Gegenstand der Untersuchung ist der Prozeß der Verstädterung im 19. Jahrhundert. Merkmale des Verstädterungsprozesses sind ein starkes Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum sowie eine hohe Mobilität der Bevölkerung.
Matzerath wählt für die Analyse der strukturellen Veränderungen als Ausgangspunkt das städtische Bevölkerungswachstum, da das Bevölkerungswachstum eine bedeutende Rolle im Urbanisierungsprozess spielt und sich für die demographischen Daten lange Zeitreihen erstellen lassen.
Drei Aspekten gilt im Wesentlichen die Untersuchung: Zum einen dem Erscheinungsbild und dem Verlauf des städtischen Bevölkerungswachstums, zum anderen den Faktoren bzw. den Komponenten des Bevölkerungswachstums und schließlich den Ursachen und Bedingungen dieser Entwicklung. Zusammengefasst lautet das Problem: War die städtische Bevölkerungszunahme des vergangenen Jahrhunderts in erster Linie Ergebnis des Industrialisierungsprozesses, bildete sie eine Ableitung der agrarischen Überschussbevölkerung in die neu entstehenden Städte oder stellte sie einen prinzipiell von Industrialisierung und Bevölkerungswachstum unabhängigen Prozess dar?
Die bis hinab auf Regierungsbezirksebene vorliegenden Daten der Stadtbevölkerung erscheinen für eine Analyse der Struktur, der Bedingungen und Ursachen städtischen Wachstums sowie der Konsequenzen dieses Prozesses nicht ausreichend. Daher wurden die Einwohnerdaten sämtlicher Städte im Rechtssinn bzw. seit 1867 zusätzlich die der Landgemeinden über 2000 Einwohner für die zunächst in dreijährigem Wechsel, 1871 und 1875 vierjährigem, dann fünfjährigem und seit dem ersten Weltkrieg in unregelmäßigem Abstand durchgeführten Zählungen zu einer Datensammlung zusammengeführt. Die Daten beinhalten 3398 Fälle und 152 Variablen. Jeder Fall (Stadt/Gemeinde) enthält 40 Variablen zu den Zensuserhebungen zu 30 Zeitpunkten. Weitere Variable enthalten Informationen zu besonderen Aspekten der Urbanisierung; darüber hinaus enthalten sie auch Informationen zur Aufbereitung der Bevölkerungsdaten für eine Querschnittsanalyse zu unterschiedlichen Zeitpunkten und für eine Längsschnittanalyse.
Für einen Überblick über die Datenbasis "Urbanisierung in Preußen 1815 - 1939" sowie erste Ergebnisse der Auswertung siehe Matzerath, H., 1980: Aggregated Census Data and the Analysis of Urbanization in Prussia (1816-1939), in: Historical Social Research. The Use of Historical and Process - Produced Data, hrsg. von Jerome M. Clubb, Erwin K. Scheuch. Stuttgart: Klett-Cotta, S. 120-131.
Zu den Daten: Diese Studie besteht aus einer SPSS-Datei und einigen ausgewählten Excel-Tabellen.
Inhalt ausgewählter Datentabellen als Excel-Datei: Die vorliegende Auswahl von Zeitreihendaten ist ein Datenausschnitt aus der umfangreichen Studie "Matzerath, H. (1985): Urbanisierung in Preußen1815-1914". Diese Datenauswahl orientiert sich ausschließlich an den Datentabellen der Publikation. Die umfangreichen Bevölkerungsdaten des Primärforschers (3398 Fälle und 152 Variablen) sind unter der Archiv-Nummer ZA8050 als SPSS – Datei auf Anfrage in der Abteilung "GESIS Datenarchiv und Datenanalyse" erhältlich.
Verzeichnis der Excel-Tabellen zum Thema Städtestatistik:
- Städtewachstum in Preußen (1816-1939); - Städtisches Bevölkerungswachstum in Preußen, statistischer Stadtbegriff (1867-1939); - Städte in Preußen nach Größenklassen (1817-1939); - Gemeinden in Preußen nach Größenklassen (1867-1939); - Preußischer Staat, einzelne Provinzen, Regionen: Dimensionen/Indikatoren der Verstädterung (1816, 1849, 1875, 1900).
Die folgende Datensammlung ist im Rahmen des HIWED - Projektes erstellt worden (HIWED = Historische Indikatoren der westeuropäischen Demokratien, finanziert von der Stiftung Volkswagenwerk). Das HIWED - Projekt wurde im Herbst 1973 am Lehrstuhl III für Soziologie der Universität Mannheim unter der Leitung von Wolfgang Zapf und Peter Flora begonnen und wurde ab 1977 am Forschungsinstitut für Soziologie der Universität zu Köln unter der Leitung von Peter Flora fortgeführt. Das Projekt hatte im Wesentlichen zwei Ziele: Das erste Ziel besteht in der Erstellung eines historischen Datenhandbuches mit quantitativen und qualitativen Daten zur "Modernisierung" der westeuropäischen Demokratien im Zeitraum von 1815 bis 1975 (Flora, P. u.a., 1983: State, Economy, and Society in Western Europe 1815-1975. A Data Handbook in Two Volumes. Volume I: The Growth of Mass Democracies and Welfare States. Volume II: The Growth of Industrial Societies and Capitalist Economies. Frankfurt/Main: Campus). Das zweite Ziel bestand in einer vergleichenden historischen Analyse der Entwicklung Wohlfahrtsstaaten und umfasst mehrere Einzelstudien, die sich u.a. mit der Entwicklung der öffentlichen Einnahmen und Ausgaben, der Sozialversicherungssysteme, der Einkommensverteilung und den staatlichen Bürokratien befassen. Die vergleichende Datensammlung von Winfried Pfenning zu dem Thema "Städte und Urbanisierung in Westeuropa" ist in dem zweiten Band des Datenhandbuchs erschienen. Für die einzelnen Länder Westeuropas wird zunächst die Gesamtbevölkerung aufteilt auf einzelne Gemeindegrößenklassen (Einwohnerzahl: 0 – 2.000; 2.000-5.000; 5.000 – 20.000; 20.000 – 100.000; 100.000 – 1.000.000; 1.000.000 und mehr Einwohner). Neben dem Urbanisierungsgrad wird die Entwicklung der Einwohnerzahl für ausgewählte Städte - deren Einwohnerzahl in der Mehrzahl zwischen 15.000 und 25.000 in der Periode 1910 - 1915 betrug - in Westeuropa angegeben.
Datentabellen in HISTAT (Thema: Städtestatistik):
A. Verteilung der Gesamtbevölkerung auf Gemeindegrößenklassen (Einwohnerzahl) A.01 Deutschland: Aufteilung der Gesamtbevölkerung nach Gemeindegröße (Einwohnerzahl) (1871-1970) A.02 Österreich: Aufteilung der Gesamtbevölkerung nach Gemeindegröße (Einwohnerzahl) (1837-1971) A.03 Belgien: Aufteilung der Gesamtbevölkerung nach Gemeindegröße (Einwohnerzahl) (1831-1970) A.04 Dänemark: Aufteilung der Gesamtbevölkerung nach Gemeindegröße (Einwohnerzahl) (1801-1965) A.05 Finnland: Aufteilung der Gesamtbevölkerung nach Gemeindegröße (Einwohnerzahl) (1810-1970) A.06 Frankreich: Aufteilung der Gesamtbevölkerung nach Gemeindegröße (Einwohnerzahl) (1851-1975) A.07 Irland: Aufteilung der Gesamtbevölkerung nach Gemeindegröße (Einwohnerzahl) (1851-1975) A.08 Italien: Aufteilung der Gesamtbevölkerung nach Gemeindegröße (Einwohnerzahl) (1861-1971) A.09 Niederlande: Aufteilung der Gesamtbevölkerung nach Gemeindegröße (Einwohnerzahl) (1899-1971) A.10 Schweden: Aufteilung der Gesamtbevölkerung nach Gemeindegröße (Einwohnerzahl) (1800-1960) A.11 Norwegen: Aufteilung der Gesamtbevölkerung nach Gemeindegröße (Einwohnerzahl) (1801-1960) A.12 Schweiz: Aufteilung der Gesamtbevölkerung nach Gemeindegröße (Einwohnerzahl) (1850-1970) A.13 England und Wales: Aufteilung der Gesamtbevölkerung nach Gemeindegröße (Einwohnerzahl) (1801-1951) A.14 Schottland: Aufteilung der Gesamtbevölkerung nach Gemeindegröße (Einwohnerzahl) (1851-1971)
B. Das Wachstum einzelner Städte (Einwohnerzahl in Tausend) B.01 Deutschland: Städtewachstum, Einwohnerzahl in Tausend (1880-1970) B.02 Österreich: Städtewachstum, Einwohnerzahl in Tausend (1837-1971) B.03 Belgien: Städtewachstum, Einwohnerzahl in Tausend (1831-1970) B.04 Dänemark: Städtewachstum, Einwohnerzahl in Tausend (1801-1975) B.05 Finnland: Städtewachstum, Einwohnerzahl in Tausend (1810-1970) B.06 Frankreich: Städtewachstum, Einwohnerzahl in Tausend (1801-1968) B.07 Irland: Städtewachstum, Einwohnerzahl in Tausend (1821-1971) B.08 Italien: Städtewachstum, Einwohnerzahl in Tausend (1861-1971) B.09 Niederlande: Städtewachstum, Einwohnerzahl in Tausend (1830-1971) B.10 Schweden: Städtewachstum, Einwohnerzahl in Tausend (1800-1970) B.11 Norwegen: Städtewachstum, Einwohnerzahl in Tausend (1801-1960) B.12 Schweiz: Städtewachstum, Einwohnerzahl in Tausend (1850-1970) B.13 England und Wales: Städtewachstum, Einwohnerzahl in Tausend (1801-1971) B.14 Schottland: Städtewachstum, Einwohnerzahl in Tausend (1851-1971)
a) Erfassung und quantitative Untersuchung von gewalttätigen Protestaktionen; b) Korrelation der Ergebnisse mit sozioökonomischen Parametern (Preisentwicklung, Industrialierungs- und Urbanisierungsgrad).
Themen: a) Ort des Protestes (Stadt, Kreis, Regierungsbezirk) Quelle und Häufigkeit der Berichterstattung, Beginn und Dauer des Protestes, Größenordnung des Protestes, betroffenes Gebiet und Angriffsobjekt, Größenordnung der Gegenformation, Anzahl der Verletzten/Toten/Verhafteten/Angeklagten und Verurteilten, Art des Sachschadens, Art und Zusammensetzung der Protestformation und Gegenformation, Bewaffnung, Bau von Barrikaden, Art der Symbole, auslösende Faktoren, staatliche Reaktion, unmittelbare Konsequenzen; b) Zeitreihen: Bevölkerungsentwicklung nach Städten 1816-1905 in 3-Jahres-Abständen, Urbanisierungs- und Industrialisierungsgrad nach Regierungsbezirken 1816-1910.
Daten zur Kriminalität im Kaiserreich. Die Untersuchungseinheiten sind die Stadt- und Landkreise des Deutschen Reiches unter Berücksichtigung von Gebietsänderungen. Für alle erfassten Kreise wurden Kriminalitätsraten in den Kategorien Gesamtkriminalität, gefährliche Körperverletzung, sowie einfacher und schwerer Diebstahl erhoben.
