Kultur- und migrationssensible Beratung erfordert von den Fachkräften viele unterschiedliche Kompetenzen: eine offene, wertschätzende Haltung, Kenntnisse über kulturelle, religiöse und gesellschaftliche Prägungen der Klientel, Kommunikationsfähigkeit und gute Verständigung über Sprachgrenzen hinweg. Die Beratungsstelle muss sich auf Migrationsklientel einstellen. Aber auch die Eigenreflexion der Fachleute ist erforderlich: sich der eigenen Wurzeln und Werte bewusst sein, Vorurteile erkennen, das eigene fachliche Handeln auf immer wieder neue Situationen übertragen. Das Buch ist dazu Anregung und Ermutigung zugleich. (Verlagstext)
"Die Wohnzimmer der meisten Menschen werden im Zeitalter des Satellitenfernsehens täglich mit Fremdsprachen bombadiert. Wird das unser Verständnis für und unsere Beherrschung von Fremdsprachen verbessern? In vielen Ländern Europas bestehen noch immer viele Sprachgrenzen, jedoch in Schweden und anderen kleinen 'Sprachnationen' scheinen diese Grenzen zur englischen Sprache zu verschwinden. Die Richtung, die diese Veränderung verfolgt, ist eindeutig. Die Frage ist, wieviel und wie schnell dieser anglo- amerikanische Einfluß sich weiterhin vergrößern wird. Falls die Orientierung der Jugend ein Indikator sein sollte, dann scheint es, daß Schweden empfänglicher ist für solche Veränderungen - eine Gefahr oder eine Möglichkeit - als viele andere Nationen." (Autorenreferat)
Kommunikation über kulturelle Grenzen hinweg stellt die Beteiligten vor die Herausforderung, eine gemeinsame Sprache oder zumindest ein gemeinsames «Sprachregime» zu finden. Die Verwendung einer Lingua franca ist dabei nur eine – und nicht immer die optimale – Strategie zur Bewältigung dieser Herausforderung. Die hier versammelten Beiträge von Sprachpraktiker/inne/n, aber auch von Sprach- und Kulturwissenschaftler/inne/n reflektieren die Problematik aus ihrer jeweils spezifischen Perspektive. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der tschechisch-deutschen Grenzregion. Der Blick wird aber auch auf andere Konstellation einander benachbarter Sprachgemeinschaften sowie auf nicht-geographische Sprachgrenzen innerhalb spezifischer gesellschaftlicher Diskurse gerichtet.
Zugriffsoptionen:
Die folgenden Links führen aus den jeweiligen lokalen Bibliotheken zum Volltext:
Sprachen sind "die Systeme von Einheiten und Regeln, die den Mitgliedern von Sprachgemeinschaften als Mittel der Verständigung dienen", so wird Sprache in Wikipedia definiert. Also dient Sprache der Verständigung innerhalb einer sozialen Gruppe. Häufig sind Sprachgrenzen auch Landes- oder Staatsgrenzen. In diesem Sinne grenzt Sprache ein und auch aus. Es gibt Zugehörige und Nichtzugehörige. Aber auch Sprache passt sich sozialen und politischen Veränderungen an. Sprecher innerhalb einer sozialen Gruppe passen sich vor allem dann an und übernehmen diese Sprache, wenn sie sich gegenüber anderen sozialen Gruppen abgrenzen und den inneren Zusammenhalt verstärken wollen. Ein typisches Beispiel ist die Jugendsprache oder der Gassenjargon. Sie oder er dient dazu, sich bewusst von der Sprache der Erwachsenen oder Eltern abzugrenzen und damit sich nur unter sich verständigen zu können.
