Carl Schmitt und die Nichthintergehbarkeit der Politischen Theologie
In: Politische Vierteljahresschrift: PVS : German political science quarterly, Band 37, Heft 4, S. 665-686
ISSN: 0032-3470
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In: Politische Vierteljahresschrift: PVS : German political science quarterly, Band 37, Heft 4, S. 665-686
ISSN: 0032-3470
World Affairs Online
In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 24, Heft 1, S. 124-145
ISSN: 0340-0425
Der (russische) Suprematismus, entscheidend von Kasimir Malewitsch (1878-1935) geprägt, hatte sein Programm bereits 1915 auf der Ausstellung "0.10" in St. Petersburg formuliert. Einen radikalen Schlußstrich unter die künstlerischen Formen der Vergangenheit ziehend, wurde sein Symbol Malewitschs "Schwarzes Quadrat auf weißem Grund". Der vorliegende Beitrag geht von der Annahme aus, daß sich sowohl der Suprematismus als auch Samjatins Programmschrift "Wir" am ehesten in die Tradition des utopischen Denkens einordnen lassen, die von Platon und Morus ihren Ausgang nimmt. In dieser Tradition ist die politische Utopie das Konstrukt einer künftigen Gesellschaft, die sich entweder zu einem Wunsch- oder Furchtbild verdichtet. Auf erkennbare und rational nachzuvollziehende Fehlentwicklungen der jeweiligen Ursprungsgesellschaft reagierend, schlägt sie Lösungen vor, die weltimmanent ausgerichtet sind und auf die Kraft der säkularisierten Vernunft setzen. Diese Begriffsbestimmungen der Utopie und des Suprematismus werden an Hand der architektonischen Entwürfe der russischen Avantgarde demonstriert. (ICE)
In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 23, Heft 4, S. 580-596
ISSN: 0340-0425
Zehn Jahre nach dem "Historikerstreit" scheint es angebracht, "den innertheoretischen Problemen von Noltes Ansatz neue Aufmerksamkeit zu schenken, um so die strittigen Theoreme Noltes in ihrem Gesamtzusammenhang deuten zu können." Im Rahmen einer immanenten Vorgehensweise zeigt der Autor, daß eine Verbindung zwischen Noltes methodischem Ideal einer philosophischen Geschichtsschreibung und dem inhaltlichen Kern seines Lebenswerkes, der Entwicklung einer historisch-genetischen Version der Totalitarismustheorie besteht. Während die herrschaftsstrukturanalytischen Totalitarismustheorien von Idee und Wirklichkeit der liberalen Demokratie ausgehen und nur mit diesem analytischen Kontrastmittel einen Begriff von totalitärer Herrschaft entwickeln können, kehrt Noltes historisch-genetische Variante diese Perspektive um: Ihr Dreh- und Angelpunkt ist die Analyse der agonalen Totalitarismen (Bolschewismus und Nationalsozialismus), die die Eigenschaften und Bestandsbedingungen der liberalen Demokratie determinieren. Damit tritt für Nolte die liberale Demokratie als "das unsichtbare Dritte" hinter Faschismus und Bolschewismus zurück. Da dies wiederum Auswirkungen auf Noltes Begriff vom Liberalen System hat, schließt sich so der Kreis des Zusammenspiels von Methodik und Inhalt seiner Theorie. Insgesamt kann der Autor in seiner Rekonstruktion der Theorieentwicklung Noltes die Problematik von Noltes Denkansatzes ebenso verdeutlichen wie brachliegende analytische Perspektiven. (ICD)
In: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Band 24, Heft 2, S. 143-157
Dieser Artikel beschäftigt sich mit Formen "konkreter Analyse", die von der Mikrogeschichte und den Cultural Studies entwickelt wurden, sowie mit philosophischen Reflexionen Gaston Bachelards über "epistemologische Hindernisse" in den Wissenschaften. Mikroskopische Analysen und radikaler Kontextualismus überwinden schon vom Ansatz her sowohl abstrakten Universalismus als auch relativistischen Partikularismus. Die Mikrogeschichte hat ein Paradigma der wissenschaftlichen Erklärung von Partikularem ausgearbeitet. Cultural studies bestimmen den Kontext nicht als bloßen Hintergrund, sondern als Bedingung für die Möglichkeit eines gesellschaftlichen Phänomens. (Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft / AuD)
