Versicherbarkeit von Terrorismusrisiken
In: Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft, Band 94, Heft 4, S. 709-738
ISSN: 1865-9748
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In: Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft, Band 94, Heft 4, S. 709-738
ISSN: 1865-9748
Angesichts der rasant zunehmenden Anzahl von Katastrophenereignissen mit immer neuen Rekordschäden stellt sich die Frage, ob Katastrophenrisiken weiterhin von der privaten Versicherungswirtschaft versichert werden können und ob sich der Staat beim Versagen marktwirtschaftlicher Lösungen an der Versicherung von Katastrophenrisiken beteiligen soll.Tristan Nguyen untersucht, wie die Versicherbarkeit von Risiken anhand von Versicherbarkeitskriterien überprüft werden kann, und setzt sich ausführlich mit den privatwirtschaftlichen Möglichkeiten der Kapazitätserweiterung durch Risikoteilung und Risikotransfer, nämlich Rückversicherung, Katastrophenanleihen und Versicherungsderivate, auseinander. Er kommt zu folgendem Ergebnis: Wenn sich ein Katastrophenrisiko mit einem gewaltigen und schwer schätzbaren Schadenpotential nicht mehr über den privaten Versicherungsmarkt versichern lässt, können die Grenzen der Versicherbarkeit dadurch erweitert werden, dass der Staat im Rahmen seiner ordnungspolitischen Aufgaben Versicherungskapazitäten bereitstellt bzw. Maßnahmen ergreift, welche die Verfügbarkeit von Versicherungsschutz verbessern. In diesem Zusammenhang analysiert der Autor die Auswirkungen staatlicher Risikoübernahme auf die Versicherungsnachfrage und zeigt, in welchen Fällen der staatliche Eingriff in die Versicherungsmärkte aus ökonomischer Sicht wünschenswert wäre.
In: Diskussionspapier Nr. 21
In: Wirtschaft
Inhaltsangabe: Problemstellung: Am 26. Dezember 2004 ereignete sich im Indischen Ozean vor der Westküste Sumatras ein Seebeben der Stärke 9,0 auf der Richterskala. Das Hypozentrum lag 3,307° nördlicher Breite und 95,947° östlicher Länge in ca. 30 km Tiefe. Das Meer ist hier rund 1.000 m tief. Es war das heftigste Beben seit 40 Jahren und das viertstärkste seit 1900. Die Kontinentalplatten wurden entlang der etwa 1.200 km langen Bruchzone um bis zu 30 m verrückt und stellenweise um mehr als 20 m angehoben. Der Meeresboden hob sich durch das ruckartige Abtauchen der Indischen unter die Eurasische Platte um bis zu zehn Meter an. Dies löste den Tsunami aus. Innerhalb von weniger als 30 Minuten erreichten die ersten Wellen gemäß Abb. 1 die Nordspitze Sumatras und die Inselgruppen der Andamanen und Nikobaren. In den folgenden 30 bis 60 Minuten wurden Bangladesch, Myanmar und Thailand, dann auch Indien, Sri Lanka, Malaysia und die Malediven von den Tsunami-Wellen getroffen sowie in den nachfolgenden Stunden die Tausende von Kilometern entfernten Küsten Somalias, Kenias, Tansanias und der Seychellen. Noch nie waren so viele Nationen gleichzeitig von einem Elementarschaden betroffen. Zusätzlich waren als Konsequenz der Globalisierung Menschen aus über 50 Ländern unter den Opfern. Die grausame Bilanz der Naturkatastrophe: ca. 280.000 Tote, unzählige Verletzte, Millionen Obdachlose, kilometerlange Trümmerfelder und akute Seuchengefahr. Die Höhe der volkswirtschaftlichen Schäden wird auf 10 Mrd. USD geschätzt, davon waren nur ca. 1 Mrd. USD versichert. Auch ohne die Flutwelle in Südostasien war 2004 mit rund 40 Milliarden USD das schadenreichste und teuerste Jahr in der Geschichte der internationalen Versicherungswirtschaft. Es lässt sich ein eindeutiger Trend erkennen: in den vergangenen 40 Jahren vervielfachten sich die volkswirtschaftlichen Schäden um den Faktor 5,3, die versicherten Schäden sogar um den Faktor 9,6. Es sind vor allem die großen wetterbedingten Naturkatastrophen, wie Stürme und Überschwemmungen, die in den letzten 60 Jahren massiv zugenommen haben. Zu diesem Themenkreis gibt es daher in der Literatur zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen. Ein Tsunami als Folge einer