Der Autor entwickelt eine Theorie der Ethnizität auf der Grundlage einer evolutionären Gesellschaftstheorie. Die Analyse der Funktion und der Genese eines gesellschaftlich umfassenden Haltungskomplexes, wie Ethnizität einen darstellt, führt dabei zur Formulierung einer allgemeinen Theorie. Es wird ein Schema der ethnischen Entwicklung vorgestellt, die unterschiedlichen Bezüge zu Termini wie Nationalität, Individuum, Persönlichkeit und Verhalten werden im historischen Verlauf skizziert. Abschließend werden einige Ausführungen zu ethnischen Konflikten in der heutigen Zeit gemacht, wobei diese sich meist entlang von Sprachgrenzen bewegen. Kritisch bewertet werden Versuche, die Ethnizität auszuweiten, um beispielsweise eine "europäische Identität" zu begründen. (psz)
Die Autorin gibt anhand der bislang von PETAR (Pan European Television Audience Research) ermittelten Ergebnisse einen Überblick über das Nutzungsverhalten europäischer Fernsehzuschauer und analysiert ausführlich die Akzeptanzhindernisse in bezug auf ein grenzüberschreitendes Fernsehen. Sprachgrenzen, die Präferenz der TV-Konsumenten für nationale Fernsehkanäle und die von Land zu Land variierenden Fernsehgewohnheiten werden in diesem Zusammenhang untersucht. Wenngleich auch zukünftig diejenigen Zuschauer, die transnationale Programme den nationalen vorziehen, eine kleine Minderheit bleiben werden, so wird doch die Zahl derjenigen Zuschauer zunehmen, die sich aus der Vielzahl der Programmangebote zusätzlich mit Informationen und Unterhaltung aus anderen Ländern sowie nationalen Programmen versorgen. (KS)
Wie fast alle Länder der Dritten Welt, stand auch Malaysia bei seiner Unabhängigkeit 1957 vor der schwierigen Aufgabe, eine nach inzwischen übernommenen westlichen Kategorien zu bildende Nation zu schaffen. Insbesondere die Frage nach der nationalen Identität beschäftigt Politiker und Intellektuelle seither ohne Unterbrechung. Hatte der Kolonialismus, vor allem in Afrika, häufig das Problem von künstlichen, Stammes- und Sprachgrenzen durchschneidenden Staatsgebilden hinterlassen, stand in Malaysia eher die nationale Integration der unterschiedlichen ethnischen Bevölkerungsgruppen im Vordergrund. Die Voraussetzungen hierfür waren denkbar schlecht: Den alteingesessenen Malaien (ca. 54% der Bevölkerung unter Einschluß verwandter Rassen in Nordborneo) stehen die Immigrantenrassen der Chinesen (35%) und Inder (10,6%) gegenüber. Von den letzteren ist die große Mehrheit unter britischer Kolonialherrschaft u.a. als Vertragsarbeiter ins Land gekommen.
"Der Aufsatz folgt dem Text des Vortrags, den der Direktor des Bundesamtes für Kulturpflege anläßlich der Generalversammlung der Gesellschaft Schweizer Monatshefte in Zürich hielt. Der Verfasser geht davon aus, daß es schwierig sei, in der Schweiz kulturpolitische Grundsatzdebatten zu führen, was namentlich auch die Abstimmung über Kulturinitiative und Gegenvorschlag im Herbst 1986 gezeigt hat. Dennoch muß der Versuch einer solchen Debatte immer aufs neue gewagt werden, und gut wäre, man käme ab von falschen Fragestellungen und von Scheinthemen. Neu und im Blick auf Veränderungen in jüngerer Zeit wäre das Kulturgefälle zwischen Zentren und Randgebieten zu bedenken, die Beziehungen über die Sprachgrenzen hinweg seien zu verstärken. Der Kultur-Föderalismus bedarf einer abgewogenen Kulturpolitik des Bundes. Das Nein zur Kulturinitiative und zum Gegenvorschlag darf nicht das letzte Wort sein." (Autorisierte Zusammenfassung) (SY)
Lebensläufe und biographische Konstruktionen sind immer in soziale Differenz- und Machtverhältnisse eingebettet, die sich zwar in langfristigen Prozessen festschreiben, aber immer wieder situativ aktualisiert werden. Vor diesem Hintergrund ist eine Forschungsperspektive, die sowohl situative als auch biographische Aspekte eines Phänomens berücksichtigt, für eine ungleichheitstheoretisch informierte Forschung gewinnbringend. Mit einem ethnographisch-biographischen Untersuchungsansatz können sowohl praktische Vollzüge mit ihrer Kontextbezogenheit als auch die biographische Erfahrungsaufschichtung, die konkrete Situationen rahmt, in den Blick genommen werden. Auf der Grundlage beiden inhärenter impliziter Wissensbestände kann methodologisch begründet die Verknüpfung der beiden Ansätze erfolgen. Dies wird am Beispiel einer Studie ausgeführt, die für den Kontext einer bilingualen Schulklasse an der sogenannten "Sprachgrenze" in der Schweiz danach fragt, wie die Akteurinnen und Akteure in ihrem mehrsprachigen Sprechen, aber auch im Sprechen über Mehrsprachigkeit Zugehörigkeiten und Differenzen markieren, bearbeiten und situativ aktualisieren. Mehrsprachigkeit wird dabei als soziale Praxis konzipiert, über die zugleich Identitäten und Zugehörigkeiten sowie Differenzen und Ausschlüsse hervorgebracht und verhandelt werden.