World Affairs Online
In: Foucaults Beitrag zur Rassismustheorie, S. 167-189
In einem 1977 geführten Gespräch wurde Foucault zum letzten Teil von Sexualität und Wahrheit 1 ("Der Wille zum Wissen") befragt. Er trägt die Überschrift "Recht über den Tod und Macht zum Leben" und behandelt Themen wie Bio-Macht, Rassismus, Nazismus und die von Foucault so genannte "biologische Modernitätsschwelle einer Gesellschaft", die dort liegt, "wo es in ihren politischen Strategien um die Existenz der Gattung selbst geht." Denn der moderne Mensch "ist ein Tier, in dessen Politik sein Leben als Lebewesen auf dem Spiel steht." Foucault begreift die Weltkriege dieses Jahrhunderts und unsere gegenwärtige atomare Situation, in der ganze Bevölkerungen im Überlebensinteresse einer Nation tödlicher Bedrohung ausgesetzt werden, als Resultat einer auf Macht/Wissen gegründeten Herrschaft, die sich der Verwaltung des Lebens selbst gewidmet hat. Der vorliegende Beitrag zeigt im Rahmen dieser Foucaultschen "Diagnose", daß und wie eine Praxis der Ethik - in seinen Worten: "... die Politik als eine Ethik" - gerade deshalb in den Mittelpunkt seiner späten Schriften rückt, weil er erkannte, daß unsere politische Kultur des "Leben vs. Tod" einen bestimmten Modus der politischen Beziehung auf das Selbst beinhaltete. Der zweite Teil des Aufsatzes skizziert diese allgemeine Ethik für das Denken. Ungeachtet ihrer vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten zeigt der letzte Abschnitt, "Eine Reise nach Auschwitz", wie Foucaults Logik der ethischen Befragung einen "dunklen Winkel" der Gattung - den Nationalsozialismus - auszuleuchten vermag. (ICE)
In: Zeitschrift für Politik: ZfP, Band 42, Heft 2, S. 168-186
ISSN: 0044-3360
Der italienische Positivismus wird epistemisch analysiert. Sein Denken wird einerseits auf seine präfaschistische Disposition fokussiert. Andererseits wird seine intellektuelle Verfassung im historischen Kontext spezifisch italienisch verstanden. Das erlaubt es, den italienischen Positivismus ideologisch in der Entwicklungsgeschichte des italienischen Faschismus zu verorten. Die Intimität zwischen Positivismus und Faschismus ist in dreifacher Hinsicht gegeben: durch die Heteronomisierung des Individuums, durch Fortschrittsapologie und "voluntaristischen" Determinismus sowie durch Gesellschaftsorganizismus. (Zeitschrift für Politik / FUB)
World Affairs Online
In: Deutsche Studien, Band 31, Heft 121, S. 3-15
ISSN: 0012-0812
Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, was der Zusammenbruch einer Weltanschauung (Kommunismus) philosophisch bedeutet und welche Konsequenzen er für das Bedürfnis nach "ideologischer Sicherheit" für den Einzelnen hat. Der Autor untersucht vorrangig die individuellen Folgen anhand einer historischen Fallstudie und eines "interkulturellen Experiments einer deutsch-jüdischen Symbiose". Er beschreibt die Bemühungen Martin Bubers, Franz Kafkas und Alfred Schittkes, "Identität durch Synthese", durch "Symbiose" zu finden und hebt so das "Experiment des deutsch- jüdischen Miteinanders" wieder ins Bewußtsein. Die Ausführungen zeigen, daß dabei Scheitern und neue Ansätze engstens beieinander liegen. (ICE)
In: Politikwissenschaft als Kritische Theorie: Festschrift für Kurt Lenk, S. 97-107
