Dieser Beitrag geht der Frage nach, ob das Konzept hegemonialer Männlichkeit von Connell (1999) auf Weiblichkeit anwendbar ist. Eine praxistheoretische Herangehensweise an Geschlecht und Hegemonie kann dabei ihr Verhältnis zueinander analysierbar machen. Weiblichkeit ist nicht hegemonial, aber sie kann sich hegemonialisieren, wenn Frauen hegemoniale Praktiken anwenden und diese mit ihrer Weiblichkeitspraxis vereinbar sind. Das ist vor allem dann möglich, wenn der Kontext, in dem sie handeln, ein von Hegemonie geprägter ist. Bezugnehmend auf eine ethnographische Studie, die zwei Frauen in einer sonst aus männlichen Mitgliedern bestehenden Gruppe von Fußballfans fokussiert, wird dieser Beitrag die hegemonialisierte Weiblichkeit theoretisieren.
Der Begriff Versorgungsmacht umschreibt das Herstellen und Aufrechterhalten psychischer Machtverhältnisse durch Frauen. Gesellschaftliche Voraussetzung dieser psychischen Machtausübung ist das Fehlen materieller und politischer Machtausübung durch Frauen. Versorgungsmacht als Teildelegation sozialer Kontroll- und Disziplinierungstätigkeit an Frauen bedeutet eine Teilhabe an männlicher Leistungsmacht und kommt vor allem in der weiblichen/professionellen Beziehungsarbeit zum Ausdruck. Die Wahrnehmung und Sichtbarmachung dieser Mechanismen stellt eine zentrale Voraussetzung zur Entwicklung von individuellen und kollektiven Verweigerungsstrategien gegenüber den bestehenden Machtverhältnissen dar. Ihnen stehen jedoch Hindernisse entgegen, die sowohl in den weiblichen Beziehungsarbeiterinnen selbst angelegt sind als auch objektiven Charakter tragen. Die "subjektiven" Hindernisse basieren auf der Bedeutung der Liebe und Abhängigkeit der Klienten für die eigene Reproduktion der Sozialarbeiterinnen und einer permanenten Angst, daß der Verlust dieser Beziehungen die eigene Stabilität und Identität beeinträchtigt. Diese Angst ist der Motor für Selbstausbeutung und Abhängigmachen als Mechanismen der Versorgungsmacht, die in den Frauen selbst unbewußt voll wirksam sind und bislang organisierte Verweigerungsformen der geforderten professionellen Mütterlichkeit nicht haben entstehen lassen. Die objektiven Hindernisse, die einer streikfähigen Organisation von Beziehungsarbeiterinnen entgegenstehen, resultieren zum einen aus der Besonderheit des Charakters der Beziehungsarbeit, deren Gegenstand die Betreuung lebendiger Menschen ist, und zum anderen aus der unterschiedlichen Form, in der Beziehungsarbeit geleistet wird, nämlich öffentlich und bezahlt als Sozialarbeit sowie privat und unbezahlt als Haus- und Mutterarbeit. Die gemeinsame Organisierung von Berufsmüttern (Sozialarbeiterinnen) und Müttern (Hausfrauen) ist notwendig, um Vorstellungen über die Verweigerung von Beziehungsarbeit in jeder Form entwickeln zu können und über diesen Machtfaktor die existierenden Männer-Gewerkschaften zwingen zu können, feministische Forderungen zu übernehmen. (HH)
