Zivilgesellschaft ist eine gesellschaftliche Sphäre jenseits des Staates, jedoch nicht des Politischen. Deren Akteure befinden sich in einem intermediären Raum der Öffentlichkeit zwischen Staat, Wirtschaft und Privatsphäre. Der Beitrag skizziert ideengeschichtliche Hintergründe und die aktuelle gesellschaftspolitische Konjunktur des Begriffs.
Thun Saray, Präsident der einheimischen Menschenrechtsorganisation ADHOC, weist die Richtung auf, in der die Stärkung einer Zivilgesellschaft in Kambodscha voran getrieben werden sollte.
Die vorliegende Arbeit versucht ausgehend von der Perspektive der AkteurInnen der Asylpolitik im Südburgenland die Frage zu klären, in welchem Verhältnis Migration und Zivilgesellschaft in diesem spezifischen Handlungsfeld stehen. Bereits in der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Konzept der Zivilgesellschaft von Antonio Gramsci wird deutlich, dass Staat und Zivilgesellschaft nur mehr bedingt als zwei unterschiedliche gesellschaftliche Sphären beschrieben werden können. Die engen Verflechtungen zwischen öffentlicher Meinung, staatlichen AkteurInnen und zivilgesellschaftlichem Engagement im Bereich Asyl werden in der Arbeit ausführlich dargestellt. Für die Beantwortung der Forschungsfragen wird ein mehrstufiges Forschungsdesign herangezogen. Die Erhebung orientiert sich an den Prinzipien der qualitativen Netzwerkanalyse. In drei Erhebungsschritten werden handelnde AkteurInnen, Flüchtlinge und externe ExpertInnen mittels qualitativen Interviews befragt. Die empirischen Ergebnisse aus dem Südburgenland belegen die These, dass Zivilgesellschaft und Staat im Bereich der Asylpolitik eng zusammenarbeiten und vielfältige Verbindungen zwischen den beiden Sphären bestehen. Das Engagement für Flüchtlinge wird ausgehend von zentralen lebensweltlichen Dimensionen in seinen Vernetzungen und Verflechtungen dargestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass ein breites thematisches Angebot an Unterstützungs- und Hilfsnetzwerken im Südburgenland vorhanden ist, der Zugang zu ebendiesen Unterstützungsleistungen aber vielfach von zufälligen Faktoren bestimmt wird. Strukturierte Zugänge zu Netzwerken fehlen weitgehend. Eine wesentliche Bedeutung für die Flüchtlingsarbeit kommt den strukturellen Bedingungen des ländlichen Raumes zu. Im südlichen Burgenland ist auf Ebene der Flüchtlinge, der hoheitsrechtlichen AkteurInnen ebenso wie auf Ebene der NPOs ein Strukturwandel zu beobachten. ; The following master thesis aims to clarify the question of asylum politics in South-Burgenland about how migration and civil society cooperate in this specific sphere of activity. All of the findings made due to this thesis are based on experiences and on the perspective of people working in this field or dealing with asylum politics.As early as Antonio Gramsci stated that state and civil society can hardly be distinguished as two different social spheres, it is obvious that close cooperation between governmental players and social dedication is getting more and more important. Therefore this thesis aims exactly this cooperation to come to the fore. For answering the research question a multi-tiered study design is used. The survey orientates on the principles of qualitative network analysis. In three different steps of the survey people working in this field, refugees and external experts are interviewed. The empirical findings made in South-Burgenland prove the assumption, that civil society and the state have to work together closely in the field of asylum politics and that various interconnections between those two exist. The dedication for refugees is shown with all its