Von der Beherrschung zur Überwindung der Natur: Versuch einer Theorie der Macht über die Natur
In: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Band 25, Heft 2, S. 121-135
"Dieser Artikel ist der Frage nach dem Verhältnis von Kultur und Natur und seinen Veränderungen gewidmet. Ausgangspunkt ist eine Reflexion moderner Bio- und Gentechnologien als eines neuen äußersten Punktes in diesem Verhältnis, an dem es nicht mehr bloß um die Beherrschung einer 'feindlichen' oder 'nützlichen' Natur, sondern um ihre Virtualisierung durch ihre Neuerschaffung durch den Menschen geht. Moderne naturwissenschaftliche Diskurse beschreiben diesen Akt selbst als Natur und initieren damit eine Renaturalisierung von Mensch und Gesellschaft, indem sie die Differenz von Natur und Kultur leugnen. Diskutiert wird hier die Qualität dieses neuen Machtanspruchs der Wissenschaft gegenüber der Natur und dessen Auswirkungen auf die Politik vor allem anhand der Humangenetik. Wie ist Freiheit als politischer Begriff angesichts der avisierten Veränderungen der biologischen Natur des Menschen durch mögliche Eingriffe in dessen Keimbahn zu definieren und zu garantieren? Plädiert wird für die Einführung einer Metaebene des Denkens als einer modernen Metaphysik, auf der das variable Verhältnis von Natur und Kultur im Zusammenhang seiner Bedingtheiten und möglichen Wirkungen reflektierbar wird. Ziel einer solchen Reflexion ist eine Politische Technologie als eine Strategie von Politik, Grenzen und Freiräume von Wissenschaft und Ökonomie so zu definieren, daß auch in Zukunft die Stabilität demokratischer Gemeinschaften gewährleistet werden kann." (Autorenreferat)