Als Expertin für den Nordirlandkonflikt beschreibt die Verfasserin Grundlinien seiner Chronologie. Vor dem Hintergrund der Zahlen, die einen Eindruck über das Ausmaß des Konflikts und die Stärke der Konfliktparteien vermitteln, analysiert die Autorin die historische, die politische und die soziale Dimensionen des Konflikts. Anschließend werden die Eskalation und die Verfestigung des Nordirlandkonflikts, der Übergang vom Patt zum Friedensprozess sowie der Friedensprozess selbst untersucht. Der Beitrag liegt als gleichsam minimale und gemeinsame empirische Basis allen Arbeiten der verschiedenen Theorieansätze zu Grunde. (ICF2)
Der Autor untersucht in seinem Beitrag zwei gegensätzliche Erinnerungsmuster über die Identität der nordirischen Bevölkerung: Während eine heute nur noch schwache Mehrheit der Bevölkerung eine kulturelle und politische Herkunftsidentität zum Vereinigten Königreich der Engländer, Waliser und Schotten behauptet, betont hingegen die katholisch-nationalistisch inspirierte Minderheit der Nordiren ihre Zugehörigkeit zur gälisch-irischen Kulturnation. Der Autor skizziert zunächst den Revisionismus und Postrevisionismus in der anglo-irischen Geschichtsschreibung, um anschließend die Frage zu untersuchen, ob die verschiedenen Akteure im Nordirlandkonflikt diesen historiographischen Sinnangeboten folgen oder ob sie Konzeptionen einer Zukunftsgestaltung jenseits der eingefahrenen Konflikt- und Wahrnehmungsmuster entwickeln. Er betrachtet dabei folgende Konfliktparteien: (1) Sinn Féin/IRA, (2) Ulster Democratic Party, Progressive Unionist Party, Democratic Unionist Party / UDA, UVF, (3) Alliance Party, Social Democratic and Labour Party, (4) die britischen und irischen Regierungen. (ICI)
Der Autor stellt die Frage, ob die vom Karfreitags- bzw. St. Andrews-Abkommen etablierten Strukturen Nordirland tatsächlich befrieden. Im ersten Schritt wird die auf dem Karfreitags- und dem St. Andrews-Abkommen basierende konkordanzdemokratische Lösung des Nordirlandabkommens vorgestellt. Im nächsten Schritt wird diese Lösung an den ursprünglich von Lijphart entwickelten Kriterien gemessen. Danach folgt eine Betrachtung zum revisionistischen Consociationalism McGarrys und O'Learys, sowie die Erörterung der Argumente ihrer Kritiker. (ICB)
"Das erste Jahrzehnt nordirischer Politik nach dem gewaltsamen Ausbruch des Konflikts Ende der sechziger Jahre war gekennzeichnet von wiederholten Bemühungen, im direkten Kontakt der Kontrahenten (der protestantischen Unionisten und der katholischen Nationalisten), beispielsweise durch das Modell der Machtbeteiligung der katholischen Minderheit bei der Regierung nordirischer Angelegenheiten (power-sharing), das Konfliktpotential zu begrenzen. Diese Politik scheiterte ebenso wie die wiederholten Anläufe zur Schaffung eines von beiden Konfliktpartnern akzeptierten nordirischen Parlaments (1973, 1975, 1982), das den 1972 aufgelösten Stormont ersetzen sollte. Das Versagen interner Lösungsmodelle veranlaßte die britische Regierung, nach Konfliktbegrenzungsstrategien auf der internationalen Ebene (durch Absprachen mit der Regierung der Republik Irland) zu suchen, zumal die Republik in den achtziger Jahren eine deutlich konziliantere Haltung gegenüber Nordirland entwickelte. Zum ersten Mal (New Ireland Forum 1984) wurden in der Republik bei allen politischen Parteien Alternativen zur Vereinigung des Nordens mit der Republik als Lösungsmöglichkeiten des Nordirlandproblems diskutiert. In Verhandlungen der britischen mit der irischen Regierung entstanden dauerhafte Kooperationsstrukturen beider Länder, und es kam zum Abschluß eines anglo-irischen Abkommens (1985), das der Republik ein begrenztes Mitspracherecht in nordischen Angelegenheiten gibt. Die eigentlich Betroffenen aber waren für interne, noch für auf der internationalen Ebene entwickelte Konfliktlösungsmodelle zu gewinnen. Die katholischen Nationalisten sehen sich weiterhin als diskriminierte Minderheit und fordern den Anschluß des Nordens an die Republik. Die protestantischen Unionisten fürchten um ihre Rechte, wenn der Republik Irland Einflußmöglichkeiten auf die nordische Politik gegeben werden. Das britische Krisenmanagement fand und findet bei keiner Seite Unterstützung, ja, es wird immer wieder für die sporadisch eskalierende Konfliktintensität verantwortlich gemacht." (Autorenreferat)
Innerstaatliche Konflikte prägen Städte und hinterlassen räumliche Spuren, die über die Beilegung hinaus wahrnehmbar bleiben. Diese Orte werden Schattenorte genannt - ihre Neuentwicklung ist häufig langwierig und schmerzhaft. In Belfast wird dies noch 20 Jahre nach dem Ende des Nordirlandkonflikts im Rahmen vieler Stadterneuerungsvorhaben deutlich.Henriette Bertram zeigt: Schattenorte sind aufgrund ihrer historischen Symbolik umstritten. Bei der Neuentwicklung entsteht Dissonanz zwischen den ehemaligen Konfliktparteien, aber auch zwischen denjenigen Akteur_innen, die eine schnellstmögliche Normalisierung anstreben, und denjenigen, die der Erinnerung an den Konflikt mehr Raum geben möchten.
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Innerstaatliche Konflikte prägen Städte und hinterlassen räumliche Spuren, die über die Beilegung hinaus wahrnehmbar bleiben. Diese Orte werden Schattenorte genannt - ihre Neuentwicklung ist häufig langwierig und schmerzhaft. In Belfast wird dies noch 20 Jahre nach dem Ende des Nordirlandkonflikts im Rahmen vieler Stadterneuerungsvorhaben deutlich.Henriette Bertram zeigt: Schattenorte sind aufgrund ihrer historischen Symbolik umstritten. Bei der Neuentwicklung entsteht Dissonanz zwischen den ehemaligen Konfliktparteien, aber auch zwischen denjenigen Akteur_innen, die eine schnellstmögliche Normalisierung anstreben, und denjenigen, die der Erinnerung an den Konflikt mehr Raum geben möchten.
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