Review text: "[...] bietet allen Theologiestudenten sowie sonstigen Interessenten einen hilfreichen Überblick und eine gute Einführung in die wichtigsten Themenbereiche der Wirtschaftsethik. Es ist reich an Informationsmaterial, stellt unterschiedliche Positionen sachbezogen dar und beleuchtet ein Themenfeld jeweils in interdisziplinärer Weise von verschiedenen Perspektiven aus."Zeitschrift für evangelische Ethik 4/2005
Wirtschaftsethik gewinnt auch in den Lehrplänen deutscher Hochschulen zunehmend an Bedeutung. Hinter diesem schillernden Begriff verbirgt sich allerdings eine Fülle immer schwieriger zu überblickender, teils eher heterogener Konzepte. Das vorliegende Lehrbuch möchte Studierenden und allen an Wirtschaftsethik Interessierten Orientierung in diesem theoretischen "Dschungel" bieten. Daher legen die Autoren Wert darauf, wirtschaftsethische Konzepte in einem Gesamtzusammenhang zu diskutieren. Sie verstehen Wirtschaftsethik nicht als Bindestrich-Ethik, sondern als Ethik mit ökonomischer Methode und beginnen deshalb mit systematischen Überlegungen zu der Frage, was eine Wirtschaftsethik für die Moderne leisten muss. Die wichtigsten Konzepte der eher anwendungsorientierten Unternehmensethik, die sich mit moralischem Handeln in Unternehmen beschäftigt, finden ebenfalls breiten Raum. Themenfelder wie Compliance, Corporate Social Responsibility und Creating Shared Value werden diskutiert und voneinander abgegrenzt.
"Die Wirtschaftswissenschaft und die Ethik werden in der öffentlichen Diskussion heute weitgehend als kaum vermittelbare Disziplinen wahrgenommen. Dabei gerät allerdings häufig in Vergessenheit, dass wirtschaftliches Denken ursprünglich aus philosophischen Überlegungen heraus entwickelt wurde. So gab Aristoteles der Ökonomie ihren Namen und Adam Smith, der als Begründer der modernen Nationalökonomie gilt, lehrte im 18. Jahrhundert als Moralphilosoph an der Universität Glasgow. Als Reaktion auf offensichtliche moralische Defizite modernen Wirtschaftens, wie etwa dem wachsenden Wohlstandsgefälle zwischen Armen und Reichen oder der fortschreitenden Gefährdung der natürlichen Lebensgrundlagen, hat sich seit etwa 25 Jahren zunächst in den USA und dann auch in Europa die Wirtschaftsethik als eigenständige Forschungsrichtung etabliert. Ihr geht es ganz allgemein um eine Vermittlung dieser beiden scheinbar widersprüchlichen Disziplinen und dabei vor allem um eine methodische Reflexion des Verhältnisses von ökonomischer Logik und moralischen Ansprüchen. In der gegenwärtigen wirtschaftsethischen Debatte können drei verschiedene, teilweise miteinander konkurrierende Richtungen unterschieden werden, von denen nachstehend jeweils ein Ansatz kurz vorgestellt wird. Diese werden in einem zweiten Teil anhand einiger ausgewählter Fragestellungen diskutiert." (Autorenreferat)
Wirtschaftsethik ist Theorie für die Praxis. Sie befasst sich mit der Frage, wie moralische Normen und Ideale unter den Bedingungen einer international wettbewerblich verfassten Marktwirtschaft zur Geltung gebracht werden können: Wie sorgt man für gesellschaftliche Nachhaltigkeit in Produktion und Konsum? Welche Optionen sozialer Sicherheit gibt es in Zeiten der Globalisierung? Was ist heute zu tun, um zur Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen auch für spätere Generationen beizutragen? Wie kann man verhindern, dass Demokratie durch Korruption unterminiert wird? Was können wir beitragen, um insbesondere jenem Drittel der Menschheit, das unter extremer Armut leidet, einen Zugang zu Märkten allererst zu ermöglichen und so unterschiedslos alle Menschen an den Emanzipationsleistungen wirtschaftlicher Prosperität stärker teilhaben zu lassen? Und worin liegt bei all dem die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen? Wie können sie – als korporative Akteure – eine moralische Identität entwickeln und – als "Corporate Citizens" – die Rechte sowie Pflichten politischer Bürger wahrnehmen? Wie entwickelt man die Tugenden einer Organisation?.
