Der Autor wirft in seinem Beitrag einen Blick auf die Verbindungen zwischen der Mikro- und der Makroebene im Bereich der Wohlfahrtsstaats- und Sozialstaatsforschung. Im Mittelpunkt des Beitrags stehen dabei die folgenden Fragen: Wie wirken sich sozialpolitische Institutionen auf individuelle Einstellungen und Präferenzen aus? Wie und inwiefern werden die Präferenzen der Bürger von politischen Entscheidern verarbeitet und berücksichtigt? Der Autor gibt in seinem Beitrag zunächst einen Überblick über den Forschungsstand in diesem Bereich und geht hierbei unter anderem auf die Experimentalökonomik und die Umfrageforschung ein. Der abschließende Teil des Beitrags entwickelt drei Forschungsperspektiven, die sich aus dem Stand der Forschung zu den Feedback-Effekten ableiten lassen und erläutert diese näher. (ICA2)
Die Soziologie des Alterns hat, ebenso wie die allgemeine Soziologie und alle anderen angewandten Soziologien, einen multiparadigmatischen Zustand erreicht, d.h. bei der Erklärung bestimmter empirischer Sachverhalte konkurrieren stets mehrere, teilweise miteinander kompatible, teilweise einander widersprechende Ansätze. Auf diesem Hintergrund unternimmt der Beitrag den Versuch, durch die Verlagerung der Diskussion auf eine metatheoretische Ebene das Verhältnis zwischen empirischer Beobachtung und theoretischer Erklärung im Objektbereich zu analysieren. Es werden Schwierigkeiten, die die theoretische Erklärung makrosozietärer Probleme mit sich bringt, als typische Probleme beim Übergang zwischen Mikro- und Makroebene soziologischer Beschreibung interpretiert.Diese entstehen besonders dann, wenn der soziologische Gegenstandsbereich bestimmte Strukturmerkmale besitzt, wie sie für gesellschaftliche Probleme des Alterns charakteristisch sind: eine starke Differenzierung von Handlungsfeldern und eine hohe Pluralität und Diversität von Handlungsmustern. Abschließend werden einige theoriestrategische und methodologische Konsequenzen skizziert, die verdeutlichen, dass sich Alternssoziologie als Wissenschaft verstehen muss, die quantitativ ermittelte makrosozietäre Sachverhalte durch die Deskription qualitativ erforschter kultureller Phänomene kausal erklärt. (ICH)
Der Verfasser thematisiert die dem Paradigma moderner Industriegesellschaften zugrundeliegende "Annahme einer impliziten Kontinuität von (gesellschaftlicher) Makroebene und (organisatorischen) Mikroebenen". Vor dem Hintergrund von Diskontinuitäten, Ressourcenverknappung und systemischen Ungleichgewichten als Zukunftsprobleme moderner Gesellschaften werden neue theoretische und methodische Herausforderungen an die Sozialwissenschaften diskutiert, die "eine erneute systematische Thematisierung des Spannungsfeldes von Mikroebene und Makroebene" erfordern. In diesem Zusammenhang "können Vergleiche zwischen modernen Industriegesellschaften einen wichtigen Beitrag leisten, da so systematisch die Bedingungen auf der gesellschaftlichen Makroebene variiert und ihre Wechselwirkungen mit der betrieblichen Mikroebene untersucht werden können". Der in den siebziger Jahren entstandene Ansatz des "gesellschaftlichen Effekts" erweist sich in Hinblick auf eine Theorie der gesellschaftlichen Steuerung als unzureichend, da er bei der Konstruktion unvergleichbarer gesellschaftlicher Totalitäten stehenbleibt. Hier schlägt der Verfasser "die Untersuchung und den Vergleich der Dynamiken und Mechanismen gesellschaftlicher Entwicklung" vor. (ICE)
