Kalter Krieg 2.0? Die Beziehungen zwischen West und Ost seit dem Ende des Ost-West-Konflikts
In: 1917, S. 153-176
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In: 1917, S. 153-176
In: Politikwissenschaft: eine Grundlegung. Bd. III: Außenpolitik und Internationale Politik, S. 217-245
In dem Beitrag wird der Ost-West-Konflikt als internationales Phänomen behandelt. Er wird als ein struktureller Weltkonflikt verstanden, der seit 40 Jahren die internationale Politik prägt. Beschrieben und analysiert werden das Konfliktmuster und der Konfliktverlauf unter besonderer Berücksichtigung der verschiedenen Arten der Konfliktregulierung. Zunächst wird gefragt, ob der Verlauf des Ost-West-Konflikts eindeutig determiniert ist. Überprüft wird dies anhand derjenigen Phase, in der nach einer weitgehenden Kooperation die Konfliktregelung am weitesten in die regressiv-konfrontative Richtung verlief, was zu der Frage führt, ob es eine Alternative zum Kalten Krieg gab. Dann wird eine Entwicklung veranschaulicht, die gekennzeichnet ist durch eine Richtungsänderung in der Konfliktregulierung 1946/47, die eine Bipolarisierung in allen Bereichen der internationalen Beziehungen bewirkte. Als charakteristisch für die anschließende Entspannungsphase wird die Depolarisierung dargestellt. Insbesondere werden die Unterschiede zwischen verschiedenen Beziehungsbereichen (Allianzbeziehungen, diplomatische Beziehungen, Handelsbeziehungen) erkennbar gemacht und interpretiert. Es wird die Annahme diskutiert, daß der Ost-West-Handel für eine integrativ-kooperativ akzentuierte Konfliktregelung wesentlich ist. Schritte zur Krisen- undKonfrontationsvermeidung werden erörtert: die Deeskalationsstrategie des Gradualismus, das Kennedy-Experiment und das förmliche Krisenmanagement der Detente-Phase. Abschließend wird die These von der Spannungsminderung durch Entideologisierung diskutiert. (RW)
In: Perspektiven der Friedensforschung, S. 197-208
Es wird die Bedeutung und Entwicklung der Forschung zum Ost-West-Konflikt in der Friedensforschung untersucht. Dargestellt wird, daß die Untersuchungen zum Ost-West-Konflikt parallel zur neuen Ost- und Entspannungspolitik der sozial-liberalen Koalition nach 1969 in der Bundesrepublik und zu den Anstrengungen um die KSZE, einen großen Aufschwung erlebten. Herausgearbeitet wird, daß der Ost-West-Konflikt im wesentlichen als Machtkonflikt (militärisch und politisch), eventuell auch in seiner ideologischen Ausprägung analysiert wurde. Was indessen weitgehend gefehlt hat und immer noch fehlt, ist die gesellschaftliche Dimension. Kritisiert werden die Enthistorisierung und die Rückfälle in die Verallgemeinerung in den Analysen zum Ost-West-Konflikt, die gerade in letzter Zeit in der Friedensforschung vordringen. Für notwendig erachtet wird die Beschäftigung mit dem bisher vernachlässigten Bereich der Herrschaftsanalyse und der Herrschaftskritik, und zwar differenziert nach dem spezifischen Herrschaftscharakter der kapitalistischen Gesellschaft einerseits und der realsozialistischen Gesellschaft andererseits. (GF)
In: Internationale Politik nach dem Ost-West-Konflikt: globale und regionale Herausforderungen, S. 246-258
