Im dritten Jahrzehnt nach dem von ethnischer Gewalt geprägten Zerfall Jugoslawiens wird der Vielvölkerstaat in seinen Nachfolgestaaten von offizieller Seite gerne auf ein historisches Faktum reduziert. Aber gehört Jugoslawien wirklich definitiv der Vergangenheit an? (APuZ)
In dem Beitrag werden die Wirtschaftsprobleme mit ihren sozialpolitischen Implikationen und die Explosion der nationalen Auseinandersetzungen als die wichtigsten Generatoren der jugoslawischen Krise 1988/89 beleuchtet. Die sich drastisch verschärfende Wirtschaftsmisere, der Rücktritt der Regierung Mikulic und die Regierungsübernahme Markovics, die nationalen Erfolge Serbiens in der Vojvodina und die nationalen Auseinandersetzungen im Kosovo werden näher dargestellt. Abschließend entwickelt der Autor ein Szenario der zukünftigen wirtschaftlichen und politischen Entwicklung Jugoslawiens. (BIOst-Str)
Der Ausbruch der konfliktiven Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Teilrepubliken Jugoslawiens im Jahre 1991 und die weitere Eskalation des Krieges hat die Weltöffentlichkeit vor allem wegen des Ausmaßes der herbeigeführten Zerstörungen, der angewandten Brutalität und der systematischen Menschenrechtsverletzungen erschüttert. Der "jugoslawische Bruderkrieg" stellt insofern eine schwierige Konfliktanalyse dar, als sich hier Interessen-, Wert-, Beziehungs- und Zielkonflikte verschiedenartigen Gewichts und unterschiedlicher Tragweite überlagern. Die hochgradige Komplexität von Konfliktstrukturen und ihre innere Dynamik lassen zudem die eigentlichen Konfliktursachen und den genuinen Konfliktgegenstand nicht immer deutlich hervortreten, wie der Autor im vorliegenden Beitrag zeigt. Darüber hinaus veränderte sich im Laufe der Zeit auch der Charakter des Konflikts: Aus einem binnenstaatlichen Konflikt wurde durch den Zerfallsprozess und die sukzessive Anerkennung der Teilrepubliken als souveräne Staaten durch die Völkergemeinschaft ein internationaler Konflikt. Im Hinblick auf die Konfliktregelungs- und Lösungsmöglichkeiten zeigten sich die Denkmuster und Wahrnehmungsweisen der Krieg führenden Parteien gegenüber Argumenten und Sanktionen vermittelnder Dritter weitgehend resistent, so dass die Verhaltensorientierungen der sich feindlich gegenüberstehenden Kräfte die angestrengten Friedensbemühungen erschwerten und immer wieder konterkarierten. (ICI2)
Ausgehend von einem Rückblick auf die zeitgeschichtliche Entwicklung des Verhältnisses zwischen Staat/Partei und Muslimen in Jugoslawien (Ustasa-Staat, sozialistische Förderation) setzt sich die Autorin mit den Konsequenzen des starken Anstiegs des muslimischen Bevölkerungsanteils auseinander. Im Zentrum ihrer Untersuchung steht das aus dem wachsenden nationalen Selbstbewußtsein der jugoslawischen Muslime sich ergebende politisch-ideologische und kulturelle Konfliktpotential. (BIOst-Hml)