Ausgehend von der historischen Entwicklung Jugoslawiens und der Vorläuferorganisationen des Bundes der Gewerkschaften Jugoslawiens (BGJ) stellt der Verfasser des Handbuchartikels im weiteren dessen Struktur und Größe sowie Programmatik und Selbstverständnis des BGJ dar. Das Verhältnis zur Kommunistischen Partei und die Bedeutung des BGJ für die sozialistische Selbstverwaltung werden anschließend erläutert - abgeschlossen wird der Beitrag durch die Beschreibung der Schwerpunkte der gewerkschaftlichen Tätigkeit und die internationale Stellung des BGJ. Ausführliche Tabellen ergänzen die inhaltliche Darstellung zusammen mit einer Literaturübersicht und der Anschrift des BGJ. (KS)
Der Beitrag gibt einen Überblick über den Widerstand gegen die faschistische Okkupation Jugoslawiens im Zweiten Weltkrieg. Zunächst wurden Vorgeschichte und Voraussetzungen aufgezeigt, insbesondere die Politik der Besatzungsmächte (Drittes Reich, Italien, Bulgarien und Ungarn), sowie Fragen der Kollaboration. Es wurde darauf verwiesen, daß es vorwiegend nur organisierte Formen des Widerstandes gab: die Tschetniki-Bewegung (D. Mihailovic) und die Volksbefreiungsbewegung der Kommunistischen Partei (Tito), die sich auf breiteste Volksmassen in allen jugoslawischen Gebieten und aus allen Schichten der Gesellschaft stützen konnte. Die Darstellung des Widerstandes ging besonders auf das wichtigste Kampfinstrument dieser Bewegung ein: die Partisanen- bzw. Volksberfreiungsarmee. Wie zusammenfassend festgestellt wurde, baute die Volksbefreiungsbewegung in ihrem unerbittlichen Kampf gegen die Besatzungsmächte und ihre Helfer eine ganze Armee auf, eine eigene erfolgreiche Verwaltung und einen neuen Staat, der von den Allieerten schon im Kriege anerkannt wurde; die politische Struktur, die den Befreiungskampf siegreich beendet hatte, spielte auch beim Wiederaufbau der Wirtschaft und bei der Sozialisierung der Produktionsmittel eine führende Rolle. Keiner anderen revolutionären oder zumindest radikalen Widerstandsbewegung im Zweiten Weltkrieg gelang es, so wurde angemerkt, ihre Ziele so vollständig zu verwirklichen. (HRS)
Der Ausbruch der konfliktiven Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Teilrepubliken Jugoslawiens im Jahre 1991 und die weitere Eskalation des Krieges hat die Weltöffentlichkeit vor allem wegen des Ausmaßes der herbeigeführten Zerstörungen, der angewandten Brutalität und der systematischen Menschenrechtsverletzungen erschüttert. Der "jugoslawische Bruderkrieg" stellt insofern eine schwierige Konfliktanalyse dar, als sich hier Interessen-, Wert-, Beziehungs- und Zielkonflikte verschiedenartigen Gewichts und unterschiedlicher Tragweite überlagern. Die hochgradige Komplexität von Konfliktstrukturen und ihre innere Dynamik lassen zudem die eigentlichen Konfliktursachen und den genuinen Konfliktgegenstand nicht immer deutlich hervortreten, wie der Autor im vorliegenden Beitrag zeigt. Darüber hinaus veränderte sich im Laufe der Zeit auch der Charakter des Konflikts: Aus einem binnenstaatlichen Konflikt wurde durch den Zerfallsprozess und die sukzessive Anerkennung der Teilrepubliken als souveräne Staaten durch die Völkergemeinschaft ein internationaler Konflikt. Im Hinblick auf die Konfliktregelungs- und Lösungsmöglichkeiten zeigten sich die Denkmuster und Wahrnehmungsweisen der Krieg führenden Parteien gegenüber Argumenten und Sanktionen vermittelnder Dritter weitgehend resistent, so dass die Verhaltensorientierungen der sich feindlich gegenüberstehenden Kräfte die angestrengten Friedensbemühungen erschwerten und immer wieder konterkarierten. (ICI2)
