Heavy-Metal-Fans waren in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre die vermutlich größte jugendliche Subkultur in der DDR. Sie gingen arbeiten, denn Schallplatten, ihr Outfit und Shopping-Fahrten nach Budapest waren teuer. Für Politik interessierten sie sich jedoch kaum. Die SED war deshalb verunsichert, wie sie mit der Jugendkultur umgehen sollte, und bemühte sich letztlich erfolglos, die Metal-Szene für ihre Ziele einzuspannen. Nikolai Okunew erzählt auf der Basis umfassender Archivrecherchen, dutzender Interviews und der breiten Szene-Überlieferung die Geschichte der Heavy-Metal-Szene in der DDR. Er zeigt, wie sich ihre Bands entwickelten und die Fans an den Wochenenden scharenweise in alle Ecken des Landes fuhren, um dort zu feiern, zu trinken und zu headbangen. Konflikte mit der Polizei und der Stasi werden dabei ebenso deutlich wie die Rolle des Radios, das den Heavy Metal ins Land trug.
In: Zeitschrift für politische Psychologie: ZfPP ; offizielles Organ der Sektion Politische Psychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) ; offizielles Organ der Walter-Jacobsen-Gesellschaft e.V. für Politische Bildung und Politische Psychologie (WJG), Band 10, Heft 3/4, S. 343-360
"'Blindheit bei sehenden Augen' oder 'Sich-auf-einem-Auge-Blindmachen' sind Beschreibungen dafür, wie Menschen in Konfliktsituationen versuchen, durch partielle Verleugnung der Wirklichkeit psychische Belastungen, unlustvolle Entscheidungen, Ängste und Schuldgefühle zu vermeiden. Indem von der Realität nur erwünschte Aspekte wahrgenommen und unerwünschte durch Illusionsbildungen ersetzt werden, schafft man sich eine neue Wirklichkeit. Bei diesem komplizierten Abwehrmechanismus wirken Verleugnung, Ich-Spaltung und Ersatzbildung zusammen. Am Beispiel der Legenden, mit denen inoffizielle Mitarbeiter der Staatssicherheit der ehemaligen DDR ihre Zusammenarbeit mit der Stasi verleugneten, und der Verkennung der Unterdrückung und Verfolgung in der UdSSR unter Stalin durch einige Linksintellektuelle in Westeuropa werden Motive und Mechanismen der 'Blindheit bei sehenden Augen' beschrieben. Dieses bei Einzelnen wie auch in Gruppen auftretende Phänomen führt zu einer Ich-Einschränkung und behindert nicht nur das Erkennen der politischen Realität, sondern auch die Möglichkeit verändernd darauf einzuwirken." (Autorenreferat)
Das Thema SED und "Ministerium für Staatssicherheit" kann, so der Autor, auf die Grundstruktur des international gescheiterten Sozialismusversuchs hinweisen. Gezeigt werden könne ein stalinistisches Partei-, Macht- und Politikverständnis, das globalere Zusammenhänge reflektiert und damit über DDR-Spezifika hinausgehe. Der Autor analysiert die DDR-Gründung und die Bildung eines Geheimdienstes im historischen Kontext. Die Bildung der Stasi im Jahr 1950 sei aus dem Verlangen nach innerer Sicherheit entstanden, da es etwa illegalen Waffenbesitz in der DDR gegeben habe. Im Zuge der Machtinteressen in der Deutschlandpolitik Stalins sei das Ministerium seit 1952 verstärkt ausgebaut worden. Es habe sich als "Schwert der Partei" verstanden. Eine "Dämonisierung" dieses Geheimdienstes hält der Autor für falsch, wichtiger sei es, das "stalinistische Grundkonzept von Partei, Macht, Staat und Sicherheit" zu verstehen. Nur ein aufrichtiger Umgang mit der Vergangenheit könne eine Neumotivation ermöglichen. (rk)
This study of East German fantasies of material abundance across the border, both before and after the fall of communism, shows the close and intricate relation between ideology and fantasy in upholding social life. In 1989, news broadcasts all over the world were dominated for weeks by images of East Germans crossing the Berlin Wall to West Germany. The images, representing the fall of communism and the democratic will of the people, also showed East Germans' excitement at finally being able to enter the western consumer paradise. But what exactly had they expected to find on the other side of the Wall? Why did they shed tears of joy when for the first time in their lives, they stepped inside West German shops? And why were they prepared to pay more than 10 percent of their average monthly wage for a