In dem Beitrag wird über eine Konferenz zur vergleichenden europäischen Faschismusforschung in Bergen berichtet, auf der vor allem drei Themenbereiche diskutiert wurden: (1) Wer wurde Mitglieder der faschistischen bzw. nationalsozialistischen Bewegungen und Parteien in Europa vor und während des Zweiten Weltkriegs? (2) Warum wurden sie Mitglieder? (3) Was passierte danach mit ihnen? Es wird nicht als ein Versehen der Konferenz eingeschätzt, daß die meisten Wortmeldungen das Ziel aus den Augen verloren haben, sich erfolgreich mit der dritten Frage der Konferenz zu beschäftigen, wohingegen die meisten in der Lage waren, die ersten beiden Fragen zu beantworten. (KW)
Vorspann Das nationalsozialistische Deutschland hatte im Ausland nicht nur Feinde. Charakteristisch für nicht wenige seiner auswärtigen Sympathisanten war freilich der Umstand, dass sie die Praxis nationalsozialistischer Politik nie kennenlernen sollten. Auf die großen Sympathien, die etwa in der panarabischen Bewegung zu finden waren, hat die deutsche Führung geschickt und skrupellos reagiert. Die deutschen Rundfunksendungen für die arabische Welt, bislang weitgehend unbekannt, sind dafür ein aufschlussreicher Beleg. Jeffrey Herf präsentiert einen faszinierenden Quellenfund, der nicht nur historiographische Bedeutung besitzt.
Die Rolle der deutschen konservativen Eliten beim Weg von der Weimarer Republik ins Dritte Reich ist nach wie vor Gegenstand historischer Kontroversen. Die vorliegende Arbeit beansprucht, einige Aspekte zur Lösung dieser Frage beizutragen. Untersucht wird der Zusammenhang der konservativen Eliten mit der nationalsozialistischen Bewegung in der kritischen Phase des Rücktritts des Kabinetts Brüning im Frühjahr 1932 bis zum "Röhm-Putsch" im Sommer 1934. Der Essay prüft, welche Überlegungen Hitlers Regierungsbildung im Januar 1933 bestimmten und wie sich das Unbehagen der Konservativen über die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler äußerte. Nach der Phase der "Gleichschaltung" versuchte Hitler, die Stabilität seines Herrschaftssystems durch die Beschwichtigung der Konservativen zu sichern, indem er durch den "Röhm-Putsch" die radikalen Strömungen in der NSDAP ausschaltete. (ICE)
Die Nationalsozialisten nutzten Propaganda meisterhaft für ihre Plakate und Werbeschriften, sie wandten modernste Methoden der Werbepsychologie an. Propagandaminister Joseph Goebbels: "Es ist uns vielfach der Vorwurf gemacht worden, dass wir die deutsche Kunst zu einer bloßen Propagandaangelegenheit herabwürdigten. Herabwürdigten – wieso? Ist die Propaganda nicht auch eine Art von Kunst? Ist die nationalsozialistische Bewegung vielleicht durch die Theoretiker oder durch die Propagandisten an die Macht gekommen?" Und Hitler schreibt in "Mein Kampf": "Ich lernte schon frühzeitig verstehen, dass die richtige Verwendung der Propaganda eine wirkliche Kunst darstellt." Sylke Wunderlich geht auf Plakatkampagnen zu Wahlen und Reichsparteitagen ein, zu Wehrmacht, SS und SA; zu Olympia und Sport, zu HJ und BDM, Deutsche Arbeitsfront, Kraft durch Freude, Tourismus und Werbung. Ein umfassendes Kompendium der Plakatpropaganda des NS-Staates bis zum Untergang.