Aus dem Inhalt: I. Motive der Abwanderung 1. Zahl und Struktur der jugoslawischen Auslandsmigranten 2. Arbeitsländer und regionale Unterschiede in der Herkunft jugoslawischer Migranten 3. Sozioökonomische Ursachen für die Abwanderung ins Ausland 4. Die unterschiedliche Beteiligung der einzelnen Gebiete Jugoslawiens an der Auslandsmigration 5. Individuelle Wanderungsmotive II. Wirtschaftliche Auswirkungen 1. Verringerung der Arbeitslosenzahl 2. Auswirkungen auf die Zahlungsbilanz 3. Verwendung der Ersparnisse in Jugoslawien III. Die jugoslawische Migrationspolitik IV. Das Problem der Rückwanderung V. Veränderungen der sozioökonomischen Strukturen VI. Soziale Probleme
In dem Beitrag wird ein Überblick über die Umweltsituation in Jugoslawien gegeben. Zunächst wird der aministrative Rahmen beschrieben, der durch die jugoslawische Bundesverfassung Umweltschutzmaßnahmen regelt. Es wird deutlich, daß durch die Dezentralisierung koordinierte Aktionen und Maßnahmen zum Schutz der Umwelt erschwert werden. Die geographischen Faktoren, die die Umweltverschmutzung beeinflussen, werden beschrieben. Anhand einiger Beispiele wird das Ausmaß der Umweltschäden beschrieben. Die Auswirkungen des Bergbaus werden diskutiert. Im einzelnen werden drei Bereiche dargestellt: Wasserverschmutzung, vor allem an der Adria und an den Binnenseen; Luftverschmutzung, vor allem in den Industrieregionen. Die Situation in den Nationalparks wird geschildert. Die Skepsis gegenüber Atomenergie, vor allem auf der Kostenseite, wird dargestellt. Im Gegensatz zu anderen sozialistischen Ländern, so wird gezeigt, existiert in Jugoslawien eine Umweltbewegung. Es wird deutlich, daß der rechtliche Rahmen für eine Umweltpolitik vorhanden ist, daß aber Probleme auf seiten der Administration bestehen. (KW)
Die Folgen der Reformwelle, die sich mit der neuen Verfassung von 1974 für die jugoslawische Wirtschaft einstellten, werden dargestellt und aus entscheidungs- und partizipationstheoretischem Blickwinkel diskutiert. Im Mittelpunkt stehen folgende Reformmaßnahmen: (1) Dezentralisierung in den Unternehmen, (2) Dezentralisierung exekutiver, legislativer und budgetärer Rechte innerhalb des Föderalstaates, (3) Befriedigung gemeinschaftlicher Bedürfnisse im Rahmen selbstverwalteter Interessengemeinschaften, (4) Koordination individueller Handlungen durch Selbstverwaltungsabkommen und gesellschaftliche Vereinbarungen. Es wird gezeigt, daß in Jugoslawien eine Verhandlungswirtschaft existiert, die sich an Preisen orientiert. Resultate der Reformen von Verhandlungsprozessen sind vor allem: (1) eine Erhöhung der Autonomie der Individuen, (2) Förderung der Effizienz (außer bei Rückgriff auf inkorrekte Preise) und (3) Fortdauer verzerrter regionaler und sozialer Interessenrealisierung. (HA)
Dargestellt wird die Entwicklung des Arbeitersports in Jugoslawien in drei historischen Perioden: von der Jahrhundertwende bis nach dem 1. Weltkrieg, von 1918 bis nach dem 2. Weltkrieg und von 1945 bis heute, womit der Beitrag auch Informationen über die Strukturierung von Sport und Freizeit im gegenwärtigen Jugoslawien enthält. Die Anfänge des Arbeitersports in dem vor 1918 mehrere Staaten und Bevölkerungsgruppen umfassenden Gebiet lagen vor allem in den auf körperliche Erziehung abzielenden Aktivitäten der sog. "Arbeiter-Handwerk-Vereine", aber auch ab ca. 1905 in der Gründung einzelner Arbeitersportvereine. Für die Zeit nach 1918 verweist der Autor sowohl auf die Spaltung in einem mehr sozialdemokratischen und einen kommunistischen Flügel des Arbeitersports als auch auf die ständige