pineapple? - http://www.aup.nl/do.php?a=process_visitor_download&editorial_id=3477 - >Download an excerpt. Drawing on fifteen months of research in the fast-changing post-communist East Germany, Veenis unravels the perennial truths about the interrelationships of fantasies of material wealth, personal fulfillment and social cohesion. She argues persuasively that the far-fetched socialist and capitalist promises of consumption as the road to ultimate well-being, the partial realization and partial corruption thereof, the implicit social and psychological interests underlying the politicized promises in both countries form the breeding ground for the development of materialist, cargo-cult-like fantasies, in which material well-being came to be seen as the place of - fulfillment and ultimate arrival - . Material Fantasies is published in the Technology and European History series. The series seeks to present scholarship about the role of technology in European history in the nineteenth and twentieth centuries. For more information on the network, the Foundation for the History of Technology and the series, see: - http://www.tensionsofeurope.eu - >www.tensionsofeurope.eu. - In 1989 werden de nieuwsuitzendingen over de hele wereld gedomineerd door beelden van de Oost-Duitsers die de Berlijnse Muur overstaken naar West-Duitsland. De verwachtingen waren hooggespannen, eindelijk was een veilige oversteek naar het welgestelde West-Duitsland mogelijk, maar vooral behoorden welvaart en materialisme voor Oost-Duitsers nu ook tot de mogelijkheden. Maar wat verwachtten deze Oost-Duitsers precies te vinden aan de andere kant van de Muur? Waarom waren er tranen van vreugde toen ze voor het eerst in hun leven een West-Duitse winkel binnen konden stappen? En waarom waren zij bereid om meer dan 10 procent van hun gemiddelde maandloon te besteden aan een ananas? Deze studie naar Oost-Duitse fantasieën over de materiële overvloed aan de andere kant van de muur, laat zien dat fantasie en ideologie communicerende vaten zijn, waarbij de een grote invloed heeft op het welslagen van de ander. Het boek vormt daardoor belangrijk voer voor sociologen. Material Fantasies verscheen in de serie Technology and European History. De serie heeft tot doel de rol van technologie in de Europese geschiedenis in de negentiende en twintigste eeuw in kaart te brengen. Voor meer informatie over de serie, bekijk: - http://www.tensionsofeurope.eu - >www.tensionsofeurope.eu.
Die Studie richtet nach Jahren der Beschäftigung mit inoffiziellen Mitarbeitern erstmals den Blick auf jene Personen, die hauptamtlich im größten geheimpolizeilichen Apparat der deutschen Geschichte Verantwortung trugen. Die Untersuchung reicht vom Aufbau der DDR-Staatssicherheit als stalinistische Geheimpolizei, der Entwicklung zur sicherheitspolitischen Universalinstanz bis hin zur schleichenden Legitimationskrise der achtziger Jahre, die schließlich zu Entmachtung und Zusammenbruch führte. Die Mitarbeiter des MfS wurden zu einer der wichtigsten Interessengruppen in der sozialistischen Dienstklasse. Die Lebenswelt dieser "Genossen erster Kategorie" (Wilhelm Zaisser, 1953) war geprägt durch die spezifische Mischung aus militarisierter Disziplinarkontrolle und elitärer Geheimpolizistenmentalität. In dieser Studie werden zunächst die biographischen Prägungen der altkommunistischen Gründerväter und der in den fünfziger Jahren einströmenden jungen Kader betrachtet. Es folgt eine systematische Auswertung der Daten zu Bildung, Geschlechterverhältnissen, Sozialstruktur, politischen und konfessionellen Bindungen, disziplinarischen Verstößen und Personalfluktuation, die in Fallstudien exemplarisch veranschaulicht werden. Im statistischen Anhang wird die Personalentwicklung des MfS detailliert dokumentiert.Jens Gieseke: Jahrgang 1964, Studium der Geschichte, Politologie und Rechtswissenschaften an den Universitäten Hannover und Potsdam; seit 1993 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Bildung und Forschung des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen; zahlreiche Beiträge zur Geschichte der DDR-Staatssicherheit, u.a. in "Im Dienste der Partei. Handbuch der bewaffneten Organe" und dem biographischen Lexikon "Wer war wer in der DDR?"
