"Mit der rückhaltlosen Anerkennung und Benennung des Völkermordes an den Armeniern von 100 Jahren hat der Papst eine internationale Debatte angestoßen. Das sollte Veranlassung sein, endlich den Völkermord im damaligen Deutsch-Südwestafrika anzuerkennen, immerhin jährt sich im Juli 2015 zum 100. Mal das Ende der deutschen Kolonialherrschaft." (Autorenreferat)
Verlagsinfo: Der Deutsche Bundestag hat den sogenannten Völkermord an den Armeniern im Jahr 2016 in Form eines schlichten Parlamentsbeschlusses anerkannt. Die Arbeit nimmt diesen Beschluss zum Anlass einer Untersuchung dieser parlamentarischen Handlungsform. Zunächst wird deutlich, dass eine Anerkennung historischer Ereignisse durch Parlamente nicht zwangsläufig mit einer Subsumtion unter moderne rechtliche Maßstäbe einhergeht. Eine Analyse der Parlamentsstatistik legt die quantitative Bedeutung schlichter Parlamentsbeschlüsse offen. Dogmatisch lassen sich schlichte Parlamentsbeschlüsse als eigenständiges parlamentarisches Handlungsinstrument konturieren, das verfassungsrechtlich grundsätzlich zulässig, rechtlich jedoch unverbindlich ist. Im politischen Kontext entfalten sie hingegen durchaus Autorität. Die Arbeit beleuchtet deshalb auch die Anerkennungsgeschichte und Konsequenzen des Beschlusses, um ihn schließlich in den Kontext vergangenheitsbezogener Politik im Deutschen Bundestag zu rücken. / »On Genocide in Parliament. The Recognition of the Armenian Genocide by the German Bundestag as a Problem of Politics and the Constitution« -- In 2016, the German Bundestag passed a resolution recognizing the Armenian Genocide. This thesis examines the legal and political dimensions of parliamentary resolutions. Despite being only rudimentarily fleshed out in constitutional law, resolutions are found to be self-contained political instruments. While permitted in the constitutional framework, they have no legally binding effect. Their political impact, especially in history-oriented politics can be seen in the Armenian resolution.
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Das zwanzigste Jahrhundert stellt sich rückblickend als eine Epoche der Gewalt, der Vertreibungen und Völkermorde ungekannten Ausmaßes dar. Gerade die zweite Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts ist jedoch auch von Versuchen gekennzeichnet, sich dieser Verbrechen öffentlich zu erinnern, um sie dadurch für die Zukunft unmöglich zu machen. Was muss in der Zukunft geschehen, um die Erinnerung an staatlich organisierten Terror, an Völkermord und Vertreibungen wachzuhalten? In diesem Band kommen nicht nur die Verbrechen des Nationalsozialismus und die Erinnerung an sie in Deutschland zur Sprache: Der Band zeigt auch, wie in anderen Staaten, etwa Österreich, Polen, Russland, Frankreich, den Niederlanden, Japan oder Südafrika mit den Erfahrungen von Krieg und Gewalt umgegangen wird.
Eine kenntnisreiches und ernüchterndes Porträt Ruandas vom Völkermord an den Tutsi im Jahre 1994 bis in die Gegenwart. Rezension: Dies ist die verkürzte und aktualisierte Ausgabe zu Gerd Hankels 2016 erschienenen umfangreichen Studie "Ruanda" (2016). Der Autor, Völkerrechtler und Sprachwissenschaftler, beschreibt in 10 Kapiteln Ruandas Weg vom Völkermord an den Tutsi im Jahre 1994 bis zur Gegenwart. Kenntnisreich erläutert er die Hintergründe und Auswirkungen des Genozids und zeichnet ein ernüchterndes Bild dieses zentralafrikanischen Vorzeigestaates, "dessen versuchte Bewältigung [des Völkermordes] zum Mittel der Unterdrückung kritischer Stimmen" zweckentfremdet wird. Mit einigen Literaturhinweisen, kein Register. - Gut einsetzbar zur Erstinformation vor der o.g. Studie und dem älteren Titel von Linda Melvern (2004)
Der Völkermord des faschistischen Deutschland an den Juden - die Shoah - und der Völkermord an Sinti und Roma - Porrajmos - müssen nach Ansicht des Verfassers in demselben Kontext gesehen werden. Es ist höchste Zeit, die vielfache Diskriminierung zu überwinden, der sich Roma und Sinti auch heute noch in Deutschland gegenübersehen. Diese Diskriminierung erstreckt sich sogar bis in die Kultur der Erinnerung und des Gedenkens - eine gänzlich untolerierbare Situation. (ICEÜbers)