Der Autor geht in seinem Beitrag der Frage nach, inwieweit das Ende des Ost-West-Konfliktes Einfluß auf politische Entwicklungen in der Staatenwelt Afrikas südlich der Sahara genommen hat. Während des Kalten Krieges wurden diese Staaten in die jeweiligen Interessensphären miteinbezogen, konnten auch teilweise die Lage zum eigenen Nutzen instrumentalisieren. Nach dem Zusammenbruch des Realsozialismus gerieten die Subsahara-Staaten immer mehr ins weltpolitische Abseits. Innenpolitisch beschleunigte das Ende des Ost-West-Gegensatzes in vielen Staaten Demokratisierungsprozesse, auch wenn es manche Rückschläge gab. Jedoch hätte die Initialzündung des beendeten Kalten Krieges nicht eine derart durchschlagende Wirkung in einigen Staaten haben können, wenn der Boden für eine Veränderung nicht vorher bereitet gewesen wäre, wie der Autor aufzeigt. Als wirtschaftliche Folgen erweisen sich in erster Linie nachlassende wirtschaftliche Zuwendungen der westlichen Industrieländer. Auch dieser Prozeß setzte bereits vor 1989 ein und wurde vom Privatkapital initiiert. Chancen für Schwarzafrika sieht der Verfasser in einer Intensivierung des Demokratisierungsprozesses, in einer verstärkten Selbstorganisation der Staaten sowie in der Berücksichtigung der Staatenwelt für die Errichtung einer "neuen Weltordnung". (ICC)
In: Medien und Krieg - Krieg in den Medien, S. 73-84
Ausgehend von dem Erklärungsmuster, daß die Ost-West Auseinandersetzung, der Kalte Krieg, "eine Auseinandersetzung zwischen und über soziale Realitäten" war, wird eine vergleichende Presseanalyse der Medienereignisse in der Schweiz 1910-1914 für den Zeitraum 1960 bis 1991 bezüglich der Berichterstattung über den Kalten Krieg und die von diesem wesentlichen Kriege, Algerien- und Vietnamkrieg, ausgewertet. Hypothese ist, daß die Darstellung von Kriegen in Massenmedien ein guter Indikator für sozialen Wandel darstellt. Die Daten der Medienereignisanalyse falsifizieren diese Hypothese nicht. Es zeigt sich, daß die sozialen Bewegungen Ende der sechziger Jahre in Europa auch zu einem veränderten Blick auf die bislang vom Ost-West-Konflikt dominierten Ereignisse führten. So wurde der Vietnam-Krieg in den Jahren bis 1968 ausschließlich im Rahmen des Ost-West-Dualismus wahrgenommen und interpretiert. Die "68er- Bewegung" hat dann im Gefolge eine neue Perzeption des Krieges als Teil des Nord-Süd-Konflikts analysiert. "Soziale Bewegungen ... durchbrachen mit ihrer Interpretation die vorher dominante Weltstrukturierung, die ausschließlich unter dem Primat des Ost-West-Dualismus geschah, und etablierten so erfolgreich neue gesellschaftlich konstruierte Wirklichkeiten." (UN)
In: BRD ade!: vierzig Jahre in Rück-Ansichten von Sozial- und Kulturwissenschaftlern, S. 392-410
Der 1959 geborene Autor vergleicht die Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland mit der Japans unter folgenden Aspekten: (1) Die Besatzungspolitik der Alliierten beiden Ländern gegenüber und ihr Einfluß auf den Wandel zwischen der Vor- und Nachkriegszeit (äußere Aspekte der Besatzung und die jeweiligen Verfassungen); (2) Die Westintegration der beiden Länder und die Auswirkungen des Kalten Krieges auf die jeweilige Innenpolitik und (3) die Reaktion der öffentlichen Meinung auf die Besatzungspolitik und die Westintegration: Parteien, Interessenverbände, Protestbewegungen; die Auswirkungen dieser Politik auf die ideologische Orientierung und die politische Kultur. Die Besatzungspolitik gegenüber Deutschland gestaltete sich komplizierter als gegenüber Japan. Anders als in Japan wurde das Grundgesetz der BRD nicht von den Alliierten, sondern von den Deutschen selbst entworfen und nicht vor dem Kalten Krieg, sondern im Kalten Krieg verabschiedet. Der Konflikt in den 50er Jahren zwischen Befürwortern und Gegnern der Westintegration bzw. Neutralität in der BRD verlief weniger scharf als die Auseinandersetzungen in Japan und hat nicht zu einer ähnlich tiefgreifenden Spaltung der öffentlichen Meinung geführt. Weitere Unterschiede werden in der wirtschaftlichen Entwicklung, den Parteien, den Gewerkschaften und in den verschiedenen Protestbewegungen der 60er bis 80er Jahre festgestellt. In der Zukunft bleiben beiden Ländern die Probleme gemeinsam, die sich aus der hochentwickelten Industrialisierung ergeben (Umwelt, Nord-Süd-Konflikt), bzw. der internationale Druck, sich nicht nur zur wirtschaftlichen, sondern auch zur politischen Macht zu entwickeln. (ICK)
