Laut Benedict Anderson ist der Nationalstaat heute die einzige denkbare Staatsform. Infolgedessen werden die Kriterien für politische, kulturelle und ökonomische Zugangsmöglichkeiten nur im Modell imaginierter Gemeinschaften gedacht. Anhand der norwegischen Samen-Politik und der von Norwegen ratifizierten ILO-Konvention Nr. 169 untersuchen wir das Konzept von Indigenität daraufhin, inwiefern es den Nationalstaat beeinflusst. Die Exklusion die in einem Nationalstaat zwangsläufig gegenüber Einwanderern und Fremden geschehen, so unsere These, werden durch die Erweiterung Norwegens zu einem Zweivölkerstaat weiter bestärkt und erneuert. Denn auch dem Konzept von Indigenität liegt die Prämisse der lang währenden Verbindung zu Grunde. ; According to Benedict Anderson, the nation-state form of community seems to be the only possibility these days. As a consequence, the criteria for political, cultural and economic access and participation are based upon the model of imagined communities. Taking cue from the Norwegian Sami policy and ILO Convention No. 169, ratified by Norway in 1991, we analyse the concept of indigeneity with regard to its power to influence the nation-state. The exclusions that are inevitably made towards immigrants and strangers are strengthened and renewed through the extension of the Norwegian state as a bi-national state, since the concept of indigeneity is founded on the premise of having also been there in the past.
Das vorliegende Forschungsprojekt untersucht die Dynamiken, die gegen Ende des 20. Jahrhunderts zu einer rasanten Zunahme von Bezügen auf Indigenität in politischen Kontexten geführt haben. Dabei wird der Frage nach Bedeutung und Funktion von Indigenität in diesen Zusammenhängen nachgegangen. Eine verbreitete Kritik an diesen neuen Indigenitätsdiskursen der 1990er Jahre ist, dass es ihnen nicht gelingt, sich von dem Rassismus zu lösen, der dem Konzept seit seiner Erschaffung im Kontext der Kolonialisierung innewohnt. Diese Kritik basiert jedoch auf der Annahme, dass die Debatten auf trans- und internationaler Ebene eine globale und homogene Indigenität wiedergeben. Dieser Vorstellung wird im Rahmen dieser Arbeit widersprochen. Mit Blick auf Tijuana, einem Raum der den stereotypen Vorstellungen von indigenen Räumen nicht entspricht, ist die vorliegende Arbeit von der Annahme geleitet, dass Indigenität eine starke Diversität innewohnt. Die Analyse von Akteur_innen auf unterschiedlichen Ebenen belegt, dass Indigenität letztendlich vielschichtige und teilweise auch gegenläufige Bedeutungen hat, die mit unterschiedlichen Zielsetzungen erschaffen werden. Um diese Vielschichtigkeit erfassen zu können, wird zum einen die Entwicklung von Indigenitätsdiskursen in gesellschaftspolitischen Konflikten in Tijuana untersucht. Damit wird ein Raum betrachtet, der lange Zeit als nicht-indigen rezipiert wurde. Zum anderen werden Diskurse untersucht, die auf trans- und internationaler Ebene durch Organisationen wie ILO, den WWF oder Survival International geprägt werden. Sie sind geformt durch Nationalstaaten und verschiedene Interessenvertretungen. Besonders in diesen überregionalen Diskursen, die vielfach als hegemoniale Diskurse wahrgenommen werden, lässt die Reproduktion von essentialisierenden Indigenitätsbildern deutlich erkennen. Der vergleichende Blick nach Tijuana deckt jedoch auf, dass diese trans- und internationalen Diskurse in lokalen Kontexten weitaus weniger durchsetzungsfähig sind, als Benennungen wie ,global ...