Die populärste Beschreibung der Nazi-Herrschaft als "Gewaltherrschaft" oder reine Diktatur verstellt die Frage, warum die Deutschen den Nationalsozialismus massenhaft unterstützt haben. Terror und Gewalt erklären nicht allein die Dynamik der nationalsozialistischen Bewegung. Der vorliegende Beitrag arbeitet heraus, daß ein Grundzug der Geschichte der deutschen Gesellschaft in der NS-Zeit die breite Anpassung aus Furcht und Bequemlichkeit, aus Passivität und Karrieredenken und nicht zuletzt aus partieller innerer Übereinstimmung mit aussen-, innen- oder gar rassenpolitischen Zielen der Nationalsozialisten war. Widerstand und Komplizenschaft versucht der Autor über eine folgende Typologie zu erfassen: Der Wähler aus der Weltwirtschaftskrise auf der verzweifelten Suche nach Änderung der Verhältnisse; die chronisch ängstlichen und unsicheren Mittelklassen zwischen Angst vor Abstieg und dem Wunsch nach Aufstieg; der traditionsgebundene sozialdemokratische Arbeiter; der opportunistische Konsument, der die Vorteile des Regimes genießt. (ICE)
Zusammenfassung Soziales Engagement kann für die extreme Rechte ein attraktiver Bereich sein, um gesellschaftliche Themen und Diskurse mit demokratiefeindlichen, rassistischen und nationalsozialistischen Ideologien zu beeinflussen und auf Strukturen sozialer Institutionen zu wirken. Prekäre Arbeitsbedingungen in der Sozialen Arbeit erweisen sich als ein Türöffner für extrem rechte Akteure, um eigene (soziale) Angebote zu etablieren.
Vorspann Der Name Himmler wird gemeinhin mit der SS in Verbindung gebracht wie überhaupt mit dem nationalsozialistischen Terrorapparat, mit dem Holocaust und dem ideologischen Kern der NS-Bewegung. Weniger bekannt ist dagegen, dass Himmler – neben vielem anderen – auch noch den Posten des Reichsinnenministers übernahm, wenn auch erst spät, im Jahr 1943. Welche Folgen ergaben sich aus dieser Zäsur und vor allem: welche Konsequenzen hatte das für dieses Ressort?
"Der Beitrag beschäftigt sich mit der Bedeutung des außergewöhnlichen Falls der Annaliese Teetz (geborene Sparbier, 1910-1992), Nazi-Deutschlands einziger Kapitänin, und der gleichfalls außergewöhnlichen Art, mit der sie kämpfte und die nationalsozialistische Bürokratie benutzte, um ihre professionelle Karriere voranzutreiben. Fest von ihrer seemännischen Berufung überzeugt, ließ sich Annaliese Sparbier durch die Vorurteile und Gegnerschaft seitens der Schiffahrtsindustrie und vieler NSDAP-Funktionäre nicht einschüchtern. Nachdem Hitler besonderen Befehl gegeben hatte, sie aus der Seefahrt zu entfernen, bot sie dem Führer die Stirn und machte sich mit Erfolg die systemimmanenten Eigenheiten des nationalsozialistischen Staatsapparates zunutze. Sie setzte sich schließlich gegen höchste Nazikreise durch, machte ihr Steuermannsexamen und wurde Kapitän eines kleinen Frachters im norwegischen Kriegsgebiet. Annaliese Sparbiers einzigartiger Fall trägt bei zur Vielfalt der Reaktionen von Frauen auf das Naziregime, zur Entstehung einer feministischen Bewegung in Deutschland sowie zur Mitwirkung von Frauen an der Seefahrt." (Autorenreferat)
Der Autor weist zunächst auf die Bedeutung einer Geschichte des Umweltschutzes bzw. einer Geschichte der Ökologie-Bewegung hin. Sodann wird das gegensätzliche Bild des Naturschutzes während des Nationalsozialismus herausgearbeitet. Dieses wird in der Funktionalisierung der (romantisch) anti modernistischen Haltung des Bürgertums zu Zwecken einer ökonomisch orientierten Wachstumspolitik gesehen. Der Autor wirft sodann einen Blick auf den Beginn des Naturschutzes und des Heimatschutzes während der Jahrhundertwende. Im weiteren wird die Ideologie des Naturschutzes und der Naturschutzpolitik während des Nationalsozialismus näher untersucht. Abschließend werden die (negativen) Folgen der nationalsozialistischen Natur-Ideologie für die heutige Ökologiedebatte diskutiert. (ICD)
Am 24. März 1933 beschloss der Reichstag das Gesetz »Zur Behebung der Not von Volk und Reich«, das sogenannte Ermächtigungsgesetz. Die Grundrechte und die parlamentarische Regierungsform der Weimarer Verfassung waren damit suspendiert. Die Diktatur begann sich zu etablieren. Der Staats- und Völkerrechtler Carl Schmitt, der bis dahin für seine Version einer Rettung der Weimarer Verfassung durch ein nationales Präsidialsystem gekämpft hatte, reagierte mit einer der berüchtigtsten Kehrtwenden des politischen Denkens im 20. Jahrhundert. Bis 1936 entfaltete er eine umfangreiche publizistische Tätigkeit, um das NS-Regime staats- und völkerrechtlich zu untermauern. -- Der Band dokumentiert diese in den ersten vier Jahren des Dritten Reiches verfassten Abhandlungen des weltweit so umstrittenen wie einflussreichen Juristen Carl Schmitt und stellt die anhaltende Diskussion um seine Mitarbeit bei der Konsolidierung der nationalsozialistischen Herrschaft damit auf eine sichere Quellengrundlage. Aufgenommen wurden die in diesem Zeitraum veröffentlichten unselbständigen Aufsätze und Artikel sowie die Monographien »Das Reichsstatthaltergesetz«, »Staat, Bewegung, Volk« und »Nationalsozialismus und Völkerrecht«. Ergänzt wird der Band um einige nach 1936 erschienene, anderweitig nicht greifbare Titel. Den Band beschließen Hinweise zu einzelnen Schriften und eine Bibliographie aller Werke Schmitts in dem Zeitraum 1933 bis 1944.