Wenn es einen zentralen Begriff in Machiavellis politischem Denken gibt, dann ist es der Begriff der "virtu", der politischen Tugend. Es scheint indes unmöglich, eine präzise Definition des virtu-Begriffs zu geben. Dieses Wort bezeichnet zwei komplementäre, d.h. einander sowohl ergänzende als auch sich wechselseitig ausschließende Ideen bzw. Begriffe: (1) die Idee der republikanischen Tugend, in der Machiavelli an die altrömische virtus-Vorstellung anknüpft, die von den italienischen Bürgerhumanisten im frühen Quattrocento rezipiert und für das politische Selbstverständnis des republikanischen Florenz aktualisiert worden ist und (2) die Idee der politischen Handlungskompetenz, die, von allen moralischen Rücksichtnahmen entbunden, nur dem Imperativ des politischen Erfolgs verpflichtet ist. Der vorliegende Beitrag sucht den Grund für diese "Amalgamierung" zweier Begriff in einem Wort im Werk Machiavellis zu entschlüsseln. (ICE)
In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 19, Heft 2, S. 208-228
ISSN: 0340-0425
Das besondere der feministischen Bewegung - im Vergleich zu anderen sozialen Bewegungen - liegt nach Aussagen Beymes in drei Erfahrungen: Der Mehrheitsunfähigkeit, der Nichtorganisierbarkeit der potentiellen Gruppe der Frauen und der Erfolglosigkeit des Emanzipationsprozesses trotz des geringen Widerstandes der Gegengruppe. In seiner Rekonstruktion der Ansätze einer feministischen Politiktheorie sucht er nach den Gründen dafür, daß zwar im kleinen die Entwicklung der modernen politischen Theorie nachvollzogen, im Endeffekt aber keine feministische Theorie der Politik entwickelt wurde. Vielmehr verliefen die theoretischen Erfahrungen der Frauenbewegung parallel zu denen anderer sozialer Bewegungen; je radikaler die Vorformen der politischen Theorie, um so unpolitischer wurde die Bewegung. Noch ehe die wichtigsten Forderungen der Egalisierung erfüllt waren, wandten sich viele Theoretikerinnen den Paradigmen der Postmoderne zu. Beyme diskutiert die Ansätze eines postmodernen gynozentrischen Feminismus, der zu ökofeministischen Utopien einer Feminisierung der Gesellschaft und zu mystifizierendem Erdkult führe, nicht aber zu politischen Handlungskonzepten. (pka)
In: Objekt- und Selbsterkenntnis: zum Wandel im Verständnis moderner Wissenschaften, S. 15-41
Der Autor rekonstruiert im vorliegenden Aufsatz "Stephen E. Toulmins Kritik der modernen Wissenschaften und seine Forderung nach einem postmodernen Status der Wissenschaft überhaupt. Toulmin zeigt einerseits die problemgeschichtliche Entstehung und Durchsetzung der für die Moderne charakteristischen Dichotomien (wie der zwischen Natur und Geist) auf, andererseits die dadurch abgedrängten Potentiale der Moderne selbst zur Integration verselbständigter Gegensätze. Toulmin geht dem Zusammenbruch einer stillschweigenden Voraussetzung des in der Moderne charakteristisch gewordenen Wissenschaftstyps nach, in dem ein Ungleichgewicht von Objekt- und Selbsterkenntnis zugunsten des letzteren und die Rationalisierung einer extramundanen Perspektive des unbeteiligten Beobachters herrschende Motive sind. Er entwirft demgegenüber ein interdisziplinäres und interkulturelles Programm zur Re-Kontextualisierung der Geistes- und Menschengeschichte in der Naturgeschichte. Toulmin bleibt dabei der sprachpragmatischen Wende der Bewußtseinsphilosophie als der soziokulturellen Anwendung der Evolutionstheorie verpflichtet." (prn)
In: Macht und Bewußtsein: europäische Beiträge zur Politischen Psychologie, S. 49-57
"Niccolo Machiavelli weist in seinen Schriften auf die zerstörerischen Konsequenzen der neuzeitlichen Dynamik bürgerlicher Selbstentfaltung hin. Diese kritische Sicht verführt ihn jedoch nicht zu einer kulturkritischen Verurteilung der Moderne insgesamt, vielmehr hält er durch seine Kritik an der Moderne und ihrem Prinzip der Subjektautonomie fest." (Autorenreferat)
In: Kultur und Politik: Brechungen der Fortschrittsperspektive heute ; für Iring Fetscher, S. 106-112
