Die Autorin berichtet über die in Großbritannien im Jahr 2003 entwickelte "Jedes Kind zählt"-Agenda, die eine regionale Zusammenführung von Schulen, Jugendämtern, Gesundheits- und Sozialdiensten zum Ziel hat und sich auf die von den Kommunalbehörden zu schaffenden Kinderämter ("Children's Services Departments") stützt, in welche auch die Schulämter einzubinden sind. Sie beschreibt die Zeitpolitik und das Bildungswesen, die Reformen in den Jahren 1980 und 1997 sowie die Entwicklung der Kinderbetreuung seit 1997 in Großbritannien. Ihrer Meinung nach erleichtern es die Kinderfürsorge-Agenda, ein verlängerter Schultag und die erweiterte Beschulung, dass Frauen in den Arbeitsmarkt integriert werden können - allerdings meist in schlechter bezahlten und weniger spezialisierten Tätigkeiten. Darüber hinaus ist die Agenda auch Teil neuerlicher Übergriffe durch den Staat, welche alle Bereiche des Familienlebens und der Kindererziehung betreffen und einen Schwerpunkt auf die soziale Kontrolle von Eltern und Kindern legen, die sich nicht den Erwartungen entsprechend verhalten. Gleichzeitig bedeutet die Privatisierung weiter Bereiche der Kinderbetreuung und des Schulwesens, dass ein großer Teil der frühkindlichen Versorgung und Beschulung nicht mehr Teil der öffentlichen Infrastruktur ist. (ICI2)
Dieser Band, der im Rahmen einer Fachtagung zum zehnjährigen Bestehen der "Begabungsdiagnostischen Beratungsstelle BRAIN" entstand, versammelt aktuelle empirische Forschungsergebnisse aus Pädagogik und Psychologie sowie Perspektiven, die sich im Umfeld von Intelligenz, Hochbegabung, vorschulischer Förderung und Bildungsbenachteiligung eröffnen. Trotz differierender Fragestellung bestätigen die Autoren in ihren Beiträgen die außerordentliche Bedeutung von Intelligenz bzw. Begabung, Förderung und sozialem Hintergrund für die persönliche Entwicklung, insbesondere auch für Schulleistungen und diverse Facetten des Lebenserfolgs. Die Ergebnisse der langjährigen Studien sind somit für die Institutionen Schule, Schulverwaltung und Schulpolitik von besonderer Bedeutung und sollten bei deren Entscheidungen zur Optimierung des nachhaltigen Bildungserfolgs aller Kinder und Jugendlichen zur Kenntnis genommen werden.Mit Beiträgen von Wilfried Bos, Magdalena Buddeberg, Rainer Dollase, Joan Freeman, Detlef H. Rost, Frank M. Spinath und Tobias C. Stubbe.
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Am 3. Oktober 1990 hörte die DDR auf zu bestehen. Die der staatsrechtlichen Vereinigung beider deutscher Staaten vorangehenden Umbrüche gingen unter dem Etikett friedliche Revolution in die jüngste Geschichte ein. Sie waren Teil der Transformation der mittel- und osteuropäischen Staaten, die schließlich zur Auflösung der sozialistischen Staatengemeinschaft führte. Der im Herbst 1989 in der DDR einsetzende radikale Veränderungsprozeß endete nicht mit dem 3. Oktober 1990. Er setzte sich in den ostdeutschen Ländern fort und dauert bis heute an. Das einheitliche sozialistische Bildungssystem der DDR gehörte zu denjenigen staatlichen Handlungsfeldern, deren umfassende Erneuerung die Protestbewegung des Herbstes 1989 als besonders dringlich angemahnt hatte, wie auch insgesamt bildungspolitische Reformforderungen im Rahmen der Proteste gegen das SED-Regime einen hohen Stellenwert aufwiesen. Die Reform des Bildungssystems galt als wesentliches Element, ja als Bedingung gesellschaftlicher Erneuerung. Sowohl hinsichtlich der Themenvielfalt als auch hinsichtlich des Spektrums der beteiligten Akteure überraschte die enorme Breite der bildungspolitischen Reformdiskussion. Im Zentrum der Kritik standen der Vorschulbereich, das allgemeinbildende Schulwesen und die Hochschulen, der Erziehungsanspruch des Staates und die ihn bestimmende marxistischleninistische Ideologie. Die Zurückdrängung des allgegenwärtigen Einflusses der SED aus den Erziehungs- und Bildungseinrichtungen war die vorrangige Forderung nahezu