'Armut zu verringern ist das zentrale Anliegen der Millennium Development Goals (MDG), aber zu deren Umsetzung fehlt eine kohärente Strategie für das Wachstum von Unternehmen - vor allem für Kleinst-, Klein- und mittlere Unternehmen (KMU). Nur das Wachstum der KMU kann Armut in südlichen Weltregionen wirksam beseitigen. Zahlreiche Entwicklungsländer haben in den letzten Jahren relativ gute Fortschritte bei der Verbesserung wirtschaftlicher Rahmenbedingungen gemacht. Institutionen sind effektiver geworden und viele Länder haben seit Jahren auch ein gutes Wirtschaftswachstum erzielt. Trotzdem konnte vor allem in Afrika, aber auch in Teilen Asiens, des Nahen Ostens und Lateinamerikas die Armut nicht wie gewünscht reduziert werden. Hohe Wachstumsraten über einen langen Zeitraum sind genau so notwendig wie Investitionen in die Fähigkeiten der breiten Bevölkerung. Da aber die Mehrheit der armen Bevölkerung im urbanen informellen Sektor und im ländlichen Bereich zu überleben versucht, muss eine kohärente Strategie zur Armutsbekämpfung auch dort ansetzen, wo die Armen (über)leben, d.h. vor allem im informellen Sektor und in der Subsistenzlandwirtschaft. Die überwiegende Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung ist in KMU beschäftigt. Eine stärkere Verknüpfung zwischen wachsenden Unternehmen des formalen Sektors und KMU der informellen Ökonomie wäre besonders breitenwirksam.' (Autorenreferat)
"Zur 'Halbzeit' der Millennium Development Goals (MDGs) zeigt sich eine ernüchternde Bilanz für das subsaharische Afrika. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird keines der Ziele bis 2015 verwirklicht. Ständige Erneuerungen von Entwicklungshilfeversprechen werden nicht ausreichen, um die Vorgaben doch noch umzusetzen. Damit enttäuschte Erwartungen nicht zu negativen Auswirkungen für die Region führen, ist eine veränderte Sicht auf die MDGs notwendig. Auch wenn einige MDGs global durchaus eine Chance haben, umgesetzt zu werden, ist dies vor allem auf positive Entwicklungen in einzelnen Ländern zurückzuführen, wie starkes Wirtschaftswachstum und Armutsreduzierung in China und Indien. Die Länder des subsaharischen Afrika bilden dagegen das Schlusslicht bei der Erreichung der MDGs und verzeichnen sogar Rückschritte auf einzelnen Gebieten wie der Bekämpfung von HIV/Aids. In der Diskussion um die mangelnde Umsetzung der Ziele wird Folgendes vergessen: die Frage nach den Ursachen und möglichen Folgen zu hoher Erwartungen. Von 48 Ländern im subsaharischen Afrika sind 43 nicht 'on track', die MDGs bis 2015 erreichen zu können. Die Region weist noch immer weltweit die höchsten Armutsraten auf und kann nur in den Bereichen Grundschulbildung, Malariabekämpfung und Impfschutz sowie Geschlechtergleichheit geringe Erfolge vorweisen. Die mangelnde Umsetzung der MDGs wird oft darauf zurückgeführt, dass die Entwicklungshilfeversprechen der Industrieländer nicht erfüllt wurden. Hauptgründe für das Zurückbleiben des subsaharischen Afrika hinter anderen Entwicklungsländern scheinen jedoch eher die schwierige Ausgangslage der Region und die schwache Ausbildung der Institutionen zu sein. Damit