Der Verfasser stellt zunächst den "transnationalen" Untersuchungsansatz in der international vergleichenden Forschung dar. Hier gründet sich der Vergleich zweier Länder auf die Gegenüberstellung unterschiedlicher Ausprägungen bestimmter Variablen. Die verwendeten Variablen basieren auf Konzepten und Indikatoren, "deren formaler und allgemeiner Charakter ihnen faktisch den Rang universeller Kategorien einräumt und die jeden Bezug zu der Gesellschaft, der die untersuchten Organisationen und Akteure angehören, leugnen". Dieser Forschungsrichtung wird der Ansatz des "gesellschaftlichen Effekts" gegenübergestellt, der durch die "Hervorhebung der Beziehungen zwischen Mikro- und Makroebene" gekennzeichnet ist. In diesem Ansatz wird daher "eigentlich die Gesamtheit, die Totalität der beobachteten Interdependenzen auf Mikro- und Makroebene miteinander verglichen". (ICE)
Nach einer Begriffsklärung von Governance befasst sich der Autor mit der Mikro- und Makroebene von Governance. Als Erkenntnisobjekt auf der Mikroebene bezieht sich Governance auf die internen und externen Wirkungen der aus den zur Anwendung gebrachten Verfahren, Strukturen und Instrumenten resultierenden Aktivitäten auf die Organisation selbst und auf deren Umfeld. Governance kann als Fortsetzung der Reformentwicklung für die Analyse und die Steuerung von Mikroeinheiten im privaten und öffentlichen Sektor unter Integration und Weiterentwicklung der bisherigen Managementkonzepte angesehen werden, bei gleichzeitiger Neudefinierung und Einbeziehung der Perspektiven und Problemfelder im gesellschaftlichen Umfeld. Auf der Makroebene bezieht sich das Erkenntnisobjekt Governance auf die Steuerung des Gesamtsystems mit seinen einzelnen institutionellen Arrangements als Subsysteme. Transparenz ist die Voraussetzung für die Analyse des Zusammenhangs von Government und gesellschaftlicher Verantwortung. Deshalb liegt ein Schwerpunkt auf den Instrumenten zur Schaffung von Transparenz über die Aktivitäten institutioneller Arrangements und deren Wirkungen. (ICF)
Wahlsysteme und Wahlverhalten werden im Artikel getrennt voneinander behandelt. Diese Trennung reflektiert die Tatsache, dass die Wahlsystemforschung und die Wahlsoziologie bislang nur lose miteinander verkoppelt waren. Die Wahlsystemforschung beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit den mechanischen Effekten des Wahlsystems auf die Struktur des Parteiensystems. Bei den in ihrem Rahmen durchgeführten empirischen Analysen handelte es sich demzufolge in der Regel um reine Aggregatanalysen ohne Berücksichtigung der Mikroebene des einzelnen Wählers. Die Wahlsoziologie hingegen unterstellt das Wahlsystem häufig als exogen gegebene Variable, die dem individuellen Wahlverhalten Restriktionen auferlegt, ohne aber systematisch den psychologischen Effekten des Wahlsystems auf das individuelle Wählerverhalten nachzugehen. Im Rahmen von wahlsoziologischen Analysen, die sich auf ein einziges Land beschränken, ist dies auch gar nicht möglich, da in diesem Fall auf der Makroebene keine Varianz der Institutionenordnung existiert. Bei den im Rahmen der Wahlsoziologie vorgenommenen Analysen handelt es sich folglich in der Regel um reine Individualanalysen ohne adäquate Berücksichtigung der Makroebene des Wahlsystems. Eines der wichtigsten Desiderata der Wahlforschung besteht vor diesem Hintergrund darin, die wechselseitige Abschottung der beiden in diesem Aufsatz beschriebenen Forschungsfelder zu überwinden. Wenn die Wirkung von Wahlsystemen in hohem Maße kontextabhängig ist und einer der wichtigsten der hierbei relevanten Kontextfaktoren das Wählerverhalten ist, dann kann die Wirkung von Wahlsystemen nur angemessen unter Berücksichtigung des individuellen Wahlverhaltens untersucht werden. Umgekehrt legt das Wahlsystem dem individuellen Wahlverhalten Restriktionen auf, die in der Wahlforschung bisher nur unsystematisch und kasuistisch untersucht wurden. Hier wäre eine sowohl theoretisch als auch methodisch-statistisch angemessene Berücksichtigung der psychologischen Effekte von Wahlsystemen notwendig. Die stärkere Verschränkung der auf die Makroebene bezogenen Wahlsystemforschung und der auf der Mikroebene des einzelnen Wählers operierenden Wahlsoziologie ist