"Politische Wissenschaften" und der veralltäglichte Nationalsozialismus
In: 23. Deutscher Soziologentag 1986: Sektions- und Ad-hoc-Gruppen, S. 764-767
3871 Ergebnisse
Sortierung:
In: 23. Deutscher Soziologentag 1986: Sektions- und Ad-hoc-Gruppen, S. 764-767
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 1610-1625
"Die Wissenschaftsgeschichte unterscheidet in ihren Forschungen die historische, kognitive und soziale Identität eines Faches (Wolf Lepenies). Der Vortrag soll das auf die Ebene der Geschichte einer Disziplin herabbrechen, die am Beginn des 20. Jahrhunderts aus der Gemengelage von frühen (vor-)wissenschaftlichen Bemühungen zur Erforschung der Presse, Nationalökonomie und Soziologie entstand: der Zeitungswissenschaft. Ihre 'Nachfolgedisziplin', die heutige Kommunikationswissenschaft, richtet den Blick auf ihren 'Urahn' aus ähnlichen Perspektiven. Ideen- und Sozialgestalt stehen im epistemologischen Zentrum der kommunikationswissenschaftlichen Fachgeschichte. Im Vortrag soll entlang dieser Leitlinien die Genese kommunikationswissenschaftlicher Fachgeschichtsschreibung nach 1945 nachgezeichnet werden. Dabei fallen insbesondere mit dem Blick auf die Auseinandersetzung um die Geschichte des Fachs in der NS-Zeit (phasenabhängige) Generationenspezifika auf: Anfänglich herrschte das Beschweigen der als 'NS-Führungswissenschaft' belasteten Disziplin vor. Dies ist teils aus den kontinuierlichen Karrieren ihrer Wissenschafts-'Eliten' erklärbar. Die nächste Epoche der Fachgeschichtsschreibung ist gekennzeichnet von einem Aufbrechen dieser Strukturen. Diese Generation fragte erstmals kritisch nach der Vergangenheit ihres Fachs und ihrer 'Lehrer'. Vom Bruch mit dem 'Establishment' gekennzeichnet, trug dies oftmals den Charakterzug einer abschätzig auch als 'Nazi-Zählen' zu bezeichnenden Handlungsqualität. Eine nunmehr zu konstatierende 'dritte Generation' scheint sich von beiden Extremen zu lösen. Einerseits sind die Netzwerke und Strukturen 'Ehemaliger' lückenhaft geworden. Das bot Raum für ein zunehmend kritisches Fachverständnis. Beides mündete in einer distanzierten, differenzierten Form von kommunikationswissenschaftlicher Fachgeschichtsschreibung. Die 'Erinnerungsarbeit' im Fach weist also in allen oben skizzierten Phasen spezifische Merkmale auf. Ziel des Vortrags ist es, anhand der (dominanten und essentiellen) biographischen Forschung des Fachs Perspektiventriangulationen zu identifizieren. Dabei sollen die Besonderheiten der generationenspezifischen Fragestellungen je nach Art und Reichweite der erzielbaren/ erzielten Erkenntnisse, Epoche, Forschungsethik und verwandter Methodik in Abgleich zueinander gebracht werden. Im Umkehrschluss ergeben sich vielleicht auch Kriterien für die ethisch-normative Qualität von Fachgeschichte im Kontext 'belasteter' Disziplinen." (Autorenreferat)
In: Lebenslauf und Gesellschaft : zum Einsatz von kollektiven Biographien in der historischen Sozialforschung, S. 114-146
Mit Hilfe eines wissenschaftssoziologischen Erklärungsmodells wird die Hypothese aufgestellt, daß die Durchsetzung und Herrschaft des Historismus weder ausschließlich noch maßgeblich an seiner wissenschaftlichen bzw. seiner wie immer gearteten politischen Qualität zu erklären ist, sondern vornehmlich daraus, daß diejenigen Gelehrten, die ihn entwickelten, es verstanden, eine treue Gefolgenschaft heranzuziehen und fortlaufend mit den wichtigsten Positionen des Faches zu betrauen. Die Geschichte der Wissenschaft wird als Prozeß des Machterwerbs, der Machterhaltung und der Machterweiterung wissenschaftlicher