Repression und Behinderung seitens des Staates. So wurde der 1925 gegründete "Arbeitersportblock", der eine explizit klassenkämpferische Ausrichtung hatte, 1928 polizeilich aufgelöst, und 1930 wurden die Arbeitersportvereine durch das diktatorische Regime gänzlich eleminiert. Für die Phase nach 1945 wird insgesamt eine Polarisierung auf dem Gebiet des Sports in Jugoslawien konstatiert: dem eher bürgerlichen Wettkampfsport steht nun der dem Arbeitersport zuzurechnende Erziehungs- und Erholungssport gegenüber. Obwohl die 1951 eingeführte Arbeiterselbstverwaltung den Arbeitern mehr Einfluß auf die Belange des Sports ermöglichte, spricht der Autor abschließend von einer wachsenden Verdrängung des Arbeitersports, die seines Erachtens nur über Reformen im politischen und wirtschaftlichen System des heutigen Jugoslawien aufhebbar ist. (GH)
Ausgehend von Desintegrationserscheinungen auf staatlicher Ebene, aber auch auf der Ebene der Partei, die gegenwärtig das wesentliche Kennzeichen des politischen Systems in Jugoslawien sind, wird in dem Beitrag gefragt, ob Jugoslawien politische Reformen braucht. In der Diskussion um die offenkundige Ineffizienz des politischen Systems werden drei Gruppen ausgemacht: (1) die Reformer; (2) die Fürsprecher behutsamer Veränderungen; (3) die Konservativen, die die Aufrechterhaltung des Status quo wünschen. Die Reformdiskussion im BdKJ (Bund der Kommunisten Jugoslawiens) wird nachgezeichnet. Probleme, die durch das föderative System Jugoslawiens entstehen, werden beispielhaft am Konsensprinzip (der Gesamtplan und Bundesgesetze müssen einstimmig im Rat der Republiken und Provinzen beschlossen werden ) erörtert. Einige Reformanstöße und kritische Analysen werden beschrieben und eingeschätzt. Dabei geht es (1) um die Funktion des politischen Systems und (2) um die Ursachen für die Diskrepanz zwischen den Verfassungsprinzipien und der Praxis. Die Rolle des BdKJ wird ausgehend von der Krise, in der sich die Partei zur Zeit befindet, diskutiert mit dem Ergebnis, daß, um Reformen durchzusetzen, zuerst die Einheit in der Partei wiederhergestellt werden muß. (KW)
Um die Beziehungen zwischen Jugoslawien und der UdSSR nach dem Tod von Tito zu analysieren, werden die jugoslawischen Probleme der 80er Jahre dargestellt, die zur These der Instabilität Jugoslawiens führen: das Problem der politischen Führung; die Wirtschaftskrise; die zwischennationalen Beziehungen. Jugoslawiens Position zwischen den Blöcken wird beschrieben. Trotz einiger international bedeutsamer Ereignisse zu Beginn der 80er Jahre wird ein außenpolitischer Alltag in Jugoslawien konstatiert, der allerdings auf bestimmten Grundpositionen basiert. Die politischen Beziehungen zwischen der UdSSR und Jugoslawien werden als eine Politik der gegenseitigen Nadelstiche bezeichnet. Die jüngste sowjetisch-jugoslawische Kontroverse, die als eine wissenschaftlich-politische eingeordnet wird, wird analysiert. Der unabhängige außenpolitische Kurs Jugoslawiens wird betont. Am Beispiel der Afghanistan-Krise wird erklärt, daß die bilateralen Beziehungen zwischen Jugoslawien und der Sowjetunion aufrechterhalten und weiterentwickelt werden können, wenn konfliktbeladene Grundsatzpositionen ausgeklammert werden. Die Untersuchung kommt zu folgendem Ergebnis: Wenn die jugoslawische Politik der Blockfreiheit nicht zuletzt gegenüber der Sowjetunion vom Westen garantierbar erscheint, verfügt Jugoslawien über die außenpolitisch notwendigen Bedingungen, sich seiner zentralen innenpolitischen Probleme anzunehmen - der Wirtschaftskrise und der zwischennationalen Beziehungen. (KW)