Themen: Entwicklung der Kriminalität in den Untersuchungsperioden 1893 bis 1897, 1898 bis 1902, unterteilt nach Gesamtdelikten, Körperverletzungsdelikten, einfacher und schwerer Diebstahl und nach Erwachsenen und Jugendlichen; Einfluss von Region und Urbanität; Durchschnitt der Verurteilten je Deliktgruppe auf 100000 strafmündige Zivilpersonen in den Untersuchungsperioden; Polizeistärke, Ermittlungseffizienz; Strukturvariablen: Gebietsgröße, Bevölkerungsstruktur, Fläche und Bevölkerung (1885, 1890, 1895, 1900); Religion, ethnische Zusammensetzung (1.12.1900), Urbanisierung, Geburten und Sterbefälle; Todesursachen: Tuberkulose, Diarrhöe, Selbstmord; Beschäftigungsstruktur, Arbeitslosigkeit (1895), Landwirtschaftliche Betriebsgröße, durchschnittlicher Tagelohn bei Männern und Frauen in Stadt und auf dem Land (1892, 1901), Steuerpflichtige (1899 bis 1903), Summe der Guthaben auf Sparkassenbüchern (1899), Armenwesen, Armenverbände (1895, 1903), Schulwesen (1891).
Einstellung von ungedienten Wehrpflichtigen zur Bundeswehr bzw. zum Ersatzdienst. Skalen zur Erfassung von Einstellungs- und Persönlichkeitsmerkmalen.
Themen: Beurteilung des allgemeinen Ansehens des Wehrdienstes und des Zivildienstes (Skala); Einstellung der primären Umwelt zu Zivildienst bzw. Wehrdienst; Gespräche über Wehrdienst und Ersatzdienst mit Bezugspersonen; Diskussion mit Bundeswehrvertretern in der Schule und Kontakte zu einem Wehrdienstberater; erhalt Werbematerialien; Besuch von Bekannten in einer Kaserne; Interesse an Spezialausbildung in der Bundeswehr; Wichtigkeit des Studiums bzw. der Lehre; Zufriedenheit mit dem Schulabschluß; Berufsaussichten und Zeiten eigener Arbeitslosigkeit; Nutzen des Wehrdienstes für den eigenen Beruf; wichtiges persönliches Ereignis in der nahen Vergangenheit; Besitz von Motorrad bzw. Auto; Alkoholkonsum und Drogenerfahrung; Mitgliedschaft in Vereinen, Jugendorganisationen, Schülermitverwaltung und Bürgerinitiativen; Parteipräferenz und Wählbarkeit von Parteien links von der SPD sowie rechts von der CDU/CSU; Beurteilung der wirtschaftlichen Verhältnisse; Wehrdienst des Vaters; soziale Herkunft; Religiosität; Arbeitszufriedenheit.
Gegenstand der Studie: Kirchenstatistische Daten werden in Form von Zeitreihen zum Kirchenleben (Mitgliedschaft, Ein- und Austritte, Trauungen, etc.) und zum Kirchlichen Personal erfasst. Zusätzlich werden die Daten mit einer Fülle von Zeitreihen zu sozio-ökonomischen Variablen ergänzt (Bevölkerungs- und Familienstrukturen, BIP, Einkommensentwicklung, Tertiärisierung, Urbanisierung, etc.).
Die Primärforscher Pollack und Krüggeler spezifizieren ihre Fragestellung wie folgt: "In seinem Büchlein "Kirchenkrise. Wie überlebt das Christentum?" konstatiert Franz-Xaver Kaufmann bereits im ersten Kapitel einen "eklatante[n] Abbruch religiöser Traditionen in beiden Konfessionen" als einen "Langfrist-Trend" in Deutschland (Kaufmann 2011, 13). Der Soziologe fährt dann mit einer spezifisch soziologischen Beobachtung fort: "Die verfügbaren Befunde deuten nicht nur auf einen allgemeinen Rückgang von Kirchenbindung und christlicher Gläubigkeit hin, sondern auf einen ganz spezifischen Zusammenhang mit modernisierenden Lebensbedingungen." (ebd., 18) Genau um diesen Zusammenhang und seine präzise Wahrnehmung anhand von Daten für die jüngere Geschichte in der Bundesrepublik Deutschland und der (ehemaligen) DDR geht es im vorliegenden Projekt: Auf der einen Seite werden (eine Fülle von) "kirchenstatistischen Daten" in Zeitreihen von 1949 bis 2010 zusammengetragen, die auf der anderen Seite mit den ebenfalls in dieser Zeitreihe zusammengestellten Indikatoren sozio-ökonomischer Entwicklung in Beziehung gesetzt werden sollen und können. Mit dem hier zur Verfügung stehen Datenmaterial können also, über eine weitere und detaillierte "Deskription" der Entwicklung der beiden Großkirchen hinaus, dann auch "zentrale Bestimmungsfaktoren des religiösen Wandels in modernen Gesellschaften" (Pollack, Rosta 2015, 149) diskutiert und einer feineren Analyse zugeführt werden, und zwar sowohl für Westdeutschland (ebd., 98-174) wie auch für die (ehemalige) DDR (ebd., 274-288). Für die Diskussion um "Entkirchlichung" im Zusammenhang von Modernisierung, Säkularisierung und/oder Individualisierung wird damit eine weitere Datenbasis zur Verfügung gestellt. Zwei weitere Bemerkungen seien vor diesem Hintergrund noch angefügt: - Zum einen erscheinen in diesem Datensatz Kirchlichkeit und Religiosität vorwiegend als "abhängige Variable" und der umgekehrte Aspekt des Einflusses der Kirchen auf die gesellschaftliche Entwicklung würde damit systematisch unterbewertet. Eine solche Perspektive ist primär den hier gesammelten Daten geschuldet; sie liegt nicht in einer irgendwie gearteten theoretischen Absicht begründet; für die Umkehrung dieser Perspektive gibt es andere und ausreichende Daten, Materialien und Analysen. - Der hier betrachtete Zeitraum zwischen den Jahren 1949 und 2010 ist sicherlich nicht ausreichend, um historisch langfristige Perspektiven in den Blick nehmen zu können. Wenn die Beobachtung zutreffend ist, "dass religiöse Faktoren mit zu den langfristig wirksamsten der Gesellschaftsentwicklung gehören und deshalb auch nur in einer Langfrist-Perspektive angemessen verstanden werden können" (Kaufmann 2011, 18f.), so sind auch für das angemessene Verständnis der jüngeren Entwicklung der beiden Großkirchen historische Traditionslinien zu berücksichtigen, welche weit in das 19. Jahrhundert und darüber hinaus zurückreichen."
Zeit und Ort der Untersuchung: 1949 und 2010 für die ehemalige DDR, das Gebiet der früheren Bundesrepublik und für Deutschland in den Grenzen nach dem 3. Oktober 1990.
Zu den Quellen: Jede Tabelle enthält detaillierte Quellenangaben zu den in ihr dargestellten Daten. Für einige Tabellen werden zusätzlich im Quellen- und Anmerkungsteil der Studienbeschreibung ausführliche Hinweise zu Quellen und zu den Daten gegeben. In diesem Fall wird im Quellen- und Anmerkungsteil der Tabelle ausdrücklich auf die Studienbeschreibung hingewiesen (Ausführlich siehe in der Studienbeschreibung unter ´Verwendete Quellen´ / Ausführlich siehe in der Studienbeschreibung unter ´Anmerkungen´.) Die in den Tabellen angegebenen und verwendeten Quellen werden im Folgenden nochmals in einem summarischen Überblick bibliographisch verzeichnet. Aus diesem Überblick wird eine ganze Reihe unterschiedlicher Quellenpublikationen ersichtlich, aus denen die Zahlen und Daten zusammengestellt wurden.
Die Daten wurden vorwiegend aus den Ausgaben des Kirchlichen Jahrbuchs für die Evangelische Kirche (KJb) und dem Kirchlichen Handbuch (KH) der Katholischen Kirche erhoben. Es handelt sich hierbei um kircheneigene Erhebungen auf der Ebene der Pfarreien und Landeskirchen bzw. Bistümern. Ergänzt werden die Daten mit Statistiken des Statistischen Bundesamtes, aus dem Statistikportal Statista sowie mit Daten aus wissenschaftlichen Publikationen.
Eine sehr ausführliche Beschreibung des Untersuchungsgegenstandes, zu den Besonderheiten der verwendeten Quellen, zur Erhebungsmethode sowie ein ausführlicher Quellen- und Anmerkungsteil von den Primärforschern Pollack und Krüggeler ist als downloadbarer PDF-File dieser Studie beigefügt.
Kriminalitäts- und sozioökonomische Daten für das Deutsche Reich und Sterbedaten für Preußen, jeweils auf Kreisebene, für die Jahre 1871 bis 1912.
Themen: A: Variablen für das gesamte Deutsche Reich (1.047 Kreise)
1. Kriminalitätsdaten: a) Gesamtzahl aller Verurteilten für Verbrechen und Vergehen pro 100.000 b) Zahl der Verurteilten wegen gefährlicher Körperverletzung pro 100.000 c) Zahl der Verurteilten wegen einfachen Diebstahls pro 100.000
2. Demographische Angaben: a) Gesamtzahl der strafmündigen Bevölkerung der Kreise für die Jahre 1885, 1905 und 1910 b) Männliche deutschsprachige Bevölkerung im Jahre 1900 c) Weibliche deutschsprachige Bevölkerung im Jahre 1900 d) Männliche, nicht deutschsprachige Bevölkerung im Jahre 1900 e) Weibliche, nicht deutschsprachige Bevölkerung im Jahre 1900 f) Vorherrschende ethnische Gruppen 1900
3. Daten zur Urbanisierung: a) Gesamtbevölkerung der Gemeinden mit über 2.000 Einwohnern je Kreis im Jahr 1900 b) Bevölkerung in mittelgroßen Städten je Kreis im Jahre 1900 c) Bevölkerung in Großstädten je Kreis im Jahre 1900 d) Gesamtbevölkerung je Kreis im Jahre 1900 e) Typisierung der Kreise in Stadtkreise (=1) und Landkreise (=2) im Jahre 1900
4. Geographische Daten: a) Kurzbezeichnung aller Kreise (1881 bis 1912) b) Identifikationsnummer aller unter 4a) aufgeführten Kreise c) Fläche der Kreise in Quadratkilometern im Jahre 1900
B: Variablen für Preußen (583 Kreise) Sterbedaten für die Jahre 1885, 1886, 1904, 1905 und 1906:
a) Gesamtzahl der Verstorbenen (nach Geschlecht) für das jeweilige Jahr b) Zahl der an Tuberkulose Gestorbenen (nach Geschlecht) für das jeweilige Jahr c) Zahl der durch Selbstmord Gestorbenen (nach Geschlecht) für das jeweilige Jahr d) Zahl der durch Mord und Totschlag Gestorbenen (nach Geschlecht) für das jeweilige Jahr
Die Variablen für die preußischen Kreise lassen sich mit den entsprechenden Kreisen des Deutschen Reiches vergleichen.
Zeitreihen zu den Wahlergebnissen im Kaiserreich von 1871-1918 für die Reichstage und Landtage der drei größten Bundesstaaten Preußen, Sachsen und Bayern.
In dem wahlgeschichtlichen Arbeitsbuch werden die wichtigsten Ergebnisse der politischen Wahlen im Deutschen Kaiserreich 1981 – 1918 für den Reichstag und die Landtage der drei größten Bundesstaaten (Preußen, Bayern und Sachsen) zusammengefasst, kommentiert und in Beziehung zur politischen, wirtschaftlichen, sozialen und konfessionellen Struktur der einzelnen Gebiete Deutschlands gesetzt. Dabei sollen insbesondere die Auswirkungen der säkularen Prozesse der Industrialisierung und Urbanisierung auf das politische Verhalten der Wähler und die Entwicklung der Parteien dokumentiert werden. Die historische Wahlforschung, ist im Unterschied zu zeitgenössischen Wahlen, die das individuelle Wählerverhalten vor allem mit Hilfe von Umfragen erforschen können, auf die Analyse von Aggregatdaten über Gebietseinheiten angewiesen.
