Innenpolitisch war der Berichtszeitraum in Indien zunächst durch heftige Krisen geprägt, wobei spektakuläre Korruptionsfälle und -vorwürfe eine besondere Rolle spielten. Diese wurden in ihren Auswirkungen auf die regierende Koalition noch verstärkt durch Ausscheiden kleinerer Partner und sich bei den Landtagswahlen abzeichnende Rückgänge popularer Unterstützung. Freilich hat gerade die zunehmende Fragilität der Koalition dazu geführt, dass sich ihre Partner gegen Ende des Berichtszeitraumes - aus Furcht vor Neuwahlen, die der Kongresspartei wohl Vorteile gebracht hätten - wieder enger zusammenschlossen. Der innenpolitische und gesellschaftliche Konsens wurde auch gefödert durch die sich zuspitzende militärische Eskalation mit dem pakistanischen Nachbarn, der die Bekämpfung des Terrornetzwerkes in Afghanistan durch die USA und ihre Verbündeten zur Durchsetzung der eigenen außenpolitischen Agenda zu nutzen versuchte.
Eine Analyse der Vorgänge um Falkland ist aufschlußreich, nicht nur, was den Regierungsstil von Frau Thatcher angeht oder das Verhalten der Parteien, sie lohnt auch wegen der Erkenntnisse über das Wählerverhalten vor den britischen Unterhauswahlen vom 9.6.1983. Großbritannien hatte sich nicht verändert. Der Falklandkrieg war bereits nach einem Jahr Teil seiner heroischen Tradition geworden: Denkmäler wurden errichtet, Straßen nach Gefallenen benannt. Die Versuche von Labour, Falkland politisch zu thematisieren, waren daher aussichtslos. (GM)
Innenpolitisch verlief das Jahr 2002 (bis einschließlich Februar 2003) vergleichsweise stürmisch. Der Beginn war geprägt von blutigen, kommunalen Auseinandersetzungen zwischen organisierten Moslem- und Hindugruppen in Gujarat. Wie immer waren davon hauptsächlich Unschuldige betroffen, wie immer traten über diesen Ereignissen die eigentlichen Probleme guter Regierungsführung in den Hintergrund. Die Ausschreitungen gegenüber den Muslimen trugen immerhin dazu bei, dass die Regierung die Radikalen bei der schon Jahre schwelenden Frage des Tempelbaus dämpfte. Dies vertiefte freilich den Graben zwischen der hauptsächlichen Regierungspartei BJP (Bharatiya Janata Party) und ihren Vorfeldorganisationen. Die nachhaltige Schwächung der Regierungskoalition wurde erst durch den triumphalen Wahlsieg der BJP in Gujarat überwunden, der einer bewussten Polarisierung der kommunalen Gegensätze zu verdanken war. Er gab nicht nur der BJP Anlass, ihre bisherige politische Mäßigung zu überdenken, sondern brachte auch die oppositionelle Kongresspartei in Zugzwang und dämpfte deren Selbstbewusstsein hinsichtlich der Unterhauswahlen im Jahr 2004 erheblich.