die MDGs nicht zu einer Geschichte der Enttäuschungen in Afrika werden, ist ein veränderter Umgang mit ihnen notwendig. Die Konzentration auf zusätzliche finanzielle Mittel, um die MDGs zu verwirklichen, verstärkt unrealistische Erwartungen an den Entwicklungsprozess. Ein gegenseitiger Vertrauensverlust zwischen Geber- und Empfängerländern kann die Folge sein. Strukturelle Voraussetzungen und länderspezifische Leistungen dürfen gegenüber der Erreichung der Ziele nicht aus dem Blick geraten." (Autorenreferat)
Im September 2000 verabschieden 189 unabhängige Staaten im Rahmen der 55. Generalversammlung der UN in New York die Millennium Declaration. Im Anschluss an den Millenniumsgipfel extrahiert eine Arbeitsgruppe, die sich aus Vertretern der UN, der Weltbank, der OECD und anderer internationalen Organisationen zusammensetzt, einige messbare Zielvorgaben aus der Millennium Declaration. Dabei ergibt sich eine Liste von acht sogenannten Millennium Development Goals (MDGs), die im Wesentlichen auf zwei Kapiteln der Millennium Declaration beruhen: dem Kapitel 'Entwicklung und Armutsbekämpfung' sowie dem Kapitel 'Schutz der gemeinsamen Umwelt'. Diese Vorgaben untersuchend, verfolgt der Beitrag drei Ziele: In einem ersten Schritt wird die Bedeutung der Millennium Development Declaration und der MDGs in der internationalen Entwicklungsdebatte im historischen Kontext dargestellt. Der zweite Schritt erläutert, welche Risiken und Chancen mit den MDGs verbunden sind. So bestehen unter anderem die Risiken (1) eines verengten Entwicklungsbegriffs, (2) einer Input- statt Effizienz-Orientierung, (3) einer unzureichenden Verankerung des Nachhaltigkeitsgedankens und (4) einer Vernachlässigung von Multikausalitäten. Zu den Chancen zählen die Möglichkeiten (1) der Synergien, Harmonisierung und Kontinuität, (2) der Ergebnisorientierung sowie (3) des Interesses und der Zustimmung der Öffentlichkeit. Im dritten Schritt wird diskutiert, welche Konsequenzen sich aus den internationalen Zielen für Deutschland und für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit ergeben. Dazu gehören (1) die Herstellung einer Kohärenz zwischen der Entwicklungspolitik und anderen außenwirksamen Politiken, (2) die Armutsorientierung, (3) die Wirksamkeit sowie (4) Geber-Koordination und Alignment der Entwicklungszusammenarbeit. (ICG2)
Langjährige weltweite Entwicklungspartnerschaften, Bekämpfung von AIDS, Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit und Verbesserung der Lebensbedingungen...Für Jugendorganisationen sind die Millenniumsentwicklungsziele nicht erst seit der Verabschiedung der Millenniumserklärung im Jahre 2000 ein Thema. Auch der Deutsche Bundesjugendring hat als Aktion zum so genannten "Millennium+5-Gipfel" in der Zeit vom 1. bis 16. September 2005 ein Online-Forum unter dem Motto "Armut geht alle was an! Dich auch?" für Jugendliche veranstaltet. Die vorliegende Schriftenreihe hat zum Ziel, in den Verbänden und Jugendringen die Millenniumsentwicklungsziele, ihren Hintergrund und ihre entwicklungspolitische Bedeutung bekannt zu machen sowie vorhandenes Engagement im Themenfeld vorzustellen.