In dem für diese Studie ausgewählten Datenausschnitt werden folgende Themen behandelt: In den ersten drei Tabellen werden sozioökonomische Daten, die für die Interpretation der Wahlergebnisse von zentraler Bedeutung sind, aufgeführt (Bevölkerung nach Geschlecht und Altersklassen; Anteil der Erwerbstätigen in Industrie und Handwerk, Handel und Verkehr sowie in der Landwirtschaft; Erwerbstätigkeit nach Beschäftigungsart und Stellung im Beruf). Die vierte Tabelle gibt einen Überblick über die Reichstagswahlergebnisse von 1871 bis 1912. Den Kern bilden die ausführlichen Ergebnisse der Reichstagswahlen 1871 bis 1912 nach größeren Verwaltungsbezirken und Bundesstaaten. Sie umfasst die Entwicklung der Wahlberechtigten, die Wahlbeteiligung und die Stärke der Parteien in den Bundesstaaten bzw. größeren Regierungsbezirken von 1871 bis 1912. Diese Tabelle will die Unterschiede in der Entwicklung der deutschen Parteien in den einzelnen Gebieten des Reiches und deren Zusammensetzung mit der Konfessions- und Gewerbestruktur deutlich machen und leicht zu überschauendes Material für regional differenzierende Trendaussagen zur Verfügung stellen.
Detaillierte Daten zu den Wahlergebnissen der einzelnen Reichstagswahlen für die 397 Wahlkreise des Deutschen Reichs für die Zeit von 1880 bis 1912 enthält die Studie von Jürgen Schmädeke (Schmädeke, J., 1995: Wählerbewegung im Wilhelminischen Deutschland. Erster Band. Die Reichstagswahlen von 1880 bis 1912: Eine historisch-statistische Untersuchung. Berlin: Akademie Verlag). Die Daten dieser Studie stehen im GESIS Datenarchiv auf Anfrage unter der Studiennummer: ZA8145 interessierten WissenschaftlernInnen für Forschungszwecke zur Verfügung.
Themen:
Verzeichnis der Tabellen im Recherche- und Downloadsystem HISTAT (Thema: Wahlen)
A. Bevölkerung und Erwerbstätigkeit im Kaiserreich A.1 Die Bevölkerung des Deutschen Reiches nach Geschlecht und Altersklassen (1871-1911) A.2.a Summe der Erwerbstätigen nach Wirtschaftssektoren in Tausend (1882-1907) A.2.b Weibliche Erwerbstätige in Prozent der Summe der Erwerbstätigen (1882-1907) A.2.c Angehörige (von Erwerbstätigen) ohne Hauptberuf in Tausend (1882-1907) A.2.d Erwerbstätige und deren Angehörige in Prozent der Gesamtbevölkerung (1882-1907) A.3 Erwerbstätigkeit nach Beschäftigungsart und Stellung im Beruf (1882-1907)
B. Die Ergebnisse der Reichstagswahlen im Kaiserreich B.1 Die Ergebnisse der Reichstagswahlen im Kaiserreich (1871-1912) B.2 Die Verteilung der Sitze im Deutschen Reichstag (1890-1912)
C. Die Ergebnisse der Reichstagswahlen nach größeren Verwaltungsbezirken und Bundesstaaten im Kaiserreich (1871-1912)
Die vorliegende Untersuchung geht unter wohlfahrtshistorischem Blickwinkel der Frage nach, wie sich die Wohnverhältnisse seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg entwickelt haben. Die mit dem Modernisierungsprozess des 19. Jahrhunderts verbundenen Teilprozesse Industrialisierung, Urbanisierung, Bevölkerungswachstum führten im Zusammenhang mit einer tiefgreifenden gesellschaftlichen Umschichtung und dem Entstehen von neuen Schichten bzw. Klassen zu einer Wohnungsnot größeren Ausmaßes. "In dieser Arbeit wird in Anlehnung an die moderne Sozialindikatorenforschung im Bereich des Wohnungswesens der Versuch einer quantitativen komparativen Darstellung der Wohnverhältnisse unternommen. Es werden die wichtigsten Niveaus und Trends herausgearbeitet. Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Fragestellung, ob noch vor dem Einsetzen einer aktiven staatlichen Wohnungspolitik im Gefolge des Ersten Weltkriegs sich eine Verbes¬serung der Wohnverhältnisse abzeichnete oder ob sich während der Hochindustrialisierungsperiode und der Periode des "industriellen Bevölkerungswachstums" (Mackensen) die Wohnverhältnisse verschlechterten. Um diese Frage zu beantworten werden einige wesentliche Dimensionen der Wohnverhältnisse untersucht: Nach einem kurzen Eingehen auf die Ursachen der Wohnungsnot des 19. Jahrhunderts werden die Struktur des Wohnungsbestandes und das Versorgungsniveau mit Wohnraum behandelt. Weitere wesentliche Aspekte der Wohnqualität sind die Wohnungsausstattung und das Wohnungseigentum. Durch die Aufarbeitung der wichtigen Landeswohnungszählungen erhalten wir ein Bild der ländlichen Wohnverhältnisse sowohl im historischen Längsschnitt als auch im Stadt-Land-Vergleich. Die Perspektive dieser Arbeit ist in mehrfacher Hinsicht mit derjenigen der "New Urban History" verwandt: Erstens überwiegt die quantitative Darstellung. Zweitens werden Vergleiche zwischen verschiedenen Städten, verschiedenen Zeitpunkten und Ortsgrößenklassen unternommen. Drittens wird nach den versorgungsrelevanten Epocheneinschnitten gefragt. Die vorliegende Untersuchung versteht sich somit als Beitrag zu einer "Historischen Sozialberichterstattung". Im Vordergrund des Interesses steht die produzierte Wohlfahrt für Individuen und Haushalte im Bereich Wohnen" (Gransche, E./Rothenbacher, F., 1985, a. a. O., S. 1 f).
Datentabellen in HISTAT: A.01 Die bewohnten Wohnungen nach der Zahl der heizbaren Zimmer (nach Städten gegliedert) (1861-1905); A.02 Entwicklung der Kleinwohnungen (0-1 heizbare Zimmer) (1861-1905) A.03 Entwicklung der Mittelwohnungen (2-3 heizbare Zimmer) (1861-1905) A.04 Entwicklung der Großwohnungen (4 und mehr heizbare Zimmer) (1861-1905) A.05 Entwicklung der Kellerwohnungen (1861-1925) A.06 Bewohner der Wohnungen nach der Zahl der heizbaren Zimmer (gegliedert nach Städten) (1885-1905) A.07 Bewohner von Kleinwohnungen (0-1 heizbare Zimmer ) (1867-1905) A.08 Bewohner von Mittelwohnungen (2-3 heizbare Zimmer ) (1867-1905) A.09 Bewohner von Großwohnungen (4 und mehr heizbare Zimmer ) (1867-1905) A.10 Bewohner in Kellerwohnungen (1861-1925) A.11 Übervölkerte Wohnungen und Bewohner in übervölkerten Wohnungen (1861-1910) B.01 Bevölkerungsentwicklung in Deutschland (1816-1939) B.02 Verstädterung Deutschlands (1871-1939) B.03 Innerstädtische Verdichtung in Berlin (1861-1910) B.04 Entwicklung der durchschnittlichen Wohnungsgröße (1861-1905) B.05 Wohnungen mit 2 und mehr Haushalten (1885-1910) B.06 Entwicklung der Einpersonenhaushalte (1861-1939) B.07 Entwicklung der Wohnungsdichte, Personen pro Wohnung (1861-1925) B.08 Entwicklung der Wohnraumdichte (1861-1905) B.09 Ausstattung der Wohnungen mit Küche, WC und Bad (1861-1910) B.10 Die Entwicklung der Wohnrechtsformen, in % der bewohnten Wohnungen (1864-1925)
Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit diskutiert die Autorin das Wagner'sche Gesetz der wachsenden Staatsausgaben. Ziel der Arbeit ist es, die Gültigkeit des Wagner'schen Gesetzes anhand von Datenreihen der Schweizerischen Staatsausgaben und Staatsquoten ab der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart zu analysieren. Adolph Wagner (1835-1917) gehörte zu den bedeutendsten Ökonomen der Bismarck – Ära und hatte seit 1870 einen Lehrstuhl für Nationalökonomie an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin (der heutigen Humboldt-Universität). Abgesehen von Wagners Bemühen, mit rechtsphilosophischen Überlegungen die Grundlagen der Volkswirtschaftslehre anzureichern, war er ein früher und dezidierter Nutzer umfänglicher, auch historischer Statistiken und konnte so im internationalen Vergleich zu für ihn überzeugenden ökonomischen Abläufen kommen, denen er "Eigengesetzlichkeit" zuschrieb. Ein Großteil seines Lebens hat ihn die Frage nach dem Verhältnis von Staat und Markt begleitet, dabei insbesondere die Rolle des Staates in einer sich entwickelnden Industriegesellschaft, die er in diversen aufeinander aufbauenden Beiträgen zwischen 1863 und 1911 präzisierte und in seinem "Gesetz der wachsenden Ausdehnung der öffentlichen, bez. der Staatsthätigkeiten" kulminieren ließ. Wagner versteht sein Gesetz absolut und relativ, wie das folgende Zitat zeigt: "Der Staat speciell, als Wirtschaft zur Fürsorge der Bevölkerung mit gewissen Gütern, insbesondere Gemeingütern für gewisse Bedürfnisse aufgefasst, wird dabei absolut immer wichtiger für die Volkswirtschaft und für den Einzelnen. Aber auch seine relative Bedeutung steigt, d.h. eine immer grössere und wichtigere Quote der Gesamtbedürfnisse eines fortschreitenden Culturvolks wird durch den Staat statt durch andere Gemeinwirtschaften und Privatwirtschaften befriedigt" (Wagner, A., 1893: Grundlegung der politischen Ökonomie. 3. Aufl., Leipzig, S. 893f). Wagner postuliert eine dezidierte komplementäre Funktion des Staates gegenüber Wirtschaft und Gesellschaft: Gegenüber der Wirtschaft in dem Sinne, dass eine industrialisierende Gesellschaft über den begleitenden Prozess der Urbanisierung öffentlicher Güter in Form von Infrastrukturen braucht, die zu Wagners Zeiten zumindest ausschließlich der Staat oder entsprechende öffentliche Unternehmen anbieten konnten, und gegenüber der Gesellschaft und dem Einzelnen, dass die sozialen Konsequenzen raschen ökonomischen Wandels abgefedert werden sollten durch öffentliche Güter in Gestalt von Maßnahmen des Gesundheitswesens und der sozialen Sicherung, die allen zugänglich sein sollten. Dieses absolute und relative Wachstum des Staates ist auch ein Thema in den aktuellen Diskussionen. "In der vorliegenden Arbeit wird der Staatsausgabenverlauf der Schweiz dargestellt. Da Wagner nicht nur von einem absoluten sondern auch von einem relativen Staatsausgabenanstieg sprach, wird zunächst der Verlauf der absoluten Staatsausgaben sowohl nominal als auch real dargestellt und anschließend, um den relativen Staatsausgabenverlauf zu identifizieren, die Staatsquote untersucht. … Das Schweizer Bundesamt für Statistik definiert die Staatsquote wie folgt: "Staatsquote: Ausgaben der öffentlichen Haushalte bzw. der öffentlichen Verwaltungen (plus Sozialversicherungen) in % des BIP". Die Staatsquote ist als Messziffer für die relative Bedeutung der staatlichen Aktivität unerlässlich und setzt sich aus einem komplexen System zusammen, das in der Staatsquote auf eine einzelne Zahl reduziert wird. Daraus ergeben sich zwei Problemkreise. Erstens werden in der Staatsquote nur die budgetwirksamen Staatstätigkeiten erfasst und zweitens hängt die Staatsquote von der Abgrenzung zwischen staatlichem und privatem Sektor ab. Dieser muss vor allem bei internationalen Vergleichen von Staatsquoten Beachtung geschenkt werden. … Als Indikatoren zur Beschreibung des Entwicklungsstandes eines Staates, dessen Kultur und Volkswirtschaft, definierte Müller (1990, S. 126) den Grad der Verstädterung eines Landes (Indikator für kulturell-/sozialbedingtes Staatsausgabenwachstum), die Veränderung in der Produktionsstruktur (Indikator für Staatsausgabenausdehnung aufgrund technischer Entwicklungen) sowie das Pro-Kopf-Einkommen (Indikator für wirtschaftlich bedingter Staatsausgabenanstieg). Diese Indikatoren, die für ein Staatsausgabenwachstum sprechen, gilt es für die Schweiz darzustellen, um eine Aussage über die Gültigkeit des Staatsausgabenanstiegs zu machen" (Saurer, R., a.a.O., S. 9, S. 25, S. S. 31).