Zugriffsoptionen:
Die folgenden Links führen aus den jeweiligen lokalen Bibliotheken zum Volltext:
Der Aufsatz folgt einem kulturgeschichtlichen Ansatz und fragt nach Wahrnehmungen und Vorstellungen vom Meer und den Bedeutungen, die ihm zugewiesen wurden. Dargestellt werden drei Gegenstandsbereiche, in deren Rahmen sich mit dem Meer als Quelle politischer Macht sowie biologischer und mineralischer Ressourcen weitreichende, oft utopische Erwartungen verbanden, die sich jedoch regelmäßig nicht erfüllten. Bei diesen drei Gegenstandsbereichen handelt es sich um die deutsche Flottenrüstung unter Alfred von Tirpitz ab 1898, Fischerei und Walfang als Teil der nationalsozialistischen Autarkiepolitik in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, und schließlich das Projekt des Tiefseebergbaus nach Manganknollen seit den 1960er Jahren. Die Tirpitzsche Flottenrüstung wird hier abweichend von der in den 1970er Jahren geprägten Lesart nicht als antiparlamentarische Krisenstrategie verstanden, sondern als ein bürgerliches Projekt, das in der Tradition der Flottenbewegung von 1848 Seemacht mit zentralen Werten des Bürgertums wie der Einheit der Nation und dem Liberalismus assoziierte. Die vom Bürgertum getragene Flottenbegeisterung erscheint so im Kaiserreich als systemimmanente Bewegung, die außenpolitische Machtentfaltung, wirtschaftliche Modernisierung und innenpolitische Reformen verbinden wollte. Nachdem sich die Tirpitz-Flotte im Ersten Weltkrieg als Fehlkalkulation erwiesen hatte, verbanden sich in Deutschland weitreichende Hoffnungen mit dem Meer erst wieder im Rahmen der nationalsozialistischen Autarkiepolitik. Hier erschienen die Ozeane als der ideale wirtschaftliche Ergänzungsraum, um die Lücke zwischen Deutschlands Fett- und Proteinbedarf und der Produktion der eigenen Landwirtschaft ohne Devisenausgaben zu schließen. Teil dieser Hoffnung auf das Meer als deutsche Kolonie war die Vorstellung, dass die Fisch- und Walbestände praktisch unerschöpflich seien. Die Vorstellung unendlicher mariner Ressourcen kam erneut Ende der 1960er Jahre auf internationaler Ebene auf. Diesmal richteten sich die Hoffnungen auf Manganknollen auf dem Tiefseeboden. Vor dem Hintergrund einer befürchteten Erschöpfung der kontinentalen Erzlagerstätten versprach der Tiefseebergbau nach Manganknollen unbegrenzte Mengen wirtschaftlich wichtiger Metalle. Diese Hoffnungen gewannen eine zusätzliche politische Dimension, da bis dahin kein Staat Ansprüche auf die Tiefsee erhoben hatte. Viele Drittweltstaaten, aber auch Stimmen in den westlichen Gesellschaften forderten nun, den Tiefseebergbau unter UN-Aufsicht zu stellen und mit einem Transfer des Know-hows und der Gewinne an ärmere Staaten zu verbinden. Angesichts der erwarteten zentralen Rolle des Tiefseebergbaus für die künftige globale Rohstoffversorgung hoffte man auf dieser Grundlage eine neue und gerechte Weltwirtschaftsordnung errichten zu können. Diese drei Projekte verbindet, dass das Meer jeweils als Ausgangspunkt für weitreichende, letztlich nicht einlösbare Erwartungen diente. Weiterhin finden sich von drei bestimmten Vorstellungen des Meeres jeweils zumindest zwei in allen drei Zusammenhängen: Es handelt sich erstens um das Versprechen unbegrenzter Ressourcen, zweitens um die Hoffnung auf politische Reformen, die mit der Nutzung der Ozeane verbunden wird, und drittens um die Wahrnehmung des Meeres selbst als grenzenlos und unendlich, so dass die Grenzen der Nutzung und die Möglichkeit von Konflikten der Nutzer leicht ausgeblendet wurden.
