Mercosul: Utopie oder Wirklichkeit?: Szenarien
In: Peripherie und Zentrum in der Weltgesellschaft, S. 47-65
"Die kritische Reflexion des Mercosur oder Mercosul - in portugiesischer Schreibweise - durch Gilberto Calcagnotto beschreibt das dritte der stärker ökonomie-zentrierten Themen. Eine strukturelle Asymmetrie - das große Brasilien verband sich mit den erheblich kleineren Staaten Argentinien, Uruguay, Paraguay - zu einer gemeinsamen Wirtschaftszone, verweist dabei genauso auf ein erhebliches Konstruktionsproblem, wie es auch die Anfälligkeit für die teilweise gravierenden wirtschaftlichen und politischen Instabilitäten seiner Mitgliedsstaaten darstellt. Besonders die dadurch stets in der Diskussion befindliche Änderung der Wechselkurs-Festlegung der beteiligten Länder bietet ein interessantes Beispiel dafür, dass neutrale Interessen und internationale Verpflichtungen sich ad hoc austarieren mussten. Im Unterschied zu der hoch-institutionalisierten EU arbeitet der Mercosul bisher vor allem mit inter-gouvernementalen Verabredungen, und ist damit flexibler, aber auch prekärer. Vor diesem Hintergrund werden für den Mercosul und seine um den zentralen Einfluss ringenden Hauptpromotoren Brasilien und Argentinien vier denkbare Entwicklungspfade vorgestellt. Mit der Wahl der Präsidenten Lula und Kirchner existiert dabei zum ersten Mal auch die Möglichkeit, zu nachhaltigen Politik-Kooperationen jenseits einer Freihandelszone zu gelangen." (Autorenreferat)