Dieser Aufsatz erschien zuerst 2005 in der Zeitschrift "KAS-Auslandsinformationen" und beschäftigt sich mit dem Säkularismus in Indien sowie gegenwärtigen Bedrohungen für den säkularen Staat. Basierend auf seiner Verpflichtung gegenüber mehrwertigen Doktrinen sowie einer grundsatzorientierten Distanz zu den Religionen des Landes, stellt der Säkularismus indischer Prägung eine eigenständige, kulturabhängige Idee dar, die ihn zwar von dem westlichen Säkularismus unterscheidet, ihn jedoch keineswegs weniger angreifbar macht.
Säkularismus ist in Indien spätestens seit den Assembly Debates Ende der 1940er Jahre ein Schlüsselbegriff in öffentlichen Debatten und ein zentraler Wert der Verfassung und der nationalen Identität. Als Gegenkonzept zu Kommunalismus, insbesondere Hindunationalismus, und Gewalt wird Säkularismus in Indien vorrangig als Toleranz und equal respect for all religions konzipiert. Die akademische Debatte über Säkularismus erscheint in Indien ausgesprochen normativ, emotional und politisiert. In der von mir untersuchten Kontroverse, die um die Frage kreist, inwieweit es sich bei der Kategorie Säkularismus um ein hegemoniales, westliches Konzept oder eine indigene Tradition handele, stehen sich zwei Lager oder "Clans" gegenüber. Während die postkolonialistischen Säkularismus-Kritiker T.N. Madan und Ashis Nandy diese in ihren Augen fremde, imperiale Kategorie ablehnen und Säkularismus in Indien als gescheitert betrachten, unternehmen die Säkularismus-Befürworter Rajeev Bhargava und Romila Thapar den Versuch, säkulare Wurzeln in der indischen Tradition zu rekonstruieren und Säkularismus damit in Indien anschlussfähig zu machen. Interessanterweise beziehen sich alle vier Wissenschaftler in ihren Texten auf die tolerante Religionspolitik des Maurya-Königs Ashoka (3. Jh. v. Chr.) und des Mogulherrschers Akbar (16. Jh. n. Christus). Während Bhargava und Thapar darin eine Art Proto-Säkularismus sehen, geht es Nandy und Madan darum, die indische Toleranztradition von der Vorherrschaft der Säkularismuskategorie zu befreien. Ihnen schwebt eine tolerante "ghandianische" Staatspolitik vor, die nicht unter dem Label Säkularismus läuft, sondern auf alten, indischen Traditionen und der gelebten, auf Religion basierenden Toleranz des Volkes gründet. Alle vier Wissenschaftler bekennen sich in ihren Texten über den Säkularismus explizit zu ihren politischen Positionen und verstehen sich gleichzeitig als Wissenschaftler und Aktivisten. Beide Lager, sowohl Madan und Nandy, als auch Thapar und Bhargava, engagieren und echauffieren sich in der Kontroverse über Säkularismus und die Anwendbarkeit dieses Konzepts im indischen Kontext in einem bemerkenswerten Ausmaß. Ziel meiner Arbeit ist es, Antworten auf die Frage zu finden, weshalb die untersuchte Debatte so hochgradig emotional ausfällt und was die Wissenschaftler antreibt, so leidenschaftlich am Säkularismus festzuhalten oder diese Kategorie genauso vehement abzulehnen.
