Prognosen unterstützen maßgeblich die Wirtschaftspolitik. Ein wichtiges Merkmal für die Güte von Pro-gnosen ist neben ihrer Genauigkeit (betragsmäßig möglichst geringe Prognosefehler), ob sie im Durchschnitt nahe Null liegen (also unverzerrt sind). Sollten Prognosen, beispielsweise für die Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts, systematisch zu optimistisch oder zu pessimistisch sein, so wären die daran ausgerichteten wirtschaftspolitischen Maßnahmen ebenfalls systematisch falsch.
Hohe und weiter steigende Bewertungsniveaus an Aktien- oder Immobilienmärkten werden von Beobachtern aus Wirtschaft, Politik, Medien und der akademischen Welt oft als Vermögenspreisinflation («Asset Inflation») bezeichnet und als ein wirtschaftspolitisches Problem interpretiert, zu dessen Lösung Notenbanken und Finanzaufsichtsbehörden aufgerufen werden. Die Arbeit verfolgt das Ziel, das vorhandene volkswirtschaftliche Wissen über Vermögenspreisinflation strukturiert darzustellen und so zu einer systematischeren Diskussion des Problems beizutragen. Hierzu werden nacheinander die begrifflichen, empirischen, theoretischen und wirtschaftspolitischen Aspekte von Vermögenspreisinflation analysiert. Dabei wird insbesondere auf Gestaltungsmöglichkeiten für ein zinspolitisches «Gegensteuern» eingegangen, das aus Sicht des Autors derzeit noch keine praktikable Lösung darstellt.
Die Situation der Soziologie in der Bundesrepublik wird vor dem Hintergrund des aktuellen Sozialabbaus erörtert. Dazu werden Konstruktionsprinzipien und Konjunkturphasen der Sozialpolitik sowie das Ausmaß und die Auswirkungen der sozialen Demontage erläutert. Es wird gezeigt, daß alle Mängel der Sozialpolitik auf den Widerspruch von Sozial- und Rechtsstaat zurückzuführen sind; indem der Rechtsstaat die kapitalistische Eigentumsordnung stützt, sichert er immmer wieder die aus dieser hervorgehenden sozialen Ungleichheiten, die wiederum nur unvollkommen vom Sozialstaat kompensiert werden können. Adenauer-Ära, sozialliberal motivierte keynesianische Wirtschaftspolitik und Sozialabbau durch die "Wende-Regierung" nach 1982 werden als wichtigste konjunkturelle Perioden der Sozialpolitik herausgearbeitet. Dauerarbeitslosigkeit in Millionenhöhe, verschärfte Intensivierung der Arbeit, Spaltung des Arbeitsmarktes, Abbau von Arbeits- und Sozialrechten sowie Marginalisierung zahlreicher gesellschaftlicher Gruppen werden als Folge der sozialen Demontage beobachtet. Die Struktur des Faches Soziologie wird mit diesen Tendenzen in Verbindung gesehen; Personalabbau, konservative Bildungs- und Wissenschaftspolitik und Arbeitslosigkeit der Soziologen gefährden nach Ansicht des Autors die gesellschaftliche Position der Sozialwissenschaften. (HA)
Hinsichtlich der Frage, ob der Aufstieg und Fall der New Economy einen Wiederholungsfall darstellt, besteht nach Ansicht des Autors kein Zweifel, denn es gab in der Geschichte schon mehrfach Wirtschaftskonjunkturen, die in engem Zusammenhang mit der Einführung neuer Technologien standen. Wenn man auf eine Zeitperiode von etwa anderthalb Jahrhunderten zurückblickt, können zwei lange Konjunkturphasen unter vergleichbaren Rahmenbedingungen und von vergleichbarer Komplexität wie in den 1990er Jahren beschrieben werden: Es handelt sich erstens um den von Ende