Ursache-Wirkungskette wurde jedoch bislang unterschätzt. Unabhängig vom oft diskutierten Klimawandel, der für die Häufung von Wind- und Wetterereignissen verantwortlich gemacht wird, treten Tsunamis selten auf und sind gerade aufgrund des Datenmangels über solche Ereignisse nur schwer zu prognostizieren. Versicherungstechnisch werden Tsunami-Schäden weltweit sehr unterschiedlich, in Form einer Zusatzdeckung, gehandhabt. Es handelt sich hier bislang um einen noch nicht systematisch aufgearbeiteten Bereich in der Versicherungswirtschaft. Es gibt keine isolierten Tsunami-Deckungen. Die vorliegende Arbeit befasst sich daher mit der Frage, ob ein Tsunami nicht unabhängig von dem vorausgehenden Ereignis als eigenständiger Versicherungsfall betrachtet und versichert werden kann. Andernfalls müssten separate Versicherungen gegen Meteoriteneinschlag, Vulkanausbruch, Erdbeben und Hangrutsch abgeschlossen werden, um sich komplett gegen das Tsunamirisiko abzusichern. Denn Tsunamis können verschiedene Ursachen haben. Neben der Privatversicherung existieren Schutzalternativen, die im Rahmen eines Risk-Managements von Tsunamirisiken in Entwicklungsländern den Menschen helfen können, die sich privaten Versicherungsschutz nicht leisten können. Ziel ist neben Präventivmaßnahmen eine finanzielle Wiederaufbauhilfe nach einem Tsunami. Gang der Untersuchung: In dieser Arbeit soll versucht werden, eine Antwort auf die Frage zu finden, ob in den Entwicklungsländern Südostasiens eine Versicherung in Bezug auf Tsunami-Risiken möglich ist, und wo ihre Grenzen liegen. Welche Alternativen gibt es dort zum privaten Versicherungsschutz im Rahmen eines Risikomanagements von Tsunamirisiken? Zunächst soll auf versicherungsrelevante Aspekte Südostasiens eingegangen werden, um die Besonderheiten der geographischen Lage, der klimatischen Verhältnisse und des Versicherungsstandes dieser Länder herauszuarbeiten. Mit Blick auf das Tsunami-Ereignis 2004 werden die Risiken in Südostasien betrachtet. Dabei wird bewusst der westliche Teil der betroffenen Zone (Sri Lanka, Indien, Malediven, Somalia) ausgeklammert, um sich regional zu beschränken. Danach wird das Phänomen "Tsunami" näher beleuchtet: Wie entsteht er, und mit welchen Auswirkungen ist zu rechnen? Anschließend wird anhand mehrerer Kriterien am Beispiel Südostasiens überprüft, ob eine Tsunamiversicherung grundsätzlich möglich ist, und welche Probleme im Zusammenhang mit der Versicherbarkeit in diesen Entwicklungs- bzw. Schwellenländern auftreten können. Den Schwerpunkt der Arbeit rundet schließlich das Herausarbeiten von Alternativvorschlägen zur privaten Versicherung ab. Auf eine jeweilige allgemeine Erklärung der Konzepte folgen konkrete Anwendungsbeispiele für einzelne Länder. Den Schluss der Arbeit bildet schließlich eine Zusammenfassung der erarbeiteten Ergebnisse mit Ausblick auf die Entwicklung der Tsunami-Forschung im Indischen Ozean und deren Bedeutung für die Versicherungswirtschaft. Inhaltsverzeichnis: Anlageverzeichnis4 Abbildungsverzeichnis7 Tabellenverzeichnis9 Abkürzungsverzeichnis10 Symbolverzeichnis13 1.Einleitung15 1.1Problemstellung15 1.2Zielsetzung und Gang der Untersuchung17 2.Versicherungsrelevante Aspekte Südostasiens in Bezug auf Naturkatastrophen18 2.1Geographische Lage18 2.2Klimatische Verhältnisse und bisherige Naturkatastrophen19 2.3Versicherungsdichte21 3.Das Tsunami Phänomen24 3.1Entstehungsursachen24 3.2Auswirkungen29 4.Analyse der Versicherbarkeit von Tsunamis33 4.1Kriterien der Versicherbarkeit33 4.1.1Zufälligkeit33 4.1.2Schätzbarkeit34 4.1.3Unabhängigkeit38 4.1.4Eindeutigkeit39 4.1.5Größtmöglicher Schaden40 4.1.6Versicherungswürdigkeit43 4.1.7Prämie45 4.2Ergebnis47 4.2.1Risikoadäquate Prämie47 4.2.2Selbstbehalte49 4.2.3Deckungsformen51 4.2.4Schadenverhütung und -vorbeugung53 4.2.5Kumulkontrolle54 4.2.6Haftungslimite und Ausschluss bestimmter Regionen57 5.Alternative Schutzmöglichkeiten für strukturschwache Regionen Südostasiens58 5.1Schadenvermeidung/Schadenbegrenzung58 5.1.1Raumplanung und Baunormen58 5.1.2Frühwarnsysteme62 5.2Schadenbewältigung65 5.2.1Länderkonzepte65 5.2.2Microfinance- und Microinsurance-Lösungen68 5.2.3Staatliche Versicherungskonzepte72 5.2.4Public Private Partnerships75 5.2.5Internationale Beteiligungen - Spenden - öffentlicher Druck80 6.Zusammenfassung und Ausblick83 Literaturverzeichnis87
