Die Ausgangsthese dieses Beitrags lautet: "Wissen steht in der Wissensgesellschaft nicht wie traditionell Begriffen wie Glauben und Meinen gegenüber, sondern markiert die Vorstellung einer Neuen Ökonomie, in der dem Wissen und der Information eine dominierende Bedeutung als Produktionsfaktor zukommt." Für Deutschland stellt der Autor die folgende Analyse auf: "Deutschland befindet sich auf dem Weg zur Wissensgesellschaft, wenngleich die Bundesrepublik Deutschland - in Technologie, Wirtschaft, Politik und Bildung - weder eine Vorreiterrolle noch eine führende Position innehat. In der weiteren Entwicklung sind zwei Szenarien denkbar: das eine Szenario nimmt an, dass die Wissensgesellschaft auf der Grundlage der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien den Schlüssel zur Lösung unserer Probleme bietet, das andere geht davon aus, dass der Wandel wesentliche Lebensbedingungen der westlichen Welt infrage stellt." (DIPF/Orig./Kr.)
Der Beitrag geht der Frage nach, inwiefern der Staat vom Wandel zur Wissensgesellschaft betroffen ist und welche Folgen sich für Rolle und Funktion des Staates aus diesem Wandel ergeben. Diese Problematik wird in erster Annäherung auf gesellschaftstheoretischer Ebene anhand der einschlägigen Konzepte der Wissens- und Informationsgesellschaft verfolgt. Neben den einschlägigen Arbeiten von Drucker, Bell und Castells wird auch der auf Drucker rekurrierende Ansatz von Willke zu einer Staatstheorie der Wissensgesellschaft berücksichtigt. Es werden zunächst diese Ansätze dargestellt und hinsichtlich ihrer Konzeptualisierung von Rolle und Funktion des Staates in der Wissensgesellschaft befragt, um abschließend auf die Frage nach dem Staat der Wissensgesellschaft zurückzukommen. Bei der Gegenüberstellung dieser Ansätze zeigt sich, dass es sich um drei unterschiedliche theoretische Zugänge zum Staat handelt, die sich drei großen Theorieströmungen zurechnen lassen: Während Drucker und Willke auf differenzierungstheoretische Ansätze rekurrieren, handelt es sich bei Bell um einen der Grundhaltung nach pluralistischen Ansatz; bei Castells schließlich finden sich, obwohl er weitgehend empirisch argumentiert, Anknüpfungen an post-marxistische und staatszentrierte Analysen. (ICA2)
Durch den qualitativen Sprung in der Art und Weise, wie Wissen generiert, geteilt und genutzt wird, kommt es zur Entwicklung der sogenannten Wissensgesellschaft. Die Voraussetzungen für ihre Entwicklung variieren zwischen Räumen sowohl bezüglich ihrer Lage zu den wichtigen Zentren und Kommunikationsachsen als auch bezüglich der ausgebildeten kommunikativen Beziehungen und Netzwerke. Die Raumpolitik ist herausgefordert, hierauf zu reagieren.
Durch den qualitativen Sprung in der Art und Weise, wie Wissen generiert, geteilt und genutzt wird, kommt es zur Entwicklung der sogenannten Wissensgesellschaft. Die Voraussetzungen für ihre Entwicklung variieren zwischen Räumen sowohl bezüglich ihrer Lage zu den wichtigen Zentren und Kommunikationsachsen als auch bezüglich der ausgebildeten kommunikativen Beziehungen und Netzwerke. Die Raumpolitik ist herausgefordert, hierauf zu reagieren.
Main description: Der Begriff "Wissensgesellschaft" steht für einen von mehreren zeitgenössischen soziologischen Versuchen, die Gesellschaften des 21. Jahrhunderts, namentlich die hoch entwickelten Industriegesellschaften, zu charakterisieren. Wie bei grand theory unvermeidlich, bietet das Konzept in seiner Allgemeinheit oder Offenheit zahlreiche Möglichkeiten für Präzisierungen und Abgrenzungen. Einigkeit dürfte darin bestehen, dass im Mittelpunkt Wissen steht, das sich vom Alltagswissen insofern unterscheidet, als es nicht Jedermann erlangen kann. -- Unabhängig von der begrifflichen Klärung steht fest, dass die Wissensgesellschaft derzeit in außerordentlicher, vielleicht sogar in historisch einmaliger Weise von Einflüssen aus der Wirtschaftssphäre geprägt wird. Diese Entwicklung ist nicht auf einzelne Teile der Wissensgesellschaft beschränkt, sie durchzieht alle ihre Funktionen und Institutionen. Beispiele aus dem Hochschulbereich sind eine Studienreform, die die Berufsbefähigung zum zentralen Ziel des Hochschulstudiums erhebt, die Vorstellung, Universitäten seien wie Aktiengesellschaften zu organisieren, oder die Einrichtung leistungsorientierter Systeme der Mittelvergabe und der Entlohnung in Forschung und Lehre. -- Anlässlich des 600. Jahrestages der Gründung der Universität Leipzig waren die skizzierten Entwicklungen Gegenstand einer Konferenz, deren Inhalte in der vorliegenden Schrift dokumentiert sind. Die Autoren sind Angehörige der Universität Leipzig, namhafte Vertreter anderer Universitäten und Forschungseinrichtungen sowie aus Politik und Wirtschaft. In den knapp 40 Beiträgen werden allgemeine Tendenzen, Ursachen und Erscheinungsformen der Ökonomisierung, aber auch spezielle Aspekte dieser Entwicklung in den einzelnen Fachbereichen analysiert.
