Film und Mode bilden zwei Ikonen des Jahrhunderts. Aber in welcher Beziehung stehen sie zueinander? Das Buch nimmt diese Beziehung mit ihrem verwirrenden Spiel zwischen Textilien und Zelluloid methodisch unter die Lupe und macht dabei auch die Zuschauer zum Gegenstand seiner Befragung. So wird der Leser nicht nur über Kostüme, Film und Technik informiert, sondern gerät hinein in die Auseinandersetzung über Wahrnehmung, Körper, Gedächtnis oder das Anderssein im Kino. Die Studie ist eine der wenigen Untersuchungen zur Beziehung von Mode und Film im deutschsprachigen Raum, die sich ganz konkret mit kostümbildnerischen Fragen befasst und zugleich ein spannendes Panorama der Kinogeschichte des Unterhaltungsfilms bietet.
Wolfgang Marschall (Hrsg.): "Klassiker der Kulturanthropologie". Von Montaigne bis Margaret Mead. C. H. Beck Verlag, München 1990. 379 Seiten mit 17 Abb., geb., 58,- DM
Der kulturanthropologische Zugang zu Multilokalität fokussiert die Perspektive des handelnden Individuums, das zur Herstellung von sozialem Sinn sich ihm bietende Raumressourcen nutzt. In seiner theoretischen Herleitung und Ausformulierung wird der Begriff zu einem Instrument der Erfassung gesellschaftlicher Dynamik. Als Facette einer spätmodernen Lebensweise, die schichtenübergreifend unterschiedliche Altersund Interessengruppen umfasst, lässt sich multilokales Wohnen als Kulturtechnik sinnhaften Handelns beschreiben, die der Nutzung von Gegenwartsmöglichkeiten ebenso wie der Bewältigung ihrer Anforderungen dient. Alternierende, häufig transnationale Wohnpraktiken ermöglichen in diesem Sinne Handlungs- und Denkspielräume, die einen distanzierenden Ausgleich zu bindenden Alltagsanforderungen darstellen.
Der Beitrag versucht, anhand der Gegenüberstellung zweier Großkategorien (Kultur versus Ökonomie) latente Widersprüche und Problembereiche in der Globalisierungsdebatte herauszuarbeiten und damit für theoretische Grundkonzepte sowie Begriffe der Kultur- und Sozialanthropologie nutzbar zu machen. Im ersten Schritt erfolgt eine kurze Erläuterung der wirtschaftlichen und politischen Hintergründe der gegenwärtigen Globalisierungsdebatte. Im Anschluss daran wird der sogenannte "cultural turn" in den Geistes- und Sozialwissenschaften als Vorbote und Begleiterscheinung der Globalisierungsdebatte näher betrachtet. Die damit verbundene generelle Aufwertung eines "cultural approach" wird kontrastiert mit fachinternen und interdisziplinären Revisionen des Kultur- und Identitätsbegriffes. Es geht dabei auch um die Herausarbeitung einer kulturellen Logik des Spätkapitalismus und um die Darstellung einer strukturellen Wertrevolution des kapitalistischen Systems, die - so die These der Autorin - in der vermehrten Suche nach kulturell definierten Differenzen und Prozessen ihren Ausdruck findet. Insgesamt werden die gegenwärtige Prozesse der Ökonomisierung kultureller Phänomene und vice versa Prozesse der Kulturalisierung ökonomischer Entwicklungen analysiert. In Anlehnung an Arbeiten von Bourdieu versucht die Autorin, mit der theoretischen Aufarbeitung der gegenwärtigen Logik des kapitalistischen Systems klarzulegen, dass eine veränderte Hegemonie kultureller Wertsetzungen im Kapitalismus gleichzeitig auch im Wissenschaftsdiskurs subjektive und objektive Termini hervorbringt. (ICA2)