aller beteiligten Akteure. Die Veränderungsvorschläge und Diskussionsbeiträge basierten zum Teil auf Vorarbeiten, die schon in den siebziger und achtziger Jahren durchgeführt worden waren, z.B. von kirchennahen Gruppen oder den (evangelischen) Kirchen in der DDR selbst. Aber erst nachdem die SED im November 1989 ihre Stellung als allein bestimmende Kraft verloren hatte, waren substantielle Veränderungen in Bildung, Erziehung, Wissenschaft und Forschung möglich. Die bis zum Oktober 1990 im Bildungssystem der DDR vollzogene Umgestaltung erfolgte insbesondere in bezug auf die inhaltliche Gestaltung der Bildungs- und Erziehungsprozesse, aber auch in den die Arbeit in den Bildungsund Erziehungseinrichtungen prägenden inneren Verhältnissen. Der Umbau des strukturellen Gefüges von Bildung, Wissenschaft und Forschung schien in dieser Phase von nachgeordneter Bedeutung. In den Jahren 1989/90 ging es vorrangig um die Entfernung der ideologischen Elemente, die Bildung und Wissenschaft in der DDR über vierzig Jahre geprägt hatten und die für eine Vielzahl von Deformationen und Defiziten verantwortlich waren. Die aus dem politischen Umbruch des Herbstes 1989 resultierenden und bis zum Oktober 1990 erfolgten personellen, strukturellen, rechtlichen und sonstigen Veränderungen betrafen alle Ebenen von den Ministerien und Verwaltungen bis hin zu einzelnen Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen. Parallel hierzu erfaßten die Verhandlungen zur deutschen Einheit die Politikfelder Bildung und Wissenschaft. Der sich seit der Vereinigung vollziehende Umbau des Bildungsund Wissenschaftssystems in den ostdeutschen Ländern führte zu einem weitgehenden Bruch mit den bis 1990 in der DDR vorherrschenden rechtlichen, strukturellen, institutionellen und inhaltlichen Bedingungen. Der Neugestaltung von Bildung, Wissenschaft und Forschung in den ostdeutschen Ländern lagen folgende Rahmenbedingungen zugrunde: die Zeit- und Finanzknappheit der Länder; Vorgaben, z.B. die KMK-Vereinbarungen und die Verträge zur deutschen Einheit; Personalprobleme, insbesondere beim Aufbau der Verwaltungen, sowie ein allgemein hoher öffentlicher Erwartungsdruck. Nach der Etablierung der Parlamente, Regierungen und Verwaltungen der ostdeutschen Länder stand die rechtliche, strukturelle und organisatorische Neugestaltung des Bildungs- und Wissenschaftssystems im Vordergrund. Die bildungspolitische Diskussion verlagerte sich nun im wesentlichen auf die Länderebene. Und wie schon 1989 standen wiederum der Vorschulbereich, das allgemeinbildende Schulwesen und die Hochschulen im Mittelpunkt bisweilen kontroverser Auseinandersetzungen zwischen Regierungen, Parlamenten, Gewerkschaften, Verbänden, Interessengruppen und einer bildungspolitisch interessierten Öffentlichkeit. Als die DDR am 3. Oktober 1990 aufhörte zu bestehen, war die strukturelle Gestalt ihres Bildungssystems noch weitgehend erhalten. Das Bildungs- und Wissenschaftsrecht, aber auch die methodische und didaktische Gestaltung des schulischen Unterrichts hatten sich jedoch bereits substantiell verändert. Die besonders idiologiebelasteten Fächer wie Staatsbürgerkunde und Geschichte waren entweder aus dem Fächerkanon entfernt worden, oder es waren neue Lehrpläne erschienen, auf deren Basis der Unterricht durchgeführt werden konnte. Als bildungspolitische Richtungsentscheidungen erwiesen sich die Landtagswahlen vom Oktober 1990. Schon bald danach war erkennbar, dass die Länderregierungen und deren Verwaltungen ihre Vorstellungen zur Neuordnung des Schulwesens weitgehend durchzusetzen vermochten. Sie besitzen seither die Gestaltungsmacht insoweit, als sie in dem durch die bestehende Rechtslage, aber auch durch die Vereinbarungen z.B. der Kultusministerkonferenz (KMK) und durch ihre finanziellen Spielräume vorgegebenen Rahmen die strukturelle, organisatiorische und inhaltliche Neugestaltung des Bildungssystems weitgehend zu beeinflussen vermögen.
