Der Beitrag beleuchtet die historische Entwicklung der Sozialgeschichte als Spezialdisziplin neben der Nationalökonomie und den Sozialwissenschaften. In der modernen Sozialgeschichte wird die von Huizinga beschriebene Formverwandlung der Geschichte zum spezifischen Gegenstand forschender Analyse. Daß den geschichtlichen Bewegungen ein Wandel der gesellschaftlichen Strukturen zugrunde liegt, ist für das gegenwärtige Geschichtbewußtsein konstitutiv geworden. Die Sozialgeschichte unterscheidet sich von der "allgemeinen" Geschichte durch eine besondere Sehweise, die auf die Erkenntnis der strukturellen geschichtlichen Prozesse gerichtet ist. Vor diesem Hintergrund erläutert der Autor das Verhältnis der Sozialgeschichte zur Soziologie. (KS)
In einer Sammelrezension werden vier Neuerscheinungen aus dem Bereich der Sozialgeschichte kurz vorgestellt. Es handelt sich dabei um folgende Werke: E.P. Thompson: Plebejische Kultur und moralische Ökonomie. Aufsätze zur englischen Sozialgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts. Berlin 1980. M. Erbe: Zur neueren französischen Sozialgeschichtsforschung. Darmstadt 1979. W. Steitz (Hrsg.): Quellen zur deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte im 19. Jhdt. bis zur Reichsgründung. Darmstadt 1980 und P.N. Stearns: Arbeiterleben. Industriearbeit und Alltag in Europa 1890-1914. Frankfurt/New York 1980. Bei den Kurzbesprechungen wird die Verwendbarkeit dieser Publikationen für den politischen und historischen Unterricht besonders diskutiert. (GB)
Der Autor nimmt eine Klärung des Begriffs und des möglichen Inhalts der Sozialgeschichte vor. Vor dem Hintergrund der historischen Entwicklung der Abspaltung des "Sozialen" vom "Politischen" im Revolutionszeitalter und des von Max Weber konstatierten Methodenunterschieds zwischen Typologisieren (Soziologie) und Individualisieren (Geschichte) wird die Brückenstellung der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts aufgekommenen Sozialgeschichte zwischen Geschichte und Soziologie einerseits, den Spezialrichtungen innerhalb der Geschichtswissenschaft andererseits dargelegt. Aufgrund der gegenwärtigen Durchdringung von Staat und Gesellschaft kann Sozialgeschichte heute inhaltlich weder nur als Geschichte der "sozialen Frage", wie sie dem 19. Jahrhundert gestellt war, noch als von der "politischen" Geschichte abgesondert aufgefaßt werden. Abschließend geht der Autor näher auf die begriffsgeschichtliche, biographische und statistische Methode in der Sozialgeschichte ein. (KS)
Der Beitrag rekonstruiert den erfolgreichen Versuch, die Sozialgeschichte aus ihrer Nischenexistenz als Sektorwissenschaft zu befreien und die allgemeine Geschichte auf Sozialgeschichte umzustellen. Dieser Prozess fand in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg statt, zwischen dem Ende der 40er und dem Ende der 60er Jahre. Die Durchdringung der allgemeinen Geschichte mit Sozialgeschichte wurde durch wenige Historiker entscheidend beschleunigt, vor allem durch das gezielte wissenschaftsstrategische Handeln Werner Conzes. Nach diesen wissenschaftspolitischen Rekonstruktionen folgt ein Abriss des spezifischen "Denkstils" der frühen Sozialgeschichte, der ihre Charakteristik als politische Geschichte und ihre geistige Verwurzelung in der Zwischenkriegszeit aufzeigt. Abschließend erfolgen einige Bemerkungen zum gesellschaftlichen und historiographischen Umbruch in den 60er Jahren. (ICA)
Die Autoren beschreiben die Entwicklung der Sozialgeschichte in der Volksrepublik Polen. Der Beitrag gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil, in dem sie die Entwicklung der Sozialgeschichte und ihrer methodologischen Grundlagen in den letzten 30 Jahren nachzeichnen, werden die Anfänge der Sozialgeschichte in Polen im 19. Jahrhundert, die ideologische Krise der polnischen Geschichtswissenschaft um 1955/1956 und die Einflüsse der französischen Strukturgeschichte näher behandelt. Sie konstatieren die Koexistenz von "klassischen" marxistischen und strukturalistischen Begriffen sowie das Problem einer nicht eindeutigen Definition des Begriffs "Sozialgeschichte". Im zweiten Teil vermitteln sie einen Überblick über die wichtigsten Forschungseinrichtungen und -zentren, wobei insbesondere Ziele, Organisation, Programm und Leistungen des "Instituts für Geschichte" bei der Akademie der Wissenschaften in Warschau eingehender behandelt werden. Im letzten Teil befassen sie sich mit relevanten sozialgeschichtlichen Forschungsfragen, untergliedert nach Epochen und thematischen Schwerpunkten. Sie kommen zu dem Ergebnis, daß die Sozialgeschichte und die Hauptrichtungen ihrer künftigen Entwicklung einer Konkretisierung bedürfen. Der besondere Wert der Sozialgeschichte liegt ihrer Meinung nach in dem sozialgeschichtlichen "Interesse für die auf den ersten Blick kaum sichtbare tiefere, indes umso wichtigere Ebene der historischen Entwicklung, für die Ebene der "langen Dauer" ", denn hier entscheide sich, welche Gestalt die Gesellschaft und ihre einzelnen Teile annehmen werden. (RS)
Review quote. A quote from a review of the product: "Insgesamt bietet Bauerkämper einen komprimierten Überblick auf sehr hohem Niveau, der sich sowohl als Einstieg in das Thema der DDR-Sozialgeschichte als auch als Nachschlagewerk der zentralen Forschungsfragen eignet." NW in: Zeitschrift für Politikwissenschaft 4/05 "Im Gegensatz zu anderen EdG-Bänden ist es Bauerkämper gelungen, die beiden ersten Teile seines Bandes klar voneinander zu trennen. Darüber hinaus bietet er dem Leser einen breiten Überblick über die bisher erschienene relevante Forschungsliteratur. Insgesamt handelt es sich also um einen sehr gelungenen Band aus der Reihe, der nicht nur jedem Studenten als Einstiegslektüre wärmstens empfohlen werden kann." Dierk Hoffmann in: neue Politische Literatur, Heft 2, 2005 "Obwohl sich gelgentliche Wiederholungen nicht vermeiden lassen, bietet vor allem der die Grundprobleme und Tendenzen der Forschung analysierende Teil des Bandes eine fundierte und anregende Übersicht." Andreas Ludwig in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 2/06 "[...] eine vorzügliche Übersicht über die gegenwärtige Forschungssituation [...]." Rainer Eckert in: Das Historisch-Politische Buch Heft 1, 2006
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