Schulen und Richtungen angesehen. Aufgrund der Quellenlage mußte der Nachweis hauptsichtlich indirekt, auf dem Weg von Indizienschlüssen geführt werden. Die kollektive Biographie aller 532 deutschen Lehrstuhlinhaber für Geschichte zwischen 1800 und 1970 (ohne DDR) zeigte, daß geographische und soziale Herkunft, religiöses Bekenntnis, Schul- und Universitätsausbildung sowie die Entwicklung der akademischen Karriere durch relativ große Einheitlichkeit gekennzeichnend sind; und daß die Historiker einen äußerst wichtigen Teil der Elite des deutschen protestantischen Bildungsbürgertums bildeten, der sich von anderen durch zunehmende Professionalisierung abtrennte. Weiters wurde aufgezeigt, daß über 77 v. H. drei Hauptrichtungen historischer Schulen angehören (Ranke, Droysen, Mommsen). Zuletzt wurde die Tendenz verdeutlicht und verifiziert, eine mehr oder weniger gezielte entsprechende Rekrutierung des Nachwuchses zu erreichen. (HRS)
In: 23. Deutscher Soziologentag 1986: Sektions- und Ad-hoc-Gruppen, S. 729-732
In: 23. Deutscher Soziologentag 1986: Sektions- und Ad-hoc-Gruppen, S. 733-736
In: Forschungsdesign in der Politikwissenschaft: Probleme - Strategien - Anwendungen
Die Verfasser definieren die wissenschaftliche Forschung als Dialog zwischen Theorie und Daten: Wissenschaftlerinnen formulieren eine Theorie, analysieren Daten, um die Theorie zu testen, und modifizieren die Theorie anhand der neugewonnen empirischen Befunde. Der gleiche Prozess kann auch bei den Daten beginnen: Wissenschaftler machen Beobachtungen, entwickeln Theorien, um diese Beobachtungen zu erklären, und sammeln dann zusätzliche Daten, um ihre Theorien zu testen. Nicht jedes Forschungsprojekt muss alle Schritte innerhalb dieses Zyklus durchlaufen, denn Forschung ist ein kollektives Unterfangen. Während sich einige Projekte auf das Testen bestehender Hypothesen konzentrieren, erklären andere einzelne Beobachtungen und generieren neue Hypothesen. Es wird die These vertreten, dass alle Forschungsprojekte, die Teil des Dialogs zwischen Theorie und Daten sind, die gleichen Kernprobleme des Forschungsdesigns bearbeiten und lösen müssen: die Definition der Forschungsfrage, die Spezifikation von Konzepten und Theorien, Operationalisierung und Messung, die Auswahl der Fälle und Beobachtungen, die Kontrolle von alternativen Erklärungen und theoretische Schlussfolgerungen. Diese Fragen stellen einzelne Schwerpunkte der Studie dar. Abschließend werden die einzelnen Beiträge des Bandes präsentiert. (ICF2)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 2241-2251
Der Autor zeigt in seinem Vortrag, dass die Dichotomie von Natur/Geschichte auch im Hinblick auf die Definition von sozialen Gemeinschaften von Bedeutung ist. Ein analoger Gegensatz zwischen Natur und Geschichte kann zum Beispiel aus der politischen Mythologie serbischer Kulturträger abgeleitet werden. In diesen symbolischen Beschreibungen erscheint der Naturzustand als derjenige, in welchem die Bewohner ihre authentischen, von Gott gegebenen Lebensformen bewahrt haben. Im Gegensatz dazu stehen die urbanen, multi-ethnischen Ballungszentren. Folglich ließen sich die Wurzeln der nationalen Identität nicht im politisch-kulturellen Zentrum der Hauptstadt, sondern in der ländlichen Peripherie auffinden. Der Autor konzentriert sich bei seinen Ausführungen auf eine besondere, von Ernst Cassirer ausführlich untersuchte Welterschließungsfunktion: den Mythos. Denn diese Wahrnehmungsform wird häufig mit einem engen Verhältnis zum natürlichen Ursprung der sozialen Vorstellungswelten in Verbindung gebracht. Der Autor wendet Cassirers Beobachtungen über die Wirkungsweisen und politischen Mobilisierungsfunktionen des mythischen Bewusstseins exemplarisch auf das Verhältnis von Mythos und Krieg der Serben seit Ende der 1980er Jahre an, um einige soziokulturellen Dynamiken, die mit einer mythologischen Wahrnehmung in Verbindung stehen, zu verdeutlichen. (ICI2)