In: 1989 und die Perspektiven der Demokratie, S. 137-149
Der Beginn des Krieges zwischen Russland und Georgien am 8. August 2008 gilt für Viele als Auftakt eines Rückfalls in die Zeit der Blockkonfrontation zwischen Ost und West vor 1989. Während sich Russland als Schutzmacht der abtrünnigen georgischen Provinzen Südossetien und Abchasien sieht, stehen die USA an der Seite des georgischen Präsidenten Saakaschwili. Verschiedene Merkmale des georgisch-russischen Konfliktes werden mit Krisensituationen im Kalten Krieg verglichen: erstens die ideologischen Positionierungen auf beiden Seiten, zweitens die wirtschaftlichen Dimensionen der Konflikte, drittens die militärische Dimension der Auseinandersetzungen und viertens die Rolle von Bündnispartnern und Drittstaaten. Einerseits gibt es gravierende Differenzen im Verhältnis von Amerika und Russland, andererseits kommt die heutige Situation nicht annähernd an das Ausmaß der einstigen Blockkonfrontation von vor 1990 heran. Statt eines ideologisch aufgerüsteten Systemwettbewerbs prägt heute klassische Interessenpolitik das Verhältnis beider Staaten. (ICE2)
In: Dem Frieden dienen: zum Gedenken an Dieter S. Lutz, S. 82-101
Der Beitrag rekonstruiert die Zeit des Kalten Krieges oder des Ost-West-Konflikts als weltgeschichtliche Phase voller "Fehlwahrnehmungen", die dazu führten, dass in einer permanenten Konstellation zugespitzter Konfrontation das für die internationale Politik ohnehin charakteristische Sicherheitsdilemma dramatisch akzentuiert wurde. Vor allem aber führte der Kalte Krieg zu unvergleichlichen Fehlinvestitionen. Die Kriegführungsphantasien unter den Vorzeichen wechselseitiger Abschreckung kannten keine Grenzen. Und die Bereitschaft, solche absurden Phantasien in Rüstungsvorhaben zur weiteren Steigerung von ohnehin schon bestehenden Mehrfachtötungskapazitäten zu übersetzen, war ebenfalls fast grenzenlos. Was während des Kalten Krieges als innovativ erschien, die endlose Ausdifferenzierung der Strategien nuklearer/konventioneller Kriegführung, erweist sich im Rückblick für den Autor als Ausdruck einer verhängnisvollen Lernpathologie. Denn auch das Innenleben der Nachkriegsgesellschaften fand unter den Vorzeichen wechselseitiger Abschreckung statt. Letztere prägte diese Gesellschaften durch und durch, was in einer Sozialgeschichte des Kalten Krieges aus historisch-vergleichender Perspektive weiter differenziert herauszuarbeiten wäre. (ICA2)
In: Internationale Politik nach dem Ost-West-Konflikt: globale und regionale Herausforderungen, S. 168-190
Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts kann US-amerikanische Außenpolitik nicht mehr einfach zwischen traditioneller Isolationspolitik im klassischen Sinne und internationalistischem Ansatz mit atlantischer Orientierung verlaufen, sondern seit dem Wegfall der Sowjetunion als Antipode entwickelten sich neue Zielsetzungen amerikanischer Außenpolitik und eine Neudefinition der Rolle der USA im internationalen System. In seinem Aufsatz erläutert der Autor vor diesem Hintergrund folgende Aspekte: (1) Die Grundkonzepte der amerikanischen Außenpolitik seit 1945; (2) Die amerikanische Außenpolitik in der Phase der Beendigung des Kalten Krieges; (3) Unilateralismus/Internationalismus-Debatte in den USA Anfang der neunziger Jahre; (4) Die USA und die Durchsetzung der "Neuen Weltordnung"; (5) Die US-Außenpolitik der Clinton-Administration bis Mitte 1995 in Bezug auf Europa, Rußland, Nahost, Südostasien und Lateinamerika; (6) Außenpolitik und amerikanische Öffentlichkeit. Der Verfasser bilanziert, daß die USA unter Clinton zwar weiterhin eine führende Weltmacht bleiben wollen, jedoch versuchen, Führung zu multilateralisieren, befreundete Nationen einzubinden und die Lasten zwischen den Staaten aufzuteilen. (ICC)