Die vorliegende Dissertation schließt an Überlegungen Pratts an, die 2007 gefordert hatte, in der Forschung stärker das Gestaltungspotential von Indigenität in den Blick zu nehmen. Sie untersucht die Vielfalt der Prozesse, die eine Identifikation als masyarakat adat auslösen kann. Denn Indigenität wird nicht als essentielle Eigenschaft, sondern eine Artikulation und Positionierung verstanden. Entsprechend geht es nicht um indigen sein, sondern um Prozesse des Indigen-Werdens geht. Darauf aufbauend analysiert die vorliegende Arbeit, wie lokale Gruppierungen von masyarakat adat ihre Kultur und Identität im Kontext der Indigenenbewegung in Indonesien aushandeln. Im Zentrum der Analyse steht die 1999 gegründete Allianz von masyarakat adat des Archipels (AMAN), die im Rahmen neuer zivilgesellschaftlicher Freiheiten während der Ära der Reformen nach dem Sturz Suhartos entstand. Die Allianz prägte den Begriff masyarakat adat als zivilgesellschaftliche Übersetzung von "indigenous peoples" und hat heute als Dachorganisation von masyarakat adat mehr als 2.300 Mitgliedsgruppen. Im Sinne der Anthropology of Policy analysiert die Arbeit im ersten Teil, welche Verbindungen das nationale Büro AMANs eingeht, um ihre Vorstellung von masyarakat adat zu entwickeln und im indonesischen Politikfeld von Indigenität durchzusetzen, sowie mit welchen Mitteln zentrale Akteure in AMAN versuchen, diese Vorstellung unter den Mitgliedsgruppen zu verbreiten. Der zweite Teil der Arbeit fokussiert lokale Aushandlungen, von Gruppen in Nordhalmahera und Nordsumatra, bei denen zentrale Akteure den Anschluss an die Allianz forciert haben und eine Identifikation der Gruppen als masyarakat adat vorantreiben. So kann gezeigt werden, wie durch die Verbindung mit lokal-, zeit- und kontextspezifischen Agenden sowie die Auswahl und Interpretation von Kultur ganz unterschiedliche Rahmungen von masyarakat adat entstehen, die die zentralen Akteure durch eine Festschreibung in materielle Elemente und gemeinsames Handeln in der Gruppe zu verankern suchen. Bei allem Gestaltungspotenzial von masyarakat adat zeigt sich aber, dass die Mitgliedschaft in der Allianz oftmals attraktiver ist als das von ihr vorangetriebene Konzept und dass die lokalen Vorstellungen ebenso wie die damit verbundenen Gruppen fragil bleiben. ; In 2007 Pratt called on social scientists to concentrate on the generativity of indigeneity. Heeding his call, this dissertation focusses on the multiplicity of processes induced by an identification as masyarakat adat. Indigeneity is perceived as an articulation and positioning rather than an essential characteristic of a person or group. Accordingly, instead of 'being indigenous' this thesis focuses on processes of 'becoming indigenous'. It analyzes how local groups of masyarakat adat negotiate their culture and identity within the indigenous movement in Indonesia. The focal point of the analysis is the Alliance of Indigenous Peoples of the Archipelago (AMAN), which was founded in 1999, benefitting from increased civic and political freedoms in the era of "Reformasi" after the fall of Suharto. The alliance took an important role in shaping the civic translation of "indigenous peoples" and today functions as umbrella organization for more than 2,300 groups of masyarakat adat. The thesis is influenced by the anthropology of policy. It is divided into two parts. The first part focuses on the role of AMAN's national office in Jakarta and analyses the connections established to shape an imaginary of masyarakat adat and the policy of indigeneity in Indonesia. Furthermore, it examines the main actors' endeavors to spread the imaginary among its member groups. The second part focusses on local negotiations of groups in North Halmahera and North Sumatera, where influential actors encouraged the groups to become members in AMAN and foster an identification as masyarakat adat. In doing so, the thesis points out the local, historical and context specific selection and interpretation of culture leading to very diverse framings of masyarakat adat created to promote specific local agendas. Furthermore, it reveals how main actors use a materialization of culture and joint performances to draw a link between their particular imaginary of masyarakat adat and the respective group. Ultimately, despite the generativity of masyarakat adat the membership in AMAN proves to be more attractive than the concept forged by the alliance, and both the local imaginaries and the connected groups remain highly temporary and fragile.
Auf den ersten Blick scheint ethnische Zugehörigkeit ein bedeutendes Ordnungskriterium in ländlichen Gemeinden im Yacuambi-Tal zu sein. Die drei ethnischen Gruppen, zwischen denen hier üblicherweise unterschieden wird, zeichnen sich durch ihre eigene Sprache, Tracht und Brauchtum aus. Wird eine Person einer der drei Gruppen zugeordnet, geht damit häufig gleichzeitig eine Zuweisung derjenigen Eigenschaften einher, die für die jeweilige Gruppe als typisch oder charakteristisch gelten. Dabei waren insbesondere die Mitglieder indigener Bevölkerungsgruppen über lange Zeit mit einer negativen sozialen Identität belastet. Prestige und die Chancen auf eine Verwirklichung individueller Lebensentwürfe waren (und sind) unter den ethnischen Bevölkerungsgruppen Ecuadors unterschiedlich verteilt. Heute fordert unter anderem die erfolgreiche Partizipation der 'Indigenen' an der nationalen Politik das nach wie vor weit verbreitete Bild des armen, rückständigen und diskriminierten 'Indianers' in vielfacher Weise heraus und stellt bestehende soziale Ordnungsstrukturen zunehmend in Frage. Die Fallstudie, die der Arbeit zugrunde liegt, macht deutlich, dass ethnische Zugehörigkeit und Zurodnung für Bewohnerinnen und Bewohner im Yacuambi-Tal nicht eindeutig und unveränderlich sind. Vielmehr sind die sozialen Konstrukte Ethnizität und Indigenität von Ambiguität durchdrungen. Ehemals gültige soziale Ordnungen, die Eindeutigkeit bei der Bestimmung ethnischer Identitäten verhießen, sind zunehmend in Auflösung begriffen. Andererseits werden die alten Hierarchien im Yacuambi-Tal nicht nahtlos durch eine neue Ordnung ersetzt. Bewohnerinnen und Bewohner des Yacuambi-Tals nutzen den sich aus der Vielzahl an Ambiguitäten ergebenden kreativ gestaltbaren sozialen Raum zur Umdeutung und Neubewertung sozialer Identitäten. ; At first glance, ethnic affiliation seems to be an important criterion for social standing in rural communities of the Yacuambi Valley in Southern Ecuador. The three main ethnic groups in this area each have their own language, ...
