Ausgehend davon, daß sich seit Beginn der 70er Jahre die internationalen Beziehungen im asiatisch-pazifischen Raum grundlegend verändert haben, werden die aktuellen Konfliktherde im asiatisch-pazifischen Raum betrachtet. Obwohl die entspannte Situation in Ostasien insgesamt als relativ stabil eingeschätzt wird, werden doch einige Bereiche mit Konfliktpotential aufgezeigt: das Taiwan-Problem, der zwischen China und Japan umstrittene Anspruch auf einige Inseln und der Anspruch Chinas auf nahezu das gesamte Südchinesische Meer. Als eine andere Kategorie von Konflikten im asiatisch-pazifischen Raum werden die mit Beteiligung der UdSSR dargestellt: der chinesisch-sowjetische Gegensatz; die Auseinandersetzung zwischen China und Vietnam; das Territorialproblem zwischen Japan und der Sowjetunion. Als Sonderkonflikt wird die koreanische Teilung betrachtet. Diese potentiellen und akuten Konflikte werden vor allem im Hinblick auf ihre Lösungschancen untersucht. (KW)
Der Beitrag befasst sich mit der Frage, worin die Verbindung zwischen Japans 'deutschem Weg' und jenen asiatisch-pazifischen Staaten besteht, die man als 'Gänseflugformation' (mit Japan als 'Leitgans') bezeichnet. Drei Arten der Verbindung werden untersucht: (1) die soziostrukturelle, (2) die staatsformierende und (3) die ideologische. Ausgangspunkt der soziostrukturellen Untersuchung ist Moores Analyse der Parallelen zwischen dem deutschen Kaiserreich und Meji-Japan. Es wird argumentiert, dass ein progressiver Teil der Elite in mehreren asiatisch-pazifischen Ländern einen autoritären Industrialisierungsschub initiiert hat. Des Weiteren wird behauptet, dass diese Systeme arbeitsrepressiv waren und darüber hinaus eine vom Regime abhängige Gruppe von Industriellen schufen. Im zweiten Schritt wird die Rolle des Staates bei der raschen Industrialisierung Meji-Japans untersucht. Ebenso wie es Unterschiede zwischen den Spätentwicklern Deutschland und Japan gab (in Deutschland waren die Banken wichtiger, in Japan war der Staat von entscheidender Bedeutung), existieren Unterschiede zwischen Japan und den 'noch späteren' Entwicklungsstaaten im asiatisch-pazifischen Raum. Es ist dabei analytisch sinnvoller, nicht von Entwicklungsstaaten, sondern von Entwicklungsdiktaturen zu sprechen. So behauptet der Autor, dass der asiatisch-pazifische Raum weitgehend durch den Aufstieg von Entwicklungsdiktaturen definiert wird. Der dritte Schritt geht der These nach, dass die wichtigste Ähnlichkeit zwischen allen Entwicklungsdiktaturen in der asiatisch-pazifischen Region in ihrer kulturalistisch-autoritären Ideologie besteht. Die ideologische Verhöhnung der westlichen Demokratie durch die so genannte Zivilisationskritik war ursprünglich im deutschen Kaiserreich erfunden worden. Diese ideologische Abwehrstrategie breitet sich später von Meji-Japan über den asiatisch-pazifischen Raum aus. In der Schlussfolgerung gilt das Augenmerk der Frage, welche Lehren man aus dieser Analyse für das Verständnis des gegenwärtigen politischen Kurses Chinas ziehen kann. (ICG2)