Der Ort Postelberg wurde Anfang Juni 1945 zum Schauplatz eines Völkermords an der lokalen deutschsprachigen Bevölkerung. Offiziell wurden fast 800 Menschen ermordet, während auf deutscher Seite mehr als 1.500 als vermisst gelten. Niemand weiß, wie viele Einwohner des Saazerlandes nach dem Krieg tatsächlich getötet wurden. Abgesehen von einer Exhumierung nach dem Krieg, die von einer parlamentarischen Kommission angeordnet wurde, sind keine umfassenden Untersuchungen durchgeführt worden. Die Mörder selbst gaben bei der Untersuchung im Jahr 1947 an, dass die Zahl der Opfer "etwa tausend" betrug. Es handelt sich jedoch mit Sicherheit um die größte ethnische Säuberung an einem Ort in Europa seit Ende des 2. Weltkriegs bis zum Massaker in Srebenica in Bosnien Mitte der 1990er Jahre. Der Vergleich mit Srebenica ist mehr als treffend- vor dem Krieg lag Postelberg/Potoloprty genau an der tschechisch-deutschen Sprachgrenze, und die beiden Völkergruppen waren zahlenmäßig fast gleich stark vertreten.
Soziale Bewegungen in Afrika sind in vielfacher Weise von Globalisierungsprozessen betroffen und in sie eingebunden. Entscheidungen, die auf globaler Ebene getroffen werden, haben unmittelbare Effekte in diesen Ländern und betreffen die jeweilige Zivilgesellschaft in hohem Maß. Lokale und pan-afrikanische Netzwerke mobilisieren sich im Zusammenhang mit globalen Veränderungen. Vernetzung findet zwischen Nord und Süd ebenso statt wie zwischen Aktivist_innen aus unterschiedlichen Ländern und Regionen des globalen Südens, verstärkt auch über regionale und Sprachgrenzen hinweg.Welche Bedeutung hat die Globalisierung für soziale Bewegungen in Afrika? Wie sind diese Bewegungen und zivilgesellschaftliche Organisationen in globale Foren wie internationale Konferenzen und Weltsozialforen eingebunden? Welche Rolle nehmen sie in transnationalen zivilgesellschaftlichen Netzwerken ein? Welche Rolle spielt die Finanzierung durch externe Partner für die Organisationen?Mit Beiträgen von:Frauke Banse, Antje Daniel, Bettina Engels, Daniel Kaiser, Reinhart Kößler, Melanie Müller, Louisa Prause, Lars Schmitt und Esther Uzar
Zugriffsoptionen:
Die folgenden Links führen aus den jeweiligen lokalen Bibliotheken zum Volltext:
Die Mediennutzung in Estland hat sich als resistent erwiesen gegen die Etablierung des Estnischen als gemeinsamer Sprache im öffentlichen Raum. Bis zum heutigen Tag nutzt die russischsprachige Minderheit Estlands meist Medien in russischer Sprache. Die Sprachgrenze zeigt sich auch in den Praktiken der inhaltlichen Wahl gruppenspezifischer Medien sowie auf staatlicher Ebene (Republik Estland vs. Russische Föderation). Somit ist die Informationssphäre nicht nur in sprachlich, sondern auch inhaltlich in unterschiedliche Subsysteme aufgeteilt.Qualitative Studien zeigen, dass verschiedene Bottom-up- und Top-down- Mechanismen diese zweisprachige und ideologisch heterogene Informationssphäre stets neu reproduzieren. Die sprachlich und politisch gespaltene öffentliche Informationssphäre sieht sich ständig dem Dilemma gegenüber, einerseits Zugang zu praktischen und ideologischen Informationen zu gewährleisten und andererseits die Nationalsprache zu etablieren. Die estnischen Machteliten versuchen beide, oft widersprüchlichen Ziele zu erreichen. Wir diskutieren diesbezügliche Strategien unter dem Gesichtspunkt sowohl sprachzentrierter Nationsbildung als auch der Vielfalt globalisierten Medienkonsums.
