Dem Aspekt der Zeitlichkeit des Sozialen in BOURDIEUs Soziologie wird bislang nur gelegentlich systematisch Beachtung geschenkt. Als vergessene Geschichte und Vorwegnahme der Zukunft wohnt diese Zeitlichkeit insbesondere BOURDIEUs Habitus-Konzept inne und ist dadurch fest mit sozialen Praktiken handelnder Akteur*innen in der Gegenwart verknüpft. Aber auch alle anderen theoretischen Konzepte BOURDIEUs enthalten im Kern zeitliche Aspekte, sodass Temporalität als Ligatur betrachtet werden kann, die seine theoretischen Denkwerkzeuge miteinander verbindet und zugleich Grundlage einer soziologischen Theorie der Zeitlichkeit sein könnte. Ziel meines Beitrages ist es einerseits, Zeitlichkeitsaspekte in einigen zentralen theoretischen Konzepten BOURDIEUs herauszuarbeiten, um andererseits an ausgewähltem empirischen Material aus einer qualitativen Studie zum Zusammenhang von politischen Gelegenheitsstrukturen und Bildungsaufstiegen darzulegen, welche Art des Verstehens zur empirischen Erforschung impliziter Zeitbezüge des Sozialen dieser Ansatz anbietet. ; The aspect of temporality in BOURDIEU's sociology has rarely been systematically evaluated. As forgotten history and anticipation of the future, temporality is particularly inherent in BOURDIEU's habitus concept and is thus closely intertwined with the social practices of actors in the present. However, his other theoretical concepts also implicate fundamental temporal aspects at their core. Therefore, temporality can be considered a linkage that connects BOURDIEU's theoretical concepts and could also be understood as a foundation for a sociological theory of temporality. My aim in this contribution is to work out aspects of temporality in some of BOURDIEU' s central theoretical concepts. Using selected empirical data taken from a qualitative study on the context of political opportunity structures and educational climbing, I would like to demonstrate how this approach provides a specific way of understanding implicit time references in social situations.
Nachdem der erste große Krieg der Moderne Ende Juli 1914 seinen Anfang genommen hatte und innerhalb weniger Monate immer mehr Nationen in ein Kampfgeschehen von bis dahin unerreichtem Ausmaß eingetreten waren, ließ es sich – so wird in ausgewählten Puppenspielen der Zeit berichtet – alsbald auch ein altbekannter Spaßmacher und berühmtberüchtigter Spitzbub nicht nehmen, im weltumspannenden Kriegsgetümmel mitzumischen. Mit dem Kasper(l) unserer Tage, der wohl in vielen Menschen kraft seiner herzerwärmenden Kindlichkeit und seiner schalkhaften Harmlosigkeit Assoziationen an die eigene Kindheit hervorruft, hat der Lustigmacher des Ersten Weltkriegs wenig gemeinsam. Vorausgeschickt sei an dieser Stelle ein wesentlicher Aspekt: beim Kriegskasper(l) der Jahre 1914 bis 1918 handelt es sich nicht um eine für ein Kinderpublikum konzipierte Figur. In weiterer Folge differieren beispielsweise die Inhalte, die Figurenkonzeption oder die Darstellungsmittel in erheblicher, ja mitunter frappierender Weise von dem, was der unbedarfte Rezipient von heute sich vermutlich von einem Kasper(l)theater erwarten würde. Zum Gegenstand wissenschaftlicher Forschungen wurde der Spaßmacher des Ersten Weltkriegs allerdings äußerst selten erklärt: Sowohl die Literatur-, die Theater- und die Sprachwissenschaften als auch die historisch-volkskundlichen Disziplinen schenkten diesem Randphänomen des Literatur- und Kulturbetriebs bisher spärlich Beachtung. [.] Programm und zugleich Ziel dieser Masterarbeit ist eine Annäherung an das Phänomen des Kasper(l)s der Weltkriegszeit auf mehreren Ebenen unter Rückgriff auf ein interdisziplinäres Instrumentarium, wobei der philologische Zugang zu den Primärtexten durch die zusätzliche Einbeziehung sozialhistorischer wie auch soziologischer Theorien und Methoden maßgeblich bereichert werden kann. Diese fächerübergreifende Herangehensweise wurde gewählt, da die Kasper(l)stücke der Weltkriegsjahre 1914 bis 1918 eine Fülle von Anspielungen auf politische Ereignisse und soziale Zustände in sich bergen wie auch auf ihre sehr spezifische Weise die Gesellschaft bzw. die nationale Gemeinschaft der damaligen Zeit samt ihren Charakteristika, Anforderungen und Problemen widerspiegeln.