Ausgehend davon, daß Adornos "Ästhetische Theorie" historisch geworden ist, wird in dem Beitrag gefragt, welche seiner Urteile heute noch relevant bleiben. Dazu wird die Entwicklung von Adornos musikphilosophischen Anschauungen von seinen Frühschriften an verfolgt. Adornos Musikverständnis wird erörtert. Es wird deutlich, daß Adorno selbst den historischen Bedingungen unterlag: Auch seine Ästhetik enthält ein totalitäres Moment. "Für die bürgerliche Musik im engeren Sinn entwickelte Adorno eine kaum übertroffene Sensibilität. Da der Systemfeindliche sich aber entgegen dem eigenen Anspruch im Dogma von deren Materialgesetzen verstrickte, verlor er die Kompetenz für alles, was anders ist, den Jazz zum Beispiel". Deshalb wird gefragt, ob Adornos Versuch, Kriterien für Wahrheit und Fortschritt in der Musik zu finden, damit diskreditiert ist. Die Analyse kommt zu dem Ergebnis, daß Adornos Ästhetik die Frucht verzweifelter Angst ist und im Kampf um die Köpfe dem übermächtigen Gegner, dem Faschismus, die Kunst als Waffe aus der Hand schlagen möchte. (ICA)
In: Politische Vierteljahresschrift: PVS : German political science quarterly, Band 30, Heft 2, S. 320-327
ISSN: 0032-3470
In dem Beitrag wird Höffes Ansatz aus seinem Buch "Politische Gerechtigkeit" vorgestellt, das moraltheoretisch wiederbelebte Argumentationspotential von Hobbes und Kant für Fragen der politischen Gerechtigkeit zu mobilisieren. Höffes Theorie wird an seinem eigenen Anspruch gemessen. Die architektonische Anlage des Buches ist durch eine doppelte Frontstellung gegen positivistische Rechts- und Staatsauffassungen und gegen die anarchistische Utopie der Herrschaftsfreiheit, durch die deontologische Gerechtigkeitsperspektive und durch das Argument für eine vernunftrechtliche Legitimation der Menschenrechte vorgezeichnet. Es wird gefragt, was diese Argumentationsstrategie heute noch leisten kann: Auf der einen Seite tut sie gute Dienste in der Auseinandersetzung mit dem Rechtspositivismus. Auf der anderen Seite teilt sie mit den Vorläufern des klassischen Liberalismus die Schwächen eines individualistischen Ansatzes, einer Vernachlässigung des Demokratieprinzips und einer abstrakten Entgegensetzung von Naturrecht und historischem Prozeß. Insgesamt - so wird bewertet - zeichnet sich Höffes Studie dadurch aus, daß er mit den Klassikern als Zeitgenossen umgeht. (RW)
In: Politische Denker: von Plato bis Popper, S. 173-192
J. Rousseaus politische und sozialphilosophische Ideen werden dargestellt und kritisch erläutert. Dazu werden die gesellschaftlichen Umstände seines Schaffens berücksichtigt. Es werden folgende Aspekte und Thesen hervorgehoben: (1) die Behauptung, daß die Fortschritte der Zivilisation zum Niedergang der Moral geführt haben, (2) die Notwendigkeit, das Privateigentum wegen seiner schädlichen Folgen für das ethische und soziale Verhalten der Menschen abzuschaffen, (3) das Erfordernis, das Christentum aufgrund seiner falschen Theorie und seiner gesellschaftlichen Folgen prinzipiell zu kritisieren. Freiheit und Gleichheit werden als Maximen in Rousseaus Gesellschaftsmodell gesehen und erläutert. Regierungsformen und Gesellschafts- und Staatspolitik sollen nach seiner Auffassung zwar differenziert möglich sein, in erster Linie aber die Gleichheit aller Menschen sichern. (HA)
In: Carl Schmitt und die Liberalismuskritik, S. 141-153
Thematische Bezüge und gemeinsame Fragestellungen von C. Schmitt, dem autoritären Staatstheoretiker und R. Schroers, dem liberalen Politiker und Schriftsteller werden erörtert. Ein Totalismus des Technischen und Ökonomischen wird beiden Autoren zugeschrieben, die auf dieser Folie zugleich ein Weltbild der erstickenden Eindimensionalität begründet und erläutert haben. Schroers wird darin von Schmitt unterschieden, daß er die gefährlichen Folgen einer autoritären Machtstruktur durchschaut und ein rationalistisches Menschenbild vertritt, während Schmitts politisches System für eine pessimistische Vorstellung von Mensch, Gesellschaft und Politik maßgeschneidert ist. Schmitts Dezisionismus kennt kein inhaltliches Prinzip; daraus wird geschlossen, daß er aus Entscheidung und Ordnung selbst einen theoretischen Mythos machen mußte. (HA)