Welche Auswirkungen haben Alterung, Veränderung der Einwohnerstruktur und eine zunehmende Internationalisierung auf die zukünftige Pflegebedürftigkeit und das Pflegepotenzial in der Stadt Köln? Um Antworten auf diese Fragen geben zu können, zeigt der Beitrag Szenarien auf, die zum einen den Umfang der zukünftigen Pflegebedürftigkeit umfassen und zum anderen die Art der Pflege skizzieren. Neben der Analyse statistischer Daten zur aktuellen Situation der Pflegebedürftigkeit in Köln und den prognostizierten Einwohnerentwicklungen wird basierend auf Umfrageergebnissen die Pflegesituation aus Sicht der Kölnerinnen und Kölner dargestellt. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Mehrheit im Falle einer Pflegebedürftigkeit auf eine Versorgung und Unterstützung von Verwandten und Bekannten hofft. Während die Zahl der Pflegebedürftigen steigt, geht jedoch das informelle Pflegepotenzial zurück. Um die heutige häusliche Pflegequote erhalten zu können, müssten zukünftig deutlich mehr Angehörige als bislang häusliche Pflege übernehmen. Darüber hinaus zeigt die Analyse auch, dass die Einstellung zu Pflege in engem Zusammenhang zu Werteeinstellungen und zum ökonomischen Status steht. Im Zuge einer – zwar derzeit auf geringem Niveau – ansteigenden Altersarmut stellen sich neue Herausforderungen an Pflege und Pflegeangebote.
Cover -- Titel -- Impressum -- Inhaltsverzeichnis -- 1 - Die (Wieder-)Entdeckung der Gemeinschaft im Krisenkapitalismus -- 2 - Was bisher geschah: Zur Analyse gemeinschaftsbasierter Sorgepotenziale in Wohlfahrtsstaats- und Care-Forschung -- Die Care-Forschung, die »doppelte Privatisierung« von Sorgearbeit und die Leerstelle gemeinschaftsbasierterSorge -- Leerstellen der Care-Forschung im Lichte sozialpolitischer Aneignungsversuche -- 3 - Gemeinschaft(en) als Forschungsgegenstand- Herausforderungen, Leerstellen und Anschlüsse -- Neue Konzepte von Gemeinschaft -- Posttraditionale Gemeinschaften und der flexible Kapitalismus -- 4 - Freiwilliges Engagement als Pfeiler der sozialen Daseinsvorsorge -- Drei Konjunkturen von Engagement und Freiwilligenarbeit -- Der Staat als Treiber der Freiwilligengesellschaft -- Beispiele für die Indienstnahme von Engagement -- Die gesellschaftliche Sakralisierung der Engagierten und Forschung zu Freiwilligenarbeit -- Engagement und die Informalisierung von Arbeit -- 5 - Sorgende Gemeinschaften und die Mobilisierung informeller Pflegepotenziale -- Die Rekrutierung informeller Unterstützungspotenzialein der Pflege -- Die Familie, der größte Pflegedienst der Nation -- Informelle Pflegepotenziale aus sozialem Nahraum und Zivilgesellschaft -- Prekäre Arbeitskräfte in den Grauzonen des Pflegemarktes -- Unscharfe Grenzziehungen und die Deprofessionalisierung der Altenpflege -- 6 - Die Vielfalt der Posterwerbsarbeit im Community-Kapitalismus -- Aktivierung informeller Hilfen im sozialen Nahraum -- Das Projekt »In guter Nachbarschaft - Sorgende Gemeinschaften« -- Digitale Plattformen als Infrastruktur für Communitys und Nachbarschaften? -- Unbezahlte Arbeit in der Erwerbsarbeit -- 7 - Wo ist das Problem? Kehrseiten gemeinschaftsförmigerSorge.