Nach zahlreichen Androhungen einer zwangsweisen Aussiedlung der G|wi und ||Gana San aus dem Central Kalahari Game Reserve realisierte die Regierung Botswanas in den Jahren 1997 und 2002 diesen international Aufsehen erregenden Schritt. Die beiden juristischen Prozesse – die Entwicklung eines globalen rechtlichen Standards hinsichtlich indigener Rechte einerseits und die Überprüfung einer staatlichen Politik durch den High Court Botswanas andererseits – bilden die beiden auf vielfache Weise miteinander verknüpften Pole der gegenständlichen Arbeit. Sie widmet sich daher sowohl dem lokalen Umgang Botswanas mit den (indigenen Völkern der) San im Kontext der Entwicklungen im südlichen Afrika als auch der universellen Menschenrechtsentwicklung hin zu indigenen Rechten und deren (potentielle) Auswirkungen auf staatliche Formen der Entwicklungspolitik und governance. ; After numerous threats to forcefully evict the 2.300 G|wi and ||Gana San from the Central Kalahari Game Reserve, the Government of Botswana set this startling step in the years 1997 and 2002. The two legal processes - the development of a global legal standard towards indigenous rights on the one hand and the Botswana High Court review of state politics on the other hand - form the two discursive poles of this publication, which are in multiple ways linked with each other. For this reason, the book focuses both on the local governance of Botswana in relation to its indigenous peoples (in comparison to other countries in Southern Africa), and on the universal Human Rights initiatives towards indigenous rights and their (potential) implications for national modes of developmental politics and governance.
Social alienation and the struggle to belong in the South African society are not only matters of political discourse but touch the practical sphere of everyday life in the respective places of residence. This thesis therefore approaches the entanglements of religion and space within the processes of re-ordering African indigeneity in post-apartheid South Africa. It asks how conversion to Islam constitutes the longing for a post-colonial and post-racialized African self. This study specifically engages with dynamics surrounding Black and Muslim practices and identity politics in formerly demarcated Black African areas. Here, even after the official end of apartheid, spatial racialization and social inequalities persist. Modes of orderings rooted in colonialism and apartheid still define what orderly belonging and African indigeneity mean. Thus, the inhabitants of those spaces find themselves in situations every day in which their habitat continuously ascribes oppression and racialization. The post-1994 promise for equal citizenship seems to be slowly fading, becoming a broken promise, on whose fulfillment the majority of people who were previously—by official definition and demarcation—only granted the right of being a migratory workforce, sojourners in the White spaces, are still waiting. Against this background, this thesis engages with the attempts to reformulate and recreate African indigeneity on the basis of a counter-hegemonic ideology of being Black and Muslim. It pays attention to the emergence and articulation of a Black Muslim indigeneity that is based on bringing together a pre-colonial idealization of the African self with global ideologies of Muslim Blackness. With a regional focus on KwaZulu-Natal and a specific look at the developments in and around the urban and peri-urban areas of eThekwini (Durban), it features particular case studies which highlight religious territorialization on the one hand and attempts to transgress the social and spatial modes of orderings by converting to Islam on the other. Here, South Africans once classified as Black African seek a common modus operandi in Muslim Blackness in order to break with orderly indigeneity as ascribed, defined, and structured by colonialism and apartheid, even going as far as to out-migrate from the lived-in places which continue to be experienced daily as unsettling and uprooting. With preparations being made to create a new settlement and establish a new social order, the unfulfilled promise of post-apartheid will be left behind, once and for all. This makes the featured case a peculiar, though so far under-researched, example: Throughout the history of colonization and especially during the time of apartheid, the practice of Islam was strongly interwoven with a changing but persistent struggle for identity and belonging. Being Muslim became oppressively obscured as it was directed as an institutional term towards such politically created population categories as Indian or Coloured. This implied a very structural and spatial effect, as the communal practice of Islam was limited to those respective residential areas. Thus, the former Black African areas of South Africa are important places to engage with: Segregated and socio-spatially ordered over decades of colonialism, racism, and apartheid, these vast areas of relatively high-density living conditions and desolated livelihoods characterize the surroundings of every major city in South Africa. The duality of White urban core and Black outskirts represents a spatial and social