interconnectedness and linkages. On the one hand, the findings show that a great range of offerings of supporting networks does exist in South-Burgenland, but on the other hand the access to those networks often depends on haphazard factors. Structured access is mostly missing. An essential factor contributing to the current working situation in South-Burgenland is the structural condition of a rural environment. Nevertheless a structural change regarding refugees, governmental players as well as NPOs is seen in South-Burgenland. ; vorgelegt von Esther Brossmann ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Zsfassung in dt. und engl. Sprache ; Graz, Univ., Masterarb., 2014 ; (VLID)242960
Die Zivilgesellschaft gleicht einer Mutter. Sie gleicht einer Mutter, die schwanger geht mit endlosen unermeßlichen Möglichkeiten und potentiellen Energien. Sie ist außerdem die Quelle all dessen, was jegliche Reichtümer der Gesellschaft produziert. Sie ist die Grundlage von allem. Sie ist die Quelle aller neuen Gedanken und aller Schöpfungen. In diesem Zitat aus einem Artikel über die weitere Richtung der Oppositions- und Bürgerbewegung in Südkorea, der im November 1995 in der südkoreanischen Wochenzeitschrift Mal erschienen ist, drücken sich große Hoffnungen und Erwartungen gegenüber der Zivilgesellschaft aus. Die Bedeutung dieser Position wird deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, daß das Konzept der Zivilgesellschaft ursprünglich ein europäisches/westliches Konzept ist und keine Tradition in der koreanischen Gesellschaft hat.
Für eine erfolgreiche Nachhaltigkeitspolitik sind neue Allianzen nötig. Welche Rolle könnendabei Umwelt-, Sozial- und Wohlfahrtsverbände sowie Gewerkschaften spielen? Welche Rahmenbedingungen sind für eine solche kooperative Mitgestaltung hilfreich?
Die Zivilgesellschaft hat dazu beigetragen, dass die Klimakonferenz in Kopenhagen zu einem Medienereignis wurde. Fernab großer Demonstrationen haben Nichtregierungsorganisationen (NRO) seit Jahren einen guten Zugang zu den internationalen Klimaverhandlungen. Am Beispiel von Chile wird gezeigt, wie Nichtregierungsorganisationen durch professionellen Lobbyismus ihre Positionen in politische Prozesse einspeisen. Sie befinden sich in einem Spannungsfeld von Kooperation und Instrumentalisierung durch politische Entscheidungsträger.
Bei den folgenden Überlegungen handelt es sich nicht darum, zivilgesellschaftliche Aktivitäten als eine Verlängerung staatlicher Aktivitäten durch die Aktivierung ehrenamtlicher Engagements der Bürger zu definieren. Es geht vielmehr um den Versuch, im Zusammenhang mit dem Phänomen Zivilgesellschaft grundsätzliche Fragen einer demokratischen Ordnung zu klären. Politisch wie verfassungsrechtlich gesehen geht es um die Ordnung der Beziehungen und des Verhältnisses der staatlichen und der bürgerschaftlichen Gestaltungsbereiche, um ihre jeweilige Legitimation, gegenseitige Begrenzung und um die Interdependenzen zwischen beiden Bereichen: dem staatlichen und dem zivilrechtlich verfassten. Theoretisch wie praktisch gilt dabei, dass die dauerhafte demokratische Ordnung eines Gemeinwesens nur gelingen kann, wenn sie der wirksamen Entfaltung der Freiheit der Bürger ebenso verpflichtet ist wie der Legitimation staatlicher Macht durch die Bürger und einer dem Recht verpflichteten Regierung, die diese Macht ausübt. Konkret geht es um die Ausgestaltung des Grundsatzes der Subsidiarität und damit um eine Machtfrage. Genauer: um die Nachrangigkeit (Subsidiarität) des Staates und seiner Institutionen im Verhältnis zu zivil- oder bürgergesellschaftlichen Gestaltungen der Lebensverhältnisse im Rahmen ihrer Befähigungen.