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Ältere Menschen haben den Wunsch, so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben, betreut werden sie dabei noch hauptsächlich von ihren Angehörigen. Das familiäre Pflegepotenzial geht zunehmend verloren und professionelle Pflegekräfte werden verstärkt gefordert. Aufgrund fehlender Ressourcen in der Pflege- und Betreuungslandschaft ist jedoch ein Engpass zu erwarten. Hier haben assistive Technologien die Chance unterstützend zu wirken, sowohl für die ältere Bevölkerung als auch für die Betreuungspersonen. Die Verwendung technologischer Produkte lässt jedoch auch ethische Fragestellungen zutage treten, die wissenschaftlich aufgearbeitet werden müssen.
Zurzeit gibt es eine breite Debatte um einen "Pflegenotstand" in Deutschland. Das liegt am erheblich gestiegenen Problemdruck und an den vielen Stimmen aus dem häuslichen, ambulanten wie (teil-)stationären Pflegebereich, die auf Missstände aufmerksam machen. Die Regierungskoalition hat daher unter anderem die "Konzertierte Aktion Pflege" ins Leben gerufen. Das Feld der Altenpflege leidet unter Zeit-, Geld- und Personalmangel bei gleichzeitigem Anstieg an pflegebedürftigen Menschen. Das häusliche Pflegepotenzial schrumpft, Fachkräfte gibt es auch nicht genug. Wer von den Angehörigen soll pflegen? Woher sollen die professionell Pflegenden kommen? Wie lässt sich der Pflegeberuf aufwerten? Und wer zahlt den Preis dafür? (Rückseite Buchumschlag)
Der Beitrag diskutiert die Frage, in wie weit die Auswirkungen des Alterungsprozesses in der Bevölkerung die Wohlfahrtsstaaten vor neue Herausforderungen im Bereich der Pflege stellen. Die Verfasserin erläutert zunächst den Begriff der alternden Gesellschaft und fragt nach der Frauenarbeit in der alternden Gesellschaft. Für den Arbeitsbereich Pflege werden dann die gesellschafts- und geschlechterpolitische Relevanz der Beschäftigung mit den Folgen demographischer Alterung, die häusliche Pflege und die Entwicklung des familiären/weiblichen Pflegepotenzials, Maßnahmen zur Vereinbarung von Beruf und Pflege - insbesondere in Bezug auf die gesetzliche Pflegeversicherung - sowie die professionelle Pflege behandelt. Abschließend werden Anforderungen an eine gleichstellungsorientierte Pflegearbeitspolitik skizziert. (ICE2)
Seit dem Jahr 1995 existiert in Deutschland die Pflegeversicherung als eigenständige Säule der sozialen Sicherung. Vor dem Hintergrund der sich vollziehenden demografischen Entwicklung offenbart sich zunehmender Reformbedarf und es sind Lösungsansätze vonnöten, welche die Finanzierbarkeit des Systems bei gleichzeitiger Ausrichtung an den Präferenzen der Bürger gewährleisten. Dies legt eine Förderung der Bereitschaft und Möglichkeit zur informellen Pflege nahe, da diese Form sowohl als kostengünstigste als auch gefragteste Pflegeleistung gilt. In dieser Arbeit schließt sich an die Darstellung des Status quo sowie der modelltheoretischen Grundlagen eine empirische Analyse der Anreize zur informellen Pflege in Europa an. Die gewonnenen Erkenntnisse ermöglichen einen Vergleich mit den Anreizwirkungen in Deutschland sowie die Ableitung von Politikimplikationen.