In: Deutsches Steuerrecht: DStR ; Wochenschrift & umfassende Datenbank für Steuerberater ; Steuerrecht, Wirtschaftsrecht, Betriebswirtschaft, Beruf ; Organ der Bundessteuerberaterkammer, Band 44, Heft 11, S. 445-449
ISSN: 0949-7676, 0012-1347
In: Saarbrücker Schriften zum Medizinrecht 2
Bei der Versicherbarkeit von Naturkatastrophen spielen zwei Probleme eine besondere Rolle: Erstens ist Versicherungsschutz gegen Naturkatastrophen unter Marktbedingungen wenig nachgefragt und führt daher zu einer negativen Risikoauslese. Zweitens tritt als Folge der Lösung dieses Problems deutlich hervor, dass nämlich die Versicherten sich nach Abschluss des Vertrags nachlässig verhalten und so die Versicherungskosten hochtreiben. Da der Klimawandel die industriellen Gesellschaften dazu herausfordert, beim Umgang mit Naturkatstrophen alle präventiven und adaptiven Instrumente nochmals zu bewerten und neue Lösungen zu finden, diskutiert dieser Beitrag die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit von Versicherbarkeit am Beispiel der englischen Überschwemmungsversicherung. Das englische Modell (Gentlemen's Agreement) existiert seit über 50 Jahren, und man kann daran überprüfen, wie die Spannung zwischen negativer Risikoauslese und subjektivem Risiko unter dem Eindruck des Klimawandels gelöst wird. Aus der Grundstruktur wird deutlich, dass dieses Modell zu laxem Verhalten aller Beteiligten führt. Trotz der Reform vor wenigen Jahren und einigen Verbesserungen, die durchgesetzt werden konnten, erwies sich der historische Erfolg als Hemmschuh. Neue Reformschritte, beispielsweise dass Versicherungen staatliche, regulative Aufgaben übernehmen sollen und damit das Überleben der privaten Überschwemmungsversicherung absichern, werden durch den Lösungsansatz des Gentlemen's Agreement verhindert. Eine der Schlussfolgerungen dieses Beitrags besagt, dass der Erfolg privatwirtschaftlicher Versicherungsarrangements eher von den politisch-institutionellen Rahmenbedingungen abhängt als von ihrer Ökonomie und dass Marktlösungen daher nicht automatisch anderen Ansätzen überlegen sind. ; The insurability of natural hazards is challenged by two well-known problems: First, there is little demand for coverage against natural hazards under market conditions. This often results in adverse selection. Second, the issue of moral hazard becomes relevant, as purchasing insurance coverage leads to lax behaviour and, consequently, increased costs for insurance. Climate change challenges the industrial societies and triggers a general reassessment of all preventative and adaptive instruments at their disposition with the general aim of finding reliable and sustainable solutions for the management of natural hazards. Considering a general preference for private solutions, the example of the English flood insurance provides some interesting insights. The English model exists for 50 years and is a good example to assess the tensions between moral hazard and adverse selection. Irrespective of a recent and comprehensive reform process, the traditional structure revealed itself as hindrance for further improvements, such as the possibility of insurance firms to assume regulatory tasks to ensure the survival of the overall arrangement. One of the conclusions of this article emphasises the dependency of private insurance arrangement form political framework conditions. Thus, the success of insurance as a tool in the management of climate change depends on the political rather than economic considerations. Market solutions are not superior per se to other solutions.