In: Handwörterbuch Internationale Politik, S. 400-408
In: Handwörterbuch Internationale Politik, S. 355-363
In: Politik nach dem Ost-West-Konflikt, S. 147-195
Nach theoretischen Vorüberlegungen zum Lernbegriff und zu den Grenzen des Lernens beschäftigt sich der Autor im Sinne eines zukunftorientierten Lernens mit den negativen und erhaltenswerten Erfahrungen aus dem Ost-West-Konflikt und thematisiert die Elemente des Konfliktüberwindungsprozesses, die auch künftig Bedeutung für die internationalen Beziehungen erlangen können. Schließlich werden die Folgen dieses grundlegenden Umbruchs für die Theorie der internationalen Beziehungen skizziert. "Lernen ist -soweit es den Menschen betrifft- eine Tätigkeit, bei der sich Individuen beziehungsweise soziale Einheiten in einem besonderen Prozeß -bewußt oder unbewußt- Erfahrungen aneignen und auf der Grundlage dieser Erfahrungen ihr Wissen vermehren sowie eventuell ihre Einstellungen und ihr Verhalten ändern." Es werden unterschiedliche Arten des Lernens festgehalten und folgende Problemfelder erörtert: der Zweck des Lernens in und aus einem politischen Prozeß, das Problem der Rationalität bei Lernprozessen und die Hindernisse für das Lernen aus der Geschichte (u.a. die beschränkte Prognosefähigkeit der Geschichtswissenschaft). Trotz dieser Einschränkungen werden aus den geschichtlichen Erfahrungen des Ost-West-Konfliktes im Zeitraum von 1918 bis 1990 Handlungsoptionen für die zukünftige Politik entwickelt. Im Ergebnis liegt für den Autor die Bedeutung der Erfahrungen im und mit dem Ost-West-Konflikt nicht primär in der Nachahmung oder Ablehnung alter Verhaltensweisen, sondern in der Schärfung des Verständnisses für Problemlagen und Problemlösungschancen in der künftigen internationalen Politik, auch wenn diese sich in der Zukunft von denen der Konfliktzeit unterscheiden werden. (ICK)
In: Weltpolitik: Strukturen - Akteure - Perspektiven, S. 89-101
Der Ost-West-Konflikt ist ein ebenso beständiger wie dominanter Faktor internationaler Machtverteilung. Vor diesem Hintergrund wird in dem Beitrag gefragt: Inwieweit lassen die durch die Dominanz des Ost-West-Konflikts bewirkte Struktur des internationalen Gefüges und damit korrespondierende Organisationsformen und Mechanismen Ansatzpunkte für die Entwicklung einer internationalen Ordnung erkennen. Die strukturellen Bedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten des internationalen Systems werden verdeutlicht. Drei klassische Formen internationaler Friedenssicherung werden dargestellt: (1) das Strukturmodell der kollektiven Sicherheit: (2) das des Gleichgewichts des Schreckens; (3) das der Monopolisierung von Zwang und Sanktion in der Hand einer Weltregierung. Vor dem Hintergrund dieser Konzepte wird die Ambivalenz strategischer Bipolarität als Konfliktmuster und Regulativ analysiert. Die Folgerungen aus den Zwang zur Koexistenz werden diskutiert: Es geht vor allem um einen Wechsel der Sichtweise, einem Paradigmenwechsel, der mit dem Begriff der Entspannung unzureichend bezeichnet ist. Systembedingte Widerstände gegen eine Auflockerung werden aufgezeigt. Die Analyse macht deutlich, daß es um eine wirksame Verbindung der Aufgaben geht, die Abschreckungsbalance unter Herabsetzung des Rüstungsniveaus zu stabilisieren und den Systemantagonismus schrittweise durch einen Zugewinn an Bindegewebe und grenzüberschreitender Mobilität zu verringern. (KW)