der 1850er Jahre bis Anfang der 1870er Jahre andauernden Börsenboom, dessen besonders stürmische letzte Phase von 1869 bis 1873 in die deutsche Wirtschaftsgeschichte als "Gründerjahre" eingegangen ist und die mit der so genannten "Eisenbahnkrise" von 1873 ein jähes Ende fand. Eine zweite Parallele findet sich in der Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft während der "Grand Prosperity", welche Anfang der 1920er Jahre einsetzte und die Ökonomie der USA bis zu jenem "Schwarzen Freitag" im Oktober 1929 prägte, der die Weltwirtschaftskrise einleitete. Der Autor reflektiert in seinem Beitrag die weitreichenden Folgen der Krisen der New Economies und kommentiert ihren ordnungspolitischen Paradigmenwechsel. (ICI2)
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Märkte und Politik, Abteilung Wettbewerbsfähigkeit und industrieller Wandel, Band 2006-17
"In Zeiten wirtschaftlicher Hochkonjunktur ist die Zahl der Firmenzusammenschlüsse hoch, in Rezessionszeiten eher niedrig. Dieser Aufsatz gibt eine Erklärung für diese Beobachtung, die nicht auf rein finanzwirtschaftlichen Faktoren beruht. Im vorgestellten Modell ha das Unternehmen, welches übernommen wird, die Möglichkeit, den Übernahmepreis festzulegen und kann damit auch die übernehmende Firma auswählen. Das Auswahlkriterium sind die erwarteten Synergiegewinne im Falle einer Fusion, die für eine gute Passung der beiden fusionierenden Unternehmen sprechen. In Phasen der Hochkonjunktur ist es allerdings für Unternehmen generell interessant, zu fusionieren, und es wird relativ weniger profitabel, großen Auswahlaufwand zu treiben, um schlecht passende Fusionspartner auszusortieren und eventuell gar keinen Fusionspartner zu finden. Daher kommt es in diesen Zeiten zu mehr Fusionen als in anderen Konjunkturphasen, die als Fusionswellen bezeichnet werden. Zum Zeitpunkt der Fusion lassen sich auch die erwarteten Gewinne durch die günstige ökonomische Gesamtsituation realisieren. Im weiteren Verlauf stellen sich jedoch solche Fusionen mit schlecht passenden Partnern als wenig effizient heraus – was auch empirische Analysen bestätigt haben. Darüber hinaus zeigt das Modell, dass – wiederum wegen der fehlenden Auswahlprozedur in Boomphasen – die effizienteren Fusionspartner während Fusionswellen höhere Gewinne machen als außerhalb von Fusionswellen. Dies ist zuvor bereits empirisch beobachtet worden." (Autorenreferat)
Hohe und weiter steigende Bewertungsniveaus an Aktien- oder Immobilienmärkten werden von Beobachtern aus Wirtschaft, Politik, Medien und der akademischen Welt oft als Vermögenspreisinflation ("Asset Inflation") bezeichnet und als ein wirtschaftspolitisches Problem interpretiert, zu dessen Lösung Notenbanken und Finanzaufsichtsbehörden aufgerufen werden. Die Arbeit verfolgt das Ziel, das vorhandene volkswirtschaftliche Wissen über Vermögenspreisinflation strukturiert darzustellen und so zu einer systematischeren Diskussion des Problems beizutragen. Hierzu werden nacheinander die begrifflichen, empirischen, theoretischen und wirtschaftspolitischen Aspekte von Vermögenspreisinflation analysiert. Dabei wird insbesondere auf Gestaltungsmöglichkeiten für ein zinspolitisches "Gegensteuern" eingegangen, das aus Sicht des Autors derzeit noch keine praktikable Lösung darstellt.
