Ideologie für Ingenieure
In: Technikgeschichte: tg, Heft Bd. 48, S. 308-323
ISSN: 0040-117X
"Die Nationalsozialisten trugen an die deutschen Ingenieure ideologische Vorstellungen heran, deren Akzent sich zwischen 1933 und 1939 verschob. 1933 versuchte Gottfried Feder (1883-1941), Ingenieur und altes Parteimitglied, auf die Mitglieder des Vereins Deutscher Ingenieuere im Sinne eines Antisemitismus und einer Beschäftigung mit wirtschaftspolitischen Fragen einzuwirken. Feders Einfluß schwand mit dem Untergang des linken Flügels der NSDAP. 1934 und 1935 wurden die Ingenieure im VDI gedrängt, eine 'organische Wirtschaft' aufzubauen und zu leiten (Technokratie). Im Zusammenhang mit dem Aufstieg von Fritz Todt (1891-1942) zur führenden Persönlichkeit unter den deutschen Ingenieuren und im besonderen im VDI wurde betont, daß die Ingenieure ohne jegliche Einschränkung Hitler und seiner Ideologie zu dienen hätten. Bei der Verbreitung dieses ideologischen Programms spielte jedoch Todt den Antisemitismus Hitlers und der Partei herunter. Offenbar glaubte er, daß die Ingenieure lieber nichts über die antisemitische Politik der Partei hören wollten, obwohl sie ihre Zustimmung fand. Stattdessen ergriffen sie alle Gelegenheiten, um technische Probleme zu lösen, und beherzigten Todts Mahnung, die Festlegung der Ziele und die Politik den Nationalsozialisten zu überlassen." (Autorenreferat)