In: Wörterbuch der Soziologie. Bd. 3, Sanktion - Zweistufenthese, S. 597-604
In: Wissen - Wissenschaft - Organisation: Proceedings der 12. Tagung der Deutschen Sektion der Internationalen Gesellschaft für Wissensorganisation, S. 357-371
"Was ist Emerging Science, und wie lässt sich messen, ob es sich bei einem Fachgebiet um Emerging Science handelt oder nicht? Häufig wird Emerging Science als Forschungsfront mit Hilfe verschiedener Verfahren der Zitationsanalyse diagnostiziert. Bettencourt et al. verwenden Kollaborationsanalysen und legen das Augenmerk auf eine strukturelle Diagnose des Emergenzprozesses an sich. Dem Modell nach zeigt sich die Etablierung eines Paradigmas in einem Fachgebiet in Form einer topologischen Veränderung seiner Sozialstruktur. In der vorliegenden Arbeit wird das Modell auf die 'New Science of Networks' und das Fachgebiet der Szientometrie angewendet. Erwartungsgemäß zeigen sich Unterschiede in ihren Evolutionsprozessen. Modell und Methoden der Netzwerkanalyse werden vor dem Hintergrund der Wissenschaftsforschung, der Komplexitätstheorie und der Relationalen Soziologie diskutiert. Besondere Berücksichtigung findet dabei die Selbstähnlichkeit des Wissenschaftssystems. Diskutiert werden auch die Auswirkungen unterschiedlicher Zählmethoden auf die Ergebnisse der Untersuchungen." (Autorenreferat)
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 804-807
In: Feministische Utopien - Aufbruch in die postpatriarchale Gesellschaft, S. 13-28
Die Vielfalt der Frauenbilder in der utopischen Literatur wird erläutert und kritisch kommentiert. Als herrschendes Frauenbild wird die derzeitige Wirklichkeit der amerikanischen Mittelklasse-Familie festgestellt; dabei wird die existierende Arbeits- und Rollenteilung zwischen den Geschlechtern in die weite Zukunft fortgeschrieben. Für die triviale Science-fiction wird eine Rückkehr in vergangene Zeiten herausgearbeitet, in der die Rollenverteilung antiquierten Mustern und Klischees entspricht, d. h. z. B., daß Frauen wichtig sein können als Preis oder Motiv, daß aktive Frauen immer böse erscheinen und daß sie passiv dargestellt werden. In der neueren Science-fiction finden sich teilweise gleichberechtigte Strukturen, es werden aber wichtige Bereiche der Arbeitsteilung ausgeklammert (z. B. Kindererziehung in der Familie); kuriose Gleichheitsformen sind ebenso vertreten wie die Konturen eines Matriarchats, in dem die Frauen überlegen sind. Für die von Frauen selbst verfaßte utopische Literatur wird nachgewiesen, daß ihre Frauenbilder aktivere und lebhaftere weibliche Charaktere zeichnen als die in den von Männern geschriebenen Texten. (HA)
In: Von Generation zu Generation, S. 51-58