Enttäuscht über die schleppende Weiterentwicklung der asiatisch-pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft APEC und stimuliert durch entsprechende Präferenzabkommen der EU und der USA findet auch in Asien eine Neuausrichtung auf bilaterale Freihandelsabkommen statt. Der Charakter des Regionalismus wandelt sich damit vor allem seit der Asienkrise unübersehbar. Der Verfasser zeigt beispielhaft am Australia-United States Free Trade Agreement, an den Freihandelsabkommen Singapurs und den Initiativen Thailands, dass die Vorteile des Bilateralismus gering sind. Warum ziehen dennoch viele Länder solche Abkommen vor? Australien strebt nach engeren Beziehungen zu den USA, Singapur versucht, seine Position in der südostasiatischen Region zu verbessern, und Thailand reitet auf der Welle mit. Eine wesentliche Triebfeder dürfte die Sorge von Regierungen sein, vom Zugang zu bestimmten Märkten ausgeschlossen zu werden. (ICE2)
Die regionale Zusammenarbeit im asiatisch-pazifischen Raum ist vielseitig und gestaltet sich höchst unterschiedlich. Allen regionalen Institutionen ist jedoch gemein, dass sie bisher keine supranationalen Strukturen entwickelt haben und eine formale Überführung nationaler Souveränität in eine gemeinsame supranationale Organisation ablehnen. Vielmehr beruht die Zusammenarbeit, die auch als "Asian Way" oder "ASEAN Way" bezeichnet wird, weitestgehend auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Diese Form einer im juristischen Sinne nicht bindenden regionalen Zusammenarbeit soll eine Einschränkung der jeweiligen nationalen Handlungsspielräume verhindern. Gleichwohl ist seit kurzem die Tendenz zu einer Verrechtlichung regionaler multilateraler Zusammenarbeit in Asien-Pazifik zu beobachten. Der Beitrag gibt einen Überblick über diese regionale Zusammenarbeit und stellt dabei kurz die Gemeinschaft Südostasiatischer Staaten (ASEAN), den Ostasien-Gipfel (EAS) und die Asia-Pacific Economic Cooperation (APEC) vor und geht auf deren Relevanz für die Weltpolitik und die EU ein. (ICA2)
In dem Beitrag wird der These von der "pazifischen Herausforderung" vor dem Hintergrund nachgegangen, daß der pazifische Raum im Laufe der Zeit im mehr an ökonomischer und politischer Bedeutung gewinnt. Als Grundlage wird das asiatische Wirtschaftswunder der 70er und 80er Jahre beschrieben. Die Erfolgsbedingungen der Wirtschaftsdynamik Asiens werden in ihren länderspezifischen Ausprägungen diskutiert. Erklärt wird der Erfolg mit der rasch fortschreitenden Industrialisierung und einer Exportorientierung. Als ein Beispiel für erfolgreiche regionale Kooperation, die auch maßgeblichen Einfluß auf das Wirtschaftswachstum hatte, wird die Staatengemeinschaft ASEAN beschrieben. Angesichts des neuerwachten asiatischen Selbstbewußtseins wird nach der Herausforderung für Europa gefragt. Es wird deutlich, daß es dabei nicht nur um Lohnkosten, Innovation, Produktqualität und Wirtschaftspolitik geht, sondern auch um einen Wettstreit der Wertesysteme. (KW)
Thema des vorliegenden Beitrags ist das Verhältnis Chinas zur Region des pazifischen Asien, also Ost- und Südostasiens. Im Zentrum steht die gesellschaftliche Perspektive mit folgenden Fragen: Wie sehen sich die Menschen in China im Verhältnis zu ihren Nachbarn und in welchem Zusammenhang stehen Lebensweisen in der gesamten Region? Welche öffentlichen Diskurse gibt es? Findet das Alltagsleben häufig auf ähnlichen oder vergleichbaren Ebenen statt oder ist es nicht vergleichbar? Die Autorin setzt sich mit diesen Fragen auseinander, indem sie die Herstellung von Gemeinsamkeiten bzw. von Gemeinschaft in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft diskutiert. In China selbst ist die Spannung zwischen "nationalem Eigensinn" und Hinwendung zur Region des pazifischen Asien sowie zu einer Weltgemeinschaft sehr deutlich zu beobachten. Das Land orientiert sich neu - nach innen und nach außen. Mit der diskursiven Konstruktion der Existenz einer regionalen Gemeinschaft und der Herstellung von Gemeinschaften in einer Annäherung von Alltagskulturen und Lebensweisen wird deutlich, welches Bild in der chinesischen Gesellschaft über die Zusammengehörigkeit in der Region vorherrscht. Aus der Perspektive der chinesischen Gesellschaft findet in der Region des pazifischen Asien eine Integration statt, und das Potential für eine weitere regionale Integration auf gesellschaftlicher Ebene ist beträchtlich. (ICA2)