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"Im Beitrag wird der Begriff der Wissensgesellschaft im Spannungsfeld von Wissenschaft und Öffentlichkeit diskutiert. Konstitutiv für den aufgeklärten Bürger dieser Gesellschaft ist der Erwerb eines deutlich höheren Maßes an souveräner Entscheidungskompetenz und die Bereitschaft zu lebenslänglichem Lernen. Hier liegt eine besondere Herausforderung für die Universitäten als Motor auf dem Weg in die Wissenschaftsgesellschaft. Am Beispiel der Wiedergründung der Universität Erfurt durch den Freistaat Thüringen wird gezeigt, wie die Hochschulreform vorangetrieben und bemerkenswerte Leistungen zur Stärkung und Reorganisation der Geisteswissenschaften erbracht werden können, denen für und in der Wissensgesellschaft eine Schlüsselrolle zufällt." (Autorenreferat)
Inhalt: Kapitel 1. Chamäleon Wissensgesellschaft. Gesellschaftstheoretische Zugänge (Nowotny, Helga: Wissenschaft neu denken. Vom verlässlichen Wissen zum gesellschaftlich robusten Wissen. - Heidenreich, Martin: Die Organisationen der Wissensgesellschaft. Zwischen regionalem und grenzüberschreitendem Lernen. - Krücken, Georg: Wissen zwischen Netzwerk und Identität. - Ammon, Sabine: Was weiß die Kunst? Zur Relevanz künstlerischen Wissens in der Wissensgesellschaft). - Kapitel 2. Sichtweisen auf die Ökonomisierung des Wissens (Kuhlen, Rainer: Zur öffentlichen Funktion von Informationsethik als Grundlage politischer, rechtlicher und ökonomischer Regelungen der Wissensordnung. - Grupp, Hariolf: Was wir über Innovationen wissen. Konturen einer Wissenswirtschaft. - Seiler, Achim: Das WTO/TRIPS-Abkommen im Kontext der Nord-Süd-Debatte. Erwartungshaltungen und Befürchtungen). - Kapitel 3. Zur Politik der Wissensgesellschaft (Quermann, Carolin: Die Politik der Wissensgesellschaft. - Selbmann, Kirsten: Unsicherheiten bei der Regulierung technikinduzierter Risiken in Wissens(chafts)gesellschaften. - Abels, Gabriele: Politische Steuerung durch Partizipation - partizipativer Politikwechsel in der europäischen Biopolitik? - Hintz, Arne: Zivilgesellschaftliche Medien auf dem Weltinformationsgipfel - neue Ansätze der Wissens-Governance? - Junge, Torsten: Die Moral (in) der Wissensgesellschaft. - Tangens, Rena: Tausche Bürgerrechte gegen Linsengericht. Die Wir-wollen-alles-über-Sie-Wissenschaft). - Kapitel 4. Wissensgesellschaft und Wissensinstitutionen (Gerlof, Karsten: Zur Debatte. Bildung in der Netzwerkgesellschaft. - Volkholz, Sybille: Verantwortung als zentrale Kategorie der Bildungsinstitutionen für die Wissensgesellschaft. - Fuhrmann, Manfred: Was ist und wozu brauchen wir einen Kanon der Allgemeinbildung? - Edelstein, Wolfgang/Haan, Gerhard de: Lernkonzepte für eine zukunftsfähige Schule. - Maier, Willfried: Können Individuen nur individuell lernen? Schule, Common Sense und Kulturelles Gedächtnis. - Daxner, Michael: Bildung in Nicht-Zivilgesellschaften). - Kapitel 5. Das Wissen um den Menschen - Biopolitik und Bioethik (Braun, Christina von: Zwischen Wissen und Glauben. Das Bild der menschlichen Natur. - Graumann, Sigrid: Von Kinderwünsche und Wunschkinder - eine feministisch-sozialethische Reflexion der medizinisch-technischen Kontrolle von Zeugung und Schwangerschaft. - Mieth, Dietmar: Wissenschaft und Religion. Wer erklärt uns die Welt? ...