pattern whose inequalities persist up until now. But these places also came to manifest a stratification of religious practices and orderly religious belonging, as orderly African indigeneity was unquestionably linked to Christianity, while Islamic institutions were almost non-existent within the Black African areas. The case of conversions to Islam among the indigenous African population of South Africa also exemplifies the paradoxical untouchability of religiously territorialized space within the ideology of apartheid, which enabled some to maintain an exclusive sense of belonging to their former places of residence and a practical connection to the land from which they had been forcibly removed. By moving beyond the specific cases, the ideas and practices of Blackness and Muslimness are discussed in light of diasporic identity formations in relation to their colonial connotations, thereby opening up a perspective on creating an indigeneity transgressive to the conditions of everyday life. This thesis is informed by an interdisciplinary perspective of cultural geography and Islamic studies and highlights how a racialized Black Islam has been invoked in order to reclaim authority over the religious and political scale of the African self. Building on qualitative research and the analysis of religious Black Muslim ideology, it connects the struggle to belong within a post-colonial society to the utopia of a Black Muslim indigeneity as part of a global Black and Muslim community. It will be argued that South African Muslim Blackness is the result of global travels of anti-Western and anti-colonial ideologies with an Islamic framework and their subsequent translation into the realm of social and spatial orderings. The self of the African convert to Islam, culturally inscribed by racialized path dependencies and bodily ascribed by racist social realities, is translated into the Islamic counter-hegemonic narrative. Black Islam becomes a state of exception, a heterotopia to the daily lived-in narrative of identity politics, and makes transgression of persisting modes of social and spatial ordering possible. ; Post-Apartheid Südafrika ist bis heute von rassistischen Alltagspolitiken und sozialer Ungleichheit geprägt. Strukturen, die bis in die Zeit des Kolonialismus zurückgehen verbleiben in der Relationalität von Menschen und Raum wirkmächtig. Der Traum gleicher Zugehörigkeit verkommt zu einem unerfüllten Versprechen. Soziale Entfremdung und der Kampf um die Zugehörigkeit zur südafrikanischen Gesellschaft sind somit nicht nur Fragen des politischen Diskurses, sondern berühren vor allem den gelebten Alltag am jeweiligen Wohnort. Die Forschungsarbeit beschäftigt sich daher mit den Verflechtungen von Religion und Raum innerhalb der Prozesse der Neuordnung afrikanischer Indigenität in Südafrika nach der Apartheid. Sie fragt, inwiefern in der Konversion zum Islam eine Suche nach einem postkolonialen und post-rassistischen afrikanischen Selbst darstellt. Diese Studie beschäftigt sich insbesondere mit Praktiken und Identitätspolitiken von Blackness und Muslimness in ehemals segregierten Black-African Gebieten. Hier, auch nach dem offiziellen Ende der Apartheid, bestehen räumlich-rassistische Einschreibungen und soziale Ungleichheiten fort. Die im Kolonialismus und in der Apartheid verwurzelten Ordnungsmodi definieren bis heute, was geordnete Zugehörigkeit und afrikanische Indigenität zu sein haben. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die Arbeit mit Versuchen von vormals als Black-African klassifizierter Südafrikaner, auf der Grundlage einer gegenhegemonialen Ideologie des being Black and Muslim ihre Indigenität neu zu bestimmen. Mit einem regionalen Fokus auf KwaZulu-Natal und einem spezifischen Blick auf die Entwicklungen in und um die Stadt- und Stadtrandgebiete von eThekwini (Durban) arbeitet die Studie mit speziellen Fallstudien, die einerseits die religiöse Territorialisierung hervorheben und andererseits die Transgression sozialer und räumlicher Ordnungsweisen durch Konversion zum Islam aufzeigen. ; vii, 238 Blätter
Mit Ankunft der Kolonialmächte begann für indigene Menschen in Brasilien 1500 der Prozess der Akkulturation. Die vorliegende Masterarbeit gibt eine Übersicht über die Lebensbedingungen und Perspektiven indigener Menschen innerhalb des Akkulturationsprozesses in Brasilien. Die Arbeit fragt zum einen nach der politischen Kultur und wie diese einem indigenen Emanzipationsprozess gegenüber eingestellt ist. Zum anderen erfolgt eine Beschreibung des Status quo der Akkulturation und zeigt wie sich die Lebensrealität der Indigenen entwickelt hat. Dies geschieht anhand einer mehrdimensionalen Analyse der brasilianischen Systemdeterminanten, welche die Situation der Indigenen maßgeblich gestalten. Dadurch werden politische, rechtliche, strukturelle, ökonomische und gesellschaftliche Herausforderungen deutlich. Das theoretische Fundament der Arbeit besteht aus verschiedenen Ansätze der Akkulturationsforschung, welche die Besonderheiten der indigenen Akkulturation, den Postkolonialismus, das Konzept der Hybridität, die Identitätspolitik und das Spannungsfeld von Authentizität und Indigenität einschließt.Die Ergebnisse der Forschung zeigen, dass indigene