Die wirtschaftliche Entwicklung im östlichen Teil Deutschlands von 1949 bis 1989
Die Studie von Wilma Merkel und Stefanie Wahl ist nach der Wiedervereinigung der erste Versuch, das Bruttoinlandsprodukt insgesamt für die ehemalige DDR in einer Zeitreiher von 1950 – 1989 zu DM-Preisen in Anlehnung an die SNA – Methode zu berechnen. Die Berechnungen von Merkel/Wahl waren nach 1990 die ersten, die versuchten, Zeitreihen des BIP der DDR für die Jahre 1950 bis 1989 mit Hilfe eines Wechselkurssurrogats von Mark der DDR in DM um zu bewerten. Um die in Binnenwährungsgrößen ausgewiesenen Wertangaben in international vergleichbare Größen zu überführen, wurde ein "spezieller Umrechnungskoeffizient entwickelt, in den mehrere quantitative und qualitative Faktoren eingingen. Hierzu gehören u. a. Unterschiede in Niveau, Lebensdauer und Qualität der Erzeugnisse und Leistungen der einzelnen Wirtschaftsbereiche zwischen dem östlichen und westlichen Teil Deutschlands, durch das Subventionssystem und die Kaufkraftabschöpfung verursachte Preisverzerrungen in der DDR, Produktivitätsrückstände gegenüber der BRD sowie in begrenztem Umfang Schwankungen in den offiziellen Wechselkursverhältnissen zwischen der Mark der DDR und der DM" (Merkel/Wahl, 1991, S. 47).
Ausgangspunkt der Berechnung war das für diesen Zeitraum berechnete Gesellschaftliche Gesamtprodukt und das produzierte Nationaleinkommen entsprechend der vorliegenden Berechnungen der SZS der DDR in der Bewertung zu DDR-Preisen nach dem MPS – Konzept ("Material Product System"). Dazu schätzte Merkel einen Anteil für den nicht - produzierenden Bereich. Daraus wurden das gesamte Bruttoprodukt und die Vorleistungen (einschließlich nicht - produzierender Bereich) und als Differenz das Bruttoinlandsprodukt zu vergleichbaren DDR-Preisen geschätzt. In einem weiteren Schritt erfolgte eine Umrechnung des errechneten BIP in DM mit Hilfe eines jährlich unterschiedlichen Umrechnungskoeffizienten Mark der DDR/ DM. Der dabei genutzte durchschnittliche Umrechnungskoeffizient beider Währungen beruhte nicht auf Preis- bzw. Kaufkraftvergleichen zwischen der DDR und der BRD, sondern auf aggregierte, nach Aussage der Autorinnen verschiedene allgemeine und spezielle Faktoren in einer Größe (wie u. a. Unterschiede im Niveau, Lebensdauer und Qualität der Erzeugnisse und Leistungen der einzelnen Wirtschaftsbereiche zwischen dem östlichen und westlichen Teil Deutschlands, durch das Subventionierungssystem und die Kaufkraftabschöpfung verursachte Preisverzerrungen in der DDR, Produktivitätsrückstände gegenüber der BRD sowie in begrenztem Umfang Schwankungen der offiziellen Wechselkursverhältnisse zwischen Mark der DDR und der DM). Merkel und Wahl stützen sich auf die amtliche Volkseinkommensstatistik (der DDR nach dem MPS - Konzept) und unternehmen eine provisorische Umrechnung in ein westliches Sozialprodukt durch Berücksichtigung einer geschätzten Wertschöpfung im Dienstleistungssektor. Die Daten in DM sind mit Hilfe von Umrechnungsfaktoren zur Entwertung der Mark gegenüber der DM ermittelt, die sich in etwa mit den sogenannten Richtungskoeffizienten des DDR-Außenhandels sowie den Umrechnungskoeffizienten des Rentenüberleitungsgesetzes (RÜG) decken. Im RÜG von 1991 wurde ein Koeffizient veröffentlicht, der auf der Basis der Beitragsbemessungsgrundlagen der Umstellung der Renten in den neuen Bundesländern galt (als ein dem Richtungskoeffizienten ähnlicher Reduktionskoeffizient). Der auf die Erwerbstätigkeit zielende RÜG – Koeffizient ist besser geeignet als der von Merkel/Wahl vorgeschlagene Koeffizient (dessen konsumentenorientierten Endwert letztlich die Bundesregierung im Einigungsvertrag festgeschrieben hat, und gegen den schon die Bundesbank Bedenken hatte) weil damit der stark unterschiedlichen Erwerbsquote die notwendige Bedeutung eingeräumt ist.
Datentabellen in HISTAT (Thema: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen):
A. Wirtschaftsvergleich DDR - BRD 1936 und 1950
A.01 Wirtschaftsvergleich zwischen der DDR und der BRD (1936/1950)
B. Berechnung des Bruttoinlandsprodukts in der DDR
B.01 Produktionswerte des produzierenden und nichtproduzierenden Bereichs in der DDR (1950-1989)
B.02 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der DDR nach dem MPS - Konzept (1950-1989)
B.03 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der DDR nach dem SNA - Konzept (1950-1989)
B.04 Umrechnung des Bruttoinlandsprodukts der DDR von Mark in DM (1950-1989)
C. Vergleich der wirtschaftlichen Entwicklung in beiden Teilen Deutschlands
C.01 Bruttoinlandsprodukt in der DDR, der BRD und Gesamtdeutschland (1950-1989)
C.02 Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in der DDR, der BRD und Gesamtdeutschland (1950-1989)
C.03 Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf in der DDR und der BRD (1950-1989)
C.04 Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt in der DDR im Verhältnis zur BRD (1950-1989)
D. Ursachen für die langsamere wirtschaftliche Entwicklung im östlichen Teil Deutschlands
D.01 Bevölkerung der DDR, der BRD und Gesamtdeutschlands (1939-1989)
D.02 Erwerbsfähige (15- 65-jährige der Wohnbevölkerung) in der DDR und der BRD (1950-1989)
D.03 Erwerbsbevölkerung in der DDR (1950-1989)
D.04 Bruttoinlandsprodukt pro Erwerbstätigen in der DDR und der BRD (1950-1989)