Das Verhältnis von Religion und Moderne ist eines derjenigen Felder soziologischer Theoriebildung, das die Entwicklung dieser Disziplin, ihrer grundlegenden Fragestellungen und Untersuchungsgebiete von Beginn an mitbestimmt und befördert hat. Nicht von ungefähr sind einige soziologische Klassiker im Kern auch Religionssoziologen, ob Emile Durkheim, Georg Simmel und Max Weber oder auch Thomas Luckmann, Peter Berger und Niklas Luhmann. Religiöser Wandel gilt seither als paradigmatischer Fall eines allgemeinen Musters strukturellen Wandels, der sich durch die Ausdifferenzierung säkularer gesellschaftlicher Teilbereiche wie Wissenschaft, Ökonomie und Politik auszeichnet. Hiernach befördert funktionale Differenzierung eine Emanzipation von religiösen Normen und Institutionen, und schließlich das Absinken der gesellschaftlichen Motiv- und Bindungskraft von Religion (Luhmann 2000). Auch wenn (west)europäische und nordamerikanische Gesellschaften jeweils auf eigene Weise hierdurch charakterisiert sind (Spohn 2009, 2010; Spohn/Koenig/Knöbl 2015), gilt Säkularisierung als ein grundlegendes Strukturmerkmal gesellschaftlicher Modernisierung. Nahtlos reiht sich es sich neben Rationalisierung und Bürokratisierung, Demokratisierung und die Ausbildung säkularer nationaler Identitäten in die Charakteristika des als universal verstandenen Typus der Moderne ein.Eine Publikation, in der die Analyse von Religion – wie im Fall der Studien von Detlef Pollack und Geregely Rosta (2015) – differenzierungstheoretisch gerahmt wird, stellt sich theoriegeschichtlich in diesen modernisierungstheoretischen Kontext. Damit verbindet sich für die Autoren primär das Anliegen einer empirischen Plausibilisierung der Säkularisierungsthese.
Indien ist laut Verfassung eine "souveräne, sozialistische, säkulare, demokratische" Republic Doch diese Attribute bieten gehörigen Sprengstoff, wie die aktuellen Debatten zeigen. Die Tatsache, dass das Wörtchen "secular" (panthnirpeksh) - wie auch das Wort "sozialistisch" - nicht im Originaldokument enthalten waren und erst 1976 hinzugefügt wurden, rechtfertigt nicht, es jetzt wieder zu entfernen.
Die konfrontativen politischen Auseinandersetzungen im tunesischen Umbruchprozess nach dem Sturz Bin ʿAlis wurden häufig als Manifestationen einer umfassenden Polarisierung zwischen »Islamismus« und »Säkularismus« verstanden. Am Beispiel der tunesischen Gewerkschaftsorganisation UGTT – Friedensnobelpreisträgerin von 2015 – und ihrer öffentlichen Stellungnahmen während der tunesischen Umbruchsituation zwischen 2011 und 2014 untersucht diese Arbeit, wie Diskurse in Polarisierungsprozesse eingebunden sind und warum sie sich auf ihre besondere Art und Weise gestalten. Zur Beantwortung dieser Fragestellung wird im Anschluss an Begriffe Pierre Bourdieus eine Forschungsperspektive entwickelt, die zwar Diskurse in den Mittelpunkt der Analyse stellt, dabei aber weiterhin die objektiven, strukturellen sozialen Verhältnisse und die Interaktionen im politischen Kontext berücksichtigt. Die Arbeit zeigt auf, dass AkteurInnen von den Spezifika ihrer sozialen Position bestimmte Interpretationsrepertoires nahegelegt werden, innerhalb derer sie sich, mitunter polarisierend, auf ihre politischen KontrahentInnen beziehen. Polarisierte Umbruchsituationen sind dementsprechend selten eindeutig binär strukturiert – für den Fall der UGTT stellt sich z.B. heraus, dass sie in ihrem Diskurs vielmehr auf organisationstypische Charakteristika rekurriert als auf einen »Säkularismus« per se, und so eher eine positionsspezifische Form eines anti-»islamistischen« Diskurses vertritt.