Menschen in Brasilien sich an einem entscheidenden Punkt innerhalb ihres Empowerment befinden. Es wurde deutlich, dass die politischen Sphären, Institutionen und große Teile der brasilianischen Zivilgesellschaft von einer postkolonialen Denkweise geprägt sind. Zusätzlich wurde erkannt, dass die indigene Bevölkerung grob in zwei Gruppen aufgeteilt werden kann: Indigene, die noch in Stammesgebieten wohnen und ihre traditionelle Lebensweise weitgehend fortführen sowie Indigene, die in urbanen Regionen leben und weitgehend die moderne Lebensweise übernommen haben. Die Akkulturationserfahrung Indigener kann nicht generalisiert werden, da jeder indigene Mensch und jedes indigene Volk auf einzigartige Herausforderungen innerhalb des Akkulturationsprozess trifft. ; For indigenous peoples worldwide the process of acculturation started with the arrival of the European colonial forces. This master thesis gives an overview of living conditions and the perspective of indigenous peoples within the process of acculturation in Brazil. This thesis investigates to what extent Brazils political culture supports the empowerment of indigenous people. Furthermore this work asks for the status quo of indigenous acculturation and shows the development of the life conditions of indigenous people. This is done by means of a multi-layered analysis of the position of the indigenous population within Brazilian society. Thereby political, juridical, structural, economic and social challenges become clear. The theoretical foundation of this work consists of different approaches of acculturation research, which includes amongst others the particularities of indigenous acculturation, post-colonialism, the concept of hybridity, identity policy and the area of tension of indigeneity and authenticity.The results of this research show, that indigenous people in Brazil have reached a critical point in their process of empowerment. It became clear, that political spheres, institutions and large parts of the Brazilian civil society are marked by a deeply rooted postcolonial way of thinking. This is complicating the emancipation as a marginalised population group. Indigenous people can be roughly subdivided into two groups: traditionally indigenous and modern-orientated people. The experience of acculturation itself can't be generalized, as every indigenous individual or every tribe encounters unique challenges within their process of acculturation. ; Sharin Mareike Elisabeth Kleeberg ; Zusammenfassungen in Deutsch und Englisch ; Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin ; Karl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2019 ; (VLID)3683244
Maria Thereza Alves entwickelt seit den 80er Jahren ein künstlerisches Oeuvre, in dem Fragen und Möglichkeiten zeitgenössischer indigener Identität(en) in neo-/post-kolonialen Gesellschaften von zentraler Bedeutung sind. Dabei erforscht und erprobt sie Räume produktiver Selbstrepräsentation und verweist auf repressive, neokoloniale Mechanismen und Politiken von Fremdwahrnehmung und -bestimmung. Ihre Projekte, die aus der Beobachtung und Erforschung der Geschichte(n) ihres direkten Arbeits- und Lebensumfeldes heraus entstehen, greifen immer die lokalen (historischen, sozialen, ökologischen etc.) Gegebenheiten, Notwendigkeiten und/oder Bedürfnisse des jeweiligen Umfelds auf. Die dialogischen Beziehungen, die Alves mit/in ihrer Umgebung führt, bilden die Grundlagen, aus denen Inhalt und Form ihrer Arbeiten erwächst und sich durch die Zeit entwickelt. In meinem Forschungsprojekt möchte ich herausarbeiten, mit welchen Mitteln und künstlerischen Strategien Alves über Jahrzehnte hinweg die Welt in ihrem kolonialen Geworden-Sein zum Thema ihrer Arbeiten macht und damit die durch Kolonisierung unterdrückte(n) und zum Schweigen gebrachten Geschichte(n) als stories of survivance in das Feld der Kunst einführt. Als indigen-brasilianische Künstlerin – wobei Alves "Indigen-Sein" oder Indigenität als Topos weder strategisch (miß-)braucht noch für ihre Arbeiten instrumentalisiert – , die in New York aufgewachsen ist, benutzt Alves ihre Stimme auch als Übersetzerin an der post-kolonialen Bruchstelle Wir–Ihr. Sie bietet ihren Standort als international verankerte Künstlerin unterdrückten Gemeinschaften (We) an, um in kreativer Zusammenarbeit Fragen und Möglichkeiten in das post-koloniale Außen provozieren zu können; und sie schafft nach Außen (You) Bewußtsein für Sicht- und Diskursschranken. So kann man das von Alves in einer frühen Ausstellung in großen Lettern an die Wand geschriebene "Deconstruct your construct of my construct" als Beunruhigung des Verhältnisses Künstler*in–Zuschauer*in lesen. Das Dekonstruieren der/s Anderen als durch Kolonialität Gewordene/r steht in einer aktiven und historisch entstandenen Zeitgenossenschaft zum Ich als Schauender/m. Kunst anschauen und begreifen bindet die zwei Seiten der Kolonialität unablässig und immer wieder neu aneinander. Folglich spielen westliche und nicht-westliche Identitätspolitiken/-konstruktionen bei der Dekonstruktion von Alves' Arbeiten eine grundlegende Rolle, ohne daß Alves diese in westlich geprägten Binaritäten (Natur/Kultur, Kunst/Politik, Kunst/Leben etc.) auflöst oder formalästhetisch an westliche