Themen:
Datentabellen in HISTAT (Thema: Staatsaugaben): A. Staatsausgaben der Schweiz (1851-2007) B. Staatsquote der Schweiz (1851-1908) C. Volkseinkommen der Schweiz (1910-2004)
Das Fehlen einer neueren zusammenfassenden Darstellung einer Bevölkerungsgeschichte Deutschlands, die sich eingehend mit der vorindustriellen Zeit beschäftigt, hat den Autor zu der vorliegenden Studie veranlaßt, in der er eine Analyse der Bevölkerungsgeschichte Norddeutschlands für den Zeitraum zwischen 1740 bis 1840 vorlegt. Ziel seiner Studie ist die Aufbereitung der Bevölkerungsentwicklung unter den verschiedenen Aspekten der Bevölkerungsgeschichte und der Historischen Demographie. Dabei versucht er eine Verbindung von raumbezogenen und familienbezogenen Daten, die er im Zusammenhang mit wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Entwicklungen setzt. Im Hauptteil der Studie 'Bevölkerungsdynamik' wird ein Überblick über die demographischen Vorgänge in einem Jahrhundert des demographischen Wandels gegeben. Der Leser erhält einen Einblick in die allgemeinen Veränderungen der Bevölkerungsgröße mit den Phasen der norddeutschen Bevölkerungsentwicklung und den relevanten Komponenten der Bevölkerungszunahme (z.B. die Abnahme der Sterblichkeit). Schließlich werden Bevölkerungsdeterminanten zunächst am konkreten regionalgeschichtlichen Kontext einiger Gebiete (die Marsch, nordwestliches Binnenland, Münsterland, Ostwestfalen, Ostelbien) erschlossen und dann in allgemeinerer Form externe Fatoren in die Analyse mit einbezogen. Betrachtet wird die vorindustrielle Bevölkerungsweise (= generative Struktur), die gewerbliche Entwicklung, die Saisonarbeit und der Landesausbau. Der Entwicklung der städtischen Bevölkerung ist ein eigenes Kapitel gewidment mit den Faktoren Urbanisierung, Sterblichkeitsrückgang, erste Anzeichen einer Geburtenkontrolle und Migration. Diesen regionalen Betrachtungen steht eine Untersuchung der Rahmenbedingungen des Wandels gegenüber. So werden z.B. die Getreidepreise und die Pockenprävention in Zusammenhang mit dem Sterblichkeitsrückgang betrachtet.
Datensystematik der Studie: Teilregionen: 1. Holstein 2. Die Hansestädte 3. Mecklenburg und Vorpommern 4. Die mittleren Provinzen Preußens 5. Niedersächsisches Kerngebiet 6. Weser-Ems-Gebiet 7. Westfalen
Sterbetafeln A. Holstein (altkönigliche Propsteien) 1775/98, 1801/05 B. Ostfriesland 1775/98, 1835/39 C. Grafschaft Mark und märkische Kreise 1775/98, 1820/34 D. Kurmark 1775/98, 1835/39
Verzeichnis der Datentabellen: - Zehnjährige Sterbewahrscheinlichkeit im Deutschen Reich 1881/90 - Überlieferte Zählungsergebnisse zu Braunschweig-Lüneburg - Zählfortschritte in den Historischen Tabellen Westfalens - Migrationsbilanzen preußischer Regierungsbezirke 1816-1840 - Einwohner und Haushalte in Hamburg 1764-1824 - Bevölkerung Norddeutschland und Deutschlands - Näherungswerte für die Nettomigationen 1751-1840 - Altersspezifischer Sterblichkeitsrückgang 1775/98-1835/39 - Der Rückgang der Kindbettsterblichkeit - Fertilität und Heiratsverhalten nach Familienrekonstitutionen - Ledigenanteil nach Departements und Arrodissements 1811 - Mittleres Gebäralter ca. 1740-ca.1840 - Regressionsanalyse Serbefälle (excl. Kinder) – Heiraten - Regionale Unterschiede der Bevölkerungszunahme - Bevölkerungsdichte und Sterblichkeit 1780-1799 - Bevölkerungsbilanzen der Marschgebiete und der Insel Fehmarn - Nordwestdeutsche Bevölkerungsbilanzen (ohne Küstenmarsch) - Haushaltsstrukturen im Kirchspiel Vreden 1749 - Bevölkerungsbilanzen von Begieten mit hoher Gewerbedichte - Die Haushaltsstruktur in der Grafschaft Mark 1798 - Haushaltsstrukturen in Minden-Ravensburg und Tecklenburg 1798 - Natalität, Mortalität und Heimgewerbe in Ravensberg 1788-1798 - Nordwestdeutsche Gebiete mit niedriger Geburtenziffer - In Preußen angesetzte Kolonisten 1740-1786 - Die Sozialstruktur der Landbevölkerung 1750 – 1790/98 - Die Sozialstruktur der Halberstädter Landbevölkerung - Städtische Bevölkerung (rechtlicher Stadtbegriff) - Schwindsuchtsterblichkeit in Stadt und Land - Mittlere Sterbeziffer in Großstädten - Säuglingssterblichkeit und Sterblichkeitsrückgang in Berlin - Städtische und ländliche Migrationsbilanzen 1741/1778-1840 - Geburtenziffern - Fünfjährige kumulative Elastizität der Bevölkerungsbewegung - Die mittlere Heiratsziffer im Kgr. Hannover im Vergleich - Die Pockensterblichkeit - Pockenanteil an der Säuglings- und Kindersterblichkeit - Der Umfang des Kindersterblichkeitsrückgangs - Die Senkung der Säuglingssterblichkeit - Regionale Unterschiede im Rückgang der Säuglingssterblichkeit
Daten können per Bestellformular oder per Anfrage über e-mail/Telefon bestellt werden. PDF-Bestellformular und Kontakt siehe: http://www.gesis.org/dienstleistungen/daten/daten-historische-sozialf/querschnittsdaten/
Gegenstand der Studie: Während des 19. Jahrhunderts durchlebten viele Europäische Staaten im Rahmen der industriellen Revolution einen tiefgreifenden wirtschaftlichen, sozialen und demografischen Wandel. Von 34 Millionen Einwohnern im Jahr 1843 verdoppelte sich die Bevölkerung Deutschlands bis 1913. Die Bevölkerungsdichte stieg von 62 Einwohnern pro Quadratkilometer auf über 120 Einwohnern an, während sowohl die Sterblichkeitsraten als auch die Fertilitätsraten gesunken sind. Das Absinken der Geburtenraten ist Gegenstand der vorliegenden Studie. Die Geburtenentwicklung soll anhand der geografischen Verteilung und anhand sozialstruktureller Merkmale beschrieben und analysiert werden. Die Heranziehung geografischer Gebietseinheiten ist durch die Volkszählungsdaten und die Bevölkerungsstatistik festgelegt. Der demografische Trend wird unter dem Gesichtspunkt der ehelichen Fertilität, der außerehelichen Fertilität und des Anteils der verheirateten Frauen im gebärfähigen Alter an allen Frauen im gebärfähigen Alter beschrieben. Die Fertilität wird klassifiziert nach städtischen und ländlichen Regionen, Beruf, Religion und ethnische Zugehörigkeit.
Nutzung demografischer Indizes Der Autor nutzt ein Set zusammenhängender demografischer Indizes, um die Trends von Fertilität und Eheschließungen zu beschreiben (siehe J.E. Knodel (1974), S. 33-36). Zunächst nutzt er drei Basis-Indizes, welche die tatsächliche altersspezifische Fertilität der weiblichen Bevölkerung mit der höchstmöglichen Fertilität einer weiblichen altersspezifischen Bevölkerung vergleicht. Unter dem Begriff "höchstmögliche Fertilität" wird die erreichte Geburtenrate bei Fehlen sämtlicher Mechanismen der Geburtenkontrolle verstanden. Als Maß für die höchstmögliche altersspezifische Fertilität wird die Geburtenhäufigkeit verheirateter Frauen Hutterischer Gemeinschaften herangezogen.
Der Index zur allgemeinen Fertilität (If): Der Index zur allgemeinen Fertilität vergleicht die altersspezifische Fertilität aller Frauen im gebärfähigen Alter mit der altersspezifischen Fertilität verheirateter Frauen aus den Hutterischen Gemeinschaften (als Maß für die altersspezifische maximale Fertilität).
Der Index der ehelichen Fertilität (Ig): Dieser Index gibt an, in wie weit sich verheiratete Frauen mit ihrer Anzahl der Geburten der maximalen altersspezifischen Geburtenhäufigkeit genähert haben. Auch hier wird die Anzahl ehelicher altersspezifischer Geburten in das Verhältnis gesetzt zur altersspezifischen Fertilität verheirateter Frauen aus den Hutterischen Gemeinschaften.
Der Index der außerehelichen Fertilität (Ih): Der Index der außerehelichen Fertilität vergleicht die Fertilität unverheirateter Frauen mit der Fertilität verheirateter Frauen aus der Hutterischen Gemeinschaft als Maß für die altersspezifische höchste Fertilität.
Index zu den verheirateten Frauen im gebärfähigen Alter (Im): Ein weiterer Index bezieht sich auf den Anteil verheirateter Frauen unter den Frauen im gebärfähigen Alter insgesamt, indem die maximal mögliche Kinderzahl verheirateter Frauen der maximal möglichen Kinderzahl aller Frauen gegenübergestellt wird. Dieser Index soll verdeutlichen, wie stark die Ehe zur Erhöhung der Fertilität beiträgt.
Die vier Indizes werden beeinflusst von der Altersstruktur der weiblichen Bevölkerung. Daher wird noch ein weiterer Index gebildet mit dem Ziel, den Einfluß der Altersstruktur zu eliminieren.
Der alternative Index zum Anteil verheirateter Frauen im gebärfähigen Alter (Im*): Der Index zu den verheirateten Frauen im gebärfähigen Alter (Im) wird in das Verhältnis gesetzt zur altersspezifischen Fertilität verheirateter Hutterischer Frauen.
Zeit und Ort der Untersuchung: Kleine deutsche Staaten und Verwaltungsbezirke auf mittlerer Ebene in den Grenzen von 1900 dienen als grundlegende geografische Einheiten. Insgesamt werden in der Studie 71 Bezirke abgegrenzt und analysiert. Der Untersuchungszeitraum beginnt mit der Gründung des Deutschen Reichs 1871 und endet 1939.