Der Aufsatz thematisiert die Ausgrenzungen, denen Frauen in patriarchal bestimmten Kulturen unterliegen. Argumentiert wird von zwei zentralen Thesen aus: die eine besagt, daß die männliche Definitionsmacht dahingehend praktisch ist, daß die kulturellen Aktivitäten von Frauen, deren 'typische' Betätigungsweisen, systematisch aus dem Umfeld von Kultur ausgegrenzt werden; die zweite stellt auf sozialisationstheoretische Überlegungen ab, verdeutlicht, in welchen familialen Prozessen die Geschlechtsrollen konstituiert und verinnerlicht werden, die die kulturelle Ausgrenzung als quasi-natürlichen Tatbestand erscheinen lassen und gleichzeitig eine Autonomie der Frauen in der Kultur schon aufgrund damit einhergehender geschlechtsspezifischer Barrieren negativ tangieren. Als Ausweg aus dieser gesellschaftlich bestimmten Situation von Frauen werden selbstbestimmte, den gesamten Lebenszusammenhang, also den Alltag umfassende Projekte einer Organisation frauenspezifischer Praxis und eines Gegendiskurses angesprochen. (MB)
Der Band will dazu beitragen, differenziertere Ansätze zum theoretischen Verständnis von Weiblichkeitskonstruktionen zu entwickeln. Die Beiträge diskutieren unterschiedliche Aspekte wie Diskurse über Weiblichkeit, Auseinandersetzungen mit analytischen Fassungen einer 'hegemonialen Weiblichkeit', Brückenschläge zu leibtheoretischen Überlegungen, zum Spannungsfeld von Weiblichkeit und Mütterlichkeit sowie zur Rolle entsprechender Zuschreibungen in pädagogischen oder beraterischen Settings.
Der Band will dazu beitragen, differenziertere Ansätze zum theoretischen Verständnis von Weiblichkeitskonstruktionen zu entwickeln. Die Beiträge diskutieren unterschiedliche Aspekte wie Diskurse über Weiblichkeit, Auseinandersetzungen mit analytischen Fassungen einer 'hegemonialen Weiblichkeit', Brückenschläge zu leibtheoretischen Überlegungen, zum Spannungsfeld von Weiblichkeit und Mütterlichkeit sowie zur Rolle entsprechender Zuschreibungen in pädagogischen oder beraterischen Settings.
Die Frage nach der Bedeutung und Begriffsklärung von Weiblichkeit hat sowohl bei Mitgliedern der Frauenbewegung als auch unter Frauen allgemein heftige Diskussionen und Uneinigkeit ausgelöst. Als Beitrag zur Weiblichkeitsdebatte versucht die Autorin, über eine Untersuchung der Entstehung von Weiblichkeit der Klärung der Frage näher zu kommen. Die Betrachtung von Sozialisationsmodellen im Bereich der feministischen Psychologie läßt erkennen, daß die Probleme von Frauen nicht so sehr in ihrer Personenbezogenheit liegen, sondern in dem, was mit ihnen in ihren realen Beziehungen passiert. So geben Frauen beispielsweise an, durch Zurückstellung eigener Bedürfnisse und Unterordnung Nähe und Gemeinsamkeit anzustreben, als Resultat jedoch den Verlust des eigenen Ichs zu verspüren. Die von Carol Gilligan seit Anfang der 80er Jahre durchgeführten Untersuchungen zur psychosozialen Entwicklung von Mädchen zwischen 7 und 16 Jahren beschreiben eine "Beziehungskrise", eine deutliche Veränderung etwa im Alter zwischen 10 und 11 Jahren, bei der Mädchen ihre bis dahin offenen und authentischen Gefühlsäußerungen eintauschen gegen "weibliche Tugenden" wie Rücksichtnahme um jeden Preis, Fürsorglichkeit und Opferbereitschaft. Dieser daraus resultierende Verlust des Zugang zur eigenen Mitte kann ebenso schädliche Auswirkungen auf das Verhältnis zum eigenen Körper haben; Bulimie, Magersucht, Empfindungsstörungen und schließlich organische Beschwerden können die Folge sein. Nur die Perspektive der unabdingbaren Wechselseitigkeit in der Beziehung und Tugenden wie konfliktfreudiges Einfühlungsvermögen und sensible Selbstbehauptung können dazu beitragen, der Herausforderung gerecht zu werden, die in unserer zwiespältigen Weiblichkeit liegt. (ICH)