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Um das Nationalbewußtsein im geteilten Deutschland zu analysieren, wird ausgehend davon, daß jeder, der hier aufwächst, sich der BRD als realer politischer Einheit zurechnet, gefragt, ob der Bürger dieser Republik auch an einer Gemeinschaftsidee partizipiert und - noch grundsätzlicher - ob diesemStaat überhaupt eine Idee zugrundeliegt. Die Gemeinschaftsidee dieser Republik wird herausgearbeitet und analysiert, wobei vor allem auf das Freiheitsbewußtsein eingegangen wird. In diesem Kontext wird die Besinnung auf ein Nationalbewußtsein angesprochen. Die Bedeutung der demokratischen Gemeinschaftsidee wird herausgearbeitet. Außerdem wird ein Zusammenhang zwischen Geschichtsbewußtsein und Nationalbewußtsein hergestellt und am Beispiel der deutschen Teilung erläutert. (RW)

"In der wiederaufgelebten Debatte über die 'Identität der Deutschen' wird oft übersehen, daß es hier um eine Frage mit langer Tradition geht. Zum erstenmal wurde sie zu Beginn des 19. Jahrhundert ausgiebig diskutiert. Damals ging es darum, unter dem Eindruck der Französischen Revolution, der napoleonischen Herrschaft und der beginnenden industriellen Revolution die deutsche Nation zu definieren. Der erwachsende Nationalismus in Mitteleuropa forderte nach dem Zusammenbruch des Ancien Regime für die Deutschen innere und äußere Selbstbestimmung im Nationalstaat als neuer politischer Organisationsform. Protagonisten des nationalen Gedankens und Schöpfer des frühen deutschen Nationalbewußtseins war eine kleine Schicht von Intellektuellen. Von ihnen sind Ernst Moritz Arndt, Friedrich Ludwig Jahn und Theodor Körner heute noch am bekanntesten. Über die Grenzen und die politische Verfassung des zu schaffenden Nationalstaats entwickelten die national gesinnten Intellektuellen unterschiedliche Vorstellungen, die sich dann im Bismarckreich von 1871 nur teilweise realisierten. Im historischen Rückblick wird deutlich, daß das sich wandelnde Nationalbewußtsein der Deutschen im 19. Jahrhundert ein Ergebnis spezifischer politischer Konstellationen war. Dazu zählen auch die Grenzen des Nationalstaats von 1871. Deutsche Kulturnation und deutsche Reichsnation brachte dieser Staat nicht zur Deckung. Obwohl er nur knapp drei Generationen lang bestand, hat er jedoch das Raumbild der Deutschen nachhaltig geprägt. Doch die Erinnerung an den Nationalstaat von 1871 verblaßt. Heute stellt sich die Frage, inwieweit er für die Deutschen in der Bundesrepublik noch als Orientierungsrahmen für die staatliche Organisation ihres Siedlungsraums maßgebend sein kann. Ist seine Restauration anzustreben, ungeachtet der westeuropäischen Integrationsbemühungen, oder sollen sich die Deutschen mit der Einsicht abfinden, daß der nationale Einheitsstaat und das auf ihn bezogene Nationalbewußtsein nur eine Episode in ihrer Geschichte waren? Unverkennbar gewinnt die Auffassung an Boden, der deutsche Staatenpluralismus sei die eigentliche politisch-historische Norm in der Mitte Europas. Die Frage nach der 'Identität der Deutschen' ist damit jedoch noch nicht beantwortet." (Autorenreferat)

Als Reaktion auf den Beitrag "Die Geschichtsschreibung der DDR im Umbruch" von J. Kuppe untersucht der Autor die politischen Bedingungen, die diese Veränderung herbeigeführt haben. Dabei befaßt er sich mit der ideologischen Abwendung der DDR von der UdSSR und mit der verstärkten Betonung nationaler Interessen der sozialistischen Machteliten zur Legitimierung ihrer Herrschaft sowie mit der Funktionalisierung des "Nationalbewußtseins" und der nationalen Kultur und Geschichte durch die SED-Ideologen. (BIOst-Klk)

Ausgangspunkt des Beitrags ist die These, daß ein eigenständiges bundesrepublikanisches Nationalbewußtsein, ein Bewußtsein nationaler Identität, im Entstehen begriffen ist und bei der jüngeren Generation schon in hohem Maße existiert. Es wird gezeigt, daß sich in der bundesrepublikanischen Nation die gleiche Entwicklung vollzieht, die sich in Österreich und der DDR bereits vollzogen hat: Durch unterschiedliche Lebens- und Arbeitsweisen, Bildungsinhalte und -formen werden unterschiedliche Erfahrungen und Auffassungen, Gebräuche und Gewohnheiten herausgebildet. Es wird dafür plädiert, ein emotionalgeprägtes bundesrepublikanisches Nationalgefühl nicht nur unter ideologischen Aspekten zu betrachten, sondern als normal anzusehen. Aus den Überlegungen wird die eigentliche "nationale Frage" entwickelt: Wie geht es mit der BRD weiter? Die sozialen und nationalen Interessen im Rahmen des Nationalstaates werden diskutiert. Als Beispiel wird die Auseinandersetzung um das Problem der Friedenssicherung erörtert. Dabei wird gezeigt, daß es nationale Interessen gibt, die über die Klassenspaltung der Gesellschaft hinausreichen und bei denen es möglich ist, Unterstützung auch bei Teilen der herrschenden Klasse zu finden. Insgesamt verdeutlichen die Überlegungen zu den nationalen Interessen der BRD zweierlei: (1) Die Rede von nationalen Interessen ist nicht nur eine ideologische Formel, sondern besitzt Realitätsgehalt. (2) Die herrschenden Klassen legitimieren ihre Interessen als nationale. (KW)

"Ausgehend von der Geschichte der unterschiedlichen Regionen in der Ukraine erklärt der Artikel die Entstehung der ersten Fußballklubs im Land sowie deren Bedeutung für die Entstehung eines über die Regionen hinausgehenden Nationalbewusstseins. Außerdem schildert er am Beispiel einzelner ukrainischer Klubs deren Verwicklungen in die komplizierten Besatzungsverhältnisse im Zweiten Weltkrieg. Abschließend zeigt der Autor am Beispiel der Entwicklung des Fußballs nach der 'Wende' 1990 bis zur Europameisterschaft 2012 den Wandel auch im nationalen Bewusstsein der Fans." (Autorenreferat)