Was geht in der Altenpflege vor, wenn Angehörige Sonden-Nahrung verabreichen, eine ehemalige Kindergärtnerin auf ehrenamtlicher Basis Injektionen setzt, Langzeitarbeitslose als umgeschulte "Betreuungsassistenten" die Wundversorgung übernehmen und eine bulgarische Schneiderin als "Haushaltshilfe" monatelang mit einer demenzkranken Pflegebedürftigen das Bett teilt?Die Pflege wird in der Bundesrepublik seit vielen Jahren von einem Krisendiskurs beherrscht, der eine immer weiter aufklaffende Versorgungslücke im Kontext des demographischen Wandels adressiert: Während die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 auf 3,4 Millionen ansteigen soll, fehlen für deren Versorgung bis zu 506.000 professionelle Pflegekräfte (vgl. Prognos 2012). Neben der Anwerbung ausländischer Fachkräfte und Bemühungen, den Beruf der Altenpflege zu reformieren, sind seit den 1990er Jahren sozial- und pflegepolitische Versuche zu beobachten, den Einsatz von Laienpflegekräften sukzessive zu stärken. So wird das "informelle Pflegepotenzial" von Familie, Freunden oder Nachbarn im Rahmen der Pflegeversicherung mittels zweckgebundener Transferleistungen gezielt gefördert. Darüber hinaus werden kontinuierlich Anreize geschaffen, den Kreis informeller Pflegepersonen auszuweiten. Das Pflegeleistungs-Ergänzungsgesetz zielt 2002 mit der Förderung "niedrigschwelliger Betreuungsangebote" auf die Stärkung häuslicher Demenzbetreuung durch Ehrenamtliche ab. Auf diese Weise avanciert das Ehrenamt mitunter zu einer nebenberuflichen Beschäftigung an der Schwelle zum Niedriglohnsektor, das für Rentner*innen, die von Altersarmut betroffen sind, attraktiv wird. Das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz bietet stationären Pflegeeinrichtungen ab 2008 die Möglichkeit, "zusätzliche Betreuungskräfte" für demenzkranke Heimbewohner einzustellen. Diese als "Jobchance Pflege" deklarierte Anwerbestrategie zielt seit dem Pflege-Neuausrichtungsgesetz 2013 verstärkt auf geringqualifizierte Langezeitarbeitslose ab, die für einen "niedrigschwelligen" Einsatz in der Pflege gewonnen werden sollen. Mit einer Neufassung der Beschäftigungsverordnung für Haushaltshilfen wird zudem seit 2015 das Aufgabenspektrum migrantischer Laien-Pflegekräfte um grundpflegerische Verrichtungen erweitert.Die genannten sozialpolitischen Interventionsmaßnahmen zur Stärkung der Laienpflege weisen dabei eine spezifische Dynamik aus Ausschluss und Arbeitskraftnutzung auf: Sie adressieren vorwiegend Gruppen, die aufgrund von Ausschlussprozessen sozial verwundbar sind und deren pflegerische Arbeit kostengünstig genutzt werden kann. Damit gehen Unterschichtungsdynamiken einher, die zur Deprofessionalisierung und Informalisierung pflegerischer Dienstleistungen beitragen und dabei der noch immer verbreiteten Vorstellung folgen, wonach es sich bei Pflege um eine "Jederfrautätigkeit" handelt, bei der es primär auf Empathie und weniger auf Qualifikation ankommt. Statt der Krise des Pflegeberufes mit einer Aufwertung pflegerischer Arbeit zu begegnen, wird so das berufliche Negativimage reproduziert und die Grauzonen des Pflegemarktes ausgedehnt. Und auch die informellen Helfer*innen riskieren ihre Überforderung: Freiwillige "Demenzhelfer*innen" werden mitunter Notfallsituationen ausgeliefert, denen sie hilflos gegenüber stehen und migrantische Laienpfleger*innen mit Schwer-Pflegebedürftigen allein gelassen. Der rechtswidrige Einsatz zusätzlicher Betreuungskräfte gehört daneben in Pflegeeinrichtungen zum "offenen Geheimnis" der Branche, bei dem berufliche Quereinsteiger*innen nach einer kurzen Qualifizierungsphase, selbst behandlungspflegerische Leistungen verrichten.Die sozialpolitische Stärkung der Laienpflege ist im Rahmen einer Promotion im Zeitraum zwischen April 2013 und April 2016 qualitativ-empirisch untersucht worden. Weil Pflege eine "typische Querschnittsmaterie" ist, verbindet die Arbeit verschiedene soziologische Disziplinen und Untersuchungsfelder wie die Ungleichheits-, Frauen- und Geschlechterforschung sowie die Forschung zu Care-Work, Wohlfahrtsstaat und Migration. Ausgewählte Forschungsergebnisse könnten im Rahmen einer 20-minütigen Präsentation vorgestellt werden.