Klassifizierungsgewohnheiten adaptiert. Vielmehr entstehen, wie in der vorliegenden Arbeit gezeigt werden soll, mit und durch ihre Projekte/Prozesse/Geschichten Denk- und Handlungsräume, die allzu naheliegenden Formen der Zuschreibung ausweichen und die uns gerade deswegen auffordern und herausfordern über euroamerikanische Wissenschaftspraktiken und ihre gewaltvollen Methoden zu Wissen nachzudenken. Alves' Projekte können in dieser Weise dekolonial/dekolonialisierend für eine andere Kunstgeschichte und Kunstgeschichten-Schreibung produktiv gemacht werden. ; Since the nineteen-eighties, Maria Thereza Alves has developed an artistic body of work in which questions and possibilities of contemporary indigenous identities within neo/postcolonial societies have been of central importance. Alves's work has explored and tested spaces of productive self-representation to point toward repressive, neocolonial mechanisms and politics of perceiving and determining otherness. Developing directly out of observation and exploration of (his)stories from her personal life and work, her projects take up the local (historical, social, ecological, etc.) conditions, necessities, and/or needs of each respective context. The dialogical relations that Alves realizes with her surroundings (her environment as the world around her) create the foundation out of which her work's form and content grow and develop. In my research project, I am focussing on the means and artistic strategies that Alves has developed for decades to present the world in its colonial having become and being violently constructed. At the same time I work alongside Alves' artistic methods to trouble with art historian narratives and its violent methodologies and enable other modes of writing histories of art.
In the context of climate change, the destruction and degradation of ecosystems, and many environmental problems and disasters in all parts of the world, environmental discourses such as growth limits, ecological modernization and sustainable development have proliferated (Dryzek 2013). Many governments, as well as international organizations have responded to the growing environmental concerns by adapting and tightening their environmental legislation. In some cases, it has been possible to implement concrete measures on-site and to solve existing problems. However, overall, environmental discourses have had limited impact in achieving tangible action. This is particularly evident in the progressive expansion of industrial- and commodity-based land uses with substantial negative social and ecological impacts, especially those countries in the tropics and subtropics with emerging economies. Why do environmental discourses sometimes translate into policies and sometimes not, and when, and under what conditions, are some then put into practice? This study deals with the problem of "turning words into action" and examines the case study of the Bolivian government under Evo Morales, which explicitly refers to the environmental discourse Buen Vivir ("good living"). The aim is to better understand the challenge of translating words into action to potentially foster the practical relevance of environmental discourses in order to positively influence the social and ecological dimensions of rural development. A discourse is a set of ideas, categorizations and concepts that reflect a particular interpretation of the world. Environmental discourses are discursive constructs that define how we perceive nature, how environmental claims are shaped, and how we deal with environmental problems (Hajer 1995). Dominant environmental discourses are those that translate into normative frameworks after their discursive elements are naturalized, and they ascribe some consensus of meaning. This study focuses on the dominant environmental discourse of Buen Vivir in Bolivia. Buen Vivir has become dominant in Bolivia as an 'alternative to development', and translated into national normative frameworks. Buen Vivir (or 'good living'), is the Spanish reference of the Quechua and Aymara words Sumac Kawsay and Suma Qamaña, respectively (Merino Acuña, 2016a). It promotes a harmonious relationship between humans and nature, in which the well-being of people and the survival of animals, plants, and ecosystems are ensured (Gudynas, 2013). In Bolivia, this discourse gained political attention during the late 1990s and early 2000s, and was adopted in its Constitution in 2009. The study follows three research goals. The first is to determine what makes an environmental discourse dominant. To this end, the study develops a four-dimensional analytical approach: content, actors, strategic practices and context. Using this approach, the study reconstructs the discursive process that led to the dominance of Buen Vivir. The second is to assess the practical relevance of Buen Vivir. This is achieved by determining if and to what extent relevant agricultural policies and socio-environmental manifestations, developing during the Morales administration, are compatible with the principles of Buen Vivir. The third is to explore what influences the practical relevance of dominant environmental discourses by exploring which factors influence the consideration