Članak razmatra tri relevantna principa demokracije, inherentna suvremenom društvu: modernost, politika priznanja i sekularizam. Glavno pitanje kojim se bavi je održivost ovih principa kao temelja za zasnivanje kozmopolitske demokracije i utjecaja na daljnju demokratizaciju ljudskog svijeta. Članak (i) istražuje vezu između modernizacije i demokracije kroz perspektivu višestruke moderne kao mogućnosti za proširenje demokracije na nedemokratsko područje svijeta, (ii) analizira politiku priznanja kao temelj za kulturnu koegzistenciju i politički pluralizam, (iii) razmatra problem a) kako ideja sekularizma ugrožava (prijeti) ideju religioznosti i obratno te čine li to uopće; b) koliko je sekularizam sekularan te je li uopće (problem privatne i javne sfere); c) može li sekularizam ostati temeljni princip (kozmopolitske) demokracije. ; This paper reflects on three relevant principles of democracy which are inherent to the contemporary society. These principles are modernity, the politics of recognition, and secularism. The main question is concerned with the sustainability of these principles as the grounds for the foundation of cosmopolitan democracy, and further influence on the democratization of the human world. This paper (i) examines a relationship between modernization and democracy through the perspective of multiple modernities as a possibility for the extension of democracy over the non-democratic parts of the world; (ii) analyzes politics of recognition as a grounds for cultural coexistence and political pluralism and (iii) reflects on the issue of a) how the idea of secularism if/how the idea of secularism treats the idea of religiousness and vice versa, b) how much is secularism secular (the issue of public versus private sphere), and c) can secularism remain to be the basic principle of (cosmopolitan) democracy. ; Cet article examine trois principes pertinents de la démocratie, inhérents à la société actuelle : modernité, politique de reconnaissance et sécularisme. La principale question qu'il pose est celle du maintien de ces principes en tant que fondements pour l'établissement d'une société démocratique et de leur influence sur la démocratisation du monde humain. Cet article (i) étudie la relation entre la modernisation et la démocratie à partir de la perspective des multiples modernités comme possibilité d'étendre la démocratie dans les parties non-démocratiques du monde, (ii) analyse les politiques de reconnaissance comme fondement pour la coexistence culturelle et le pluralisme politique et (iii) réfléchit sur la question de savoir : a) si/comment l'idée du sécularisme traite de l'idée de la religiosité et inversement ; b) dans quelle mesure le sécularisme est séculaire (problème de la sphère publique vs. la sphère privée) ; c) si le sécularisme peut encore rester le principe de base de la démocratie (cosmopolite). ; Dieser Artikel reflektiert über drei relevante Demokratieprinzipien, inhärent der Gesellschaft von heutzutage: modernität, Politik der Anerkennung und Säkularismus. Die Hauptfrage, mit der es sich befasst, ist die Nachhaltigkeit dieser Prinzipien als Grundlage für die Gründung der kosmopolitischen Demokratie und für den Einfluss der weiteren Demokratisierung der menschenwelt. Aus der Perspektive der multiplen modernitäten untersucht der Artikel (i) die Beziehung zwischen der modernisierung und Demokratie als eine möglichkeit für die Ausbreitung der Demokratie auf die nicht demokratischen Gebiete der Welt, (ii) analysiert die Politik der Anerkennung als Fundament für die kulturelle Koexistenz und politischen Pluralismus, (iii) erwägt die Frage a) ob/wie die Idee des Säkularismus die Idee der Religiosität behandelt und umgekehrt; b) ob/inwieweit der Säkularismus säkular ist (das Thema der öffentlichen Sphäre vs. Privatsphäre); c) ob der Säkularismus als Grundprinzip der (kosmopolitischen) Demokratie verbleiben kann.
Der Autor befasst sich in seinem Beitrag, der zuerst 2004 in der Zeitschrift "KAS-Auslandsinformationen" erschienen ist, mit den Parlamentswahlen 2004 in Indien, die zu einem unerwarteten und deutlichen Votum für die von Sonia Gandhi geführte Kongresspartei führten. Die Inder haben, so der Autor, ein klares Signal für mehr Demokratie, Säkularismus und Verteilungsgerechtigkeit gesetzt – Werte also, die von der bisherigen Regierungspartei BJP mit ihren extremistisch-nationalistischen Attitüden sowie ihrer lediglich die Oberschicht begünstigenden Wirtschaftspolitik zunehmend mit Füßen getreten wurden.