Das Verhältnis von soziologischer Theorie und Wissenschaftsforschung erscheint im Rahmen der gängigen Sortierungslogiken der Soziologie zunächst als eines zwischen allgemeiner und spezieller Soziologie. Diskussionen um den Beitrag der Science Studies in der oder für die Soziologie beziehen sich demzufolge auf das generelle Problem, wie die Erforschung eines Teilbereichs für die Erkenntnis von Gesellschaft insgesamt fruchtbar gemacht werden kann. Unterlegt sind dieser Beschreibung in der Regel differenzierungstheoretische Annahmen, mit denen schließlich davor gewarnt werden kann, einen Teilbereich von Gesellschaft absolut zu setzen (vgl. ex. Luhmann 1987: 554, 2009: 98ff.). Mit Rücksicht auf dieses Problem ist es daher sinnvoll, die Fragerichtung ein Stück weit zu verschieben und zunächst nach Einfluss- und Überschneidungspunkten oder Wirkungen der Wissenschaftsforschung auf die soziologische Theorie im Allgemeinen zu fragen. Hiervon ausgehend geht es mir im Folgenden darum, die Frage des Verhältnisses von Wissenschaftsforschung und soziologischer Theorie, die im Zentrum dieser Ad-hoc-Gruppe steht, am Fall zu diskutieren, nämlich an Bruno Latour. Von allen Protagonisten der Science Studies eignet er sich hierfür am besten, weil er die weitreichendsten Konsequenzen aus der Beschäftigung mit den Wissenschaften gezogen hat. In einem ersten Schritt werde ich kurz auf die Entwicklung der Wissenschaftssoziologie seit den 1960er Jahren zu sprechen kommen, um Latours Position hierin situieren und von anderen Positionen abgrenzen zu können. Dadurch wird es möglich sein zentrales Argument zu skizzieren: nämlich dass die soziologische Forschung im Labor selbst zum Problem wird und gezwungen ist, ihre sozialtheoretischen Prämissen zu überdenken. Um den Beitrag Latours im Detail diskutieren zu können und mehrfach formulierten Einwänden zu begegnen, beziehe ich seine Arbeiten anschließend auf die in der soziologischen Theorie verbreitete Unterscheidung von Sozial- und Gesellschaftstheorie. Da die Annahme des Scheiterns der Soziologie im Labor, die sich als Startpunkt seines gesamten Werkes begreifen lässt, auch noch das neue und umfangreiche Projekt der Erforschung von Existenzweisen motiviert, schließe ich mit einer kurzen Schilderung der dortigen Begründung einer Sonderstellung der Wissenschaften in der Moderne, bevor diese Diskussion abschließend mit der Ausgangsfrage zusammengeführt wird. Dabei geht es auch darum, auf eine Kritik an Latour zu antworten, die genau an diesem Fall der Beziehung zwischen Wissenschaftsforschung und soziologischer Theorie ansetzt und behauptet, dass Latour (letztlich in all seinen Arbeiten nach seiner frühen Laborstudie (Latour/Woolgar 1986) aus den 1970er Jahren) zentrale Kategorienfehler begeht, die auf der Ebene der Theorie in Unterkomplexität und auf der Ebene der Politik in eine fatale Expertokratie münden (vgl. Lindemann 2008, 2009a, 2011b). Beide Behauptungen gehen gleichermaßen an Latours Werk vorbei, sind aber nur hinreichend zu adressieren, wenn man die zentralen Argumente in der Beziehung zwischen Wissenschaftsforschung und soziologischer Theorie rekonstruiert.
Zusammenfassung: Soziologische Theorien zur Gründung und Entwicklung gemeinnütziger Organisationen widmen sich dem wissenschaftlichen Verständnis der Vielfalt soziologischer Theorien, die die Faktoren und Gründe für die Vereinigung von Menschen zur Umsetzung kollektiver Ideen und zum Schutz von Gruppenzielen und -interessen erklären. Das Vorhandensein eines bedeutenden und ungelösten Problems aktualisiert die Notwendigkeit eines wissenschaftlichen Verständnisses und einer detaillierten Entwicklung in modernen soziologischen Studien des realen Zustands, der Dynamik, der Merkmale und Widersprüche in der Entwicklung des dritten Sektors, der Trends und Vektoren der sozialen Aktivität gemeinnütziger Organisationen unter dem Gesichtspunkt der Bildung der Zivilgesellschaft und des Aufbaus eines Wohlfahrtsstaates.