Im März 1982 verabschiedete die Volkskammer der DDR ein Gesetz, das die Einbeziehung von Frauen in die allgemeine Wehrpflicht vorsah. Sieben Frauen – Bärbel Bohley, Irena Kukutz, Katja Havemann, Karin Teichert, Bettina Rathenow, Almut Ilsen und Ulrike Poppe – formulierten eine Eingabe und schickten diese, unterschrieben von ca. 130 weiteren Frauen aus Berlin und Halle (Saale), im Oktober 1982 an Partei- und Staatschef Erich Honecker. Die Aktion gilt als Gründungsakt der »Frauen für den Frieden«. Nach mehr als 35 Jahren halten 18 ehemalige Mitglieder der Oppositionsgruppe eine lebendige Rückschau auf gemeinsame Aktivitäten und individuelle Schlüsselerlebnisse. Sie erzählen von Aktionen und Diskussionen, über grenzüberschreitende Kontakte und ihre Konflikte mit der Stasi. Und sie resümieren, wie sich die Zeit bis 1989 auf ihre Biografien auswirkte, als sie Dinge wagten und taten, die sie noch kurze Zeit zuvor für unmöglich gehalten hatten
Das tragische Schicksal einer deutschen Familie im Spannungsfeld zweier feindlicher Systeme: ein Stasi-Spion in der Bundesrepublik, der jahrelang seine Familie belügt, dann enttarnt wird und überstürzt mit seiner Frau und zwei Söhnen in die DDR fliehen muss. Doch die Kinder weigern sich, das falsche Spiel mitzuspielen, verweigern sich der Einbürgerung in die DDR. So wird das Leben immer unerträglicher, bis der Vater ihre Flucht zurück in den Westen über Ungarn in die Wege leitet. Doch der Albtraum findet kein Ende .. Thomas Raufeisen, geb.1962 in Hannover, Gymnasium in Seelze bei Hannover; 1979 unfreiwillige Übersiedlung in die DDR nach Berlin/Ost. Heute arbeitet er freiberuflich im Bereich der politischen Bildung u.a. als Besucherreferent in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Er hält Vorträge, Lesungen und führt Zeitzeugengespräche bei Bildungseinrichtungen. Seine Biografie ist Grundlage des Films von Bettina Renner "Unser Vater, der Spion". (Verlagswerbung)
Im weltweiten Krieg gegen den Terrorismus, aber auch gegen vermeintliche Feinde im Ausland fällen westliche Regierungen Todesurteile, die von ihren Armeen und Geheimdiensten vollstreckt werden. Diese Hinrichtungen sind überwiegend durch das Völkerrecht nicht abgedeckt. Dieses Buch beschreibt erstmals die weltweit praktizierte Politik der gezielten Tötungen durch Geheimdienste und stellt sie in einen historischen Zusammenhang. (Verlagstext). Die ARD-Dokumentation wurde im April im Rahmen der Reihe "Die Story im Ersten" ausgestrahlt. Sie dokumentiert, wie mehr als 3.000 Menschen im Auftrag demokratisch legitimierter Regierungen wie den USA oder Israel liquidiert wurden, ohne sich verteidigen oder vor einem Gericht verantworten zu können. Der Autor zeigt auf, dass nicht nur Stasi und KGB, sondern auch CIA und Mossad sich über das Gesetz stellen. Ab mittleren Beständen gerne zur Ergänzung von allgemeinenTiteln über die CIA (vom selben Autor: Die CIA-Lüge oder Weiner: CIA) empfohlen, da das Thema seit Jahren vonbreiterem Interesse ist.
