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Sozialismus wird als breites historisches beziehungsweise gesellschaftliches Phänomen erfasst. Der thematische und zeitliche Bogen reicht von den Formen des "Urkommunismus", den sozial motivierten "Ketzerbewegungen" des Mittelalters bis zu Karl Marx, der Sozialdemokratie, dem "Realsozialismus" und "postsowjetischen" Modellen bis zu anarcho-syndikalistischen Strömungen und Globalisierungskritik

An Einführungen in die Geschichte des demokratischen Sozialismus herrscht kein Mangel. Der Vorzug dieses Überblicks liegt darin, dass die Entwickung ganz auf die heutige Problemlage konzentriert wird. Der Dortmunder Politologe, als Fachmann zum Thema ausgewiesen, beschreibt die Geschichte von Anfang des 19. Jahrhunderts an, vom Frühsozialismus über Marx-Engels, die zahlreichen Modifizierungen deren Lehre wie den Revisionismus, die Programmatik der SPD und den Kommunismus bis hin zur Theorie der sozialen Demokratie im 20. Jahrhundert. Aus dieser geschichtlichen Perspektive heraus geht es dem Verfasser immer ganz um die Frage der politischen Umsetzung theoretischer Ansprüche. Überzeugend zeigt er die Vezahnung der sozialen Demokratie mit dem politischen Liberalismus gerade in der heutigen Situation. Als Einführung für Studenten und wertvolle Orientierungshilfe für alle an politischer Ideengeschichte interessierte Leser. (2)

Die Marxschen Unterscheidungen verschiedener Wirtschaftssysteme sind insofern bestenfalls von historischer Bedeutung, als die Begriffe nach dem englischen Frühkapitalismus sich in der Praxis vermischen und der Wirklichkeit der Gegenwart immer weniger entsprechen. Indem manche sozialistisch-demokratischen Kreise des Westens und weit mehr noch die Länder des Ostblocks an dem alten Kapitalismusbild festhalten, übersehen sie, in wie starkem Maße das öffentliche Eigentum in allen "kapitalistischen Ländern" präsent ist, und versäumen, sozialpsychologische Faktoren genügend zu berücksichtigen. Der demokratische Sozialismus wurde von Entwicklungen überrascht, die er erst verspätet durchzudenken begann: Faschismus, nationalistisch-imperialistische Aggression und Expansionslust westlicher und kommunistischer Staaten, psychische Komplexitäten der Menschen und Gruppen sowie irrationale Verhaltenseinflüsse, Pazifismus und Kriegsbekämpfung. Letzteres verknüpft sich mit Linkssozialismus und Jugendunrast, auf die man ebenfalls überrascht reagierte. Von den verschiedenen aktuellen Reformansätzen sind die realistischen weiterführend, die den Menschen als weitgehend irrationales Wesen begreifen. (RY)

von Gustav Eckstein. Mit Vorwort von Karl Kautsky und einem Lebensabriss Gustav Ecksteins von Therese Schlesinger ; Frühere Aufl. u.d.T.: Eckstein, Gustav: Kapitalismus und Sozialismus ; Volltext // Exemplar mit der Signatur: München, Bayerische Staatsbibliothek -- Pol.g. 1108 a