Im Osten nichts Neues?: das Kernland der deutschen Arbeiterbewegung und die Zukunft der politischen Linken
In: Das Superwahljahr: Deutschland vor unkalkulierbaren Regierungsmehrheiten?, S. 185-218
Die Untersuchung bezieht sich auf den Ausgang der ersten freien Wahl in der DDR, der Volkskammerwahl vom März 1990, mit einer fast absoluten Mehrheit für die Allianz aus CDU, DSU und DA (Demokratischer Aufbruch), mit nur 22 Prozent für die SPD und immerhin 16 Prozent für die PDS. Diese Konstellation wurde bei den folgenden Wahlen 1990 im wesentlichen bestätigt. "Die Frage ist, ob in diesen Wahlen des Jahres 1990 die Weichen des Verhaltens der ostdeutschen Wähler für absehbare Zeit gestellt wurden oder ob es sich um Ausnahmewahlen in einer historisch einmaligen Konstellation handelte. Grundlegend für die Beanwortung dieser Frage ist, wie man die Wahlergebnisse von 1990 interpretiert." Dazu wurden zunächst die Parteianteile der Landtagswahl 1946 und der Reichstagswahlen 1928/33 mit soziostrukturellen Variablen korreliert und mit den Parteianteilen 1990 verglichen. Dann wurden die Parteipräferenzen 1990-93 nach Beruf, Konfession und (neuen) Bundesländern diffenziert. Unter Berücksichtigung aller Faktoren und Bedingungen zeigte sich, daß die Wahlergebnisse von 1990 keineswegs die Zukunft der Linksparteien in Ostdeutschland festschreiben. So ist mit einem Protestwählerpotential zu rechnen, das die PDS mobilisieren könnte. (pbb)