Quellen: Die Studie basiert auf zwei Hauptquellen der Daten: Volkszählungsdaten und Bevölkerungsstatistik. Aufgrund der vielen Staaten sind die statistischen Quellen nicht von einheitlicher Qualität. Der Autor unterscheiden 4 Phasen, in denen sich die Qualität der erhobenen Daten verbessert hat durch Standardisierungsprozesse sowie durch eine vertiefte und breitere Erhebung von Informationen. Vor dem 19. Jahrhundert sind Bevölkerungsdaten für große Teile Deutschlands entweder nicht vorhanden oder sehr unpräzise. Moderne Volkszählungen entstehen in Deutschland erst während des 19. Jahrhunderts. Zwischen 1816 und 1969 können vier Perioden hinsichtlich der Entwicklung der Volkszählung unterschieden werden. 1) Die erste Periode wird vom Autor vor das Jahr 1834 gelegt. In dieser Zeit erheben viele deutsche Staaten – oft jährliche – Volkszählungen. Es bestanden keine einheitlichen Richtlinien zur Datenerhebung zwischen den Staaten und auch nicht innerhalb der einzelnen Staaten. 2) Mit 1834 beginnt die zweite Periode der Volkszählungen. Mit der Gründung des deutschen Zollvereins wurden Volkszählungen alle drei Jahre in den Mitgliedsstaaten durchgeführt. Ziel war die Feststellung der Zollabrechnungsbevölkerung als Basis für die Verteilung der Einnahmen auf die einzelnen Staaten. Diese Volkszählungen wurden nach einheitlichen Kriterien durchgeführt. 3) Die dritte Periode ist zwischen 1871 und 1910 anzusiedeln. Mit Hilfe der Volkszählung sollten Informationen für Verwaltungshandeln erfasst werden (z.B. Bevölkerung für die militärische Rekrutierung; Bevölkerung im wahlfähigen Alter, etc.). Die Bandbreite der erhobenen Informationen wurde stark erweitert und eine weitere Standardisierung der Erhebungsmethoden wurde durchgeführt. 4) Die letzte Periode siedelt der Autor in den Jahren 1925, 1933 und 1939 vor dem zweiten Weltkrieg an, in denen ausführliche Informationen zur Fertilität erhoben wurden.
Datentabellen in HISTAT (Thema: Bevölkerung):
Der Datenteil gliedert sich in 5 Bereiche: A) Überblick zum Stand der Bevölkerung und zum Bevölkerungswachstum B) Trends zur Geburtenentwicklung und zu Eheschließungsraten, demographische Indizes C) Stadt-Land Unterschiede und soziale Unterschiede in der Geburtenentwicklung D) Säuglingssterblichkeit E) Wanderung, Auswanderung und Urbanisierung
Folgende Datentabellen sind den 5 Bereichen zugeordnet:
A. Überblick zum Stand der Bevölkerung und zum Bevölkerungswachstum
A.1 Soziale und ökonomische Indizes für Preußen, 1852-1939 A.2 Bevölkerungstrends: Sterberaten und Lebenserwartung, Deutsches Reich 1851-1939 A.3 Bevölkerungswachstum – Volkszählungsdaten vs. Bevölkerungsstat., Preußen 1851-1939 A.4 Anzahl der Totgeburten pro 1000 Geburten in Preußen u. im Dt. Reich, 1851-1939 A.5 Registrierte Säuglinge der Volkszählung im Verhältnis zur erwarteten Überlebenshäufigkeit der Säuglinge nach der Bevölkerungsstatistik ausgewählter Gemeinden Preußens, 1864-1900 A.6 Bevölkerung und Fläche ausgewählter Verwaltungskreise: 1871, 1900 und 1933 A.7 Bevölkerungsstand im Deutschen Reich, 1816 - 1933 A.8a Bevölkerungswachstum nach Regionen des Deutschen Reichs (1825=100), 1825 - 1871 A.8b Bevölkerungswachstum nach Regionen des Deutschen Reichs (1871=100), 1871 - 1933
B. Trends zur Geburtenentwicklung und zu Eheschließungsraten, demographische Indizes
B.1a Demographische Indizes zur Fruchtbarkeit, Deutsches Reich 1867-1961 B.1b Index zur allgemeinen Fruchtbarkeit nach ausgewählten Verwaltungskreisen 1866-1939 B.1c Index zur allgemeinen Fruchtbarkeit nach Provinzen und deutschen Staaten 1866-1939 B.1d Index zur ehelichen Fruchtbarkeit nach ausgewählten Verwaltungskreisen 1866-1939 B.1e Index zur ehelichen Fruchtbarkeit nach Provinzen und deutschen Staaten 1866-1939 B.1f Index zur unehelichen Fruchtbarkeit nach ausgewählten Verwaltungskreisen 1866-1939 B.1g Index zur unehelichen Fruchtbarkeit nach Provinzen und deutschen Staaten 1866-1939 B.1h Anteil verheirateter Frauen im gebärfähigen Alter (Index) in ausgewählten Kreisen 1866-1939 B.1i Anteil verheirateter Frauen im gebärfähigen Alter (Index) in Provinzen u. dt. Staaten 1866-1939 B.1j Anteil verheirateter Frauen im gebärfähigen Alter (bereinigter Index) in ausgewählten Kreisen 1866-1939 B.1k Anteil verheirateter Frauen im gebärfähigen Alter (bereinigter Index) in Provinzen und deutschen Staaten 1866-1939 B.2 Eheliche Fruchtbarkeitsziffer in ausgewählten deutschen Bezirken, 1840-1871 B.3 Allgemeine Fruchtbarkeitsrate ausgewählter Gemeinden in Preußen, 1841-1867 B.4 Rohe eheliche Geburtenrate nach Provinzen in Preußen, 1841-1875 B.5 Rohe eheliche Geburtenrate im Königreich Sachsen, 1833-1868 B.6 Rohe Geburtenrate in den deutschen Staaten, 1841-1870 B.7 Alter zum Zeitpunkt der ersten Heirat und Anteil der Unverheirateten, 1871-1966
C. Stadt-Land Unterschiede und soziale Unterschiede in der Geburtenentwicklung
C.01 Entwicklung der Fruchtbarkeit im Stadt-Land-Vergleich (Indizes), Preußen 1867-1911 C.02 Eheliche Fruchtbarkeit im Stadt-Land-Vergleich (Index) nach Kreisen in Preußen, 1880-1911 C.03 Bayern: Fruchtbarkeitsindizes und Anteil verheirateter Frauen im Stadt-Land-Vergleich, 1867-1939 C.04 Bayern: eheliche Fruchtbarkeit in den Kreisen, 1867-1925 C.05 Königreich Sachsen: eheliche Fruchtbarkeit im Stadt-Land-Vergleich (Index), 1864-1895 C.06 Braunschweig: eheliche Fruchtbarkeit im Stadt-Land-Vergleich (Index), 1871-1910 C.07 Braunschweig: eheliche Fruchtbarkeit im Stadt-Land-Vergleich (Index), 1862-1905 C.08 Bremen: eheliche Fruchtbarkeit im Stadt-Land-Vergleich (Index), 1861-1925 C.09 Hamburg: eheliche Fruchtbarkeit im Stadt-Land-Vergleich (Index), 1867-1933 C.10 Neckarkreis: eheliche Fruchtbarkeit im Stadt-Land-Vergleich (Index), 1871-1925 C.11 Eheliche Fruchtbarkeit (Index) der Männer nach deren Beschäftigung in den industriellen Sektkoren in Preußen, 1882-1924 C.12 Eheliche Fruchtbarkeit (Index) der Frauen nach Religionszugehörigkeit in München und Berlin, 1875-1902 C.13 Rohe Geburtenrate nach Religionszugehörigkeit der Frauen in Preußen, 1842-1934 C.14 Rohe Geburtenrate nach Religionszugehörigkeit der Frauen in Bayern und Hessen, 1866-1925 C.15 Eheliche Fertilität und rohe Geburtenrate nach Anteil polnischer Immigranten an der Bevölkerung in den Kreisen des östlichen Deutschen Reichs, 1880-1910 C.16 Rohe Geburtenrate nach Anteil dänischer Immigranten in Kreisen Schleswigs, 1870-1910
D. Säuglingssterblichkeit
D.1 Sterblichkeitsrate der Säuglinge im Deutschen Reich, 1872-1940 D.2 Sterblichkeitsrate der Säuglinge nach Kreisen, 1862-1934 D.3 Sterblichkeitsrate der Säuglinge in Preußen, 1816-1885 D.4 Sterblichkeitsrate der Säuglinge im Stadt-Land-Vergleich nach Kreisen in Preußen, 1875-1932 D.5 Sterblichkeitsrate der Säuglinge im Stadt-Land-Vergleich nach Kreisen in Bayern, 1862-1935 D.6 Sterblichkeitsrate der Säuglinge im Stadt-Land-Vergleich in Preußen u. Bayern, 1862-1937
E. Wanderung, Auswanderung und Urbanisierung
E.1 Auswanderung und Wanderungsbilanz zwischen den Volkszählungen, 1872 - 1933 E.2 Auswanderung, Binnenwanderung und eheliche Fertilität in ausgewählten deutschen Staaten und preußischen Provinzen, 1871 - 1900 E.3 Verteilung der Bevölkerung nach Größe der Gemeinden (in Prozent) im Deutschen Reich, 1871 - 1933 E.4 Anteil der städtischen Bevölkerung nach Provinzen in Preußen, 1819 - 1910 E.5 Sozio-ökonomische Indizes: Abhängigkeit der Bevölkerung nach industriellem Sektor (in Prozent), 1871 - 1939 E.6 Weibliche Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft (in Prozent), 1871 - 1939
Gegenstand der Studie: " Die Entwicklung der Säuglingssterblichkeit in Deutschland ist bisher für das 19. Jahrhundert insgesamt nur mangelhaft und für den Zeitraum vor 1871 lediglich kleinräumig dokumentiert. Mit der Aufbereitung der von den Behörden der damaligen deutschen Staaten zusammengestellten Zahlen wird hier zunächst eine neue statistische Grundlage geschaffen. Die rekonstruierte nationale Zahlenreihe (ab 1826) belegt eine vergleichsweise hohe Säuglingssterblichkeit mit geringen Fortschritten bis zur Wende des 20. Jahrhunderts. Der Einfluss der Faktoren Urbanisierung und Industrialisierung wird nicht bestritten, die Auswertung der unterschiedlichen regionalen Muster und Entwicklungstrends führt aber zu einer neuen Gewichtung. Demnach waren die Lebens- und Arbeitsverhältnisse auf dem Lande von erheblicher Bedeutung. Die Logik des Zusammenhangs von Fertilität und Säuglingssterblichkeit wird für die Epoche des nachhaltigen Fertilitätsrückgangs anders eingeschätzt als für die vorausgehende. Insgesamt werden die vorherrschenden Gewohnheiten und Einstellungen als ausschlaggebend für die Überlebenschancen von Kleinkindern angesehen. Deshalb wird der Blick auf die aufgeklärte Öffentlichkeit und auf die Behörden gelenkt. Bemühungen dieser Kreise um einen Wandel waren insbesondere im Südwesten zu verzeichnen, wo angesichts der teilweise dramatischen Verhältnisse relativ früh ein Problembewusstsein entstand. Zu einer abschließenden Bewertung dieser Vorgänge bedarf es weiterer historischer Forschungen auf regionaler Ebene." (Gehrmann 2011, S. 807)