Hauptbeschreibung Die Frage, was zum Zusammenbruch der DDR führte, ist noch immer ein brisantes Thema. Dabei scheint man mitunter zu vergessen, dass der sozialistische deutsche Teilstaat immerhin vier Jahrzehnte lang existierte - länger als die Weimarer Republik und das Dritte Reich zusammen. So gesehen war die DDR ein rätselhaft stabiler Staat, dessen Bestand dringend einer Erklärung bedarf. In seiner Studie präsentiert der amerikanische Historiker Andrew Port eine originelle Lösung für dieses Rätsel: Weder Repressionen und die berühmt-berüchtigte Stasi noch der Rückzug ins Private oder die Loyalität gegenüber dem angeblich fürsorglichen Regime können die Stabilität der DDR hinreichend erklären. Port verweist vielmehr auf die ostdeutschen Funktionäre an der Basis, die immer wieder Kompromisse mit den Massen eingingen. Außerdem war das vermeintliche Miteinander der Ostdeutschen oftmals ein Gegeneinander: Soziale Spannungen verhinderten kollektive Aktionen gegen den Staat.
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Mit dem Schlüssel seines neuen philosophischen Denkens, der "Wertesystemtheorie" erfaßt Ulrich Woronowicz das Wesen von Sozialismus und Christentum, er zeigt Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser Wertesysteme auf, indem er ihre Grundlagen, Werte und Struktur sowie die sich daraus ergebende Praxis darstellt und gegeneinander abgrenzt. Die fundierte Analyse beginnt bei den gemeinsamen Wurzeln im Alten Testament und endet bei Wahn und Wirklichkeit des Marxismus in der Theorie und Praxis des "Realen Sozialismus" der DDR. Insofern enthält dieses Buch wertvolle Gedanken und konkrete Vorschläge aus der täglichen Erfahrung des Lebens unter der staatlichen Übermacht der SED-Diktatur. Doch auch in der freiheitlichen Demokratie können die Erkenntnisse dieses Buches für das gegenseitige Verständnis und gemeinsame Handeln zum Wohle aller Bürger, unabhängig von ihrem jeweiligen Glauben, hilfreich und nützlich sein. Unter ständiger Bedrohung durch die Stasi wurde das Manuskript im Untergrund der DDR verfaßt und liegt nun in einer kommentierten und mit einem umfangreichen Anhang versehen.
Die plakativen, häufig vorschnell erhobenen Vorwürfe von Historikern und Journalisten gegen die Kirchen in der DDR lauteten: politischer Opportunismus, Kumpanei mit dem Staat, Stasi-Verwicklungen. Diese Urteile prägen bis heute das Image auch der evangelischen Kirchen. Dagegen wird hier am Beispiel der sächsischen Landeskirche versucht, mit fairen Mitteln Geschichte zu schreiben - mit klaren methodischen Vorgaben und einer eigenen theologischen Grundlegung. Fokus der Untersuchung ist die innerkirchliche Kommunikation: Wie demokratisch wurde die Kirche geleitet? Wer war an den brisanten politischen Entscheidungen der Landeskirche in den 70er und 80er Jahren beteiligt? Handelte das Landeskirchenamt allein oder wurde die "Basis" einbezogen? Und welche Handlungsspielräume hatten die kirchlichen Verantwortlichen unter den Bedingungen eines undemokratischen Staates? Welches theologische Selbstverständnis leitete sie in politischen Fragen? Zu diesem Zweck wurden vor allem Akten aus dem Archiv der Landeskirche in Dresden ausgewertet, die dem Autor exklusiv zur Verfügung standen.