Sprache der Bewegungen - Sprache in Bewegung
In: Neue soziale Bewegungen - und ihre gesellschaftlichen Wirkungen, S. 187-216
Roland Ris untersucht in dem Beitrag die Veränderbarkeit von Sprache und deren Funktion im Kontext gesellschaftlichen und sozialen Wandels. Auf der Grundlage einer Vielzahl linguistischer Beispiele verdeutlicht und belegt er seine Überlegungen, die mit der Beschreibung des Sprachgebrauchs der Berner Pfadfinder-Jugend der fünfziger Jahre, der Studentenbewegung der sechziger und der Alternativbewegung der siebziger Jahre eingeleitet werden. Diese gesellschaftlichen Gruppierungen und Erscheinungen bewertet Ris als Beispiele nichtisolierter, gesellschaftlich wirksam werdender und verändernder sprachlicher Bewegungen, auf die die gesamte Sprachgemeinschaft durch Übernahme des oder Angrenzung vom gruppenspezifischen Sprachgebrauchs reagierte. Es folgen Gedanken bzgl. der sprachlichen Auswirkungen bewußter sozialer Isolation einzelner "Szenen" mit ihren, speziellen, Gruppenidentität stiftenden sprachlichen Codierungen, und der durch sprachimmanente Bewertungsmaßstäbe gegebenen Rehabilitations- und Diskriminierungspotentiale. Der Beitrag endet mit Ausführungen zum Thema "sexistische Diskriminierung in der Sprache". In diesem Zusammenhang setzt sich Ris mit dem von der feministischen Linguistik erhobenem Postulat einer konsequenten "Sexualisierung von Sprache" und den durch die bedingten semantischen und grammatikalischen Auswirkungen auseinander. Er unterbreitet eigene Vorstellungen für eine, die Diskriminierung von Frauen überwindende sprachliche Gebrauchsregelung und ergreift Partei gegen eine Uniformierung von Sprache, mit der er das Ende sprachlicher Bewegungen und damit einhergehend den Verlust einer zur äußeren und inneren Veränderung drängenden Kraft gegeben sieht. (TR)