Daten und Datenaufbereitung, Quellenproblematik: "Die föderale Struktur des Kaiserreichs hatte (…) zur Folge, dass die gedruckte Statistik zur Säuglingssterblichkeit vor 1901 lückenhaft blieb. Mehr noch: es wurden offensichtlich in einigen Staaten diesbezügliche Angaben gar nicht oder zumindest nicht von Anfang an bei den Standesämtern abgefragt. Als das Kaiserliche Statistische Amt in den 1880er Jahren die erste Sterbetafel für das Deutsche Reich erstellen wollte, musste es deshalb konstatieren, dass in den Einzelstaaten "fast alle in der Statistik überhaupt üblichen Arten und Grade der Spezialisierung vertreten" (Kaiserliches Statistisches Amt 1887: 21) waren, aus manchen aber trotzdem keine geeigneten Unterlagen beschafft werden konnten. Immerhin repräsentierte die Sterbetafel am Ende doch 96,8% der Reichsbevölkerung im Jahre 1885 und 97,3% der Lebendgeborenen 1872 bis 1880. Damit ist auch die jährliche Säuglingssterblichkeitsrate ab 1872 bekannt. (…) Mit Hilfe des Sterbetafel-Materials kann die statistische Reihe aus "Bevölkerung und Wirtschaft" also um fast 30 Jahre nach hinten verlängert werden. (…) Komplizierter stellt sich die Sachlage für weiter zurückliegende Zeitabschnitte dar. " (S. 812-813) Obwohl in fast allen deutschen Staaten statistische Erhebungen über die Bevölkerungsbewegung vorliegen, unterscheiden sich die Statistiken in ihrer Qualität erheblich. Während z.B. in Preußen schon in den frühen Statistiken Angaben zur Säuglingssterblichkeit zu finden sind, weisen andere deutsche Staaten (Sachsen-Coburg-Gotha, Mecklenburg-Strelitz, Waldeck, Lippe, Schaumburg-Lippe) nur rudimentäre Statistiken auf. "Das Bezugsgebiet der Untersuchung ist das Deutsche Reich in den Grenzen von 1914 ohne Elsass-Lothringen. Statistisch sind das 32 Gebietseinheiten, da Hannover, das Kurfürstentum Hessen, Frankfurt, Homburg, Nassau und Schleswig-Holstein-Lauenburg historisch von Preußen zu trennen sind. Weiterhin haben die Landesteile Coburg und Gotha, die zum Land Sachsen-Coburg-Gotha gehören, unterschiedliche statistische Systeme. Für diese 32 Gebietseinheiten ermittelt der Autor die Säuglingssterblichkeit, die im internationalen Vergleich als die deutsche Säuglingssterblichkeit einbezogen werden kann, also eine repräsentative Größe darstellt." (S. 813) Eine einfache Hochrechnung möchte der Autor zunächst aufgrund der qualitativen Differenzen der frühen Statistiken nicht durchführen. Insbesondere würden bei diesem Vorgehen die Werte der nicht dokumentierten Gebiete den Werten der anderen Gebiete gleichgesetzt. Da Preußen die Hälfte des Untersuchungsgebietes repräsentiert und schon sein 1816 über eine sehr gute Statistik verfügt, werden somit ca. 50% des Reichsgebietes statistisch nachgewiesen. Nach dem Deutschen Krieg (oder Preußisch-Deutscher Krieg) von 1866 vergrößerte Preußen sein Gebiet, so daß seine statistischen Werte nahe den Werten des Reichs liegen. (S. 814). Der Autor hat geprüft, ob auch die Preußischen Werte zu Geburten und zur Säuglingssterblichkeit auch vor 1866 nahe den Werten des Deutschen Reichs liegen. Dabei weist er noch einmal darauf hin, dass "Schon allein wegen der großen regionalen Unterschiede (…) die preußischen Werte bzw. ein davon dominierter Datensatz nicht einfach hochgerechnet werden (sollte)." Sein Vorgehen ist daher wie folgt: "Vielmehr empfiehlt es sich, zunächst in kleinen Schritten für die einzelnen Territorien fehlende Werte durch wahrscheinliche zu ersetzen. Diese ergeben sich in erster Linie aus dem Vergleich der Säuglingssterblichkeitswerte benachbarter Gebiete zu anderen Zeitpunkten. So können für Württemberg die vor 1859 zu längeren Zeiträumen zusammengefassten Informationen auf Einzeljahre herunter gerechnet werden, indem die Verteilung über die Jahre wie in Bayern angenommen wird. … Alle ermittelten Werte beziehen sich auf Lebendgeborene." Hierbei stellt sich bei den Quellen eine begriffliche Abgrenzungsproblematik. Die Geburten wurden in den frühen Statistiken hauptsächlich in Kirchenbüchern festgehalten. Bei der Erhebung der Anzahl der Geborenen, Gestorbenen und Totgeburten kommt es insbesondere in katholischen Gebieten zu begrifflichen Abweichungen. Totgeburten wurden getrennt ausgewiesen, aber nicht immer korrekt registriert. Häufig wurden Totgeborene nicht – wie es richtig gewesen wäre – auch als Totgeburt registriert, sondern stattdessen als Lebendgeborene, die am Tag der Geburt verstorben sind. Die scheinbare Totgeburtenrate ist also in diesen Gebieten zu niedrig und die scheinbare Säuglingssterblichkeit ist etwas zu hoch. (S. 814) "In historischen Untersuchungen …, denen das Originalmaterial aus den Kirchenbüchern zugrunde liegt, wird wegen der konfessionell unterschiedlich gehandhabten Unterscheidung zwischen Totgeburten einerseits und am Tage der Geburt gestorbenen Lebendgeborenen andererseits auch mit einem Trennfaktor gearbeitet, der auf der Annahme beruht, dass seinerzeit überall ein ähnlicher Anteil (ungefähr ¼ ) der insgesamt am Tage der Geburt als verstorben registrierten Kinder Totgeburten waren." Analog zu der von Imhof angewendeten Vorgehensweise versucht auch der Autor, die tatsächlichen Totgeburten für die statistisch ungenauer dokumentierten Gebiete zu schätzen. (S. 815)
Ergebnis der Schätzung: "Die komplexe Prozedur der Ergänzung fehlender Daten führt für den Zeitraum 1828-1871 nicht zu wesentlich anderen Ergebnissen als die einfache Addition der Zahlen aus den Quellen. Pro Jahr beträgt die Differenz zwischen beiden Reihen nicht mehr als 0,9 Prozentpunkte, was im Verhältnis zur damaligen Höhe der Säuglingssterblichkeit als eine nur geringfügige Abweichung bezeichnet werden kann. Die nicht ermittelbaren hundertprozentig vollständigen Werte können keine signifikant anderen sein, denn selbst unerwartete, extreme und punktuelle Ausschläge in einzelnen Staaten mit fehlenden Daten können realistischerweise nicht als so groß angenommen werden, dass si einen hinreichenden Einfluss auf die Gesamtwerte ausüben könnten. (…) Damit existiert eine tragfähige Grundlage für die Einschätzung der Gesamtentwicklung." (S. 817)
Diskussion: Die Analyse der Geburtenreihen weist darauf hin, dass klimatische Bedingungen weniger ausschlaggeben für die Sterblichkeitsraten im Säuglingsalter sind. Von größerer Bedeutung sind soziale Faktoren, wie z.B. die Arbeitsbelastung der Frauen, wobei der Autor darauf hinweist, dass vieles an Konkretisierungsarbeit zu leisten wäre. "Es muß besonders untersucht werden, wie die Aufteilung der Aufgaben auf dem Lande vorgenommen wurde. Zudem sollte den eingangs erwähnten Hinweisen Wiegelmanns nachgegangen werden, der eine in dieser Hinsicht günstigere Stellung des Ostseeraums seit dem Mittelalter erwähnt. "
Datentabellen in HISTAT (Thema: Bevölkerung):
A. Säuglingssterblichkeit im Deutschen Reich: Vervollständigung durch Berechnung und Repräsentativität der Daten
A.01 Säuglingssterblichkeit im Deutschen Reich zwischen 1818 bis 1871 – Repräsentativität der Zahlen A.02 Säuglingssterblichkeit in Deutschland - Rohdaten, Sterbetafeln und ergänzte Daten, 1826 bis 1866
B. Lebendgeborene und Säuglingssterbefälle in den Staaten und Hansestädten des Deutschen Reichs
B.01 Lebendgeborene in den größeren Staaten und Hansestädten, 1819-1900 B.02 Säuglingssterbefälle in den größeren Staaten und Hansestädten, 1819-1900
Die Landwirtschaft nimmt durch die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmittel eine zentrale Position im wirtschaftlichen Zusammenhang eines Landes sowie für den Industrialisierungsprozeß ein. So weist schon Walt W. Rostow 1960 darauf hin, dass das Vorhandensein ausreichender Nahrungsmittelreserven erst ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum ermöglicht hat (Stadien wirtschaftlichen Wachstums. Göttingen, 1960). Durch Rationalisierungsmaßnahmen und Fortschritte auf dem Gebiet der Agrartechnologie wird nicht nur die landwirtschaftliche Nettoproduktion erhöht, sondern es werden Arbeitskräfte freigesetzt, die in der Industrie benötigt werden (Jean Fourastié oder William Patty: Drei-Sektoren-Hypothese. Vergl.: Fourastié J.: Die große Hoffnung des 20. Jahrhunderts. Köln 1954, S. 135f.). "Das wichtigste Kennzeichen der Entwicklung der Landwirtschaft in den heute industrialisierten Ländern ist der relative Rückgang des Gewichts der Landwirtschaft – im Verhältnis zur Summe der anderen Wirtschaftsbereiche – und das zur gleichen Zeit zu beobachtende Ansteigen der Arbeitsproduktivität der landwirtschaftlichen Bevölkerung, …" (Friedrich Wilhelm Henning (1968), Stadien und Typen in der Entwicklung der Landwirtschaft in den heutigen Industrieländern. In: Th. Heidhues et. al: Die Landwirtschaft in der volks- und weltwirtschaftlichen Entwicklung. BLV, München, S. 42). Dabei wurden die Ertragssteigerungen zunächst – in einer ersten Phase – durch verbesserte Ausnutzung der landwirtschaftlichen Nutzfläche, durch neue Anbaumethoden und Fruchtfolgen sowie durch verbesserte Fütterung in der Tieraufzucht erreicht, aber nicht durch den Einsatz neuer Techniken. "Der Einsatz ganz neuer, wissenschaftsbasierter, industrieller Inputs wie sie die moderne Agrarentwicklung seit Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend charakterisiert, so daß man für das 20. Jahrhundert vom Übergang zur industrialisierten Landwirtschaft sprechen kann, spielte für neuzeitliches Agrarwachstum so gut wie keine Rolle. … Ganz im Gegenteil, während der neuzeitlichen Agrarrevolutionen kamen quasi alle Ressourcen für Agrarwachstum, von der Arbeit bis zum Wissen immer noch aus dem landwirtschaftlichen Sektor selbst. … (Es kam während der) neuzeitlichen Agrarrevolutionen zu einem … langanhaltenden Ertrags- und Produktivitätszuwachs nur mit den Mitteln traditioneller, vorindustrieller Technologie: höhere Arbeitsintensivität, flächendeckende Anwendung von schon lange bekannter hochintensiver Fruchtfolgen, graduelle Verbesserung althergebrachter Arbeitsgeräte, verbesserte organische Düngung und vermehrter Einsatz tierischer Zugkraft" (vergl. Kopsidis, Michael (2006): Agrarentwicklung. Historische Agrarrevolutionen und Entwicklungsökonomie. S. 9). Mit diesen Mitteln gelang es der Landwirtschaft, der steigenden Nachfrage durch den fortdauernden Urbanisierungsprozeß, das anhaltende Bevölkerungswachstum und die Veränderung der Berufsstruktur im 19. Jahrhundert durch Produktionssteigerung zu begegnen. Mit Ausnahme des von Liebig entwickelten wasserlöslichen Phosphatdüngers zwischen 1846 und 1849 kamen ansonsten technische Erneuerungen nur in relativ begrenztem Umfang zur Anwendung. Eine bedeutend wichtigere Rolle nahm der Zugang der einzelnen Regionen zu zentralen Märkten in Ballungsgebieten ein. Denn die Erwirtschaftung eines Ernteüberschusses lohnt sich nur, wenn dieser Überschuss auch auf Märkten angeboten werden kann. Erst sehr viel später, im 20. Jahrhundert, nahmen Forschung und Technik einen großen Einfluß auf die landwirtschaftliche Produktionsweise, die dann in die industrialisierte Landwirtschaft überging.