in forschungspraktischer Hinsicht allerdings nicht voraussetzungsfrei. Sie erfordert zum einen die Existenz einer Vielzahl international standardisierter Wahlstudien, da ansonsten auf der Makroebene keine hinreichende institutionelle Variation zur Verfugung steht, die mit dem individuellen Wählerverhalten in Beziehung gesetzt werden kann. Darüber hinaus müssen komplexe statistische Analyseverfahren existieren, die Variablen unterschiedlicher Aggregationsstufen sinnvoll miteinander in Beziehung setzen können. Beide Bedingungen können mittlerweile aber als gegeben betrachtet werden: Mit der "Comparative Study of Electoral Systems (CSES)" stehen die erforderlichen international vergleichenden Daten zur Verfügung und mit dem Verfahren der Mehrebenenanalyse seit längerem auch das notwendige statistische Instrumentarium für deren adäquate Auswertung. Der wissenschaftliche Fortschritt innerhalb der Wahlforschung, die methodologisch sicherlich eine der am weitesten entwickelten Teildisziplinen der Politikwissenschaft darstellt, erweist sich damit einmal mehr als abhängig von der Verfügbarkeit angemessener Daten und komplexer Analyseverfahren. (ICG)
Der Beitrag behandelt Ursachen für postmoderne Krisenphänomene auf makrosoziologischer Ebene. Dabei werden (1) Umbrüche, (2) Ungleichgewichte zwischen Staaten und gesellschaftlichen Gruppen und (3) Unsicherheiten im Kontext der Risikogesellschaft erläutert. Die resultierenden Ordnungsbrüche bewirken bei den europäischen Bürgern Desintegrationswahrnehmungen, die einen maßgeblichen Einfluss auf fremdenfeindliche Vorurteile ausüben. Nationale Institutionen (Politik, Massenmedien) können als Schnittstelle zwischen der Makroebene und der Mikroebene betrachtet werden und spielen eine wichtige Rolle im Umgang mit Einwanderern in den jeweiligen Gesellschaften. Medien setzen beispielsweise in den einzelnen europäischen Staaten unterschiedliche Schwerpunkte, was die Vermittlung globaler und individueller Bedrohungsszenarien betrifft. Zudem können rechtspopulistische Lösungsansätze zur Bekämpfung von Krisen ebenfalls als Antriebskräfte von fremdenfeindlichen Haltungen wirken. Abschließend werden in einem Modell diese Erklärungsfaktoren zur Fremden- und Islamfeindlichkeit zusammengefasst und Einflussfaktoren auf der Makroebene (gesellschaftliche Entwicklungsbedingungen) und Mikroebene (individuelle Reaktionen) miteinander verknüpft. (ICE2)
In: Demographische Wirkungen politischen Handelns: Dokumentation der Internationalen Konferenz 1986 der Deutschen Gesellschaft für Bevölkerungswissenschaft in Zusammenarbeit mit der European Association for Population Studies, S. 11-31
Der Beitrag diskutiert die Frage, ob es auch in demographischer Hinsicht einen zur "unsichtbaren Hand" von A. Smith analogen Wirkungsmechanismus gibt, der die generativen Entscheidungen der einzelnen auf der Makroebene zu einem kollektiv optimalen Zustand auf der Makroebene transformiert. Der Autor kommt zu dem Schluß, daß es einen solchen Mechanismus nicht gibt und daß daher bevölkerungspolitische Aktivitäten des Staates (zur Herstellung eines optimalen Zustands) prinzipiell gerechtfertigt sind. Er verweist darauf, daß Prozesse der "unsichtbaren Hand" nicht immer zu besseren kollektiven Zuständen führen (z. B. Umweltverschmutzung). Der Autor diskutiert anschließend verschiedene Äußerungen von Malthus zur Bevölkerungsentwicklung und hebt die Notwendigkeit hervor, den durch den Geburtenrückgang in vielen westlichen Gesellschaften drohenden negativen externen Effekten (Zusammenbruch der Alterssicherung) durch politische Maßnahmen gegenzusteuern. Abschließend weist der Autor auf den unzureichenden Wissenstand der Demographie hin, der noch nicht ausreicht, "um die Kluft zwischen privatem Interesse und öffentlichem Nutzen in Gesellschaften mit niedrigem Geburtenniveau auszuloten und mögliche Lösungen für eine strukturelle, institutionelle Reform zu erkunden". (PF)