Die wissenschaftliche Disziplin der Wirtschaftsethik kann systematisch zwei Beiträge zur nachhaltigen Förderung globaler Ernährungssicherheit leisten. (a) Der erste Beitrag besteht darin, zur wirksamen Bekämpfung von Hunger und Armut konkrete politische Maßnahmen (sowie das Unterlassen bestimmter Maßnahmen) zu empfehlen. Hier geht es darum, moralische Anliegen durch institutionelle Reformen zu verwirklichen, also mehr Moral möglich zu machen. (b) Der zweite Beitrag besteht in dem Nachweis, dass die Verwendung normativer Kategorien im politischen Diskurs nicht nur extrem emoti-onalisierend, sondern auch extrem irreführend sein kann. Es gibt Formen der Moral-kommunikation, vor denen wir uns hüten sollten, weil sie nicht moralische Orientierung bieten, sondern zur Des-Orientierung verleiten.
Die wissenschaftliche Disziplin der Wirtschaftsethik kann systematisch zwei Beiträge zur nachhaltigen Förderung globaler Ernährungssicherheit leisten. (a) Der erste Beitrag besteht darin, zur wirksamen Bekämpfung von Hunger und Armut konkrete politische Maßnahmen (sowie das Unterlassen bestimmter Maßnahmen) zu empfehlen. Hier geht es darum, moralische Anliegen durch institutionelle Reformen zu verwirklichen, also mehr Moral möglich zu machen. (b) Der zweite Beitrag besteht in dem Nachweis, dass die Verwendung normativer Kategorien im politischen Diskurs nicht nur extrem emotionalisierend, sondern auch extrem irreführend sein kann. Es gibt Formen der Moralkommunikation, vor denen wir uns hüten sollten, weil sie nicht moralische Orientierung bieten, sondern zur Des-Orientierung verleiten. ; The academic discipline of economic ethics can provide two contributions to foster global food security. (a) The first contribution identifies what is to be done – and what is to be left undone – with regard to effectively combatting hunger and poverty on a global scale. The core idea is to realize normative desiderata via institutional reforms that enable morality. (b) The second contribution points to the fact that employing normative categories in political discourse can be both extremely emotionalizing and extremely misleading. Some forms of moral communication tend to provide disorientation instead of orientation.
I Einleitung -- II Philosophische Grundlagen der Wirtschafts- und Unternehmensethik -- III Theoriegeschichtliche Hintergründe der Wirtschafts- und Unternehmensethik -- IV Ausgewählte Themenfelder der Wirtschafts- und Unternehmensethik -- V Deutschsprachige Ansätze der Wirtschafts- und Unternehmensethik -- VI Internationale Ansätze der Wirtschafts- und Unternehmensethik -- VII Instrumente der Wirtschafts- und Unternehmensethik -- VIII Bereichsethiken -- IX Neue Herausforderungen der Wirtschafts- und Unternehmensethik -- X Zentrale Begriffe -- Personenregister und Sachregister.
"Die gegenwärtige Wirtschaftsdebatte unseres Landes trägt wirtschaftspolitischen Charakter. Nur diejenigen finden Gehör, die konkret kurzfristig umsetzbare Lösungen für praktische Probleme anbieten. In diesem Beitrag wird versucht, auch ethische Antworten auf die wirtschaftlichen Dilemmata zu geben." (Autorenreferat)
"Unter den Bedingungen der sich vehement vollziehenden Globalisierung entfernen sich Wirtschaft und Ethik immer weiter voneinander, auch wenn sich manche Unternehmen gern mit ethischem Beiwerk schmücken. Wirtschaft schließt sich mehr und mehr hermetisch gegenüber ethischen Denkansätzen ab, wo sie diese nicht werbewirksam instrumentalisieren kann. In Anbetracht der sich verschärfenden Konkurrenzbedingungen in der Weltwirtschaft erscheint insbesondere das Konstrukt einer Weltwirtschaftsethik eher als eine leere Begriffshülse, die mehr verbirgt als sie erhellt. Die schleichende Umformung von multinationalen zu transnationalen Unternehmen erfordert dennoch sowohl einen nationalen als auch einen internationalen Ordnungsrahmen, der politisch gestaltet werden muss." (Autorenreferat)