Es soll versucht werden, die quantitative Entwicklung der verschiedenen landwirtschaftlichen Bereiche Bodennutzung, Anbau und Ernte von Feldfrüchten, Obstanbau, Tierhaltung und Herstellung tierischer Produkte über einen möglichst langen Zeitraum wiederzugeben, um so aufbereitete Zeitreihen der Forschung zur Verfügung zu stellen.
Die vorliegende Datensammlung zum Themenbereich 'Landwirtschaft' enthält insgesamt 84 Zeitreihen, die sich schwerpunktmäßig auf den Zeitraum vom Beginn der Amtlichen Statistik zur Zeit des Deutschen Reiches im Jahr 1870 bis zur heutigen Bundesrepublik in den Grenzen vom 3. Oktober 1990 erstrecken; es soll also, soweit es die Quellen erlauben, der Zeitraum von 1870 bis 2010 statistisch wiedergegeben werden. Aufgrund von veränderten Erhebungssystematiken sowie durch die Folgen des 1. und des 2. Weltkrieges können nicht für alle Zeitreihen kontinuierlich Daten für den gewünschten Zeitraum zur Verfügung gestellt werden. Entweder liegen für die Zeitabschnitte während der Kriege keine Daten vor oder aber die Vergleichbarkeit insbesondere bei unterschiedlicher Erhebungssystematik ist stark eingeschränkt. Letzeres Problem tritt in besonderer Weise für die Statistik aus der Zeit der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik auf, aber auch die Statistik der früheren Bundesrepublik Deutschland (das Gebiet der alten Länder) kann erhebliche Brüche in der Systematik aufweisen.
Die Zeitreihen zum Bereich 'Landwirtschaft und Fischerei' decken folgende Gebiete ab: • A Betriebsgrößen, wirtschaftliche und landwirtschaftliche Nutzflächen - A01: Landwirtschaftliche Nutzfläche nach Betriebsgrößen, Besitzverhältnisse unberücksichtigt (1871-2010) - A.02: Wirtschaftsfläche nach Hauptnutzungs- und Kulturarten (1871-2010) • B Pflanzliche Produktion - B.01: Anbauflächen wichtiger Fruchtarten (1871-2010) - B.02: Erntemengen wichtiger Fruchtarten (1871-2010) - B.03: Ertrag je Hetkar wichtiger Fruchtarten (1871-2010) - B.04: Obstbäume und Weinernte (1871-2010) - B.05: Duengemittel (1871-2010) • C Tierhaltung und Gewinnung tierischer Erzeugnisse - C.01: Landwirtschaftliche Betriebe nach Tierarten auf ihrem Hof/Gut (1871-2010) - C.02: Tierbestand nach Tierarten (1871-2010) - C.03: Milcherzeugung und -verwendung (1871-2010) - C.04: Schlachtungen und Fleischgewinnung (1871-2010) • D Hochsee- und Küstenfischerei - D.01: Anlandungen der Hochsee- und Küstenfischerei (1871-2010)
Aufbau und Tabelleninhalt:
Zeitreihen zu Betriebsgrößen und wirtschaftlichen und landwirtschaftlichen Nutzflächen: A.01: Landwirtschaftliche Nutzfläche nach Betriebsgrößen, Besitzverhältnisse unberücksichtigt (1871-2010): Nutzfläche aller Betriebe zusammen (eigenes und gepachtetes Land), Nutzfläche gegliedert nach Betriebsgrößen (nur eigenes Land), Nutzfläche aller Betriebe zusammen (nur gepachtetes Land).
A.02: Wirtschaftsfläche nach Hauptnutzungs- und Kulturarten (1871-2010): Wirtschaftsfläche insgesamt; darunter landwirtschaftlich genutzte Fläche insgesamt und landwirtschaftlich genutzte Fläche zum einen für den Ackerbau, zum anderen für Weiden; genutzte Fläche für Holzungen und Forsten; unkultivierte Wirtschaftsflächen; bebaute Wirtschaftsflächen.
Zeitreihen zur pflanzlichen Produktion: Anbauflächen, Erntemengen und Ernteerträgen der wichtigsten Feldfrüchte, von Obst und Wein und Düngereinsatz: B.01: Anbauflächen wichtiger Fruchtarten (1871-2010): Ackerland insgesamt; darunter Ackerlandfläche für den Anbau von Getreide, Ackerlandfläche für den Anbau von Hackfrüchten, Ackerlandfläche für den Anbau von Futterpflanzen.
B.02: Erntemengen wichtiger Fruchtarten (1871-2010): Erntemengen der Getreidesorten und der Hackfrüchte in 1000 Tonnen.
B.03: Ertrag je Hetkar wichtiger Fruchtarten (1871-2010): Hektarerträge (d.h. Erntemenge je Hektar Ackerfläche) der Getreidesorten und der Hackfrüchte.
B.04: Obstbäume und Weinernte (1871-2010): Bestand der Obstbäume nach Sorten (Apfelbäume, Birnbäume, Pflaumenbäume, Kirschbäume) sowie Rebflächen, Weinmost-Ertrag, Weinmost-Erntemenge.
B.05: Düngemittel (1871-2010): Angaben der Düngemittelversorgung insgesamt in 1000 t Reinnährstoff und je Hektar Ackerland in Kg. Reinnährstoff, und zwar für die Nährstoffe Stickstoff insgesamt (N), Phosphat insgesamt (P2O2), Kali insgesamt (K2O), Kalk insgesamt (CaO), Stickstoff (N) je ha., Phosphat (P2O2) je ha., Kali (K2O) je ha., Kalk (CaO) je ha.
Zeitreihen zu Betrieben mit Tierhaltung, zu Tierbeständen und zur Gewinnung tierischer Produkte: C.01: Landwirtschaftliche Betriebe nach Tierarten auf ihrem Hof/Gut (1871-2010): Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe mit Pferden, mit Rindern, mit Milchkühen, mit Schweinen und mit Schafen.
C.02: Tierbestand nach Tierarten (1871-2010): Anzahl der Pferde, der Rinder insgesamt und darunter der Milchküche, der Schweine, der Schafe, des Geflügels insgesamt und darunter der Hühner, der Ziegen, und der Bienenvölker. Die Tierbestände werden in 1000 angegeben.
C.03: Milcherzeugung und -verwendung (1871-2010): Anzahl der Milchkühe; Jahresmilchertrag (Milchmenge je Kuh); jährliche Gesamtmilcherzeugung; Milchverwendung für die Molkerei, Milchverwendung für die Verfütterung an Kälber, Milchverwendung für die Verarbeitung im Haushalt des Milchkuh-Halters.
C.04: Schlachtungen und Fleischgewinnung (1871-2010): Jeweils die Anzahl der geschlachteten Rinder, Kälber und Schweine zum einen durch gewerbliche Schlachtung, zum anderen durch Hausschlachtung; Fleischgewinnung insgesamt.
Zeitreihen zur Fischerei: D.01: Anlandungen der Hochsee- und Küstenfischerei (1871-2010): Anlandungen in Tonnen aller Betriebsformen der Hochsee- und Küstenfischerei zusammen, Anlandungen der Große Hochseefischerei, der Großen Heringsfischerei, und der Kleinen Hochsee- und Küstenfischerei.
Zu den einzelnen Bereichen
Die Verwendung des Bodens (wirtschaftliche Nutzfläche) Der Boden ist die Grundlage für die Erzeugung der menschlichen Nahrungsmittel. Die landwirtschaftliche Nutzung lässt sich in verschiedene Nutzungsarten untergliedern. Von besonderem Interesse ist hier die Nutzung des Bodens für den Ackerbau zur Erzeugung pflanzlicher Produkte und für Weideland. Darüber hinaus übernimmt er weitere, verschiedene Funktionen. Während auf der einen Seite die für die Landwirtschaft nutzbare Fläche durch Bodenverbesserungsmaßnahmen wie etwa die Trockenlegung von Sümpfen oder die Reduzierung von Waldbeständen, vergrößert wurde, wird auf der anderen Seite die Verfügbarkeit des Bodens durch andere Verwendungsarten wie Siedlungs- und Straßenbau stark eingeschränkt. Die Entwicklung der verschiedenen konkurrierenden Nutzungsarten des Bodens, von der die landwirtschaftliche Nutzung nur eine Möglichkeit ist, soll durch die Wiedergabe der Entwicklung der Bodenflächen, die für die jeweiligen Nutzungsarten verwendet werden, über einen längeren Zeitraum dargestellt werden.
Die Bedeutung der Betriebsgröße
Die Betriebsgröße kann an der vorliegenden Menge von Produktionsfaktoren, Erträgen und erwirtschafteten Überschüssen (Überschuss= Erträge – Saatgut – Eigenverbrauch) gemessen werden. Im Rahmen dieser Studie soll mit Hilfe des wichtigsten Produktionsfaktors, der Flächenausstattung, die Betriebsgröße beschrieben werden. Die flächenmäßige Betriebsgrößenstruktur ist im Wesentlichen Resultat eines Anpassungsprozesses an die geografischen, historischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten. Für Deutschland ist im 21. Jahrhundert eine Zweiteilung hinsichtlich der geografischen Verteilung der Betriebe erkennbar: Große Betriebe finden sich überwiegend im Osten und Norden, kleinere hingegen im Südwesten Deutschlands. "Eine Ursache für diese Verteilung ist die Gutswirtschaft zur Zeit des späten Mittelalters, die den Grundstein für diese groß strukturierte Landwirtschaft im Osten des heutigen Deutschlands legte. Den größten Einfluss übte jedoch die Phase der sozialistischen Landwirtschaft in der ehemaligen DDR aus." (Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 2011, S. 6). Diesen großflächigen Betrieben stehen heute in Nordwestdeutschland Betriebe mittlerer Größenordnung und in Süddeutschland eher kleinere Familienbetriebe gegenüber. Das früher in Süddeutschland vielerorts übliche Realerbteilungsrecht begünstigte die Entstehung dieser eher klein strukturierten Landwirtschaft dadurch, dass der Grundbesitz oftmals unter den Erbberechtigten aufgeteilt und so eine Zersplitterung der Betriebe herbeigeführt wurde. (Vergl.: Statistische Ämter des Bundes und der Länder (Hrsg.): Agrarstrukturen in Deutschland… . Stuttgart 2011. S. 6-10.) Seit Mitte der 1950er Jahre besteht ein Trend zur technischen Modernisierung und Vergrößerung der landwirtschaftlichen Betriebe, hervorgerufen durch den technischen und züchterischen Fortschritt sowie nicht zuletzt durch wesentliche Änderungen in der Agrarpolitik, verbunden mit einem massiven Abbau von Subventionen. Durch den stärker werdenden Druck auf die Betriebe veränderte sich die Produktionsweise hin zur Spezialisierung auf wenige Produktionszweige und oft auch hin zu einer Vergrößerung des Betriebes. Die Darstellung der landwirtschaftlich genutzten Wirtschaftsfläche nach Betriebsgrößen soll die Bedeutung und das Zusammenspiel der Klein- Mittel- und Großbetriebe im Zeitverlauf wiedergeben. Es wird deutlich, dass sich kleinere Familienbetriebe trotz geringerer Ausstattung mit den Ressourcen Kapital und Arbeit bis in die heutige Zeit gegenüber den Großbetrieben behaupten konnten (vergl. dazu: Kopsidis, 1996, S. 10f; Schulze, 2007, S. 9ff).
