This book traces a scientific biography and thus reflects the development of gender-sensitive political science: its origins in Critical Theory with its visible connection to its paradigms, political science's preoccupation with work as the central 'crux' of gender-specific theory and politics, the discussion of political socialization as an obstacle and simultaneous starting point for women-specific emancipation, and finally globalization in its significance as an opportunity and danger for a gender-equitable democracy.This is why, for Christine Kulke, this commemorative volume also presents central themes of gender-specific political science: a commemorative volume and a kaleidoscope worth reading.
Die Netzbewegung setzt sich ein für Informationsfreiheit, Datenschutz und Netzneutralität, gegen Zensur und Überwachung, kurz: für ein freies Internet. Dabei positionieren sich die Aktivist_innen als Avantgarde der digitalen Gesellschaft. Mit ihrer intersektionalen und hegemonietheoretischen Analyse zeigt die Autorin, wie die Forderungen der Netzbewegung und auch die Akteur_innen selbst gesellschaftlich verortet sind und geht der Frage nach, wie sich soziale Ungleichheit in den politischen Diskurs der digitalen Gesellschaft einschreibt.; The network movement advocates freedom of information, data protection, and net neutrality, against censorship and surveillance, in short: it rallies for a free Internet. The activists position themselves as the avant-garde of digital society. With her intersectional and hegemonic-theoretical analysis, the author shows how the demands of the net movement and the actors themselves are socially localized and examines the question of how social inequality inscribes itself in the political discourse of the digital society.
"Ich habe keine Ahnung." (Kermani, 2009, 86) Das behauptet Navid Kermani in seinem Essay Die Terroristen sind unter uns, der 2009 im Band Wer ist Wir? Deutschland und seine Muslime erschienen ist. Es ist ein sehr wichtiger, ja zentraler Satz, der oft gedacht, aber selten öffentlich ausgesprochen wird. Niemand, der eine leitende Position in der Politik, der Wirtschaft oder beim Militär bekleidet, darf es sich leisten, diesen Satz in den Medien zu äußern, aber auch im Wissenschaftsdiskurs darf er nicht verwendet werden, es sei denn als Zitat. Es gibt mindestens drei Eigenschaften dieser Aussage, die sie für die erwähnten Diskurse ungeeignet machen. Erstens das Sprachniveau: durch den etwas saloppen Beiklang lässt sich die Aussage dem umgangssprachlichen Niveau zuordnen und nicht dem Niveau offizieller oder wissenschaftlicher Reden. Zweitens ihre Struktur: durch die Ich-Form wird der Satz zur Aussage des sprechenden Subjekts über sich selbst, nicht über einen Sachverhalt. Und drittens die Semantik: Das verneinte Substantiv spricht dem Subjekt nicht nur jedes rationale Wissen ab, das sich argumentieren und belegen ließe, sondern auch jede andere Grundlage, auf der sich eine Aussage zu einem Sachverhalt formulieren ließe, also auch Vermutungen, Vorurteile, Spekulationen, Gefühle oder die Intuition. Das Problem dabei ist nicht, dass auch diese alternativen Grundlagen fehlen, sondern dass sie, durch die Wahl des Substantivs "Ahnung", überhaupt als Möglichkeit eingeräumt werden. Wenn durch diese Merkmale die zitierte Aussage aus dem Rahmen fachbezogener Diskurse fällt und sogar für journalistische Textformen unpassend ist, so ist sie im literarischen Diskurs durchaus zulässig. ; The essays of the German writer and professor of Middle East Studies, Navid Kermani, focus on current political and social issues, such as migration, terrorism and the problems of multicultural societies. The article offers an analysis of selected essays and gives a brief overview of their context, including a discussion about the relation between literature and politics as it evolved after World War II in Germany. The analysis makes it possible to see Kermani's essays in the tradition of open dialogical essays that goes back to the writings of Michel de Montaigne, as shown in the theories of Peter V. Zima. The processes of fictionalization that are used by Kermani in his political essays are compared with those used in so called "post-truth" political discourse. Although these processes are comparable and their effects unpredictable, it is possible to locate some basic differences in their narrative structures that can either suggest that the narrator is all-knowing, which reinforces his position of power, or can stress the narrator's tentativeness, which opens the possibility for the reader to enter into a dialogue with him, thus leading to the kind of constructive dialogue that is of fundamental importance for democratic societies. It is the raising of questions and articulation of doubt that Kermani sees as his main task when writing his essays. ; Navid Kermani, nemški pisatelj in profesor orientalistike, se v svojih esejih posveča aktualnim političnim in socialnim vprašanjem, kot so migracije, terorizem in večkulturne družbe. Članek podaja podrobnejšo analizo izbranih Kermanijevih esejev ter jih umesti v tradicijo dialoško odprte esejistike (kakor jo po teoriji Petra V. Zime zastopa na primer Michel de Montaigne) in v kontekst nemških povojnih razprav o razmerju med literaturo in politiko. Nato postopke fikcionalizacije, kakor se kažejo v Kermanijevih političnih esejih, primerja s postopki v tako imenovanih postfaktičnih političnih diskurzih. Čeprav so postopki primerljivi in njihovi učinki načelno nepredvidljivi, je mogoče locirati temeljne razlike v njihovi narativni strukturi, ki lahko sugerira vsevednost pripovedovalca in s tem krepi njegovo pozicijo moči ali poudarja njegovo negotovost ter tako bralcu odpira možnost, da z njim stopi v konstruktiven dialog, ki je temeljnega pomena za demokratične družbe. Prav v odpiranju vprašanj in artikuliranju dvomov Kermani kot avtor esejev vidi svoje pisateljsko poslanstvo.