"Der Beitrag zeichnet zunächst die Veränderungen, die mit dem Label Wissensgesellschaft verbunden werden, in den Bereichen Ökonomie, Politik, Bildung und Kultur nach. Im weiteren Verlauf werden zwei zentrale Implikationen der Debatte zur Wissensgesellschaft untersucht: die Durchsetzung der Leistungsgerechtigkeit sowie eine zukünftige Nivellierung sozialer Ungleichheit. Beide Implikationen werden durch einen Perspektivenwechsel, der die konkreten sozialen Akteure berücksichtigt, zurückgewiesen. Die erhebliche Bedeutung des Faktors soziale Herkunft für den individuellen Bildungserfolg spricht gegen die Verheißungen einer Leistungsgerechtigkeit in der Wissensgesellschaft. Eine soziale Nivellierung ist nicht zu erwarten, weil durch die konkurrenz- und marktvermittelte Ökonomie unverändert ungleiche Lebenslagen und -chancen produziert werden." (Autorenreferat)
"Zunächst werden kurz die Bereiche benannt, die Wissensgesellschaft auszeichnen, und die Geschichte der 'Wissensgesellschaft' skizziert. In einem zweiten Teil soll auf den zentralen Widerspruch in dieser Konzeption hingewiesen werden: Tatsächlich haben wir es nicht mit einer Aufwertung von Wissensarbeit, sondern mit ihrer Rationalisierung zu tun, was notwendig 'Verdummung' bedeutet. Das gesellschaftlich relevante Wissen stellt sich als Wissen heraus, das erfolgreich verkauft werden kann - nicht mehr und nicht weniger bedeutet die Rede von der 'Wissensgesellschaft'. Sie bearbeitet ihre Konkurrenz, in die sie gezwungen wird und in die sie sich, von falschen Versprechungen umworben, hat bringen lassen, als Kampf um Prominenz. Zugleich wird die mit 'Wissensgesellschaft' verbundene soziale Ausschließung 'der Dummen' von der gebildeten Schicht forciert. Abschließend werde ich anhand der Widersprüche in der 'Wissensgesellschaft' überlegen, ob das konkrete Ansatzpunkte für emanzipatorisches Handeln ergeben könnte." (Autorenreferat)
"Der Aufsatz untersucht die neuartigen Möglichkeiten der modernen Gesellschaft und ihrer Akteure in einem Übergangsstadium. Das Zeitalter der Industrialisierung, der sozialen Ordnung der Industriegesellschaft und der Fähigkeiten und Fertigkeiten, die nötig waren, um es zu bewältigen, steht vor dem Ende seiner Aufgaben, Die Grundlagen der sich am Horizont abzeichnenden Gesellschaftsordnung basieren auf Wissen. Wenn Wissen in steigendem Maß nicht nur als konstitutives Merkmal für die moderne Ökonomie und deren Produktionsprozesse und -beziehungen, sondern insgesamt zum Organisations- und Integrationsprinzip und zur Problemquelle der modernen Gesellschaft wird, ist es angebracht, diese Lebensform als Wissensgesellschaft zu bezeichnen. Im Beitrag wird nach den Grundlagen von Wissensgesellschaften sowie den sozialen, politischen und kulturellen Folgen der Transformation moderner Gesellschaften in Wissengesellschaften gefragt." (Autorenreferat)
In: Lernen in der Wissensgesellschaft. Beiträge des OECD/CERI-Regionalseminars für deutschsprachige Länder in Esslingen (Bundesrepublik Deutschland) vom 8.-12. Oktober 2001., S. 334-363
Der Beitrag beschreibt die Grundzüge des Konzeptes der Wissensgesellschaft, das im Vergleich zum Konzept der Informationsgesellschaft die Gegenwartsgesellschaft nicht ausschließlich durch ihre technologische Basis definiert. Nach einem kurzen Rückblick auf die Wurzeln des Konzeptes in den 1960er Jahren wird ein systemtheoretisch inspiriertes Konzept von Wissensgesellschaft herausgearbeitet. Als zentrale Merkmale der Wissensgesellschaft werden dabei die Veränderungsbereitschaft und die Fragilität gesellschaftlicher Strukturen angeführt. Im zweiten Teil werden diese beiden Merkmale der Wissensgesellschaft genutzt, um aktuelle Veränderungen von Arbeit, Organisation und Innovation in international vergleichender Perspektive zu rekonstruieren. Hierzu wird auf empirisches Datenmaterial zu Arbeitsbedingungen in der EU bzw. zur Wissensbasierung der Arbeit und schulisch vermittelter mathematischer Fähigkeiten zurückgegriffen. In diesem Zusammenhang werden auch einige bildungspolitische Implikationen angedeutet. (ICG2). Die Untersuchung enthält quantitative Daten. Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum 1960 bis 2000.