Die Verfasserin schildert die Arbeit und die Organisation des "Aufklärungskomitees" in Korea. Dieses verfolgt das Ziel, durch die Aufklärung der Umstände Tatsachen über die Opfer der Zwangsrekrutierung und bis jetzt nicht erfasste historische Fakten aufzudecken. Es befasst sich mit dem vorliegenden, lückenhaften Beweismaterial und sucht nach noch existierenden Dokumenten, um trotz der dürftigen Indizienlage ein realistisches Bild vom Geschehen während des Kriegs im asiatisch-pazifischen Raum zu erhalten. (ICG2)
Die Verfechter der "Asiatischen Werte", die in den 1990er Jahren als Selbstbehauptungsdiskurs gegen "den Westen" ins Leben gerufen wurden, sind seit der Wirtschaftskrise 1997/99 im asatisch-pazifischen Raum in die Defensive geraten. Namentlich Singapur und Malaysia sind in eine Situation geraten, in der sie den von ihnen getragenen Selbstbehauptungsdiskurs nach innen verteidigen müssen. Wie der Verfasser zeigt, muss jedoch zwischen zwei Formen des internen ideologischen Gebrauchs der "Asiatischen Werte" unterschieden werden. Zum einen können sie als Entwicklungsideologie fungieren: die "westliche Demokratie" ist so lange unangebracht, bis westliche Lebensstandards erreicht sind. Zum anderen aber können sie auch Teil eines "Post-Entwicklungs-Diskurses" sein. Diesem Diskurs zufolge ist die westliche Demokratie in Asien auch nach einer erfolgreichen Modernisierung aus kulturellen Gründen - der Andersartigkeit des asiatischen Wertesystems - nicht angebracht. (ICE2)
In den Szenarien der "neuen Bedrohungen" wird das Nord-Süd-Problem auch als sicherheitspolitisches Problem wahrgenommen. Vor diesem Hintergrund wird die EU als Modell, Förderer und Akteur der Kooperation mit und zwischen Entwicklungsländern vorgestellt. Die Lome-Abkommen mit den afrikanischen u.a. Staaten werden als Modell partnerschaftlicher Nord-Süd-Beziehungen hervorgehoben. Als weiterer erfolgreicher Kooperationsraum werden Ost- und Südostasien und der erweiterte asien-pazifische Raum (APEC und ASEAN) vorgestellt. Die Entwicklung der Kooperation und Integration zwischen Entwicklungsländern wird seit den Nord-Süd-Konferenzen der 70er Jahre nachgezogen. Sie mündet in einen Wettbewerbskampf um Kooperationsprojekte auf der Grundlage politischer Multipolarität, ökonomischer Globalisierung und neuen Regionalisierungstendenzen. Insgesamt zeigt sich, daß regionale Kooperations- oder Integrationsprojekte innerhalb des Südens im europäischen und deutschen Interesse liegen. (prf)
Der Verfasser stellt Etappen der postsowjetischen Transformation unter der Überschrift "von der gelenkten zur souveränen Demokratie" vor. Ausgehend von den beiden Geburtsfehlern der Transformation unter Jelzin - Oligarchie und regionalen Eliten - beschreibt er das autoritäre Modernisierungsprojekt Putins, Wunschbilder und Großmachtillusionen des postsowjetischen Russland, die Entstehung einer anti-westlichen Protestkultur sowie die Entwicklung von Parteien als Massenorganisationen und reflektiert Perspektiven nach 2008. Russlands Rückkehr als Machtfigur der europäischen und internationalen