International audience ; Für Walter Benjamin entzieht sich die Polizei der Rationalisierung: Sie ist zugleich "rechtsetzende" und "rechserhaltende Gewalt" und bricht so mit dem Prinzip des ausgeschlossenen Widerspruchs. Wie kann der duale wenn nicht sogar widersprüchliche Charakter einer solchen Institution soziologisch gefasst werden? In diesem Artikel werde ich zeigen, dass empirische Untersuchungen an der Polizei tatsächlich eine Dimension der Illegalität aufzeigen. Diese Illegalität ist jedoch sozial situiert. Wenn der Illegalismus der Polizei in seiner eigenen sozialen Geographie verstanden und einbezogen wird, dass die Urteile, die Gerichte sprechen, die souveräne Gewalt der Polizei auf einige Bereiche des sozialen Raums einschränken, ermöglicht diese Vorgehensweise den politischen Charakter der Polizei in dem von Carl Schmitt formulierten Sinn zu verstehen. In diesem Text möchte ich eine politische Theorie der Polizei vertreten, wonach der Institution Polizei in unseren zeitgenössischen rationalen Rechtsstaaten die Funktion zukommt, die politische Gemeinschaft zum Ausdruck zu bringen.
Für Walter Benjamin entzieht sich die Polizei der Rationalisierung: Sie ist zugleich "rechtsetzende" und "rechserhaltende Gewalt" und bricht so mit dem Prinzip des ausgeschlossenen Widerspruchs. Wie kann der duale wenn nicht sogar widersprüchliche Charakter einer solchen Institution soziologisch gefasst werden? In diesem Artikel werde ich zeigen, dass empirische Untersuchungen an der Polizei tatsächlich eine Dimension der Illegalität aufzeigen. Diese Illegalität ist jedoch sozial situiert. Wenn der Illegalismus der Polizei in seiner eigenen sozialen Geographie verstanden und einbezogen wird, dass die Urteile, die Gerichte sprechen, die souveräne Gewalt der Polizei auf einige Bereiche des sozialen Raums einschränken, ermöglicht diese Vorgehensweise den politischen Charakter der Polizei in dem von Carl Schmitt formulierten Sinn zu verstehen. In diesem Text möchte ich eine politische Theorie der Polizei vertreten, wonach der Institution Polizei in unseren zeitgenössischen rationalen Rechtsstaaten die Funktion zukommt, die politische Gemeinschaft zum Ausdruck zu bringen. ; International audience
International audience ; Für Walter Benjamin entzieht sich die Polizei der Rationalisierung: Sie ist zugleich "rechtsetzende" und "rechserhaltende Gewalt" und bricht so mit dem Prinzip des ausgeschlossenen Widerspruchs. Wie kann der duale wenn nicht sogar widersprüchliche Charakter einer solchen Institution soziologisch gefasst werden? In diesem Artikel werde ich zeigen, dass empirische Untersuchungen an der Polizei tatsächlich eine Dimension der Illegalität aufzeigen. Diese Illegalität ist jedoch sozial situiert. Wenn der Illegalismus der Polizei in seiner eigenen sozialen Geographie verstanden und einbezogen wird, dass die Urteile, die Gerichte sprechen, die souveräne Gewalt der Polizei auf einige Bereiche des sozialen Raums einschränken, ermöglicht diese Vorgehensweise den politischen Charakter der Polizei in dem von Carl Schmitt formulierten Sinn zu verstehen. In diesem Text möchte ich eine politische Theorie der Polizei vertreten, wonach der Institution Polizei in unseren zeitgenössischen rationalen Rechtsstaaten die Funktion zukommt, die politische Gemeinschaft zum Ausdruck zu bringen.
