Sustainable development - eine Provokation für die Soziologie?
In: Nachhaltige Entwicklung: eine Herausforderung an die Soziologie, S. 35-50
"Angesichts der hochgradigen Verwissenschaftlichung von Politik wie von gesellschaftlichen Wahrnehmungsmustern ist die Frage, mit welchen theoretischen Ansätzen und Erklärungsmodellen die Sozialwissenschaften neue Problemfelder aufgreifen, durchaus nicht nur von akademischem Interesse. Sustainable development eröffnet - zugespitzt formuliert - die Alternative zwischen der Fortsetzung der bisherigen, um ein globales ökologisches Krisenmanagement ergänzten, Wachstums- und Entwicklungsdynamik auf der einen Seite und dem Aufbrechen dieser homogenisierenden Dynamik zugunsten unterschiedlicher Transformationspfade und demokratischer Regulierungen gesellschaftlicher Naturverhältnisse auf der anderen Seite. Im vorliegenden Beitrag wird dafür plädiert, die neuen Elemente und Implikationen von sustainable development zu verstärken und zu einer "Provokation" für die Soziologie zuzuspitzen. Auf diese Weise könnten die theoretischen Grundlagen und historischen Erklärungsmodelle der Disziplin reflexiv geöffnet werden für die offenen Fragestellungen und Problemlagen, die bereits seit den 70er Jahren durch die ökologische Thematik wie durch die Krise der herkömmlichen Entwicklungsmodelle aufgeworfen werden. Noch spricht aber wenig dafür, daß die Herausforderung, die darin für die theoretischen Konzepte, Deutungsmuster und Kontinuitätsannahmen der Sozialwissenschaften liegt, wahrgenommen und produktiv umgesetzt wird." (Autorenreferat)