Der Verfasser beschreibt das Entstehen der katholischen Laienbewegung ZNAK in den fünfziger Jahren als Netzwerk verschiedener Organisationen und Gruppen. Er zeichnet die Bemühungen von ZNAK nach, auf der Mikro-, Meso- und Makroebene politischen Einfluss zu nehmen, und analysiert die Auseinandersetzung von ZNAK mit den Gründungsmythen der Volksrepublik Polen (Staatsgründung, führende Rolle der Kommunisten, Feindbild Deutschland). Es wird deutlich, dass ZNAK auf der Makroebene (Parlament) nur einen sehr begrenzten Einfluss hatte. ZNAK verfolgte klar demokratische Prinzipien und brachte sie auch in einer kritischen Vergangenheitsinterpretation zum Ausdruck, ohne ganz von traditionellen polnischen Mythen Abschied zu nehmen. ZNAK hatte einen bedeutenden Einfluss auf die Bildung der Grundlagen einer demokratischen politischen Identität und die Herausbildung einer unabhängigen katholischen Elite. (ICE2)
In der heutigen Soziologie wird sozialer Wandel als Veränderung in der Struktur eines sozialen Systems definiert. Sozialer Wandel ist auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen zu beobachten, auf der Makroebene der Sozialstruktur und Kultur, auf der Mesoebene der Institutionen, korporativen Akteure und Gemeinschaften, auf der Mikroebene der Personen und ihrer Lebensläufe. Um soziologisch untersuchen zu können, wie sich sozialer Wandel auf der Makroebene des Staates auswirken kann, und welche Gestaltungspotenziale umgekehrt der Staat in Bezug auf gesellschaftliche Beziehungen und Strukturen hat, ist es notwendig, ein kohärentes Verständnis dessen zu entwickeln, was den Staat der Gegenwart und seine Funktionen gesellschaftlich geformt hat. Der Beitrag betrachtet die gesellschaftliche Entwicklung des Staates und zeichnet zunächst die Innovation des Staats als juristische Person nach, zeigt danach die Entwicklung des Staates als Herrschaftsinstrument und seine Ausformung zum "Nationalstaat" auf und betrachtet auf der theoretischen Ebene soziologische Staatsmodelle. Abschließend erläutert der Beitrag den Zusammenhang von Staat und Gesellschaft und fragt danach, was der soziale Wandel für den Staat bedeutet. (ICB2)
Die Verfasserin präsentiert ein komplexes Bild mehrerer Ebenen von Interaktionen, Organisationen und Institutionen und ihrer Aktualisierung durch unterschiedliche Akteure. Sie verdeutlicht in strukturationstheoretischer Weise, welche Vielfalt von Vermittlungsschritten bei der Analyse von Dienstleistungen zwar nicht in jeder Untersuchung ausbuchstabiert werden können, aber doch mitgeführt werden sollten. Die Analyse beginnt mit dem 'Klassiker' der organisationssoziologischen Sicht auf Dienstleistungen: dem 'Rationalisierungsdilemma der Angestelltenarbeit'. Auf der Mikro- oder Makroebene sind die Mehrzahl der aktuellen Beiträge zur Dienstleistungsdiskussion zu finden. Insbesondere die Kunden als empirische Personen trifft man offensichtlich in der Dienstleistungsinteraktion an. Es wird gezeigt, dass es sinnvoll ist, sie auch und zentral als Konstrukte von Organisationen zu beleuchten. Auf der Makroebene wird über Dienstleistungsgesellschaften diskutiert: über die Reichweite und Folgen der Tertiarisierung, die Konvergenz oder Pfadabhängigkeit von Dienstleistungsgesellschaften, oder die mcdonaldisierte Gesellschaft. Hier können Organisationstheorien anschließen, die Organisationen als sozial eingebettet verstehen: in soziale Felder, institutionelle Ensembles oder Regimes, und in Kulturen und Gesellschaften, die diese wiederum prägen. Zwischen strategischem Handeln und sozialer Einbettung entstehen nicht intendierte Folgen und Wechselwirkungen - und hier sind nicht nur Dienstleistungsorganisationen, sondern auch ihre Kunden positioniert und positionieren sie sich selbst. (ICF2)