International audience ; Für Walter Benjamin entzieht sich die Polizei der Rationalisierung: Sie ist zugleich "rechtsetzende" und "rechserhaltende Gewalt" und bricht so mit dem Prinzip des ausgeschlossenen Widerspruchs. Wie kann der duale wenn nicht sogar widersprüchliche Charakter einer solchen Institution soziologisch gefasst werden? In diesem Artikel werde ich zeigen, dass empirische Untersuchungen an der Polizei tatsächlich eine Dimension der Illegalität aufzeigen. Diese Illegalität ist jedoch sozial situiert. Wenn der Illegalismus der Polizei in seiner eigenen sozialen Geographie verstanden und einbezogen wird, dass die Urteile, die Gerichte sprechen, die souveräne Gewalt der Polizei auf einige Bereiche des sozialen Raums einschränken, ermöglicht diese Vorgehensweise den politischen Charakter der Polizei in dem von Carl Schmitt formulierten Sinn zu verstehen. In diesem Text möchte ich eine politische Theorie der Polizei vertreten, wonach der Institution Polizei in unseren zeitgenössischen rationalen Rechtsstaaten die Funktion zukommt, die politische Gemeinschaft zum Ausdruck zu bringen.
Die Entwicklung von Clustern ist in den vergangenen zwei Dekaden zu einem äußerst beliebten Ziel der regionalen Wirtschaftsförderung geworden. Dieser Trend wird seitens der Wissenschaft recht kritisch betrachtet. Sie befürchtet, dass die Clusterförderung den jeweiligen Kontext zu wenig beachtet und sich zudem auf wenige Instrumente beschränkt, ohne alle Anknüpfungspunkte, die ihr die Clustertheorie bietet, auszuschöpfen. Allerdings muss sich die Wissenschaft eingestehen, dass sie den Anschluss an die Förderung verloren hat und sich daher mit einer fundierten Beratung schwer tut. Die vorliegende Arbeit hat das Ziel diese Wissenslücke zu verkleinern, indem sie Clusterplattformen untersucht, die häufig die zentralen Umsetzungsorganisationen der clusterorientierten Wirtschaftsförderung sind. Im Zentrum stehen dabei die Fragen, wie diese Plattformen arbeiten und welche Möglichkeiten und Begrenzungen sie haben, um eine den Clustertheorien entsprechende Förderung zu betreiben. Untersuchungsgegenstand sind die Clusterplattformen des bayerischen Förderprogramms Cluster-Offensive Bayern. Als theoretische Grundlage zur Analyse der Clusterplattformen wurde der Neo-Institutionalismus gewählt. Dieser soziologischen Theorie zufolge werden die Handlungen von Organisationen durch die Akteure in ihrem Umfeld bestimmt, auf deren Legitimitätszuweisungen sie angewiesen sind. Für den vorliegenden Fall heißt das, dass sich die Clusterplattformen in ihren Handlungen an die Erwartungen der zu fördernden Unternehmen und der politischen Auftraggeber anpassen müssen. Das wird dazu führen, dass die Plattformen keine theoretisch optimale Förderung betreiben können. Die Frage ist schließlich, welche Elemente der Clustertheorien sie gut und welche sie weniger gut fördern können. Um das zu beantworten, werden die Erwartungen der einzelnen Akteure auf der Basis von qualitativen Experten Interviews identifiziert und ihre Auswirkungen auf ausgewählte Elemente der Clustertheorien untersucht und diskutiert. Die Untersuchung zeigt, dass die Anpassungen der Clusterplattformen an die Erwartungen der Akteure in ihrem Umfeld in der Tat sehr stark sind, was generell zu einer sehr kontextspezifischen Förderung führt. Allerdings wird von Maßnahmen Abstand genommen, die den partikularen Erwartungen widersprechen, obwohl sie für den Gesamtcluster bedeutsam sein können. Andere Aspekte der Clustertheorien, die von den Akteuren allgemein als sehr bedeutsam angesehen werden, sind hingegen im Werkzeugkasten der Plattformen überrepräsentiert. Bei vielen weiteren Elementen beeinflussen jedoch ganz praktische Umstände die Handlungsmöglichkeiten der Clusterplattformen. Grundsätzlich schöpfen die Clusterplattformen ihre Möglichkeiten dennoch weitestgehend aus. Für eine umfassende clustertheoretisch orientierte Wirtschaftsförderung ist daher vor allem für die Einbeziehung von weiteren Akteuren oder Programmen zu plädieren, welche die Handlungsdefizite der Clusterplattformen ausgleichen können.