Lassen sie mich trotz des Titels meinen Vortrag mit etwas Nicht-islamischem beginnen : einem Krippenspiel. Die Luthergemeinde in Worms will in der Vorweihnachtszeit ein Krippenspiel auf dem Weihnachtsmarkt aufführen. An sich nichts Besonderes. Diese Aufführung unter-schied sich jedoch etwas von einem traditionellen Krippenspiel. Die Luthergemeinde spielt eine fiktive, an die Darstellung aus dem Matthäus-Evangelium angelehnte Geschichte. Jesus, Maria und Josef sind auf der Flucht und stoßen an der Grenze zu Ägypten auf einen Grenz-beamten. Dieser ist jedoch nicht besonders amüsiert über die neuen Flüchtlinge. Ihren Beweggrund der religiösen Verfolgung glaubt er ih-nen nicht und er hält ihnen vor, eigentlich Wirtschaftsflüchtlinge zu sein. Zum Politikum w ird das Ganze, als die Stadt die Aufführung auf dem Weihnachtsmarkt verbietet und das Verwaltungsgericht diese Ent-scheidung bestätigt. Aufhorchen lassen die Begründungen von Ver-waltung und Justiz: Mit diesem ungewohnten Krippenspiel »störe man die besinnliche Stim-mung, die auf dem Weihnachtsmarkt herrsche und die Aktion passe nicht in das Konzept, denn sie sei nicht kindgemäß. « Außerdem brau-che es auch im öffentlichen Raum Bereiche, die von gesellschaftlichen Problemen freizuhalten sind. Von Seiten des Gerichtes hieß es, die Aktion verletzte die Rechte Dritter auf einen ungestörten Besuch des Weihnachtsmarktes. Bemerkenswert sind diese Argumente aus zweier-lei Gründen. Obwohl die Botschaft des Wormser Krippenspiels eine Christliche ist, wird sie von der Verwaltung als unpassend für den öffentlichen Raum eines Weihnachtsmarktes angesehen. Sicherlich, es handelt sich nicht um den Teil der Jesusgeschichte, der »traditionell« in solchen Vorführungen gespielt wird.
Muslime wie Nichtmuslime reagieren auf den übergeordneten Referenzrahmen Moderne. Sie denken über neue Medien nach, über Staatsformen, über Diversität und darüber welche Bedeutung Religion für sie in der modernen Gegenwart hat. Ausgehend von der Frage nach dem Umgang mit "dem Anderen" beleuchtet diese Studie die Auseinandersetzung muslimischer Reformdenker mit der Thematik. Im Mittelpunkt der Studie steht der renommierte indische Sozialaktivist und Reformdenker Asghar Ali Engineer (1939-2013), der für sein Engagement für das friedliche Zusammenleben verschiedener Religionsgemeinschaften in Indien 2004 mit dem Alternativen Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Am Beispiel seiner Texte möchte ich aufzeigen, was diese Religionsintellektuellen (Friedrich Wilhelm Graf) auszeichnet und wie sie sich mit modernen Gütern, wie zum Beispiel Säkularismus oder Pluralismus auseinandersetzen. Ich gehe der Frage nach, welche Rolle das Moment der Anerkennung für die Auseinandersetzung mit muslimischen Stereotypen und in diesem Zusammenhang für die Entwicklung einer eigenen Lesart des Korantextes spielt. Der Koran spielt dabei für die Reformdenker eine wesentliche Rolle. Engineer beispielweise versteht ihn als ethisch-moralischen Leitfaden. Was bedeutet das für ihr Wirken und warum wird die eigene Herangehensweise popularisiert? Wird der Koran gelesen, damit er als Heiliger Text verstanden wird oder sollen mit dem Koran innerweltliche Sinnzusammenhänge verstanden werden? Welche Bedeutung hat die Herangehensweise von Reformdenkern in Bezug auf die Vorwürfe, die diesen Denkern gemacht wird: Selektivität (also selektive Auswahl der Koranverse) und Subjektivität (also subjektive Lesart und Interpretation des Heiligen Texts). Was ist dran an diesen Vorwürfen? Wie können sie neu beleuchtet und reflektiert werden? Wer hat die Deutungshoheit und gibt es Grenzen der Reform? Autoritäts- und Identitätsdiskurse verschränken sich hier. ; Muslims as well as non-Muslims respond to modernity as the superior frame of reference. They think about