Der Autor zeigt, daß sich die SPD in weiten Teilen vom Marxismus losgelöst hat. Insbesondere der Weg über das Godesberger Programm hat dazu einen wesentlichen Beitrag geleistet. Die Marx-Rezeption der 2. Internationalen, das von den Klassengegensätzen losgelöste Staatsverständnis und die Entwicklung des Kalten Krieges sind zentrale Bestandteile des Absetzens von Marxismus. Möglichkeiten zur Rekonstruktion marxistischen Denkens in der SPD sieht Schöler in einem kritischen Verhältnis zu den sozialistischen Ländern, in einer sich mit den antikommunistischen Vorbehalten auseinandersetzenden Einbringung marxistischer Positionen in die SPD. (RG)
Long description: Wer das 20. Jahrhundert verstehen will, muss sich mit dem Marxismus und seinen verschiedenen theoretischen und politischen Ausformungen vertraut machen. Doch über dieses historische Interesse hinaus ist die Kenntnis der Marx´schen Theorie und ihrer unterschiedlichen Weiterentwicklungen eine wichtige Voraussetzung für eine kritische Analyse des Kapitalismus. Die heute notwendige Kritik des Kapitalismus bliebe stumpf ohne die Kenntnis des Marxismus, auch wenn dessen gesellschaftliche Utopie historisch Schiffbruch erlitten hat.
Zugriffsoptionen:
Die folgenden Links führen aus den jeweiligen lokalen Bibliotheken zum Volltext:
"Ich gehe davon aus, daß die objektiv-kritische Bewertung der Demokratie in den höchstentwickelten kapitalistischen Gesellschaften einen der verläßlichsten Maßstäbe der demokratischen Beschaffenheit einer Konzeption des Sozialismus in der Praxis darstellt. Der demokratische Typ des Kapitalismus wirft für den Marxismus große theoretische und praktische Probleme auf. Den Widerspruch zwischen dem Bestehen der politischen Freiheit, Gleichheit und Demokratie einerseits und dem Bestehen der Bourgeoisie als herrschender Klasse andererseits brachte Marx begrifflich als Gegensatz zwischen Form und Inhalt, Erscheinung und Wesen - und sogar Schein und Wirklichkeit. Auf diese Weise regte er die Entwicklung kritischer Gesellschaftswissenschaften und die Kritik an der bürgerlichen empiristisch-phänomenalistischen Ideologie an; zugleich schuf er jedoch auch die Möglichkeit für das Entstehen einer anderen Ideologie: der kommunistisch-diktatorischen (ihrem Charakter nach metaphysisch-essentialistischen). Damit haben wir das Ideologisierungspotential angedeutet, das durch die Anwendung der Begriffe von Form, Erscheinung und Schein auf die bürgerliche Demokratie entstanden ist. Marx hat uns jedoch Probleme aufgegeben, da er die Herrschaft der Bourgeoisie als Inhalt, Wesen und Wirklichkeit auffaßte, die sich hinter dieser Demokratie verbergen. Wenn nämlich eine Klasse auch im demokratischen Kapitalismus wirklich herrscht, so kann diese Demokratie nur formell und letzten Endes nur scheinbar sein." (Autorenreferat)