In the face of a global crisis of social reproduction, welfare states have con‐sistently failed to produce social security for the majority of the world's population. In this context, collective and grassroots practices of radical care have gained meaning as non-state strategies for enduring an unequal and insecure world. Through the lens of welfare state theory, this paper ex‐plores both the emancipatory potentials as well as the structural limits and pitfalls of radical care. Its focus lies in contemporary socio-material articu‐lations of communities of care/'care-citizenship' and their paradoxical rela‐tions with the welfare state. This paper seeks to avoid the reductivedichotomy of communities of care vs. the state that it identifies in the ap‐proach taken by many protagonists as well as critics of radical care. To this end, it conceptualizes a paradoxical politics of care-citizenship that is not radically opposed tobut rather is engaged in a strategic tension withstate institutions, a means of contributing to a democratic and solidary renewal of the welfare state from below
Die vorliegende Dissertationssschrift widmet sich der Analyse des Romans 'Cécile' von Theodor Fontane unter dem Gesichtspunkt soziologischer Handlungsmodelle. Der Fokus der Arbeit liegt auf der Erklärung und Interpretation der Suizidhandlung der Figur Cécile. Hiefür werden aus der strukturell-individualistischen Suizidtheorie von Christa Lindner-Braun Hypothesen deduktiv abgeleitet, die anschließend innerhalb der literarischen Beobachtung überprüft werden. Es zeigt sich, daß die Figur Cécile in der literarischen Darstellung alle notwendigen - aus der Theorie abgeleiteten - Voraussetzungen erfüllt, bezogen auf die Suizdhandlung, die Handlungstendenz zum Suizid, die Motivationsstruktur und die situationalen Randbedigungen. Zudem konnte nachvollzogen werden, warum die Figur im Rahmen sozialer Institutionen nur mangelhaft in Gesellschaft eingebunden ist. Zu diesem Zweck wird auf Stigmatisierungseffekte, die Ehr- und Duellkulur im Deutschen Kaiserreich, den politischen und historischen Kontext und die Auswirkungen gesellschaftlicher Vorstellungen von Liebe eingegangen.
Die vorliegende Arbeit hat das Ziel, eine grundlegende soziologische Theorie der Geschwindigkeit zu entwickeln. Bei der Entwicklung der Theorie ist die Hauptaufgabe eine soziologische Auseinandersetzung mit Geschwindigkeit. Mit Hilfe dieser soziologischen Theorie der Geschwindigkeit sollen auch mögliche Auswege aus Problemzusammenhängen aufgezeigt bzw. grob angerissen werden. Diese Aufgabe wird in drei Arbeitschritten vollzogen. Der erste Schritt ist eine soziologische Definition der Geschwindigkeit. Dieser Teil besteht aus drei Kapiteln. Das erste Kapitel ist eine Einleitung. Vor der soziologischen Analyse der Geschwindigkeit ist eine Bestandsaufnahme vergangener Forschungen sowohl notwendige Vorarbeit, wie auch relevanter Ausgangspunkt für die Theorieentwicklung. Diese Bestandsaufnahme wird im zweiten Kapitel erfolgen. Der Geschwindigkeitsbegriff wird um eine weitere Facette bereichert, indem die Geschwindigkeit als Merkmal der Gesellschaft selbst angesehen wird. Folglich wird Geschwindigkeit der Gesellschaft selbst, anstatt bloß Geschwindigkeit in der Gesellschaft beschreibbar. Jedoch ist es hierbei noch unklar: Wenn Geschwindigkeit signifikantes Merkmal von "Gesellschaft" selbst ist, was ist sie eigentlich? Im dritten Kapitel werde ich mit einigen Überlegungen und in Anlehnung an eine zeitsoziologische Perspektive argumentieren: Sicher stellt die Geschwindigkeit der Gesellschaft auch eine Veränderung der Zeitstruktur dar. Aber unter soziologischen Aspekten kann Zeit weder als überwiegend physikalisches oder philosophisches Problem, noch als objektive oder subjektive Tatsache angesehen werden. Vielmehr steht eben der soziale Charakter, die "soziale Zeit" im Hauptfokus des Interesses. Soziale Zeit ist qualitative Zeit. Strukturierend für "soziale Zeit" sind eine bestimmte Lage der Gesellschaft und bestimmte strukturell institutionalisierte Formen von Zeit – die Geschwindigkeit der Gesellschaft ist eine bestimmte Form der sozialen Zeit, das heißt: eine "soziale Geschwindigkeit". Man sollte qualitative soziale ...
