Deutscher andererseits. Hier zeigt sich, dass eine nationalistische Orientierung auch bei jungen Deutschen die Kehrseite der nationalen Identität bildet. (ICE).
In: Zeitschrift für politische Psychologie: ZfPP ; offizielles Organ der Sektion Politische Psychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) ; offizielles Organ der Walter-Jacobsen-Gesellschaft e.V. für Politische Bildung und Politische Psychologie (WJG), Band 8, Heft 2/3, S. 173-187
"In Anlehnung an Gordon Allport, Erik Erikson, James Marcia und George Herbert Mead lässt sich Identität - im Gegensatz zu Eigenschaften, die extern definiert werden - als interne Definition eines Individuums beschreiben, die auf drei nach ihrer Entstehungsgeschichte unterschiedenen Ebenen unterteilt ist. Nur auf der mittleren dieser Ebenen lässt sich die Existenz einer expliziten Geschlechtsidentität begründen, die, da sie auf Entwicklungslernen beruht, die Möglichkeit der Transzendenz einschließt. Auf Grundlage theoretischer Ansätze über weibliche Identität und empirischer Untersuchungen über geschlechtsspezifische Entwicklungen kann weibliche Identität als alltagsweltliche Orientierung beschrieben werden, die sich auch dann noch empirisch nachweisen lässt, wenn die betreffenden befragten jungen Frauen einen technischen Beruf gewählt haben." (Autorenreferat)
Die Verfasserin setzt sich einleitend mit dem Wandel kollektiver Identitäten im Zuge des Globalisierungsprozesses auseinander und weist auf Besonderheiten nationaler Identitätsbildung in Deutschland hin. Vor diesem Hintergrund werden unterschiedliche Indikatoren kollektiver Identität bei jungen Deutschen untersucht: emotionale Bindungen an Deutschland und EU, Nationalstolz, Stolz auf kollektive Güter sowie Nationalismus und Verfassungspatriotismus als Spielarten des Nationalbewusstseins. Die Verfasserin fragt nach Zusammenhängen von emotionalen Bindungen und Nationalbewusstsein sowie nach Verbindungen zwischen nationalistischen und verfassungspatriotischen Haltungen einerseits und sonstigen politischen Orientierungen junger Deutscher andererseits. Hier zeigt sich, dass eine nationalistische Orientierung auch bei jungen Deutschen die Kehrseite der nationalen Identität bildet. (ICE)
Vor dem Hintergrund widersprüchlicher Entwicklungen in Bezug auf nationale Identität wird gefragt, wie bei der 'Wiedervereinigungsgeneration' in Ost- und Westdeutschland die Bindungen an Deutschland als Nation und an die Europäische Union als supranationales Kollektiv aussehen und wie sie sich im Lauf der 1990er Jahre verändert haben. Die empirische Grundlage bilden die Jugendsurveys von 1992 und 1997 des Deutschen Jugendinstituts e.V. (DJI). In einer Trendanalyse wird untersucht, in welchem Maß das Nationalbewusstsein der Jugendlichen und jungen Erwachsenen eher nationalistisch oder eher verfassungspatriotisch geprägt ist und welche politischen Orientierungen diese Formen von Nationalbewusstsein mit sich bringen. Dabei zeigen sich 1997 bei ost- und westdeutschen jungen Menschen gleichermaßen teilweise Anzeichen einer 'Re-Nationalisierung und -Ethnisierung'. Diese gehen aber mit Fremdenfeindlichkeit und dem Wunsch nach autoritärer Staatsführung einher und zeigen somit nur die Kehrseite nationaler Identität auf. (IAB)
"'Kampf der Kulturen' - 'Kampf um die Kultur' - 'Kultur der Toleranz', das waren und sind Schlagworte in den derzeitigen politischen Feuilletons. Der Essay versucht den inneren Spannungszustand einer Kultur zu verdeutlichen, die für den 'Westen' nach den Erfahrungen der Totalitarismen des 20. Jahrhunderts immer zugleich auch eine demokratische 'politische Kultur' ist. Diese hinterfragt die Forderung nach bruchloser, abgeschlossener Identität, die sich weder öffnen kann für Herausforderungen noch für Anregungen von außerhalb, etwa auch von anderen Kulturen. Voraussetzung für einen kulturellen Dialog ist jedoch stets die Kenntnis und die Achtung der eigenen Kultur - nur so wird sie beachtenswert auch für eine Wahrnehmung von außen." (Autorenreferat)
Der Autor thematisiert den engen Zusammenhang von politischer Öffentlichkeit und nationalstaatlicher Identität. Im ersten Teil seines Beitrags geht er auf die Revolution als zentrales Moment der Moderne ein und zeigt, wie sich in den erfolgreichen und gescheiterten Revolutionen an der Schwelle zur und in der so genannten "Ersten Moderne" die Verschränkung des nationalstaatlichen politischen Geltungsbereichs mit einer politischen Öffentlichkeit vollzog. Im zweiten Teil untersucht er, in welchen Situationen diese Verschränkung innerhalb der Moderne besonders aktualisiert und reproduziert wird und auf welche Akteure dies zurückgeführt werden kann. Der Prozess der Öffnung und Schließung, durch den die nationalstaatliche Verschränkung von politischem Geltungsbereich und politischer Öffentlichkeit gekennzeichnet ist, vollzieht sich vor allem in Krisenzeiten der Moderne und wird durch soziale Bewegungen angestoßen. Im dritten Teil geht der Autor der Frage nach, welche Probleme sich für diese Verschränkung in der so genannten "Zweiten Moderne" stellen und wie sich eine neue Balance zwischen Öffnung und Schließung mit und jenseits des nationalstaatlichen Korsetts politischer Identität entwickeln kann. (ICI2)