Die im Band versammelten Beiträge stellen die Geschichte queerer Lebensentwürfe dar - von ersten Emanzipationsbewegungen um die Jahrhundertwende über Selbstermächtigungsversuche in der Weimarer Republik bis hin zu der Zerstörung queerer Subkulturen unter dem nationalsozialistischen Regime und der fortdauernden Diskriminierung von LGBTIQ-Personen in der Nachkriegszeit. Seit dem späten 19. Jahrhundert traten immer mehr Menschen selbstbewusst für die Anerkennung queerer Lebensweisen ein. Diese Pionierinnen bildeten Kollektive, verschafften sich Gehör und stellten dominante Geschlechterkategorien politisch, wissenschaftlich und künstlerisch infrage. In Form von Essays, Interviews und Kunstwerken beleuchten Autorinnen und Künstlerinnen diesen Kampf um Anerkennung, der mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten gewaltsam unterbunden, zerstört und an den nach 1945 kaum erinnert wurde. KÜNSTLERINNEN Katharina Aigner | Maximiliane Baumgartner | Zackary Drucker | Chitra Ganesh | Philipp Gufler | Lena Rosa Händle | Zoltán Lesi | Henrik Olesen | Ricardo Portilho | Karol Radziszewski u.a.
Der Autor weist zunächst auf die Bedeutung einer Geschichte des Umweltschutzes bzw. einer Geschichte der Ökologie-Bewegung hin. Sodann wird das gegensätzliche Bild des Naturschutzes während des Nationalsozialismus herausgearbeitet. Dieses wird in der Funktionalisierung der (romantisch) anti modernistischen Haltung des Bürgertums zu Zwecken einer ökonomisch orientierten Wachstumspolitik gesehen. Der Autor wirft sodann einen Blick auf den Beginn des Naturschutzes und des Heimatschutzes während der Jahrhundertwende. Im weiteren wird die Ideologie des Naturschutzes und der Naturschutzpolitik während des Nationalsozialismus näher untersucht. Abschließend werden die (negativen) Folgen der nationalsozialistischen Natur-Ideologie für die heutige Ökologiedebatte diskutiert. ; The discipline of Environmental History research should include studies which examine the acknowledgement, evaluation and resolution of environmental crises of ecological movements. There are just some few authors who have explored ecological movements under the era of National Socialism. Protection of nature is one of those movements which, even before 1933, presented a contradictory, ambivalent image: One the one hand, the protectors of nature had been deeply influenced by contemporary cultural criticism and by the distinctive German-nation consciousness integral to large parts of the educated middle-classes since the Wilhelminian era. On the other hand, however, rearmament and war preparations demanded a partial autarchy of the Reich with regard to the provision of food; consequently the struggle to raise the level of food production and the Four-Year Plan demanded the conversion of ecologically valuable natural and cultural land into cleared farming and grazing areas. Nature protectors were forced to collaborate in bringing forward this development, as their concept of nature protection demanded a cooperation with the government as the only possible alternative, regardless what direction it would take them. Besides, they were unable to argue, and more so to recognize the fundamental conflict between economy and ecology. Even in the time after 1945, and scarcely nowadays is the past of the nature protection movement adequately investigated. Reasons form this situation may be found in the training of the protectors in the natural sciences, who had begun to recognize the social dimensions of their work and to develop a democratic conception of protection. The propagation of an 'ecological ethic' and the rejection of an anthropocentric notion of nature protection have the same roots, and give evidence of an ahistorical way of seeing what hinders rather than furthers the cause of protection.