Dieses Discussion Paper präsentiert eine Literaturstudie zum Thema Leistungsanreize und Leistungsverhalten, die im Kontext des Forschungsprojektes Leistungspolitik im internationalen Vergleich am WZB entstanden ist. Die Literaturstudie verfolgt zwei Ziele. Zum ersten werden Theorien und Forschungsansätze der Ökonomie, der Psychologie und der Soziologie verglichen. Zum zweiten wird untersucht, welche Rolle die Forschungsdisziplinen kulturellen Faktoren im Hinblick auf das Leistungsverhalten und die Gestaltung von Leistungsanreizen einräumen. Vergleichend diskutiert werden vor allem die Agency-Theorie der Personalökonomie, die Bounded Rationality-Ansätze der Verhaltensökonomie, die Motivationstheorien der Organisationspsychologie sowie die arbeitssoziologischen Theorien der social compromises at the workplace, der betrieblichen Sozialordnungen und betrieblichen Arbeitskulturen. Ein Konsens der Disziplinen ist nicht abzusehen. Interessanterweise gibt es aber ähnliche Anstöße im Hinblick auf zukünftige Forschungsfragen. Sowohl die Verhaltensökonomie als auch die Organisationspsychologie und die Arbeitssoziologie betonen die Bedeutung des Framings von Leistungsanreizen, der Generierung von Vertrauen, der Schaffung von Legitimität sowie von Schlüsselereignissen wie etwa Krisen, Entlassungswellen, Restrukturierungsprozessen etc. Sie können zu virtuous circles oder auch zu Misstrauensspiralen führen. Der kulturelle Kontext beeinflusst die Entwicklung, wird aber durch die betriebsinternen Prozesse verstärkt, modifiziert oder auch gebrochen. Das legt die Entwicklung von prozessorientierten Forschungsansätzen nahe. ; This Discussion Paper presents a literature review about performance incentives and workplace behaviour, which was prepared in the context of the research project Performance Management Policies. An International Comparison. The literature review has two main goals. The first goal is to compare and discuss the different theoretical perspectives from economics, psychology and sociology. The second goal is to compare the three disciplines regarding their understanding of culture and the importance of cultural factors for the analysis of workplace behavior and performance incentives. The comparison includes personnel economics and agency theory, behavioral economics and their bounded rationality concepts, psychological theories of motivation, and sociological theories of social compromises at the workplace, workplace social orders and workplace cultures. The perspectives and theoretical concepts of all three disciplines differ strongly. There are, however, in all three disciplines similar impulses for future research questions. Behavioral economics, organizational psychology and sociology of work emphasize the importance of the framing of performance incentives, of trust and legitimacy at the workplace, and of crucial events like crises, redundancies and restructuring processes. They can initiate virtuous circles or self-reinforcing spirals of distrust. The cultural context of the workplaces influences the developments. Its impact can be reinforced, modified but also broken by company-internal processes. This suggests developing process-oriented research approaches.
The national economic situation, rapidly changing societies, increasing environment pollution amidst global warming around us are some of the most burning topics in day-to-day discussions, news and scholarly discourses. What we see are only the consequences of protracted actions, policies and decisions. The issues associated with these phenomena are highly complex that challenge a direct interpretation of their root causations, indications, results and long-term impacts. For instance, is the issue of managing natural resources for industry & business operations within a country an economic problem? Or is it an ecological one? Or rather a social one? Could it be resolved with theories and techniques of either of these fields? Well, the issue and its redressal requires a combination of all the three disciplines. And yet actions to integrate all of these fields have typically by-passed one or more. The framework that has over the years most commonly explained the convergence of different spheres of disciplinary knowledge has been sustainability. At the same time, its pursuit in practice, the dominant public perception, political agendas and the mainstream media remains elusive. In absence of a critical theory on 'sustainable societies', the contemporary development model is misinformed by vague notions of greening, green growth, eco-development, ecotourism, smart cities, etc. largely steered by corporates and vested business groups. The contemporary