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In: Intervalle 9
Die Semiotik des menschlichen Körpers betrifft zum einen die menschliche Körpersprache in Gestik und Mimik sowie die Zeichenhaftigkeit der menschlichen Gestalt von der Geburt bis zum Tode. Zum anderen hat sie die Formen der Verkörperung des Menschen in Sprache und Literatur, Malerei und Skulptur, Film und Fernsehen, Werbung und Computerspiel zum Thema. Die Entkörperung der Zeichen vom Menschen vollzieht sich in der Simulation von Körpern und Körperlichkeit in den digitalen Medien, in den Simulakra der Körperlichkeit in Avataren, Cyborgs und anderen bloß virtuellen Verkörperungen. Das breite Spektrum der Semiotik des Körpers, seiner Verkörperung und seiner Entkörperung verlangt nach medien- und kultursemiotischen Reflexionen transdisziplinärer Art.
In: Soziologie des Körpers, S. 323-355
Die Annahme scheint naheliegend, dass Essstörungen ein individuelle Problem junger Frauen sind, die sich dem gesellschaftlich vorherrschenden (und von Männern diktierten) Schönheitsideal unterwerfen. Der vorliegende Beitrag zeigt, dass dieses Bild vereinfacht und daher ergänzungsbedürftig ist. Dies geschieht entlang zweier Thesen: (1) Essstörungen sind keineswegs ein rein individuelles Problem, sondern untrennbar mit spezifischen gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen verbunden und in diesem Sinne wesentlich ein soziosomatisches Phänomen. (2) Essstörungen liegt kein Schönheits-, Figur- oder Essproblem zugrunde, sondern ein Identitätsproblem, das die Essgestörten im Medium ihres Körpers zu lösen versuchen. Zur Begründung der beiden Thesen wird ein körper- und identitätssoziologischer Zugang gewählt. Körpersoziologisch ist das Vorgehen in der Hinsicht, dass Körperwahrnehmung, -einstellung und -praxis in ihrer soziokulturellen Konstruiertheit betrachtet werden, identitätssoziologisch dergestalt, dass Identität und Identitätsprobleme als Resultat gesellschaftlicher Wertvorstellungen, normativer Zwänge und sozialer (vor allem familiärer) Interaktionen aufgefasst werden. Mit diesem Zugang wendet sich der Autor gegen die in der sozialwissenschaftlichen Literatur zu Essstörungen dominierende Vorgehensweise, die Kategorien (weibliches) Geschlecht und (weibliche) Adoleszenz in den Mittelpunkt zu rücken und von dort aus die Themen (weiblicher) Körper und (weibliche) Identität zu behandeln. (ICA2)
In: Schriftenreihe des Graduiertenkollegs 'Automatismen'
In: Schriftenreihe des Graduiertenkollegs "Automatismen"
Der Band untersucht dynamische Konfigurationen, die in der Interaktion von menschlichen und nicht-menschlichen Körpern, von Materialitäten und Technologien entstehen und fragt nach Konzepten, die deren gegenseitige Abhängigkeiten jenseits von Reifizierung und Naturalisierung denken. Mit dem Konzept der Automatismen werden insbesondere jene Prozesse der Materialisierung und Verkörperung ins Auge gefasst, die sich der bewussten Kontrolle entziehen. So werden die unterschiedlichsten Assemblagen von Körpern, Materialitäten und Technologien in Bereichen wie Data Science, Navigation, Fotografie bis zu Nähpraktiken untersucht. Die Autorinnen und Autoren des Bandes analysieren in ihren Beiträgen die komplexen Prozesse, in denen materialisierte und verkörperte Routinen sich zu etablierten Strukturen verdichten, diese aber auch unterlaufen oder überschreiten.
In: Psychosozial, 74
World Affairs Online
In: Politische Vierteljahresschrift: PVS : German political science quarterly, Band 62, Heft 4, S. 643-669
ISSN: 1862-2860
ZusammenfassungDie moderne westliche Politische Theorie befasst sich kaum mit Köpern; diese werden zumeist privatisiert und als natürlich bzw. vorpolitisch gesetzt. Der Text zeigt, dass Körper in der modernen Politischen Theorie allerdings nicht schlicht abwesend sind, sondern eine gewichtige politische Rolle einnehmen, denn Körper legitimieren politische Anordnungen in subtiler Weise. Durch eine Auseinandersetzung mit zentralen Denkfiguren bei Thomas Hobbes, John Locke, Jean-Jacques Rousseau, Immanuel Kant, Hannah Arendt, John Rawls und Jürgen Habermas werden drei Weisen sichtbar gemacht, wie Körper die moderne westliche Politische Theorie prägen: erstens werden Körper zur Legitimation der politischen Ordnung herangezogen, zweitens dienen sie der Bestimmung des politischen Subjektstatus und drittens wird über Körper Politik definiert. Der Text verdeutlicht, wie eine körpertheoretische Perspektive, die Körper nicht als präpolitisch, sondern als politisches Konstrukt begreift, den machtanalytischen Radius der Politischen Theorie zu erweitern in der Lage ist.
In: Schriftenreihe zum gewerblichen Rechtsschutz 93
In: Schriftenreihe zum gewerblichen Rechtsschutz 93
In: Materialitäten 9
Wie werden Körper gefährlich? Dieser Frage liegt die These zugrunde, dass soziale Prozesse der In- und Exklusion, der Normalisierung und Marginalisierung von Menschen und Gruppen immer auch eine körperliche Dimension haben.Das Buch verknüpft erstmals die für die Soziologie seit längerem virulente Frage nach der Bedeutung des Körperlichen mit Theorien zu sozialer Ungleichheit, zu Stadt und Raum sowie zur Sicherheitsgesellschaft und illustriert diese auch empirisch an einem innerstädtischen »gefährlichen Ort«. Auf diesem Wege wird eine Öffnung der körperlichen Dimension des Sozialen für eine kritische Gesellschaftstheorie erreicht.
In: Qualitative Fall- und Prozessanalysen Band 20
In: Transit: europäische Revue, Heft 16, S. 92-107
ISSN: 0938-2062
Der Zusammenhang von Gesellschaft und Krieg wird für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg am Umgang mit dem Körper des Soldaten rekonstruiert. Wer aus dem Krieg zurückkehrte war entweder "stahlgestählt" in "Stahlgewittern" (Ernst Jünger) gehärtet oder Krüppel, Traumatiker, Versager. Diese harte "Logik" resultiert aus der folgenden kulturellen Dynamik des "stahlharten Gehäuses" (Max Weber) des Kapitalismus und einer "verwalteten Welt": der moderne Soldatenkörper verschmilzt mit "seiner" Kriegsmaschine und "seiner" Truppe. Das Dilemma von Außen- und Innensteuerung, vom mechanisierten Körperdrill und leidenschaftlichem Einzelkämpfertum wird von der Kriegsführung der Moderne ad acta gelegt. In der Affinität von Maschine und Arbeit über die Kategorien Verschleiß und Verbrauch reicht der Krieg weit in die Welt des Zivilen und der Moral, das Moralische weit in die Welt des Krieges hinein. Der Soldat ist daher nur der Testfall für eine Mobilmachung der Körper in der Moderne, die ebenso unausweichlich wie irreversibel ist. (pre)
In: KritikMächte - Interdisziplinäre Perspektiven Bd. 3
In: Qualitative Fall- und Prozessanalysen Band 20