Durch ein Urteil zum "Familienleistungsausgleich" hat das Bundesverfassungsgericht im Jahre 2001 die politische Debatte um eine angemessene Familienpolitik in Deutschland neachhaltig belebt. In diesem Beitrag wird freilich gezeigt, dass das Rezept für eine Reform, das Karlsruhe ausgestellt hat, von der Politik tunlichst ignoriert werden sollte. Im Zusammenspiel von Juristen und der sie beratenden Bevölkerungswissenschaftler wird von den Verfassungsrichtern eine weder politisch noch ökonomisch vernünftige Therapie empfohlen, die auf rein finanzielle Vergünstigungen für Kindererziehende hinausläuft. In diesem Aufsatz wird vielmehr gezeigt, dass eine familienpolitische Strategie, die auf eine bessere Vereinbarkeit von Kindererziehung und Erwerbstätigkeit zielt, die (volkswirtschaftlich) Bessere ist als eine weitere Erhöhungen monetärer Transfers. Eine Abschätzung der fiskalischen Kosten dieser Strategie wird vorgestellt.
Das Buch untersucht Fragen zum Thema Kindheit aus unterschiedlichen Perspektiven. Im Lebensverlauf gesehen gruppieren sich die Beiträge um vorgeburtliche und frühkindliche Entwicklung, Vorschulerziehung, die Kontexte Eltern – Familie – Schule, Gesellschaft – Recht – Kultur sowie die Fragen von Glaube und Religion.
Die [.] Beiträge dokumentieren den Versuch, das Verhältnis von Politik und Pädagogik neu zu befragen. In ihrer formalen und inhaltlichen Verschiedenheit verweisen sie [.] auf die Weite des angesprochenen Problemzusammenhangs und die Vielfalt der möglichen Zugangswege. [.] Inhaltlich richtet sich das Hauptinteresse auf eine Bestandsaufnahme der bildungspolitischen Diskussion besonders im Bereich der Gesamtschule und Vorschulerziehung, auf Spezialfragen der Lehrerbildung und Familienpolitik sowie auf eine Theorie pädagogischer Praxis. (DIPF/Orig.)
Die Erziehung, Bildung und Betreuung in Gruppen bildet heute einen der wichtigsten Wege der Kleinkindsozialisation. Der Band verknüpft zentrale Themen der Gruppenpsychologie mit solchen der Entwicklungspsychologie kleiner Kinder, um sie für die Praxis der Vorschulerziehung fruchtbar zu machen. Ein kurzer historischer Ausflug zeigt, dass die Betreuung in Gruppen keineswegs evolutionär vorgezeichnet, sondern eher ökonomischen und fiskalischen Notwendigkeiten entsprang und seit jeher umstritten war. Im Mittelpunkt stehen dann Fragen nach den Vor- und Nachteilen des Lernens in Gruppen, nach den Gruppenstrukturen im Elementarbereich, aber auch nach den Risiken der Gruppe, nach den Möglichkeiten der Führung von Gruppen im Elementarbereich. Ausführlich wird dabei auf die Problemfelder der Heterogenität und Multikulturalität eingegangen, die den pädagogischen Alltag im Elementarbereich zunehmend prägen.
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Arbeit und Beruf des Erziehers/der Erzieherin gewinnen gegenwärtig enorm an Aufmerksamkeit, nicht zuletzt, weil dieses Thema Teil anhaltender Debatten um die gesellschaftliche Funktion und Leistungsfähigkeit der institutionalisierten Kinderbetreuung ist. In der langen Geschichte des Kindergartens in Deutschland ist diese Aufmerksamkeit für die Vorschulerziehung ein Novum. Sie verweist darauf, dass hier ein Funktionswandel im Gange ist, der eine zwar seit Langem existierende, aber im Hinblick auf Ansehen und Bedeutung eher marginale soziale Dienstleistung neuerdings als wichtigen Dreh- und Angelpunkt der Arbeitsgesellschaft erscheinen lässt. Von der Arbeitsmarktpolitik über die Integrations- und Familienpolitik bis hin zur Bildungspolitik werden mittlerweile Erwartungen und Ansprüche an die Leistungen der Kindertagesstätten formuliert: Die Effizienzsteigerung bei der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung gilt als wichtige Voraussetzung für das Erreichen wesentlicher gesellschaftlicher Ziele, seien es Vollbeschäftigung und Innovationsfähigkeit der Wirtschaft, gleichberechtigte Erwerbsbeteiligung von Frauen, soziale Chancengleichheit für Migranten oder Sicherung des Generationenvertrags. (Autorenreferat, IAB-Doku).
