Aufbruch ins Zeitalter der Lager?: Zwangsumsiedlung und Deportation in der spanischen Antiguerilla auf Kuba, 1868-98
In: Mittelweg 36: Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Band 20, Heft 4, S. 20-34
ISSN: 0941-6382
"Die Befehle des spanischen Generals Valeriano Weyler, die 1896/97 die zur Zwangsumsiedlung der Landbevölkerung Kubas in befestigte Dörfer und Ortschaften führte, werden oft als Ausgangspunkt der Geschichte der Masseninternierung in der Moderne betrachtet oder auch als Vorspiel zur europäischen 'Lagerkultur' des 20. Jahrhunderts. In der Tat kann die bloße Zahl der zwangsumgesiedelten Menschen und die hohe Mortalitätsrate (etwa ein Zehntel der Gesamtpopulation starb in den Zentren auf Grund der unzureichenden Unterbringung und mangelhaften hygienischen Zuständen, der Lebensmittelknappheit und der so entstandenen Epidemien) als Beleg für die Existenz eines genozidalen Lagersystems gewertet werden. Auch wird oft angenommen, dass der Begriff 'Konzentrationslager' im kubanischen Kontext entstanden ist. In diesem Beitrag werden einige dieser Annahmen in Frage gestellt. Demgegenüber wird die Funktion der spanischen Politik der Konzentration von Zivilisten als Antiguerilla-Strategie auf der Insel Kuba in der Zeit zwischen 1868 und 1898 in den Mittelpunkt gestellt." (Textauszug)