societies exist and continue to develop without genuine knowledge about sustainability that lies fragmented in its contributing disciplinary streams. This book unfolds the inherent dilemmas, contradictions and paradoxes within the current sustainability paradigm to form a rather nuanced and inside view of what constitutes sustainability and how it could be realized with socio-technical, institutional, policy and management solutions. In the process, the research comprehensively reviews about a hundred environmental, social and economic theories to deliberate on the way forward. Considering that sustainability is a politico-economic and socio-cultural challenge, the transitions need to be culturally diverse and inter-generational, requiring infusion of fresh values, messaging and leadership while conserving traditional knowledge, prevailing institutions. The book culminates with a transition architecture bearing policy recommendations for governing without governmentality with plausible regulatory instruments, capacitating mechanisms, planning and voluntary measures that can be implemented in practice. ; Die nationale wirtschaftliche Situation, sich schnell verändernde Gesellschaften, die zunehmende Umweltverschmutzung inmitten der globalen Erwärmung um uns herum sind einige der brennendsten Themen in täglichen Diskussionen, Nachrichten und wissenschaftlichen Diskursen. Was wir sehen, sind nur die Folgen langwieriger Handlungen, Richtlinien und Entscheidungen. Die mit diesen Phänomenen verbundenen Fragen sind hochkomplex, die eine direkte Interpretation ihrer Ursachen, Indikationen, Ergebnisse und langfristigen Auswirkungen herausfordern. Ist zum Beispiel die Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen für Industrie- und Geschäftsbetriebe innerhalb eines Landes ein wirtschaftliches Problem? Oder ist es ein ökologisches? Oder eher ein soziales? Könnte es mit Theorien und Techniken eines dieser Gebiete gelöst werden? Nun, das Problem und seine Abhilfe erfordert eine Kombination aller drei Disziplinen. Und dennoch haben Maßnahmen zur Integration all dieser Felder in der Regel eines oder mehrere umgangen. Der Rahmen, der im Laufe der Jahre am häufigsten die Konvergenz verschiedener Bereiche des disziplinären Wissens erklärt hat, war Nachhaltigkeit. Gleichzeitig bleibt ihre Verfolgung in der Praxis, die vorherrschende öffentliche Wahrnehmung, die politischen Agenden und die Mainstream-Medien schwer fassbar. In Ermangelung einer kritischen Theorie zu "nachhaltigen Gesellschaften" wird das zeitgenössische Entwicklungsmodell durch vage Vorstellungen von Ökologisierung, grünem Wachstum, Öko-Entwicklung, Ökotourismus, Smart Cities usw., die größtenteils von Unternehmen und Konzernen gesteuert werden, falsch informiert. Die zeitgenössischen Gesellschaften existieren und entwickeln sich weiter, ohne echtes Wissen über Nachhaltigkeit, das in seinen disziplinären Strömungen zersplittert ist. Dieses Buch entfaltet die inhärenten Dilemmata, Widersprüche und Paradoxien innerhalb des aktuellen Nachhaltigkeitsparadigmas, um eine eher nuancierte Innenansicht dessen zu schaffen, was Nachhaltigkeit ausmacht und wie sie mit soziotechnischen, institutionellen, politischen und Managementlösungen realisiert werden könnte. Dabei überprüft die Forschung umfassend etwa hundert Umwelt-, Sozial- und Wirtschaftstheorien, um über das weitere Vorgehen nachzudenken. Angesichts der Tatsache, dass Nachhaltigkeit eine politisch-ökonomische und soziokulturelle Herausforderung ist, müssen die Übergänge kulturell vielfältig und generationenübergreifend sein, was die Einführung neuer Werte, Botschaften und Führung erfordert, während traditionelles Wissen und vorherrschende Institutionen erhalten bleiben. Das Buch gipfelt in einer Übergangsarchitektur mit Politikempfehlungen für ein Regieren ohne Gouvernementalität mit plausiblen Regulierungsinstrumenten, kapazitiven Mechanismen, Planungen und in der Praxis umsetzbaren freiwilligen Maßnahmen.
Gesellschaft erscheint uns heute im flackernden Licht der Verunsicherung. Nicht erst seit der Finanzkrise erweisen sich stabil geglaubte Arbeits- und Lebensverhältnisse als prekär. Der Autor stellt die wichtigsten ökonomischen und soziologischen Theorien der Prekarisierung vor und zeigt: Prekarität hat die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit erfasst. Wir leben in der Prekarisierungsgesellschaft. Aber was ist daraus zu schließen? Marchart beschreibt die gegenwärtigen Sozialproteste und ihre Forderungen. Er untersucht ihre demokratiepolitischen Implikationen und führt hin zu einer Gesellschaftstheorie des Konflikts und der Kontingenz. ; + Reihe: Gesellschaft der Unterschiede, Bd. 8