Rechtspopulist*innen intervenieren in die Zivilgesellschaft, wobei sie die etablierten Akteure auf der Basis ihrer korporatistischen Einbindung als Teil des Establishments angreifen und bestehende Konflikte nach populistischer Logik umdeuten. Die Reaktionen der zivilgesellschaftlichen Organisationen erfolgen situativ und changieren zwischen wertebezogener Abgrenzung und inhaltlicher Auseinandersetzung. Die Zivilgesellschaft ist herausgefordert, ihre inneren Widersprüche zu bearbeiten, um nicht als Einfallstor für, sondern als Schutzfaktor gegen Rechtspopulismus zu wirken. ; Die Open-Access-Veröffentlichung des Sammelwerkes "Zivilgesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland" wurde durch den Open-Access-Publikationsfonds der Leibniz-Gemeinschaft für Monografien und das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gefördert. ; Intervening in civil society, right-wing populists attack established actors for their corporatist ties as part of the establishment and reinterpret existing conflicts in line with populist logic. Civil society organizations' reactions are situational; they oscillate between value-based demarcation and content-based debate. Civil society faces the challenge to deal with its own internal contradictions such that it can act as protective shield rather than gatekeeper for right-wing populism.
Mit der Bonner Afghanistan-Konferenz 2011 wollte die internationale Gemeinschaft die Zivilgesellschaft Afghanistans stärken – und zwar nachdem viele wertvolle Jahre nach dem Einmarsch westlicher Truppen verstrichen waren. Doch die zivilen Helfer und Akteure des Landes bekamen keine echte Chance, das Land wieder aufzubauen und zu demokratisieren. Denn dann kamen der Teilabzug westlicher Kampftruppen, politischer Zwist im Land und Geberorganisationen, die auf perfektes Auftreten Wert legen, statt auf Engagement. Die Journalisten Adrienne Woltersdorf und Cem Sey schildern die aktuelle Situation und die vielen Verfehlungen der internationalen Gemeinschaft, der Entwicklungszusammenarbeit und der Politik in Kabul.
,797,523 …und im Sekundentakt kommen europaweit Unterschriften bei der Online Petititon ACTA: The new threat to the net auf avaaz.org hinzu. Für den 11. Februar sind zudem Demonstrationen in 20 europäischen Staaten geplant. In Polen, Tschechien und der Slowakei wurde die Ratifizierung bereits vorerst ausgesetzt. Nachdem die Aktionen gegen SOPA und PIPA in den USA vorübergehend erfolgreich waren, erhob sich der Protest immer lauter gegen das Anti-Counterfeiting Trade Agreement. "Wir haben Pipa und Sopa erledigt, jetzt seid ihr mit ACTA dran", so lautet die transatlantische Aufforderung. Wer schließt sich in den Protesten gegen den "'gold' standard for the enforcement of intellectual property rights" [EDRI] zusammen?.
Zivilgesellschaft gilt als schillernder Projektionsbegriff. Das Konzept wird seit den 1980er-Jahren in den Geistes- und Sozialwissenschaften verwendet und ist fest in der politischen Theorie verankert. Zivilgesellschaft ist im Englischen mit dem Begriff "Civil Society" verwandt; in Deutschland gibt es enge Verknüpfungen zur "Bürgerlichen Gesellschaft". Die Global Civil Society untersucht zivilgesellschaftliche Fragestellungen auf globaler Ebene. Die Verwendung der Konzepte ist umstritten, gerade weil die Bürgergesellschaft auf eine gesellschaftliche Mitte abzielt und Distinktionen beinhaltet. Trotzdem lohnt es sich, die normative Seite der Zivilgesellschaft aufzugreifen und diese mit sozialwissenschaftlichen Ansätzen der Dritten-Sektor-Forschung zu kombinieren.
