In: Aus Politik und Zeitgeschichte 66. Jahrgang, 16/17 (18. April 2016)
Enth.: Unternehmer und Unternehmerinnen in Deutschland/ F. Welter; J. Gröschl. - Management und Erfolgsfaktoren von Familienunternehmen/ C. Hoon. - Innovation, Gründungskultur und Start-ups made in Germany/ N. Richter; T. Schildhauer. - Soziales Unternehmertum aus Sicht von Wissenschaft und Praxis/ A. Decker; A. Habisch. - In einem gänzlich anderen Licht: Unternehmertum von Migrantinnen und Migranten/ R. Leicht
Die Evaluierung einiger bildungspolitischer Programme zur Förderung von Unternehmertum an Schulen zeigt, dass es den bisher existierenden Programmen nur sehr begrenzt gelingt, Unternehmertum an Schulen zu fördern. Dennoch spielt die Schulausbildung insgesamt eine wichtige Rolle für die Anzahl künftiger potenzieller Unternehmer. So gibt es in Ländern mit größerem Schulwettbewerb mehr Schüler mit unternehmerischen Absichten, da offensichtlich der Wettbewerb zwischen Schulen diese dazu zwingt, »unternehmerischer« zu werden und sich das im Kursangebot und in den angewandten Lehrmethoden niederschlägt.
"Wirtschaftlicher Aufschwung hängt auch von mentalen Voraussetzungen ab, die in dem Terminus 'Selbst-Unternehmertum' gebündelt sind. In der unzureichenden Ausprägung dieser Fertigkeiten liegt der rationale Kern der oft vernichtenden Urteile über die mentale Mitgift der Ostdeutschen. Sie wird nicht selten als Grund für den schleppenden wirtschaftlichen Aufschwung angeführt. Bei einem Blick über die Bundesrepublik hinaus fällt allerdings die erstaunliche Vielfalt auf, mit der historisch gewachsene Mentalitäten und moderne marktwirtschaftliche Ordnungen konform gehen. Die mentale Mitgift der Ostdeutschen bietet das Bild einer Gemengelage verschiedener Mentalitäten. Selbst-Unternehmertum ist in mindestens drei der vorfindbaren Einstellungs- und Verhaltensmuster - in der industriegesellschaftlichen Disposition, in bürgerlichen Kulturmustern und in Restbeständen einer protestantischen Wirtschaftsgesinnung (Arbeits-, Berufs- und Leistungsethik) - eingebettet. Das in der DDR erworbene Verhaltensrepertoire der Menschen bietet mithin Anknüpfungspunkte. Modifikationsmöglichkeiten, Gründe, die die Option für einen 'mentalen Brückenschlag' favorisieren. Für diese Sicht sprechen nicht zuletzt Befunde über das Selbst-Unternehmertum abhängig Beschäftigter im Transformationsprozeß. Besonderes Interesse verdienen aber auch die 'neuen Selbständigen', die seit der 'Wende' sich etablierenden (Klein-)Unternehmer. Der Beitrag vermittelt erste Verallgemeinerungen und empirische Befunde über Herkunftswege und Kapitalausstattung (in ökonomischer und soziokultureller Hinsicht) sowie über Modi, mittels derer sie das Hineinwachsen in eine neue Sozialrolle wahrnehmen." (Autorenreferat)