BASE
In: Schriftenreihe der SCOR Deutschland Rückversicherungs-AG 1
In: Schriften zum Katastrophenrecht 2
Der Band dokumentiert die wissenschaftliche Tagung des Forschungszentrums Katastrophenrecht [und] enthält Beiträge aus Politik, Verwaltung, Rechts- und Naturwissenschaften. Durch den breiten Ansatz gelingt es, ein umfassendes Bild der aktuellen Herausforderungen des Hochwasserschutzes zu zeichnen. Im Mittelpunkt stehen die Anpassungen an den Klimawandel auf der Grundlage der Erfahrungen der Hochwasser an Elbe und Oder. Aus rechtswissenschaftlicher Sicht werden die Herausforderungen an das Hochwasserrecht durch die Föderalismusreform I, die Hochwasserrichtlinie und die Umsetzung im UGB II diskutiert. Die Überlegungen werden ergänzt durch Beiträge zur Katastrophengerechtigkeit und der Versicherbarkeit von Katastrophenschäden. (Quelle: Verlag / Internet).
In: Beiträge der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg 33
Wetterextreme und Naturkatastrophen haben in den letzten Jahrzehnten an Häufigkeit und Intensität deutlich zugenommen. Dazu zählen Stürme, Gewitter und Starkniederschläge, die immer öfter katastrophale Hochwasserereignisse auslösen. Diese Zunahme ist auch Folge der Klimaveränderung, die durch den vom Menschen verursachten Treibhauseffekt beeinflusst und verstärkt wird. Modernes, nachhaltiges Hochwassermanagement darf sich deshalb nicht auf kurzfristigen Hochwasserschutz beschränken, sondern muss Aspekte des vorbeugenden Katastrophenschutzes, des nachhaltigen Landschaftsmanagements, der risikobewussteren Siedlungsplanung - das heißt vor allem Freihaltung der Talauen - und des Klimaschutzes mit einbeziehen. Dieser Band stellt aktuelle Erkenntnisse in der Klima- und Hochwasserforschung dar und zeigt nötige planerische Konsequenzen zur Vorbeugung von Hochwasserkatastrophen und den Umgang mit ihren Folgen in der Praxis - auch unter dem Aspekt der Versicherbarkeit von Schäden - auf. Die Veröffentlichung ist eine Dokumentation der Fachtagung "Klimaschutz und Hochwasservorsorge - Zukunftssicherung für Mensch und Natur
In: Schriften zum Bürgerlichen Recht 342
Nach über hundertjährigem Streit hat der BGH seine Rechtsprechung zur Gesellschaft bürgerlichen Rechts geändert - die Gesellschafter haften nunmehr akzessorisch wie bei der OHG. Diese spektakuläre Entwicklung einschließlich der Reaktion in der Literatur ist Grundlage dieser Arbeit. Neben der Haftung für Delikts- und Altverbindlichkeiten werden die noch ungeklärten Aspekte systematisch aufgearbeitet und dogmatisch eingeordnet: Analogie zu § 28 HGB, Möglichkeiten der Haftungsbegrenzung, Versicherbarkeit, Rechtsscheinfragen, Besonderheiten bei Freiberuflern etc. Jan-Hendrik Schulze präsentiert ein umfassendes Bild der Haftung in der GbR und schlägt vor, etwaige Härten bei privilegierungsbedürftigen GbR-Arten über die Abgrenzung von Innen- und Außengesellschaft zu lösen. Die übersichtliche Struktur und eingehende Gliederung erleichtern den schnellen Einstieg in die Thematik und die Vertiefung einzelner Fragen - unterstützt von einem umfassenden Sachwortverzeichnis