In dem Beitrag wird der Afghanistan-Konflikt analysiert. Dazu wird zunächst der historische Hintergrund, d. h. die Geschichte Afghanistans, erhellt, wobei vor allem auf die Beziehungen zur UdSSR eingegangen wird. Die Ära Daud wird ausführlich behandelt, weil hier die Ursachen für die Revolution von 1978 zu suchen sind. Diese wird beschrieben. Die militärische Invasion der UdSSR in Afghanistan 1979/80 wird skizziert, um deren Motive zu erörtern. Die Reaktionen der islamischen Staaten und der Dritten Welt werden diskutiert. Es folgt die Analyse des afghanischen Widerstandskampfes, dessen drei Grundausrichtungen vorgestellt werden: die religiösen, national-demokratischen und sozialrevolutionären Gruppen. Die Reaktionen der USA und Westeuropas werden erörtert. Abschließend werden Ansätze zu einer Überwindung des Afghanistan-Konflikts diskutiert. (KW)
Der Streit um Kaschmir ist ein zentraler Streitpunkt in den Beziehungen zwischen Indien und Pakistan seit ihrer Gründung. Er war Gegenstand mehrerer kriegerischer Auseinandersetzungen, und vorläufig gibt es kaum Aussicht auf eine baldige demokratische Lösung angesichts der von den Regierenden beider Staaten verfolgten Politik. Westliche Medien präsentieren die Vorgänge gleichsam als einen "Kulturkampf", hervorgerufen durch die politische Teilung des Subkontinents nach religiösen Kriterien am Ende der Kolonialherrschaft 1947, und fortgesetzt als Feindschaft zwischen dem muslimischen Pakistan und einem Hindu-dominierten Indien. Der vorliegende Beitrag zeigt, dass jedoch nicht die unterschiedliche religiöse Orientierung den permanenten Konflikt verursacht, sondern die Tendenz, den in der Kolonialperiode zum Politikum gewordenen Hindu-Muslim-Konflikt auf die Ebene der Staatspolitik zu projizieren. Nachdem beide Staaten seit 1998 über einsatzfähige Kernwaffen verfügen, erhielt der bilaterale Konflikt eine neue Dimension. Die Vorgänge in und um Afghanistan 2001/02 veränderten frühere Konstellationen und den Stellenwert Kaschmirs. In der von den USA gezimmerten "Koalition gegen den internationalen Terrorismus" finden sich Indien und Pakistan Seite an Seite - trotz unvereinbarer Positionen zur Terrorismusproblematik in der engeren Region. Das hat indes die Rivalen nicht dazu bewegt, von ihrer Konfrontationshaltung abzurücken. Die Interessen der etwa 10 Mio. Bewohner Kaschmirs spielen bei all dem nur eine untergeordnete Rolle. (ICA2)
Ausgehend davon, daß im theoretischen Bezugsrahmen der Rollenanalyse die Interpretation sozialer Normen nicht mehr fehlen darf, wird eine Handlungstheorie entwicklelt. Zunächst wird, um Konflikt und Interpretation miteinander in Beziehung setzen zu können, das gebräuchliche Konfliktmodell diskutiert. Interpretation ist die Zusammenfassung verschiedener intervenierender Variablen im Verhältnis zwischen Norm und Verhalten. Aufgezeigt wird die Bedeutung von Interpretationsvorgängen für das Zustandekommen von individuellen Handlungsakten und für regelmäßiges und gleichförmiges Handeln in Gruppen und Statusklassen. Für eine flexible und realistische Verwirklichung von Rollenpflichten ist die Anpassungsfähigkeit normativer Gestaltungen an aktuelle Situationen wichtig: im sozialen Handeln dominiert das Sowohl-als-Auch; da zugleich konträre Alternativen im Rollenkonflikt gelöst werden. Die kollektive Interpretation entsteht - allerdings je nach Position verschieden relevant -, wo Diskrepanz zwischen Praxis und Vorschrift nicht mehr durch individuelle Anstrengung gelöst werden kann. Im Bemühen um die Vermeidung