new media, forms of government, diversity and the importance of religion in the contemporary world. Using the example of renowned Indian social activist and scholar Asghar Ali Engineer (1939-2013) this study seeks to show what characterises these Religionsintellektuelle (Friedrich Wilhelm Graf) and how they deal with modern "goods," such as secularism or pluralism. The Koran plays an important role for their thinking. Engineer, for example, sees the Koran as a moral and ethical guideline. This definition raises many questions such as the following: What does this mean for their work, and why do they promote their individual approaches? What is the purpose of the lecture of the Koran? Is it to understand the Koran as a Holy Text or is it to grasp the meaning of inner-worldly contexts? How important is the approach of reformist thinkers in relation to the criticism they face, such as selectivity (i.e., selective selection of verses from the Koran) and subjectivity (i.e., subjective reading and interpretation of the Holy Text). How can this criticism be re-examined and reflected? Who has the authority to interpret and define, and are there limits of reform? Authority and identity discourses are interwoven here.
Diese Beitrag, der zuerst 2000 in den KAS-Auslandsinformationen veröffentlicht wurde, beschäftigt sich mit der allgemeinen Situation nach den Parlamentswahlen vom September/Oktober 1999, die einen Trend zur Polarisierung der Parteienlandschaft und eine zunehmende Bedeutung regionaler Parteien zeigten. Erneut ist eine von der Bharatiya Janata Party geführte Koalition an der Regierung. In ihren Erklärungen betont diese die Bedeutung von Demokratie, Säkularismus, sozialer Gerechtigkeit und föderaler Harmonie. Der wirtschaftliche Reformprozess soll forciert weitergeführt werden. Die Opposition mit dem Congress(I) an der Spitze befürchtet jedoch die Zunahme hindunationalistischer Tendenzen und bezweifelt die Seriosität der Wirtschaftspolitik.
Buddhism in the modern world offers an example of (1) the porousness of the boundary between the secular and religious; (2) the diversity, fluidity, and constructedness of the very categories of religious and secular, since they appear in different ways among different Buddhist cultures in divergent national contexts; and (3) the way these categories nevertheless have very real-world effects and become drivers of substantial change in belief and practice. Drawing on a few examples of Buddhism in various geographical and political settings, I hope to take a few modest steps toward illuminating some broad contours of the interlacing of secularism and Buddhism. In doing so, I am synthesizing some of my own and a few others' research on modern Buddhism, integrating it with some current research I am doing on meditation, and considering its implications for thinking about secularism. This, I hope, will provide a background against which we can consider more closely some particular features of Buddhism in the Chinese cultural world, about which I will offer some preliminary thoughts.
Diese Dissertation behandelt die Entstehung, Ausforumung und Bedeutung des politischen Liberalismus in der modernen arabischen Ideengeschichte. Schwerpunkt der Untersuchung sind das 19. und frühe 20. Jahrhundert, das Zeitalter der sogenannten "Nahda" in der arabischen Welt. Liberalismus wird als aus den Kerninhalten Freiheit, Rechtstaatlichkeit, Marktwirtschaft, Demokratie und Säkularismus definiert und für die arabische Welt wird die Entwicklung der liberalen politischen Philosophie in säkularen, reformislamischen und humanistischen Diskursen untersucht. Die Bandbreite der untersuchten Denker reicht neben anderen von at-Tahtawi über Adib Ishaq und Muhammad Abduh, Ahmad Lutfi Al-Sayyid und Ali Abd al-Raziq bis zu Taha Husain.