"Arbeit und Beruf des Erziehers/der Erzieherin gewinnen gegenwärtig enorm an Aufmerksamkeit, nicht zuletzt, weil dieses Thema Teil anhaltender Debatten um die gesellschaftliche Funktion und Leistungsfähigkeit der institutionalisierten Kinderbetreuung ist. In der langen Geschichte des Kindergartens in Deutschland ist diese Aufmerksamkeit für die Vorschulerziehung ein Novum. Sie verweist darauf, dass hier ein Funktionswandel im Gange ist, der eine zwar seit Langem existierende, aber im Hinblick auf Ansehen und Bedeutung eher marginale soziale Dienstleistung neuerdings als wichtigen Dreh- und Angelpunkt der Arbeitsgesellschaft erscheinen lässt. Von der Arbeitsmarktpolitik über die Integrations- und Familienpolitik bis hin zur Bildungspolitik werden mittlerweile Erwartungen und Ansprüche an die Leistungen der Kindertagesstätten formuliert: Die Effizienzsteigerung bei der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung gilt als wichtige Voraussetzung für das Erreichen wesentlicher gesellschaftlicher Ziele, seien es Vollbeschäftigung und Innovationsfähigkeit der Wirtschaft, gleichberechtigte Erwerbsbeteiligung von Frauen, soziale Chancengleichheit für Migranten oder Sicherung des Generationenvertrags." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Der Regierungswandel in Georgien nach der 'samtenen Revolution' von 2003 führte zu grundlegenden Reformen des Bildungssystems und insbesondere auch zu einer neuen Sprachen- und Bildungspolitik. Im vorliegenden Beitrag werden die Implikationen dieser Entwicklungen für die nationalen Minderheitengruppen in Georgien untersucht. Zu Beginn wird ein Überblick über das allgemeinbildende Schulwesen gegeben und die Unterrichtung der georgischen Sprache in nicht-georgischsprachigen Schulen, die nationalen Curricula, der Unterricht für ethnische Minderheiten, die Vorschulerziehung sowie das Management von Schulen beschrieben. Im Anschluss daran werden die Institutionen der Hochschulbildung dargestellt und Fragen des Hochschulzugangs für Minderheitengruppen erörtert. Darüber hinaus werden verschiedene Förderungsprogramme und Initiativen des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft aus den Jahren 2005 bis 2008 vorgestellt und Empfehlungen für weitere Reformen des Bildungswesens gegeben, die sich z. B. auf bilinguale und multilinguale Erziehungsmodelle in der Vorschule und der Sekundarstufe beziehen. (ICI)
"In den OECD-Ländern hat sich die Korrelation zwischen der Gesamtfertilitätsrate und der Frauenerwerbsquote über die Zeit von einem negativen Wert vor den 1980er Jahren zu einem positiven Wert gewendet. Dieser Wechsel ist offensichtlich durch unbeobachtete länderspezifische Heterogenität und durch Heterogenität in der Beziehung zwischen Fertilität und Erwerbstätigkeit über die Zeit bedingt. Die Determinanten dieser zeit- und länderspezifischen Heterogenität sind jedoch unklar. Basierend auf Daten aus 16 europäischen Ländern werden in der vorliegende Studie zusammengefasste Zeitreihenmodelle mit fixen Länder-und Zeiteffekten geschätzt und die Veränderung des Effekts der Erwerbsbeteiligung von Frauen für Indikatoren des Arbeitsmarktes, der Bildungsbeteiligung von Frauen, proximale Determinanten der Fertilität sowie sozialpolitische Indikatoren untersucht. Die empirischen Ergebnisse legen nahe, dass der Wandel in der Korrelation durch die zunehmende Teilzeiterwerbstätigkeit und Bildungsbeteiligung der Frauen, dem Anstieg des Alters bei Geburt sowie dem steigenden Anteil Kinder in Vorschulerziehung bedingt ist." (Autorenreferat)