Säkularismus und Laizität
In: Transit: europäische Revue, Heft 39, S. 45-57
ISSN: 0938-2062
Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses stehen vier Fragen. Erstens: Was heißt Säkularismus? Zweitens: Was heißt Laizität? Drittens: Welche Beziehung besteht zwischen Säkularismus und Laizität? Und schließlich viertens: Welche Beziehung besteht zwischen Säkularismus und Säkularisierung? Der Verfasser hält es für möglich, Säkularismus und Laizitat als äquivalente Begriffe zu betrachten. Gleichzeitig ist er der Ansicht, dass sowohl der Säkularismus als auch die Laizität von einer allumfassenden Theorie der Säkularisierung getrennt werden müssen. Das war im Falle der französischen Laizitat aber nicht immer so. So hat zum Beispiel das Abtreibungsgesetz von 1975 die Legalität deutlich von religiösen Normen getrennt. Gleichzeitig erkannte es an, dass ein Teil der Franzosen Abtreibung als eine Art "Mord" betrachtet. Daher wird etwa Angehörigen medizinischer Berufe die Möglichkeit einer Verweigerung aus Gewissensgründen eingeräumt. Der jüdisch-christliche Säkularismus als Zivilreligion könnte dem Islam gegenüber diesem Modell folgen, im Hinblick auf Agnostiker und Atheisten könnte er jedoch auch ein Laizisierungs-Defizit produzieren. Laizität/Säkularismus muss heute immer mehr in einer politischen Regulierung multikultureller Bevölkerungen bestehen, in denen die Haltungen bezüglich der Säkularisierung differieren. (ICF2)