Dieser Beitrag widmet sich der kulturellen Repräsentation im Rahmen der Mehrsprachigkeitsforschung. Es werden Forschungsansätze behandelt, die davon ausgehen, dass Personen sich in unterschiedlichen Sprachen auch unterschiedlich präsentieren. Darüber hinaus wird in diesen Zusammenhang die These vertreten, dass Übersetzer/innen und Forschende im Zuge ihrer Übersetzungsarbeit die lebengeschichtlichen Fälle ihrer Untersuchungen nicht nur beschreiben, sondern auch mit konstruieren. Die Repräsentationsakte seitens der Beforschten wie auch der Forschenden über Sprachgrenzen hinweg haben Konsequenzen für die Forschungsergebnisse. Unsere Grundüberlegungen werden wir anhand eigener Forschung über polnisch sprechende Personen im Großraum Manchester (England) illustrieren. Es werden Aspekte der Interpretation und Translation in der Erzählforschung beleuchtet, um von dort ausgehend zentale methodologische Überlegungen für den Forschungsprozess in den Blick zu nehmen. Wir sprechen uns dabei gegen die Behandlung von Sprache als undifferenziertes Medium aus und ebenso gegen die Sichtweise, dass Personen, die eine bestimmte Sprache sprechen, problemlos alle Sprecher/innen dieser Sprache repräsentieren können. Alle Sprachen sind sprachintern differenziert und wer übersetzt, greift in die Ergebniskonstruktion ein.
Es gibt eine Reihe von Ansätzen zur Entwicklung von Instrumenten für den Einsatz unter multikulturellen Bedingungen, die jeweils abhängig von Scope, Zeitplan und Budget der Untersuchung sind. Sequentielle Fragebogenentwicklung - der am weitesten verbreitete Ansatz zur Entwicklung eines kulturvergleichenden Instrumentariums - ist zugleich der preiswerteste. Ein Instrument wird zunächst in der Muttersprache formuliert und dann - kulturspezifisch modifiziert - in die Zielsprache übersetzt. Im Gegensatz dazu wird bei der parallelen Entwicklung die Zielkultur bereits im Entwicklungs- und Pretest-Prozess berücksichtigt. Dabei entstehen verschiedene Probleme: Kosten, Zeitaufwand, Kontrolle. Das hier vorgestellte Question Appraisal System (QAS) ist ein Kodierungs-Instrument für den Pretest von Instrumenten (Willis, Lessler, 1999). Das QAS basiert auf einer kognitive Faktoren berücksichtigenden Item-Taxonomie und dokumentiert diejenigen Aspekte, die zu fehlerhaften Antworten führen können. Ergebnisse der Bewertung werden eingesetzt, um Frageformulierungen, Antwortformulierungen, Fragebogenformate und Fragenreihenfolge zu revidieren. Die Verfasser behandeln Probleme bei der Arbeit mit QAS, die sich aus kulturvergleichender und Sprachgrenzen überschreitender Verwendung von Fragen ergeben. (ICEÜbers)