Der Autor untersucht auf der Datenbasis 1974 die finanziellen Auswirkungen der im Jahr 1969 in der Bundesrepublik Deutschland durchgeführten Finanzreform. In der empirischen Untersuchung stehen 2 Fragen im Mittelpunkt: 1. In welche Richtung und in welchem Ausmass verändern die einzelnen Massnahmen der Finanzreform die Finanzkraftunterschiede auf Länder- und Gemeindeebene? 2. Entspricht die reformbedingte Veränderung des regionalen Finanzkraftgefälles den angestrebten Zielen und wie ist sie aus regionalpolitischer Sicht zu beurteilen?
In der Arbeit werden vier Optionen zur Schaffung eines europäischen Strommarktes entwickelt und bewertet, in deren Mittelpunkt der Stromtransportbereich steht. Es wird ein optimales Ordnungsmodell konzipiert und aufgezeigt, wie dieses eingeführt werden kann. Die Arbeit untersucht außerdem, auf welcher Grundlage Stromtransporte durch Versorgungsgebiete abgerechnet werden können.
Ausgehend von der zunehmenden quantitativen Bedeutung der Auslandsverschuldung des Staates untersucht der Verfasser zunächst, ob eine derartige Verschuldung in der Lage ist, den inländischen Kapitalmarkt zu entlasten und die Zinsbelastung des Staates zu senken. Anschliessend werden die Auswirkungen auf Volkseinkommen, Beschäftigung und Preisniveau im Inland analysiert. Darüber hinaus wird gefragt, inwieweit die Auslandsverschuldung des Staates in der gegenwärtigen bundesdeutschen Situation als zahlungsbilanzpolitisches Instrument eingesetzt werden kann.
Die Arbeit nimmt die in jüngster Zeit vor allem in den USA er- hobenen Forderungen nach einer verfassungsmässigen Begrenzung der Staatstätigkeit zum Ausgangspunkt für eine systematische Analyse der Vor- und Nachteile einer institutionellen Fixierung der Staats- quote. Grundlagen sind dabei zum einen eine Theorie des Staats- versagens, zum anderen ein politisches Modell, in dem das Angebot an öffentlichen Gütern aus der Beziehung zwischen Politikern und Bürokratien und die Nachfrage aus der Beziehung zwischen Bürgern und Politikern erklärt wird. Im Ergebnis erscheint eine Begrenzungs- regel günstig für die Qualität des Angebots aber unsicher in Bezug auf die Qualität der Nachfrage nach öffentlichen Gütern.
In der Auseinandersetzung um die Lösung stabilitätspolitischer Probleme wird seit den 70er Jahren in den Vereinigten Staaten der Vorschlag diskutiert, die Globalsteuerung durch den Einsatz der Steuerpolitik mikroökonomisch zu ergänzen. Allen Vorschlägen einer «tax-based incomes policy» ist der Zweck gemeinsam, dafür zu sorgen, dass die Kosten stabilitätswidrigen Verhaltens bei mikroökonomischen Lohn- und Preisentscheidungen einbezogen werden sollen. In der vorliegenden Untersuchung werden die Voraussetzungen dieser Ansätze herausgearbeitet und die Wirkungen auf Allokation, Distribution und Stabilität untersucht.
Antizyklische Regelmechanismen für den Staatssektor («formula flexibility») werden mit diskretionärer staatlicher Konjunkturpolitik verglichen. Damit wird der häufig anzutreffende Vergleich vermieden, bei dem die kontroversen Strategien sich ausserdem durch die Zielsetzung unterscheiden oder mit unterschiedlichen Annahmen über die Funktionsmechanismen der Wirtschaft konfrontiert werden. Sowohl theoretische Überlegungen als auch anhand empirischer Beispiele belegte Ergebnisse (Indikatorvorschläge aus den USA, Gesamtindikator des Sachverständigenrats und Bestersscher Indikatorvorschlag aus der BRD) lassen «formula flexibility» als völlig ungeeignet zur Lösung konjunkturpolitischer Probleme erscheinen.
'Politikwissenschaft ist sowohl im deutschsprachigen als auch im angelsächsischen Raum eine besonders 'geschlechtsresistente' Disziplin. Diese disziplinäre Widerständigkeit hat mehrere Ursachen: erstens die männerbündische Personalrekrutierung des Faches, zweitens den strukturellen Maskulinismus des Politikwissenschaftsbetriebs und eine daraus folgende männlich-hegemoniale Themenauswahl und drittens einen immanenten Androzentrismus von Konzepten, Theorien und Problemstellungen. Darüber hinaus ist die politikwissenschaftliche Geschlechterforschung, die das Ziel hat, die Mechanismen der 'androzentrischen Geschlechtsblindheit' offen zu legen, doppelt marginalisiert - nicht nur innerhalb der Politikwissenschaft, sondern auch im Konzert der frauen- und geschlechterforscherischen Disziplinen. Diese Randständigkeit kann die vergleichsweise junge politikwissenschaftliche Geschlechterforschung überwinden, wenn sie mehr Selbst'bewusstsein' im Sinne des Wissens um ihren Gegenstand geschaffen hat.' (Autorenreferat)