Politik wertet der Verfasser als Indiz für die Entstehung einer multipolaren Weltordnung. Diese Entwicklung wirft vor allem für die EU Probleme im Spannungsfeld von Interessenpartnerschaft und geopolitischer Machtkonkurrenz auf. Ein weiterer Problemkreis betrifft Russlands Stellung in der GUS. Der Verfasser beschreibt die Entwicklung der russischen GUS-Politik und benennt Ziele und Optionen. Er geht im Einzelnen auf die Sonderstellung der Ukraine in der russischen Politik, die geopolitische Neuordnung des Kaukasus und die Sonderstellung Kasachstans ein. Außenpolitische Themen werden in der Behandlung der "Schanghai Fünf" (Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, China, Russland), der Politik gegenüber dem Pazifischen Raum und Indien, der Verzahnung des Kaspischen Raums und des Mittleren Ostens mit Südosteuropa sowie der möglichen Entstehung eines Erdgaskartells nach OPEC-Vorbild angesprochen. (ICE)
Der Verfasser untersucht kulturalistische Ansätze als Entwicklungsparadigma am Beispiel der asiatisch-pazifischen Region, wobei das Individuum im Mittelpunkt der Betrachtung steht. Kollektivismus und Individualismus dienen als Analyseschemata potenzieller Akteure und kultureller Strukturen bei der Frage, warum manche Individuen und Gesellschaften sich erfolgreicher im Weltsystem integrieren und entwickeln können und wie kulturell geprägte Akteure mit Institutionen umgehen. Individualismus und Kollektivismus als Entwicklungsparadigmata werden unter Rückgriff auf die Hofstede-Studie aus dem Jahr 1980 (n=117000) diskutiert und in Bezug mit den "asiatischen Werten" als "Geheimrezept" für die Entwicklung der Tigerstaaten gesetzt. Es wird deutlich, dass Individualismus für Entwicklung förderlich ist, Kollektivismus aber durchaus auch wichtige Beiträge im Entwicklungsprozess leisten kann und im speziellen Fall der asiatisch-pazifischen Region zwar kollektivistische Formen dominierten, aber langfristig keine nachhaltige Entwicklung sichern konnten. Deshalb müssen Entwicklungsprojekte so organisiert sein, dass sie einerseits individualistische Kräfte nicht behindern und Angebote zur Partizipation machen und andererseits kollektivistische Kräfte nicht verunsichern und auflösen. (ICE2)
Die neue türkische Außenpolitik unter der seit 2002 regierenden Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) resultiert aus dem Zusammenspiel einer Fülle von außen- und innenpolitischen Faktoren. Auf globaler Ebene sind als wichtigste zu nennen: der erweiterte außenpolitische Handlungsspielraum der Türkei nach dem Ende des Ost-West-Konflikts, die Entstehung einer multipolaren Welt mit steigender Bedeutung der Schwellenländer und die Verlagerung der Gewichte vom atlantisch-europäischen in den asiatisch-pazifischen Raum. Innenpolitisch begünstigend für die Neuausrichtung der Außenpolitik wirkten sich insbesondere die hohen und stabilen wirtschaftlichen Wachstumsraten und die vor Jahrzehnten begonnene Integration der konservativen anatolischen Bevölkerung in urbane Lebensverhältnisse, die moderne Wirtschaft und den politischen Prozess aus. Der Beitrag analysiert die sich wandelnde Außenpolitik der Türkei und betrachtet dabei auch die Öffentlichkeit in der Türkei und das Zusammenspiel von Innen- und Außenpolitik. Des Weiteren geht der Beitrag auf die Führungsrolle der Türkei ein und betrachtet die neue Schicht der Akademiker. Dabei wird insbesondere ein Blick auf alte und neue "Denkfabriken" geworfen sowie auf die Ausrichtung der Wirtschaftsverbände. (ICB2)