Die Arbeit geht von der Hypothese aus, dass Prozesse kollektiver Identität einen wesentlichen Einfluss auf die Mobilisierungsfähigkeit sozialer Bewegungen haben. Es geht darum, zu untersuchen, welche Auswirkungen Dauerhaftigkeit, Flexibilität, Inklusivität und Exklusivität kollektiver Identitätskonstruktionen auf Art und Dauer des Engagements der AktivistInnen haben. Im Fokus steht insbesondere die Verschränkungen von Politik und Alltag, da dort, wo Bewegungshandeln und Alltagshandeln der AktivistInnen ineinander übergehen oder miteinander konfrontiert werden, Prozesse kollektiver Identität eine besonders wichtige Rolle spielen. Wie diese Prozesse in sozialen Bewegungen ablaufen, welche Formen sie annehmen und aus welchen Elementen sie sich zusammensetzen wird für die Autonomen und die Schwulenbewegung anhand einer Mikro-Diskursanalyse ihrer Bewegungs-Zeitschriften untersucht
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Cover -- Titel -- Zum Buch -- Über den Autor -- Impressum -- Widmung -- Inhalt -- Prolog -- Vorwort -- 1. Kapitel: Die Gewalt der Illusion -- 2. Kapitel: Was heißt Identität? -- 3. Kapitel: Gefangen in der Kultur -- 4. Kapitel: Religionszugehörigkeiten und muslimische Geschichte -- 5. Kapitel: Westen und Antiwesten -- 6. Kapitel: Kultur und Unterdrückung -- 7. Kapitel: Globalisierung und Widerspruch -- 8. Kapitel: Multikulturalismus und Freiheit -- 9. Kapitel: Freiheit zu denken -- Nachwort -- Anmerkungen -- Personenregister.
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In Reaktion auf François Julliens Essay Es gibt keine kulturelle Identität diskutiert dieser Band aus Perspektiven verschiedener Disziplinen Fragen und Probleme der kulturellen Identität in Zeiten neu aufkommender Konfliktlinien der Spätmoderne zwischen offenen und geschlossenen Gesellschaften, Hyperkultur und Kulturessentialismus sowie Kosmopolitismus und Kommunitarismus. Zum einen liegt ein Schwerpunkt auf den theoretischen Deutungen des Konzepts aus Sicht der Politikwissenschaft, Soziologie und (Rechts-)Philosophie, die es von seinem statischen und essentialistischen Gehalt befreien, um praxeologische, dynamische, transformative und kollektive wie individuelle Aspekte miteinzufassen. Zum anderen werden empirische Konstruktionen und Debatten in den Fokus gerückt – von Identitätserzählungen, -repräsentationen und -inszenierungen, über den Einsatz als politischer Kampfbegriff in Diskursen bis hin zur Frage der prinzipiellen Vereinbarkeit kultureller Identitäten mit Demokratie.
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Wenn Weichen für die Zukunft der deutschen Politik gestellt werden, begibt man sich regelmäßig auf die Suche nach einer deutschen Identität, welche nach langen akademischen Debatten meist im Ungewissen endet. Ein Diskurs über die Geschichte der deutschen Nation ist nicht selbstverständlich, wie der Autor anhand zahlreicher Beispiele aus der politischen Zeitgeschichte zeigt. Die späte Geburt der deutschen Nation als bewusste politische Einheit hat ihm zufolge verhindert, dass die vielen deutschen Geschichten in einer Geschichte zusammenwuchsen. Nur Adolf Hitler hat als erster und letzter deutscher Staatsmann versucht, die vielen deutschen Traditionen und Geschichtsbilder in der politischen Wirklichkeit zusammenzuzwingen und so den Albtraum des "Großdeutschen Reiches" geschaffen. Abgesehen von der Katastrophe des Nationalsozialismus kann daher von einer in sich zusammenhängenden Kontinuität des nationalen Gemeinschaftsbewusstseins der Deutschen keine Rede sein. Es gibt aber zahlreiche Erinnerungsorte, die das kollektive Gedächtnis und nationale Bewusstsein in einem nicht genau bestimmbaren, aber sehr profunden Sinne zusammenhalten. Die Deutschen haben mehrere Geschichten, die sich in den Köpfen der Menschen überlagern und bei verschiedenen Anlässen unterschiedlich oder auch widersprüchlich hervortreten. So sind die Deutschen im Vergleich zu ihren europäischen Nachbarn, wenn das Bewusstsein der nationalen Identität in Frage steht, ärmer und reicher zugleich. (ICI2)