In diesem Beitrag untersuchen die beiden Autoren, wie in die Staaten Indien, Pakistan und Sri Lanka mit innerstaatlichen Konflikten und Gewalt umgegangen wird. Obwohl alle drei Staaten unter gleicher kolonialer Herrschaft mit ähnlichen Verwaltungsstrukturen standen, haben sie doch nach der Unabhängigkeit unterschiedliche staatliche Entwicklungspfade eingeschlagen. Zudem existierten in den drei Staaten unterschiedliche religiöse Mehrheiten. Die Autoren kommen zum Schluss, dass unter den Bedingungen multiethnischer Gesellschaften lediglich das Zusammenspiel der drei politischen Ordnungsprinzipien Demokratie, Säkularismus und Föderalismus die dauerhafte Kontrolle über ein altes und ein neues, durch Modernisierungsprozesse ausgelöstes Konflikt- und Gewaltpotenzial sichert.
Die Entscheidung der indischen Regierung vom 5. August, den Bundesstaat Jammu und Kaschmir in zwei Unionsterritorien zu teilen, hat die internationale Aufmerksamkeit wieder einmal auf die Krisenregion im Himalaya gelenkt. Pakistan protestierte gegen diesen Schritt und erreichte mit Hilfe Chinas, dass sich der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen am 16. August 2019 erstmals seit 1971 wieder mit der 'indisch-pakistanischen Frage' befasste. Die informelle Konsultation endete ohne eine offizielle Erklärung, aber Indien und Pakistan sahen ihre Positionen bestätigt. Neben der erneuten Zunahme der Spannungen zwischen beiden Staaten wirft der Beschluss zu Kaschmir aber auch grundsätzliche Fragen zur künftigen Ausgestaltung des Föderalismus und des Säkularismus in Indien auf.
Ein Hauptanliegen meiner Arbeit ist es, zu zeigen, dass sich kemalistisch-säkulare und islamische Gruppierungen in der türkischen Gesellschaft nicht länger gegenüberstehen. Das Bild vom Kampf zwischen Islamismus und Säkularismus, auf den die politische Diskussion in der Türkei zum Teil reduziert wird, war und ist nur in geringem Maße gültig. In Anlehnung an Taylor, Asad und Mahmood habe ich deshalb versucht, zu zeigen, wie sich der Kampf zwischen Säkularismus und Islamismus in eine Auseinandersetzung um Macht, Rechte und identitäre Anerkennung übersetzen lässt. Dass diese Sichtweise heute offensichtlicher ist als noch vor einem Jahrzehnt, hat vor allem damit zu tun, dass sich seit 2002 und vor allem ab 2008 viele Vereinigungen und Initiativen herausgebildet haben, die über diese gesellschaftliche Spaltung hinweg agieren. Für die muslimische Studentengruppe, die ich in meiner Arbeit beschreibe, heißt das vor allem der Beginn eines gesellschaftlichen Engagements, das sich nicht mehr auf die Moschee oder allenfalls einen konservativen Stadtteil begrenzen lässt. Muslimisches politisches Engagement sucht nach Verbündeten unter den Säkularen und beschäftigt sich nun auch – jenseits des AKP-Mainstreams – mit all den Themen, die eigentlich nur die "modernen, säkularen" Türken angingen: Verfassung, religiöse, ethnische und sexuelle Minderheiten, Flüchtlingspolitik, Arbeiterrechte und vieles mehr. Die Rolle, die dem Islam dabei als politischer und gesellschaftlicher Faktor zukommt, wird hier neu verhandelt und diskutiert. ; The aim of my work is to show that secularist Kemalist and Islamic groups do not necessarily oppose each other in Turkish society. The image we have of a war between Islamism and secularism has never been entirely correct. With reference to Taylor, Asad and Mahmood I have tried to show that the war between secularism and Islamism can be understood as a negotiation of rights and a struggle for power and recognition. That this view is more obvious today than a decade ago has to do with the development of ...