Ausgehend von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Ruandas stellt der Verfasser zunächst die Ansätze einer Gewerkschaftsbewegung dar. Die bereits vor der Unabhängigkeit sehr schwache Gewerkschaftsbewegung wurde auch in der Zeit der Unabhängigkeit nicht aufgebaut. Da die Regierung die Bildung von Arbeitsorganisationen systematisch verhinderte, kam es begrenzt zu Aktivitäten. Ergänzt wird die inhaltliche Darstellung durch Literaturhinweise und die Anschrift des Gewerkschaftsbundes. (KS)
Im April 1994 ist der Krisenherd Burundi und Ruanda mit den Bildern vom Genozid in den Vordergrund internationaler Aufmerksamkeit getreten. Zwei Konfliktgegenstände bestimmten die letzte Eskalationsphase. Erstens: Sowohl in Burundi als auch in Ruanda ging es um eine Neuverteilung von Macht. Die Verhinderung von Demokratie führte in beiden Staaten in die verheerende Eskalation eines Konflikts, der als antagonistischer Überlebenskampf verstanden wird. Zweitens: In Ruanda ging es zusätzlich um die bewaffnete Rückkehr von Tutsi-Flüchtlingen der zweiten Generation aus zurückliegenden Eskalationsphasen. In der Postgenozidphase ist wiederum die z.T. bewaffnete Rückkehr von Hutu-Flüchtlingen zentraler Konfliktgegenstand. Mit großer Wahrscheinlichkeit bleibt die Region der Großen Seen in Afrika auf absehbare Zeit eine Krisenzone. Die letzte Runde der Vertreibungen 1994 erzeugt auch für künftige Generationen ein erhebliches Konfliktpotential. (GB)
Der erste Teil des Beitrags stellt eine geschichtliche Einführung dar. Dabei handelt es sich um die kleinsten und zugleich dichtest besiedelten Staaten Afrikas. Die Geschichte der zentralafrikanischen Länder ist von ethnischen Gegensätzen geprägt, die immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen geführt haben. Seit dem Ende der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts liefen die Entwicklungen in Ruanda und Burundi auseinander. Die Geschichte Burundis seit der Unabhängigkeit ist geprägt von einer permanenten Konfrontation zwischen der Armee auf der einen Seite und den aufständischen Hutu auf der anderen Seite. Die so genannte 'soziale Revolution' hat zu einer völligen Neugestaltung der politischen Landschaft Ruandas geführt. Am 1.10.1990 fand die jahrelang relativ stabile Entwicklung Ruandas ein Ende: Überraschend überschritten mehrere tausend Kombattanten einer bis dahin unbekannten Befreiungsbewegung RPF von Uganda kommend die ruandische Grenze. Dabei handelte es sich um Nachkommen jener ethnischen Minderheit, die in den 1960er Jahren als Folge der Ausschreitungen die Flucht nach Uganda angetreten hatten. Die von 1990 bis 1993 in mehreren Wellen erfolgten Kampfhandlungen zwischen RPF und Regierungsarmee können durchaus als symmetrische Kriegsführung klassifiziert werden. Die Invasion der RPF führte zu einer Steigerung der Spannungen zwischen den beiden dominanten ethnischen Gruppen im Lande. Am 4. August 1993 ist unter internationalem Druck ein Abkommen zustande gekommen, das einen Schlussstrich unter den bewaffneten Auseinandersetzungen ziehen sollte. Dieses Ziel wurde jedoch verfehlt. Die Kämpfe wurden verschärft. Gefechte an den Frontlinien, Massaker im Hinterland waren die Konsequenzen. Das Flüchtlingsproblem ist zum Auslöser für einen grenzüberschreitenden Guerillakrieg geworden. Im Landesinneren ist der Bürgerkrieg aufgeflammt. Abschließend wird die Aktion der ruandischen Armee im Kongo geschildert, die im Oktober 2002 beendet worden ist. Die Aufarbeitung des Genozids von 1994 ist auf der Basis der traditionellen Rechtsprechung in Gang gesetzt worden. Es bleibt abzuwarten, so der Autor, ob die Entwicklungen zu einem friedlichen Zusammenleben beider Völkergruppen führen werden. (ICG)