of dominant environmental discourses in decisions of policymakers and land users. This is undertaken by examining subjective perceptions of the two actor groups on the role of a set of factors within three conceptual categories (political hegemony, operational capacity and personal priorities) in influencing policy and land use decisions. Finally, the plausibility of the results of the subjective perceptions is checked by looking at the socio-environmental manifestations and further land use and sectoral policy trends. The analysis showed that all four dimensions examined (content, actors, strategic practices and context) contributed to the dominance of the Buen Vivir discourse. It became clear that dominance resulted from a complex, interactive process that addresses a structural problem of society as a whole (indigenousness) and is part of broader socio-political struggles (decolonization). Concerning the relevance of Buen Vivir for the formulation of sector policies, the analysis showed very different results. For example, Buen Vivir is highly relevant for irrigation and food security policies, of moderate relevance for agricultural reform and agricultural development policies, and has no relevance for energy policies. In this respect, it must be stated that, especially, environmental policy areas were hardly influenced by Buen Vivir. Accordingly, the analyzed indicators of socio-environmental manifestations, such as deforestation and environmental degradation, hardly reflect the principles of Buen Vivir on land-use dynamics. Social aspects, such as smallholders' access to land and resources, staple vs commodity crops, as well as poverty and inequality, on the other hand, partly show greater compatibility with Buen Vivir. Nevertheless, the overall practical relevance of Buen Vivir is rather low. A greater practical relevance of Buen Vivir is necessarily subordinated to influencing factors from the category of political hegemony. In particular, the interests and preferences of the dominant political forces that limit the consideration of the principles of Buen Vivir limit in political decision-making processes. The lack of operational capacity by government agencies also has a negative impact on the implementation of Buen Vivir. In addition, personal preferences of politicians and land users influence the practical relevance of Buen Vivir. The results show that the practical relevance of environmental discourses depends on a complex network of various mutually influencing factors. It is difficult to influence the underlying processes and actors in a targeted manner in order to increase the practical relevance of eligible discourses. Nevertheless, it appears possible to identify opportunities for time and actor-suitable stimuli based on precise observation and analysis of socio-political processes and their actors. Moreover, the strengthening of advocacy coalitions is particularly effective in order to achieve political leverage. Relevant social groups, organizations and authorities can also be strengthened, for example through improved access to knowledge, resources and networks, as well as support in communication and the opportunities for political participation. Such supportive measures are particularly promising if a structuring problem for society as a whole exists or can be found that affects all four dimensions of the discourse. ; Im Kontext von Klimawandel, der Zerstörung und Degradierung von Ökosystem, und vieler Umweltproblem und -katastrophen in allen Teilen der Welt, haben sich kritische Umweltdiskurse zu Wachstumsgrenzen, ökologischer Modernisierung und nachhaltiger Entwicklung weiter etabliert (Dryzek 2013). Viele Regierungen und auch die internationale Gemeinschaft haben reagiert und damit begonnen, ihre Umweltgesetzgebungen anzupassen und zu verschärfen. In manchen Fällen ist es gelungen, konkrete Maßnahmen vor Ort umzusetzen, und Probleme zumindest punktuell zu lösen. Jedoch sind insgesamt den Umweltdiskursen nur unzureichend Taten gefolgt. Dies zeigt sich insbesondere auch in einer weitestgehend ungebremst voranschreitenden Landnutzungsdynamik mit ihren massiven negativen sozialen und ökologischen vor allem in den wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern der Tropen und Subtropen. Warum aber werden Umweltdiskurse manchmal in Politiken umgesetzt, und manchmal nicht, und wann und unter welchen Bedingungen werden diese dann auch in die Praxis umgesetzt? Diese Studie beschäftigt sich mit diesem Problem des "Umsetzens von Worten in Taten" und untersucht dazu das Fallbeispiel der bolivianischen Regierung unter Evo Morales, die sich explizit auf den Umweltdiskurs Buen Vivir bezieht. Dadurch sollen die Herausforderung Worte in Taten umzusetzen besser verstanden werden, um letztendlich abschätzen, ob und wie es möglich sein könnte, die praktische Relevanz von Umweltdiskursen zu fördern, um die soziale und ökologische Dimension von ländlicher Entwicklung positive zu beeinflussen. Diskurse bestehen aus einer Folge von Ideen, Kategorisierungen und Konzepten, die eine bestimmte Interpretation der Welt widerspiegeln. Umweltdiskurse sind diskursive Konstrukte, die definieren, wie wir die Natur wahrnehmen, wie Umweltansprüche geformt