Die Reise der pakistanischen Zivilgesellschaft zur Bestimmung ihrer Grenzen war und bleibt ein turbulentes Unterfangen, zurückhaltend formuliert. Sie handelt von Erkundungen unter dem Joch verschiedener diktatorischer Regime wie auch unter instabilen demokratischen Regierungen. Es sei daran erinnert, dass Pakistan und Indien, als sie 1947 entlang vermeintlicher, religiöser Scheidelinien aufgeteilt wurden, keine homogenen Nationalstaaten verkörperten, sondern Reste eines Imperiums. Sie formten sich zunächst als semi-unabhängige Herrschaften von der britischen Krone, dann als unabhängige Republiken. Auch die im Begriff Zivilgesellschaft steckende, homogene Grundannahme muss erst geschaffen werden.
Chinas Entwicklung ruft Bewunderung und Ängste hervor. Die Frage der Menschenrechte und der globale Wettbewerb um Rohstoffe stehen hierzulande im Mittelpunkt der Diskussion über Chinas Rolle. Und innerhalb Chinas? Inwieweit sind die Menschen dort vom Umbruch in China betroffen und organisieren sich? Was hat das alles mit uns zu tun? Gibt es eine Wechselwirkung zwischen Entwicklungen hier und dort? Wie sehen die Umwelt-, Sozial- und Menschenrechtsstandards entlang internationaler Wertschöpfungsketten aus, in denen Chinas Banken als Investoren in Erscheinung treten? Diese Fragen greifen wir auf. Brücken bauen zwischen Zivilgesellschaften in Europa und Asien, dafür stehen die Stiftung Asienhaus und das China-Programm. Wir wollen informieren über Entwicklungen und Nöte der Menschen vor Ort. Wir bleiben aber hier nicht stehen, sondern fragen auch, welche Rolle unsere Politik, unsere Lebensweise oder "unsere China-Strategien" dabei spielen. Wir wollen die Folgen unseres Handelns auf die Menschen in Asien, insbesondere in China, aufzeigen. Wie die Beziehungen zu China gestaltet werden, wird mit über die Zukunft unserer Erde entscheiden. Diese Fragen sind zu wichtig, um sie allein der Politik und der Wirtschaft zu überlassen. Die Einmischung der Zivilgesellschaft ist gefragt. Auch in China setzen sich Menschen für die Entstehung einer Zivilgesellschaft ein. Ein erster Schritt ist die Gründung von Interessenorganisationen und NGOs. NGOs in China sind durchaus in vielen Bereichen einflussreich, auch wenn die Bedingungen für sie schwierig sind – und gegenwärtig immer schwieriger werden. Einen Einblick in ihre Arbeit vor allem in den Bereichen nachhaltige Wertschöpfungsketten, Arbeitsrecht, Rohstoffabbau und Agraraktivismus bietet dieses Dossier.
Der Beitrag bettet das Verhältnis von Religion und Politik in den systematischen Rahmen der Theorie funktionaler Differenzierung ein. Dabei wird betont, dass die Grundkonstellation der Trennung zu unterschiedlichen Mustern des In-Be- ziehung-Setzens von Religion und Politik im nationalen und globalen Rahmen geführt hat, die von staatskirchlicher Indienstnahme der Religion, parteipo- litischer Organisation religiöser Interessen über eine fundamentalistische Po- litisierung der Religion bis zum Handeln aus dem Glauben im zivilgesellschaft- lichen Rahmen reichen. Der Beitrag verweist darauf, dass es aus religions- soziologischer Perspektive gute Gründe gibt, den seiner politischen Dimen- sion gewissen christlichen Glauben auf die Zivilgesellschaft als primären Ort des Handelns zu verweisen. The article incorporates the relationship of religion and politics into the syste- matic frame of the theory of functional differentiation. It is highlighted that the fundamental constellation of separation led to different patterns of relating religion and politics in the national and global frame. Those patterns range from state clerical usage of religion, party political organisation of religious interests to fun- damental politicisation of religion and even to acting out of faith in a civil societies' frame. The article states that there are good reasons from a religious sociological perspective to refer the in its political dimension kind of Christian faith to civil society as the primary place of acting.