Am Beispiel von Massen- und Volksbegriff wird ein historischer Aspekt der Soziologie im Nationalsozialismus behandelt aus dem Bereich der Massensoziologie. Es wird gezeigt, daß prominente Autoren der Masse schon vor 1933 "jede Fähigkeit zu gesellschaftlich folgenreichem Handeln und vernunftgeleiteter Aktion" absprachen, wie z.B. E. Canetti. Die Anknüpfung der faschistischen Ideologie bestand darin, die Masse als Kollektiv anzuerkennen, aber sie zugleich in ein politisch einheitlich denkendes und handelndes Volk umzuformen. Anhand der Äußerungen von Sozialwissenschaftlern wird verdeutlicht, wie dieser Wandlungsprozeß "wissenschaftlich" angeleitet wurde, die Mobilisierung des Unterbewußtseins implizierte und auf den Führer als "Gravitationszentrum des Volkes" gelenkt wurde. Machtpolitik, Wissenschaft und Ideologie werden in ihrer Vereinheitlichung als so stark gesehen, daß sie ihr Ziel, eine unterwürfige Masse, großenteils erreichen konnten. (HA)
Die Renaissance des Elite-Begriffs in der öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussion wird dargestellt. Anhand von empirischen Ergebnissen wird gezeigt, dass sich die Eliten in Politik und Wirtschaft immer ähnlicher werden. Die Wirtschaftselite weist seit Jahrzehnten eine sehr stabile Zusammensetzung auf: Nahezu jeder zweite Spitzenmanager kommt aus dem Großbürgertum, den oberen fünf Promille der Bevölkerung, ein weiteres gutes Drittel aus dem übrigen Bürgertum, weiteren drei Prozent der Bevölkerung, ca. 15 Prozent aus der Arbeiterschaft und den Mittelschichten. Die wachsende Beliebtheit des Elitebegriffs ist nicht nur ein Indiz für die zunehmende Spaltung der Gesellschaft, sie fördert diesen Prozess auch. Dies ist auch in der Bildungspolitik, und dort vor allem in der generellen Differenzierung der Hochschullandschaft mit dem Versuch der Einrichtung von Elitehochschulen zu erkennen. Die "Wiederkehr der Klassengesellschaft" findet auch in den Köpfen der Eliten statt: Ihre Bereitschaft, die eigenen Interessen deutlich rücksichtsloser als noch in der alten Bundesrepublik gegen die breite Bevölkerung durchzusetzen, nimmt unübersehbar zu. (GB)
Die Renaissance des Elite-Begriffs in der öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussion wird dargestellt. Anhand von empirischen Ergebnissen wird gezeigt, dass sich die Eliten in Politik und Wirtschaft immer ähnlicher werden. Die Wirtschaftselite weist seit Jahrzehnten eine sehr stabile Zusammensetzung auf: Nahezu jeder zweite Spitzenmanager kommt aus dem Großbürgertum, den oberen fünf Promille der Bevölkerung, ein weiteres gutes Drittel aus dem übrigen Bürgertum, weiteren drei Prozent der Bevölkerung, ca. 15 Prozent aus der Arbeiterschaft und den Mittelschichten. Die wachsende Beliebtheit des Elitebegriffs ist nicht nur ein Indiz für die zunehmende Spaltung der Gesellschaft, sie fördert diesen Prozess auch. Dies ist auch in der Bildungspolitik, und dort vor allem in der generellen Differenzierung der Hochschullandschaft mit dem Versuch der Einrichtung von Elitehochschulen zu erkennen. Die "Wiederkehr der Klassengesellschaft" findet auch in den Köpfen der Eliten statt: Ihre Bereitschaft, die eigenen Interessen deutlich rücksichtsloser als noch in der alten Bundesrepublik gegen die breite Bevölkerung durchzusetzen, nimmt unübersehbar zu. (GB). Die Untersuchung enthält quantitative Daten. Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum 1970 bis 2005.
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 5072-5079
"Entlang der Unterscheidung Elite und Masse bzw. Elite und den Anderen erscheint die Idee von Autonomie als Naturverhältnis prekär. Der naturgegebenen Autonomie eines jeden stehen Eliten gegenüber, die sich qua Fähigkeiten und Einflussmöglichkeiten als autonomer darstellen und als autonomer adressiert werden können. Jeder kann autonom sein, Eliten sollen jedoch mehr Gestaltungsmöglichkeiten nutzen und mehr Verantwortung auch für die Anderen übernehmen, sprich: mehr aus ihrer naturgegebenen Autonomie machen und weitreichende Entscheidungen treffen, die den Rahmen für das autonome Handeln der Anderen gestalten. An empirischem Material aus dem Projekt 'Elite-Kommunikation' (qualitative Interviews, Beobachtungsprotokolle) lässt sich für Situationen der Elite-Kommunikation, das meint hier Veranstaltungsformate, die Elite-Sprecher präsentieren und meist auch eine Publikumsdiskussion anbieten, Folgendes beobachten: Sich ihrer Verantwortung bewusst, bietet die Elite dem Publikum Orientierung an. Im Rahmen dieser asymmetrischen Situationen präsentieren Elite-Sprecher besonders autonome Geschichten: die eigene Biographie, Erlebnisse, eigene Entdeckungen und Leistungen. Elite kommuniziert dabei Best-Practice-Beispiele und Visionen, keine Regeln. Das Publikum will sich nicht sagen lassen, was es tun soll, sondern aufzeigen lassen, was man tun kann. Autonomie als Naturverhältnis wird so in Situationen der Elite-Kommunikation zu einer 'Formel', die zur scheinbaren Symmetrisierung der Situation beiträgt. Dabei findet die untersuchte Elite-Kommunikation vor Publika statt, die wohl eher aus gutbürgerlichen, intellektuellen Individuen bestehen. Die Anderen, zu denen die Elite so symmetrisierend spricht, sind also 'auch nicht dumm'. Für das Diskussionsvorhaben der Ad-hoc-Gruppe stellt sich vor diesem Hintergrund die Frage, ob das Naturverhältnis Autonomie tatsächlich für alle eine Lösung darstellt bzw. von allen als Lösungsweg gewählt werden kann: Denn ist nicht der autonomer, der seinen Willen eloquenter formulieren kann? Sollten nicht vielleicht besser nur die autonom sein, die auch schlau genug sind? In diesen Fragen zeigt sich pointiert das Prekäre einer Formulierung von Autonomie als Naturverhältnis." (Autorenreferat)
Independent media constitute a crucial component of a liberal democracy, especially for the critical role they can play in advancing the pace of democratization. In the late Soviet era, after Gorbachev lifted state control of the media as part of his glasnost policy, they helped release the hold of communist ideology on society & then went on in the 1990s to mobilize public support for democratic development. Essentially the media constituted the "engine for democratization." More recently, however, the media have become less influential. This chapter focuses on why this has happened & what its implications are for the future of democracy in Russia. J. Stanton