I. Was sind die MDGs und woher kommen Sie? II. Stärken der MDGs III. Schwächen der MDGs IV. Konsequenzen für ein mögliches neues Zielsystem für die Zeit nach 2015
Seit zwei Jahrzehnten wird die internationale Entwicklungsdebatte von zwei Strömungen bestimmt, die auf den ersten Blick eine ähnliche Stoßrichtung zu nehmen scheinen, sich bei genauerem Hinsehen aber hinsichtlich Schwerpunktsetzung und zugrunde liegender Philosophie unterscheiden. Zum einen handelt es sich dabei um die auf die Entwicklungsländer fokussierende Agenda der Bekämpfung von Armut mit ihren unterschiedlichen Dimensionen (Mangel an Einkommen, Bildung, Wasser, politischer Partizipation etc.), die sich insbesondere in den Millennium Development Goals (MDGs) niedergeschlagen hat. Zum anderen handelt es sich um die Nachhaltigkeitsagenda, die auf dem sog. Erdgipfel 1992 in Rio de Janeiro Popularität erlangte und im Sommer 2012 mit den Beschlüssen von Rio+20 den MDGs die Idee von sog. Sustainable Development Goals (SDGs) gegenüberstellte. Demnächst nehmen zwei Arbeitsgruppen der Vereinten Nationen unabhängig voneinander ihre Arbeit auf: Eine wird diskutieren, ob es nach Ende des Referenzzeitraums der MDGs 2015 wieder eine globale Entwicklungsagenda geben soll und wie diese aussehen könnte. Die andere soll eine Liste möglicher SDGs zusammenstellen. Die Frage ist, wie sinnvoll es ist, wenn aus den Prozessen am Ende evtl. zwei unterschiedliche Zielsysysteme resultieren bzw. ob sich die Armuts- und die Nachhaltigkeitsagenda nicht doch miteinander verbinden lassen. Der Überlappungsbereich der beiden Agenden ist breit. Im Gegensatz zur MDG-Agenda wird Armut von den Befürwortern der SDGs aber nur als eines von zahlreichen Weltproblemen gesehen. Darum befürchten die Befürworter der MDGs, dass die Bekämpfung von Armut in einer SDGAgenda nur noch nachgeordnete Bedeutung haben könnte, während die Anhänger der SDGs kritisieren, dass die MDGs ein zu enges Entwicklungsverständnis hätten und zu sehr auf schnelle anstelle von sozial, ökonomisch und ökologisch nachhaltigen Erfolgen aus seien. Beide Sichtweisen haben ihre Berechtigung; darum gilt es, eine Lösung zu finden, die beide berücksichtigt und zugleich den Interessen aller Länder der Welt gerecht wird. Hierfür hilft es, sich einen eher technischen Aspekt zu vergegenwärtigen: Die meisten MDGs beziehen sich auf Verbesserungen im Wohlbefinden von Individuen; es handelt sich also um Finalziele der menschlichen Entwicklung (Bildung, Gesundheit, Zugang zu Wasser), die auf der Mikro- Ebene gemessen werden. Die SDG-Agenda enthält ebenfalls einige solcher Finalziele (saubere Luft, Biodiversität), aber auch Ziele, die sich auf den Erhalt bzw. Aufbau von globalen öffentlichen Gütern (Begrenzung des Klimawandels, Finanzmarktstabilität) beziehen und daher nur mit Makro-Indikatoren verfolgt werden können. Letztere sind keine Finalziele, sondern Voraussetzungen von nachhaltiger Entwicklung, die unter Konsistenz-Gesichtspunkten nicht in eine Reihe mit Finalzielen passen. Hierzu gehören Ziele, die bereits jetzt im MDG8 enthalten sind (z. B. faires Welthandels- und -finanzsystem). Stellt man nun zwei separate, aber aufeinander Bezug nehmende Agenden für die Zeit nach 2015 zusammen – von denen sich eine auf Aspekte der menschlichen Entwicklung, die andere auf globale öffentliche Güter bezieht – so ließen sich dadurch die gravierendsten Bedenken der Anhänger reiner MDGs und reiner SDGs auffangen.
Vor zehn Jahren haben die Vereinten Nationen (VN) acht Millennium Development Goals (MDGs) mit 21 Unterzielen formuliert, die konkrete Fortschritte bei Armutsbekämpfung,Bildung, Gesundheit, Umweltschutz und anderen Themen zwischen 1990 und 2015 vorsehen. Bei der Umsetzung dieser Ziele bestehen sehr große Unterschiede zwischen den Weltregionen: Ostasien, Südostasien und Osteuropa sind auf gutem Weg, mindestens die Hälfte zu erreichen, während Subsahara-Afrika wohl höchstens drei Unterziele umsetzen wird. Dies hat schon viele veranlasst, nach den Gründen für das "Versagen" des Kontinents zu fragen und festzustellen, dass die MDGs schlicht "zu hohe Ziele