von Konflikten in Organisationen entstehen kollektive Performanzregeln. Die Folge komplementärer Rolleninterpretationen wird modellhaft an 4 Stufen erläutert und das Rollenverhältnis als Ergebnis zweier gegeneinander wirkender Mechanismen veranschaulicht. Es wird diskutiert, wie relevant die Bedeutungsstrukturen für die Interaktion sind. Nach Ausführungen zu zwei theoretischen Probleme über die Sinndeutungssysteme bei der Rolleninterpretation und das Verhältnis von kollektiven und individuellen Interpretationsvorgängen wird schließlich eine Theorie des Handlungsaktes im Rahmen der Interpretationsdimensionen skizziert. (MM)
Ausgangspunkt des Beitrags ist die Frage, ob der Begriff des Konflikts die "Leerstelle" zwischen den neuen Sicherheitsbegriffen auf der einen sowie den Beschreibungen des weltpolitischen Systems bzw. der Weltgesellschaft auf der anderen Seite füllen kann. Zu diesem Zweck nimmt der Beitrag einige Konzepte von Weltgesellschaft näher in Augenschein, vor allem den Weltgesellschaftsbegriff im Rahmen des Ansatzes der "international society" der so genannten Englischen Schule (Barry Buzan 2004), den Weltgesellschaftsbegriff der "Forschergruppe Weltgesellschaft" sowie den Weltgesellschaftsbegriff in der Luhmann'schen Theorietradition. Die Untersuchung verdeutlicht, dass alle Traditionen von Weltgesellschaftsanalyse genug Anhaltspunkte liefern, dass sie nicht nur als Konflikttheorien fungieren, sondern auch als Weltgesellschaftstheorien zur Identifizierung und Analyse konkreter Konflikte und Konfliktformationen in den Internationalen Beziehungen. In diesem Sinne lässt sich von den Weltgesellschaftstheorien ein Beitrag zur Füllung der eingangs erwähnten Leerstelle erwarten, die der Konfliktbegriff in den auf die postnationale Konstellation gerichteten "new security studies" bisweilen markiert. In einer post-nationalen Konstellation geht es eben nicht nur um Sicherheit und Risiko, sondern in einem viel grundlegenderen Sinne auch um Konflikt, sowohl auf empirischer als auch theoretischer Ebene. (ICH)
"Aus den Analysen schält sich also immer wieder das Bild vom Sportverein als einer Freiwilligenorganisation mit starken solidargemeinschaftlichen Momenten heraus. Gleichwohl wird man nicht unterstellen dürfen, dass solche solidargemeinschaftlich verfassten Freiwilligenorganisationen die 'heile (Lebens-)Welt' in einer turbulenten und riskanten modernen Gesellschaft repräsentierten. Vielmehr werden auch dort, so darf vermutet werden, Interessen divergieren, Konflikte aufbrechen und ausgetragen werden, die möglicherweise nicht selten eskalieren. An dieser Vermutung knüpft der Beitrag 'Konflikte in Sportvereinen an', um eine Fragestellung zu verfolgen, die zwar in der Organisationsforschung geläufig, aber speziell in der (Sport-)Vereinsforschung bislang noch völlig unterbelichtet geblieben ist. Baut man die Analyse auch in diesem Fall wiederum auf den Strukturbesonderheiten von Freiwilligenorganisationen auf, dann lässt sie sich abermals zwischen zwei gegenläufigen Annahmen verorten. Einerseits gibt es gute Gründe für die Annahme, dass Sportvereine besonders konfliktanfällig seien, weil in ihnen dichte soziale Beziehungen bestünden, auf deren Basis Interessengegensätze schnell offenkundig würden, die dann als persönliche Konflikte zwischen Mitgliedern und Mitgliedergruppen ausgetragen würden und dadurch auch schnell eskalieren könnten. Andererseits lässt sich aber ebenfalls ein Bestreben nach Konfliktbagatellisierung plausibel begründen, weil in der 'Gemeinschaft