Der Beitrag setzt sich kritisch mit der Frühzeit der Entwicklung der politikwissenschaftlichen Forschung auseinander; dies betrifft in erster Linie die Vernachlässigung einer umfragebasierten Mikroanalyse. Dieser Fokus ist durch zwei Interessen geprägt. Erstens durch ein generelles Interesse an der Entwicklung der Demokratie nach dem Zweiten Weltkrieg. Zweitens durch ein spezielles Interesse an der Entwicklung einer demokratischen politischen Kultur. Der Autor zeigt, dass sich die politikwissenschaftliche Forschung in der behandelten Phase, diesem zweiten Forschungsgegenstand - auch aus ideologischen Gründen - kaum zugewandt hat. Dazu wird die Entwicklung der Politikwissenschaft und die Rolle der empirischen Forschung in dieser Disziplin nach dem Zweiten Weltkrieg bis Ende der 60er Jahre skizziert. Rekonstruiert wird, wie sich überhaupt eine empirisch basierte mikroanalytische Forschung entwickeln konnte. Zwei Wege waren dafür besonders wichtig: (1) Die Politikwissenschaft konnte Anleihen bei der Soziologie und der Sozialpsychologie machen. (2) Es organisierte sich die empirisch orientierte politikwissenschaftliche Forschung in Westeuropa. In Deutschland ist die Verankerung der politikwissenschaftlich relevanten Mikroanalyse in besonderer Weise mit Rudolf Wildenmann und Erwin K. Scheuch verknüpft. (ICA2)
In: 23. Deutscher Soziologentag 1986: Sektions- und Ad-hoc-Gruppen, S. 737-740
In: Gesellschaft unter Spannung: Verhandlungen des 40. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2020, S. 1-10
Citizen Science beschreibt die aktive Einbeziehung von "Laien" in die wissenschaftliche Wissensproduktion, d.h. eine Zusammenarbeit zwischen freiwilligen Bürger*innen und Wissenschaftler*innen, die in wissenschaftlichen Einrichtungen arbeiten. Die Ziele von Citizen Science sind oft vielfältig und umfassen bspw. die Förderung der Wissenschaften durch die Einbeziehung des Wissens und der Fähigkeiten von Nicht-Wissenchaftler*innen und die Förderung der wissenschaftlichen Kompetenz einer breiteren Öffentlichkeit in Bezug auf wissenschaftliche Standards und Praktiken. Angesichts der Vorteile, die Citizen Science verspricht, ist es überraschend, dass dieser Ansatz in den Sozialwissenschaften und insbesondere der Soziologie nicht weiterverbreitet ist. In der Tat stellt Social Citizen Science bzw. Citizen Social Science ein relativ neues Feld dar. In diesem Beitrag werden daher zunächst unterschiedliche Formen von Citizen Science erörtert, die sich entlang der beiden Dimensionen (1) Grad der Integration von Nicht-Wissenschaftler*innen und (2) an den allgemeinen Schritten und Aufgaben im Forschungsprozess einordnen lassen. Anschließend wird das Verhältnis von Citizen Science und soziologischer Forschung erörtert, wobei die Besonderheiten der Sozialforschung in ihren verschiedenen Formen dargestellt und mit den bestehenden Citizen Science-Ansätzen verglichen werden. Darüber hinaus werden die Potenziale und möglichen Hindernisse für die Übernahme von Citizen Science-Ansätzen in den Sozialwissenschaften bzw. der Soziologie erörtert.
In: Raumentwicklung 3.0 - Gemeinsam die Zukunft der räumlichen Planung gestalten: 15. Junges Forum der ARL 6. bis 8. Juni 2012 in Hannover, S. 74-90
"Die deutschsprachige Diskussion um Evaluation in der Raumordnung und -entwicklung verweist auf den Nutzen von akteurzentrierten Forschungsrahmen für die Analyse der Wirkungen von raumbedeutsamen Instrumenten. Allerdings werden die Möglichkeiten und Grenzen entsprechender Ansätze bisher nicht thematisiert. Hier setzt der vorliegende Beitrag an, indem er auf dem kommunikativen Planungsverständnis aufbauend Herausforderungen für die Evaluation von kommunikativen Planungsprozessen herausarbeitet. Basierend auf einer sowohl theoretischen Auseinandersetzung mit dem als auch einer forschungspraktischen Annäherung an den Akteurzentrierten Institutionalismus und den Institutional Analysis Development Framework diskutiert das abschließende Fazit die Möglichkeiten und Grenzen akteurzentrierter Forschungsrahmen für die Evaluation raumbedeutsamer Instrumente." (Autorenreferat)