Die Sozialstruktur
In: Regierungssystem der USA: Lehr- und Handbuch, S. 1-24
Der Überblick zur Sozialstruktur der USA macht deutlich, dass es den vielzitierten "Schmelztiegel" (melting pot) nie gegeben hat und dass dieser auch nicht angestrebt war und wird. Das Schlagwort von der "multikulturellen Gesellschaft" signalisiert, dass Assimilierung der verschiedenen Einwanderergruppen und Ethnien nicht mehr angestrebt wird. Historische und aktuelle Entwicklungen machen deutlich, dass die so genannte multikulturelle Gesellschaft eine zutiefst segregierte, mit einer ungelösten und sich beständig verschlechternden Sozialproblematik ist. Die USA sind bis heute kein klassisch integrierter Sozialstaat geworden. Es gibt starke Tendenzen zur Auseinanderentwicklung, zur Segregation und zur Verschärfung von Disparitäten zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen. So lassen sich für die meisten Städte die räumlichen Dimensionen der segregierten Stadtteile nicht mehr mit ethnisch geprägten Enklaven oder Vierteln wie in Europa vergleichen. Die Hyper-Ghettos haben die facto Ausmaße europäischer Großstädte. Hyper-Ghettos der urban underclass dehnen sich stetig aus. In der Kernstadt Atlanta mit der ungefähren Nord-Süd- und Ost-West-Ausdehnung von 27,5 km bzw. 28 km nehmen diese Gebiete mehr als die Hälfte des Stadtgebietes ein, in Washington, D.C. knapp 40 Prozent, das Hyper-Ghetto von Los Angeles, der Stadtteil South Central, hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von 24 km. Die Liste der Städte mit Hyper-Ghettos lässt sich beliebig fortsetzen. (ICA2)