werden und wie wir mit Umweltproblemen umgehen (Hajer 1995). Dominante Diskurse sind diejenigen, die sich nach der Naturalisation ihrer diskursiven Elemente in normative Rahmenbedingungen übersetzen lassen und eine Art Bedeutungskonsens zuschreiben. Diese Studie beschäftigt sich mit dem dominanten Umweltdiskurs des Buen Vivir im Kontext Boliviens. Buen Vivir (frei übersetzt "gutes Leben") stellt einen Diskurs zu einem alternativen Entwicklungsmodell dar und findet sich in Bolivien in wichtigen nationale Rahmengesetzen wieder. Buen Vivir ist die spanische Referenz der Quechua- und Aymara-Wörter Sumac Kawsay und Suma Qamaña (Merino Acuña 2016b). Buen Vivir zielt auf eine harmonische Beziehung zwischen Mensch und Natur ab, in der das Wohlergehen der Menschen und das Überleben von Tieren, Pflanzen und Ökosystemen gewährleistet ist (Gudynas 2013). In Bolivien erlangte dieser Diskurs in den späten 1990er politische Aufmerksamkeit und wurde 2009 in die Verfassung aufgenommen. Die Studie folgt drei Forschungszielen: Das erste Ziel besteht darin, herauszufinden, was Umweltdiskurse dominant macht. Die Studie entwickelt dazu einen analytischen Ansatz mit den vier Dimension: Inhalt, Akteur, strategische Praktiken und Kontexte, und rekonstruiert auf dieser Grundlage den diskursiven Prozess, der zur Dominanz von Buen Vivir geführt hat. In einem zweiten Schritt wird die praktische Relevanz von Buen Vivir bewertet, in dem festgestellt wird, inwieweit relevante Agrarpolitiken und sozio-ökologische Dynamiken während der Präsidentschaft von Evo Morales mit den Prinzipien von Buen Vivir kompatible sind. Schließlich wird untersucht, welche Faktoren Politiker und Landnutzer beeinflussen, dominante Umweltdiskurse in ihren Entscheidungen zu berücksichtigen. Dazu werden Repräsentanten relevanter Akteursgruppen befragt, um ihre subjektiven Wahrnehmung zur Bedeutung von Einflussfaktoren aus drei konzeptionellen Kategorien, politische Hegemonie, operative Kapazität, und persönliche Prioritäten) abzuschätzen. Abschließend wird die Plausibilität der erzielten Ergebnisse geprüft, in dem sie mit den tatsächlichen Dynamiken in Politik und Landnutzung konfrontiert werden. Die Analyse zeigte, dass alle vier untersuchten Dimensionen (Inhalt, Akteure, strategische Praktiken und Kontext) zur politischen Relevanz von Buen Vivir beigetragen haben. Es wurde deutlich, dass dieser Relevanz ein hochkomplexer, interaktiver Prozess zu Grunde lag, der auf ein strukturierendes gesamtgesellschaftliches Problem (Indigenität) thematisiert, und Teil umfassenderer gesellschaftspolitischer Kämpfe (Entkolonialisierung) ist. In Bezug auf die Relevanz von Buen Vivir für die Formulierung von Sektorpolitiken zeigte die Analyse sehr unterschiedliche Ergebnisse. So hat Buen Vivir für Bewässerungs- und Ernährungssicherheitspolitiken eine hohe Relevanz, für Politiken der Agrarreform und der landwirtschaftlichen Entwicklung nur eine mäßige, und für Energiepolitiken überhaupt keine Relevanz. Insofern muss festgestellt werden, dass gerade umweltrelevante Politikfelder kaum von Buen Vivir beeinflusst wurden. Entsprechend spiegeln auch die analysierten Umweltindikatoren, wie zum Beispiel Entwaldung und Umweltdegradierung, zur Landnutzungsdynamik die Prinzipien von Buen Vivir kaum wieder. Soziale Aspekte, wie der Zugang von Kleinbauern zu Land und Ressourcen, Grundnahrungsmitteln und Rohstoffen sowie Armut und Ungleichheit, dagegen zeigen zum Teil eine höhere Kompatibilität mit Buen Vivir. Dennoch ist die praktische Relevanz von Buen Vivir insgesamt eher gering. Eine höhere praktische Relevanz von Buen Vivir stehen vor allem Einflussfaktoren aus der Kategorie der politischen Hegemonie entgegen. Insbesondere beschränken Interessen und Präferenzen der dominierenden politischen Kräfte die den Prinzipien von Buen Vivir entgegenstehen, dessen stärkere Berücksichtigung in politischen Entscheidungsprozessen. Auch fehlende operationale Kapazitäten von Regierungsstellen wirken sich negativ auf die Umsetzung von Buen Vivir aus. Schließlich beeinflussen persönliche Präferenzen von Politikern und Landnutzern die praktische Relevanz von Buen Vivir. Die Ergebnisse zeigen, dass die praktische Relevanz von Umweltdiskursen von einem komplexen Geflecht verschiedenster sich gegenseitig beeinflussender Faktoren abhängt. Es ist schwierig die dahinterstehenden Prozesse und Akteure gezielt zu beeinflussen, um die praktische Relevanz förderungswürdiger Diskurse zu erhöhen. Es erscheint dennoch möglich, auf der Grundlage einer genauen Beobachtung und Analyse der gesellschaftspolitischen Prozesse und deren Akteure, Möglichkeiten für zeit- und akteursoptimierte Stimuli zu identifizieren. Besonders effektiv ist dabei die Stärkung von Interessenvertretungskoalitionen, um politische Hebelwirkung zu erzielen. Auch können relevante soziale Gruppen, Organisationen und Behörden gestärkt werden, etwa durch verbesserten Zugang zu Wissen, Ressourcen und Netzwerken, sowie die Unterstützung bei Kommunikation und den Möglichkeiten politischer Partizipation. Vielversprechend sind solche unterstützenden Maßnahmen vor allen dann, wenn ein strukturierendes gesamtgesellschaftliches Problem existiert bzw. gefunden werden kann, dass in alle vier Dimension des Diskurses wirkt.