für Afrika" seien. Eine solche Sicht auf Subsahara-Afrika als Ganzes verstellt den Blick dafür, dass es innerhalb der Weltregion höchst unterschiedliche Erfolge bei der MDG-Umsetzung gibt. Neben Ländern, die fast keines der MDGs umsetzen können,gibt es auch hier Länder, die mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens die Hälfte der MDG-Unterziele, für die überhaupt Daten vorliegen, erreichen werden. So haben bspw. schon heute drei Länder in Subsahara- Afrika MDG1 (Halbierung des Anteils der Einkommensarmen)erreicht, mindestens drei weiteren wird dies ebenfalls bis 2015 gelingen. MDG2 (Grundbildung für alle) ist sogar schon von sieben Ländern nahezu erreicht, zu denen bis 2015 noch mindestens fünf hinzukommen dürften. Und auch bei anderen Zielen gibt es sehr erfolgreiche Länder in Subsahara-Afrika. Sie sind ein Beispiel dafür, dass auch Subsahara-Afrika insgesamt die MDGs erreichen könnte. Sechs Eigenschaften zeichnen diese Länder aus, die ihren überdurchschnittlichen Erfolg erklären könnten: 1. Politische und makroökonomische Stabilität 2. Gutes Investitionsklima 3. Handlungsfähigkeit des Staates 4. Eine politische Führung mit einer Vision, einer Strategie und dem festen Willen, die Strategie über einen längeren Zeitraum hinweg entschlossen umzusetzen 5. Dezentralisierung und Beteiligung der Bevölkerung an Projektplanung und -durchführung 6. Langfristige, stetige und berechenbare Unterstützung durch die Geber Derweil scheinen weder die Höhe der empfangenen Entwicklungshilfeleistungen noch die Startbedingungen des jeweiligen Entwicklungslandes (wie bspw. das Prokopfeinkommen oder die Grundschulbeteiligungsrate im Bezugsjahr 1990) eine entscheidende Rolle zu spielen,und auch der Einfluss des rtschaftswachstums ist deutlich weniger stark als man dies erwarten könnte.
"Diese Studie untersucht, welche Fortschritte die Länder im Nahen Osten und in Nordafrika bisher bei der Umsetzung der 'Millennium Development Goals' (MDGs) gemacht haben und inwiefern sie hierbei durch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit (EZ) unterstützt werden. Diese Frage hat für den Nahen Osten und Nordafrika hohe Relevanz. So legt die Studie dar, dass viele Länder dieser Region große Probleme mit der Umsetzung von MDG1 (Bekämpfung von Einkommensarmut und Hunger), MDG2 (Möglichkeit einer vollständigen Primarschulbildung für alle Kinder), MDG3 (Gleichstellung der Geschlechter), MDG7 (Umwelt- und Ressourcenschutz) sowie MDG8 (Demokratie und gute Regierungsführung; Abbau der Jugendarbeitslosigkeit; Zugang der Bevölkerung zu modernen Informations- und Kommunikationstechnologien) haben. Die Ursachen hierfür liegen nicht zuletzt in der unzureichenden Bereitschaft der Regierenden, sich in dem Maße für die Lösung der sozialen, ökologischen und politischen Probleme ihrer Länder einzusetzen, das erforderlich wäre und zu dem sie auch in der Lage wären. Die deutsche EZ engagiert sich vornehmlich in Ländern und Sektoren, in denen sie wichtige Beiträge zur Umsetzung der MDGs im Nahen Osten und in Nordafrika leisten kann. Inwieweit sie diese Beiträge tatsächlich leistet, wird aber in den Strategiepapieren des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) nur unzureichend reflektiert und dokumentiert und auch ex post nicht durch entsprechende Wirkungsanalysen überprüft. Hieraus wird in der Studie der Schluss gezogen, dass Deutschland von den Partnerländern im Nahen Osten und in Nordafrika einfordern sollte, sich stärker als bisher für die MDGs zu engagieren. Entsprechend sollte verstärkt mit Ländern kooperiert werden, die sich für ein fristgerechtes Erreichen der MDGs einsetzen, hierzu aber ohne externe Unterstützung nicht in der Lage sind. Dabei muss sichergestellt werden, dass die deutsche EZ tatsächlich in ihren Partnerländern jeweils relevante und signifikante Beiträge zur Umsetzung der MDGs leistet. Vor allem aber sollte in den Strategiepapieren des BMZ dargelegt werden, um welchen Beitrag es sich hierbei handelt, warum gerade er für die Partnerländer wichtig ist und wie bzw. mit welchen Maßnahmen er erzielt wird." (Autorenreferat)