In: Die Welt im Umbruch: Friedensbericht 1991 ; Friedensforscher zur Lage ; Ergebnisse der internationalen "State of Peace"- Konferenz 1990, S. 276-285
Die Autorin zeichnet die Entwicklung der Ausländer-, Flüchtlings- und Fremdarbeiterpolitik Europas von 1945 bis 1990 nach, wobei sich die Logik dieser Politik großteils an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes orientierte. Die Teilung Europas Ende der 40er Jahre führte zu einer künstlichen Abtrennung Westeuropas von den traditionellen Herkunftsländern europäischer FremdarbeiterInnen, mit der wichtigen Ausnahme Italiens. Ab Mitte der 50er Jahre führte das durch den Marshall Plan initiierte Wirtschaftswunder neuerdings zu einer Arbeitskräfteknappheit in den westeuropäischen Industrieländern, die durch die Rekrutierung italienischer Fach- und Hilfsarbeiter gemildert wurde. Österreich, Finnland und die Niederlande stellten während der 50er und frühen 60er Jahre Sonderfälle dar, als sie einerseits hochentwickelte Industrieländer waren, andererseits jedoch als Herkunftsländer für Fremdarbeiter fungierten. Die Behandlung osteuropäischer Flüchtlinge in den 50er Jahren war geprägt von dem Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräften bzw. von der politischen Brauchbarkeit im Rahmen des Kalten Krieges, als Argument für die Unterlegenheit des "realen Sozialismus". Während der Konjunkturphase der 60er und 70er Jahre wurden die restriktiven Kriterien der Nachkriegsperiode vorübergehend außer Kraft gesetzt. Mit der wirtschaftlichen Stagnation in Westeuropa ab 1973 wurde die Behandlung aller Nicht-WesteuropäerInnen schrittweise restriktiver (z.B. durch die TREVI-Gruppe in der EG bzw. durch das "Schengener Abkommen"). Für das Jahr 1990 wird konstatiert (1) eine zunehmende Einbeziehung der EFTA-Länder in die EG-Ausländerpolitik im Rahmen der Verhandlungen zum "Europäischen Wirtschaftsraum" (EWR); (2) die Anpassung der Ausländerpolitik der ehemaligen RGW-Länder an die Bedürfnisse des zukünftigen EWR und (3) die Erweiterung des Schengenraums durch den Beitritt Italiens. (ICK)
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts hat die globale Wirtschaft eine starke Konjunkturphase durchlebt. Die starke Entwicklung der aufstrebenden Schwellenländer und die Wirtschaftsleistung der USA und der EU waren Motor eines der stärksten Bullenmärkte seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Gerade in Deutschland verbesserte sich die gesamtwirtschaftliche Situation deutlich, was sich durch die geringste Arbeitslosenquote seit 1992 ausdrückt. Genau zum Höhepunkt der Hausse wich die gute Stimmung und Panik kam aufgrund der sich ausbreitenden internationalen Finanzkrise auf. Ausgelöst wurde die im Fachjargon als "Subprime-Krise" bekannt gewordene Schieflage der internationalen Finanzmärkte schlussendlich durch das Platzen der Immobilienblase in den USA. Das starke und anfangs unerwartete Ausmaß der Kreditverfehlungen konnte nur durch als innovativ gepriesene Finanzinstrumente und die in Boomzeiten für nahezu jeden Marktteilnehmer typische Gier nach immer höheren Renditen erreicht werden. Die Krise demonstriert eindrucksvoll die enge Verknüpfung des globalen Finanznetzwerkes und die Sorglosigkeit des Bankensystems, welches häufig als "Scharnier zur Realwirtschaft" bezeichnet wird. Vor allem in Deutschland wurden einzelne Banken aufgrund spekulativer Investitionen in mit US-Hypotheken besicherten Wertpapieren an den Rand der Insolvenz gebracht. Der Zusammenbruch der Kreditmärkte trifft somit nun vor allem den deutschen Mittelstand, während die Krise in den Vereinigten Staaten sogar die gesamte globale Konjunktur gefährdet. Auf der einen Seite kann lediglich ein ehrliches Offenlegen der eigenen Investitionen in fragwürdige Kredite durch die betroffenen Banken das gegenseitige Misstrauen beheben, welches den Interbankenmarkt phasenweise stark eingeschränkt hat. Auf der anderen Seite scheinen die Zentralbanken in Zeiten von globaler Inflation bei einem gleichzeitigen "Credit Crunch" vor einer Reihe schwieriger Entscheidungen zu stehen.