Anbauflächen, Erntemengen und Ernteerträge: Die landwirtschaftliche Nutzung des Bodens lässt sich in verschiedene Nutzungsarten untergliedern. Von besonderem Interesse ist in der vorliegenden Datenzusammenstellung die Nutzung des Bodens für den Ackerbau und für Weideland. Im Verlauf der Geschichte wurde die natürliche Pflanzendecke an geeigneten Standorten allmählich durch vom Menschen gezüchtete Pflanzen ersetzt und in Ackerland oder in Weideland umgewandelt. Der Statistiker Viebahn hat feststellen können, dass eine Ertragssteigerung im Ackeranbau infolge einer verbesserten Fruchtwechselwirtschaft und eines steigenden Anbaus von Hackfrüchten – insbesondere der Kartoffel – erreicht werden konnte. Hinzu kam der Futtermittelanbau, durch den eine gute Fütterung der Tiere auch im Winter unterstützt wurde. Die Verwendung der Ackerfläche für verschiedene Getreidearten, Hackfrüchte und für den Anbau von Futterpflanzen soll daher in Form von säkularen Zeitreihen bis zur Gegenwart veranschaulicht werden. Das Ackerland wurde zunächst vornehmlich für den Getreideanbau genutzt. Dabei nehmen die verschiedenen Getreidesorten eine unterschiedliche Position im Anbau ein. Der Roggen, der in kalten Regionen als widerstandsfähige Pflanze gut gedeihen konnte, hatte als Brotgetreide zunächst die größte Bedeutung. Hafer war früher sowohl Grundnahrungsmittel als auch Tierfutter. Weizen ist die älteste Getreidegattung und gedeiht am besten in gemäßigten Zonen. Gerste folgt als weniger anspruchsvolle Frucht im Fruchtwechsel dem Weizen. Die Einführung der Kartoffel als eine bedeutende Hackfrucht konnte den Ernteertrag bedeutend erhöhen, forderte aber auch eine intensivere Bearbeitung des Ackerbodens während der Wachstumsperiode. Insgesamt trug der Kartoffelanbau dazu bei, dass sich Anzahl und Intensität der Hungerkrisen in Deutschland verringerten. Wie sich die Bedeutung der unterschiedlichen Fruchtarten im Verlauf der Zeit geändert hat, verdeutlichen die Anbauflächen, die für diese Fruchtarten verwendet werden. Es zeigt sich, dass der Weizen heute die bedeutendste Getreideart ist, während die Anbauflächen für den Hafer stark gesunken sind. Die Ernteerträge je Hektar Anbaufläche geben einen Einblick, wie sich der Erfolg der landwirtschaftlichen Produktion im Zeitverlauf verändert hat. In diesem Zusammenhang soll auch auf die Anbauflächen und Erträge der Weinernte eingegangen werden, da es sich hierbei um ein Gut handelt, das in der Zivilisation seit jeher eine zentrale Rolle einnimmt.
Der Düngereinsatz: Verbrauchte Nährstoffe durch den Anbau und die Ernte von Pflanzen müssen ersetzt werden, damit die Ackerfläche für die pflanzliche Nahrungsmittelproduktion weiterhin verwendet werden kann. Diese Anforderung stellte in der Landwirtschaft ein nicht zu unterschätzendes Problem dar, dem man zunächst durch die Dreifelderwirtschaft begegnete. Die gesamte Anbaufläche wurde in drei Teile geteilt; jeder dieser Teile lag ein Jahr brach, damit sich der Boden regenerieren konnte. Neben den Vorteilen der Fruchtfolge im Jahresturnus Sommergetreide, Wintergetreide und Brache eingerichtet, die sich auch auf den Nährstoffgehalt des Bodens positiv auswirkten, blieb jedoch das Problem, dass immer ein Drittel des Bodens nicht genutzt werden konnte. Nährstoffe wurden durch Einbringen von Dung aus der Viehhaltung, Humus und Streu aus den Wäldern ersetzt. Diese Form der Nährstoffanreicherung der Ackerböden war jedoch nicht immer ausreichend. Die Folge waren schlechte Ernten oder Mißernten, verursacht durch nährstoffarme Böden. Später, zwischen 1846 und 1849, kam die Entwicklung des chemischen Düngers durch die Industrie hinzu. Liebig entwickelte den wasserlöslichen Phosphatdünger, der die Ernte und somit die Nahrungsversorgung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts deutlich verbesserte. Der englischen Agrochemikers John Bennet Lawes stellte zur gleichen Zeit aus einem Gemisch aus Knochenmehl und Schwefelsäure "Superphosphat" her, den ersten künstlichen Mineraldünger, und gründete die erste Düngemittelfabrik der Welt. 1909 entdeckte der deutsche Chemiker Fritz Haber, wie man Stickstoffdünger in Form von Ammoniaksalzen herstellen konnte. Das vom Chemiker Karl Bosch weiterentwickelte Haber-Bosch-Verfahren erlaubte ab 1913 die Massenproduktion von Ammoniak aus Luftstickstoff und Wasserstoff. Mit Hilfe des Kunstdüngereinsatzes konnten die Böden auf bequeme Weise wieder mit Nährstoffen aufgefüllt werden. Die Entwicklung des Düngereinsatzes insgesamt und pro Hektar Ackerfläche sollen daher in Form von Zeitreihen nachgezeichnet werden.
Die Tierhaltung: Erwirtschaftete Überschüsse aus dem Ackerbau ermöglichen die landwirtschaftliche Tierhaltung. Die Einführung der Hackfrüchte (Kartoffeln und Rüben) und die Stallfütterung waren in diesem Zusammenhang fördernde Faktoren für die Tieraufzucht. Vor allem die Schweinehaltung hat zunächst für die Fleischproduktion in der deutschen Landwirtschaft eine zentrale Rolle eingenommen. Da Milch und Butter leicht verderbliche Nahrungsmittel darstellten, hatte die Herstellung dieser Produkte zunächst insbesondere in den abgelegeneren Regionen ein geringeres Gewicht. Neben Pferden und Rindern spielten in der Tierhaltung auch kleinerer Tierrassen wie z.B. Ziegen für die Produktion von Milch oder Schafe für die Wollproduktion eine bedeutende Rolle. Auf der anderen Seite waren Tiere wichtige Arbeitskräfte auf dem Hof. Pferde und Ochsen nahmen somit eine zentrale Aufgabe wahr, die im Verlauf der landwirtschaftlichen Mechanisierung an Relevanz verlor. Die Bedeutung der einzelnen Tierarten, die in der Landwirtschaft genutzt werden, hat sich im Verlauf der Zeit verändert. Aus diesen Gründen soll die Entwicklung der Tierhaltung in der Landwirtschaft anhand von langen Zeitreihen sowohl zu der Anzahl der Betriebe mit Tierhaltung als auch zu den Beständen der einzelnen Tierarten dargestellt werden.
Herstellung tierischer Produkte und Fleischerzeugung: Mit fortschreitender Urbanisierung und Industrialisierung sowie einem weiteren Bevölkerungswachstum steigt die Nachfrage nach pflanzlichen Nahrungsmitteln sowie nach Nahrungsmitteln aus der Tierhaltung, wie z.B. Milch und Fleisch. Die Vergrößerung der Anbauflächen, die Verbesserung der Bodenbearbeitung sowie die verbesserte Tieraufzucht inklusive einer gehaltvollen Tierfütterung ermöglichten eine erhebliche Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion auch auf dem Gebiet der Milch-, Butter- und Fleischerzeugung, so dass dieses veränderte Nachfrageverhalten befriedigt werden konnte. Die Steigerung der tierischen Produktion wurde durch einen Anstieg der Tierbestände sowie durch einen Anstieg der Leistungen pro Tier (z.B. der Menge Milch pro Kuh, aber auch die Anzahl geschlachteter Tiere) erreicht. Lange Zeitreihen zur Milch- und Fleischherstellung können zeigen, wie sich die Produktion auf diesen Gebieten entwickelt hat.
Fischerei: Mit Fischerei bezeichnet man die Wirtschaftszweige, die sich mit dem Fangen oder Züchten von Fischen und anderen Wassertieren zur Nahrungsgewinnung und Weiterverarbeitung beschäftigen. Die Fischerei zählt zum primären Wirtschaftssektor, zu dem auch die Landwirtschaft gehört. Sie teilt sich auf in Binnen- und Seefischerei. Die Seefischerei konzentriert sich auf den Fang von Heringen, von Kabeljau und anderen Fischen der Dorschfamilie. Wirtschaftlich sehr wichtig sind auch der Fang von Makrelen und Thunfischen (vergl. http://de.wikipedia.org/wiki/Fischerei). Das Meer und die Fischerei haben für die Menschen an der Küste schon immer eine bedeutende Rolle gespielt. Bis heute bilden die Fischfänge durch die Fischerei einen wesentlichen Bestandteil der Nahrungsgrundlage nicht nur für die an der Küste lebenden Bevölkerung, sondern mittlerweile auch für die im Landesinneren ansässige Bevölkerung. "Entsprechend der Vielfältigkeit der Fangobjekte, der Fangmethoden, der Fahrzeugtypen und der Abgrenzung der Fanggebiete wird die Seefischerei in vier verschiedene Kategorien unterteilt, und zwar in die Große Hochseefischerei, die Große Heringsfischerei, die Kleine Hochseefischerei und die Küstenfischerei. Die beiden letztgenannten Betriebsformen werden auch häufig unter dem Begriff Kutterfischerei zusammengefaßt" (Universität Stuttgart, Institut für Geographie, Exkursion und Regionales Seminar. Fischfang und Fischwirtschaft S. 3. http://www.geographie.uni-stuttgart.de/exkursionsseiten/Nwd2001/Themen_pdf/Fischfang.pdf ) Daher werden zum Abschluß des Kapitels 'Landwirtschaft' Zeitreihen zu den Fangmengen nach den vier genannten Betriebsformen zusammengestellt. Hierbei wird nur die Anlandung, also der Teil des Fangs wiedergegeben, der an Land gebracht wird und tatsächlich für den Verzehr zur Verfügung steht.
Datentabellen in histat (Thema: Landwirtschaft): • A Betriebsgrößen, wirtschaftliche und landwirtschaftliche Nutzflächen - A01: Landwirtschaftliche Nutzfläche nach Betriebsgrößen, Besitzverhältnisse unberücksichtigt (1871-2010) - A.02: Wirtschaftsfläche nach Hauptnutzungs- und Kulturarten (1871-2010) • B Pflanzliche Produktion - B.01: Anbauflächen wichtiger Fruchtarten (1871-2010) - B.02: Erntemengen wichtiger Fruchtarten (1871-2010) - B.03: Ertrag je Hetkar wichtiger Fruchtarten (1871-2010) - B.04: Obstbäume und Weinernte (1871-2010) - B.05: Duengemittel (1871-2010) • C Tierhaltung und Gewinnung tierischer Erzeugnisse - C.01: Landwirtschaftliche Betriebe nach Tierarten auf ihrem Hof/Gut (1871-2010) - C.02: Tierbestand nach Tierarten (1871-2010) - C.03: Milcherzeugung und -verwendung (1871-2010) - C.04: Schlachtungen und Fleischgewinnung (1871-2010) • D Hochsee- und Küstenfischerei - D.01: Anlandungen der Hochsee- und Küstenfischerei (1871-2010)