der Gleichgesinnten' Interessengegensätze von vorneherein seltener auftreten dürften oder weil, wenn sie vorkommen, aus ihnen keine gravierenden Konflikte resultierten, da sie durch die Beteiligung der Mitglieder am laufenden Vereinsgeschehen, also etwa am Stammtisch, ständig 'kleingearbeitet' würden. Die empirische Analyse liefert starke Anhaltspunkte für den zuletzt genannten Annahmenzusammenhang. Zwar kommt es auch in Sportvereinen vor, dass die mit dem Sport assoziierten Interessen der Mitglieder voneinander abweichen und Dissens entsteht. Zugleich aber scheint eine mehr oder weniger ausgeprägte Tendenz zur Bagatellisierung von Konflikten zu bestehen. Offensichtlich will man Konflikte eher herunterspielen und möglichst umgehend wieder beilegen, um die wahrscheinlich vorherrschenden Vorstellungen eines 'harmonischen Vereinslebens' aufrecht zu erhalten, wo man sich Wohlfühlen und seine mit dem Sport assoziierten Interessen möglichst zufriedenstellend realisieren kann. Wer mit seiner Sportvereinsmitgliedschaft ganz andere Erwartungen verknüpft als das, was ihm der Verein bietet, wem der Dissens zu groß und die Querelen zuviel werden, der wird sich für die jederzeit wählbare Exit-Option entscheiden und austreten." (Autorenreferat)
Der wissenschaftliche Ertrag der Untersuchung besteht in der ersten umfassenden Analyse des Transnistrien-Konflikts in deutscher Sprache. Der Konflikt soll weniger als ethnischer, sondern in erster Linie als postsowjetischer Konflikt verstanden werden, dessen Entstehung aus der Konkursmasse der Sowjetunion sowohl Begleiterscheinung als auch Folge des Umgestaltungsprozesses am Ende der Sowjetunion war. Er ist ein territorialisierter politischer Eliten-Konflikt, dessen Ursprünge in der nach ethnischen, sprachlichen, ideologischen und politischen Kriterien höchst heterogenen Bevölkerung wie der E
Wie entstehen Konflikte, wie verlaufen sie und unter welchen Umständen lösen sie sich auf? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Einführung. Dabei werden in einem ersten Teil zunächst verschiedene Theorieansätze zum sozialen Konflikt betrachtet, und zwar strukturanalytische, funktionalistische, spieltheoretische, eskalationstheoretische und schließlich systemtheoretische Ansätze. Im zweiten Teil werden einige bislang wenig bearbeitete Aspekte zur Entstehung, Eskalation und Deeskalation von Konflikten bearbeitet. Das Ergebnis ist eine Einführung in die Soziologie des Konflikts, die in gut lesbarer Form innovative Entwicklungen des Gebiets präsentiert.
Die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland lässt sich auch als Abfolge öffentlicher Auseinandersetzungen lesen, die seit einigen Jahren zunehmend in Form sog. "Skandalchroniken" wiedergegeben werden. Der publizistische Begriff des Skandals wird geklärt. Publizistische Konflikte werden typologisiert als Konflikte um einzelne Medien, Medienberichte und Medienrechte und Konflikte, die von gesellschaftlichen Akteuren mit Hilfe der Medien ausgetragen werden. Beispielhaft werden u.a. die Konflikte um die Haltung Heinrich Bölls gegenüber der Baader-Meinhof-Gruppe und um die Legitimation von Kriegsdienstverweigerung Anfang der 70er Jahre sowie Konflikte im Zuge der Wende 1989/90 strukturiert. Anhand einer vorhandenen Journalisten-Befragung von 1984 sowie vorhandener Presseauswertungen von 1984 und 1989/90 werden die Konfliktsichtweisen und -wiedergaben untersucht. Insgesamt erweisen sich die Medien in publizistischen Konflikten immer als Beobachter und Akteure zugleich. (BB)