Zeitenwenden?: der "neue" und der "alte" Kalte Krieg
Der "alte" Kalte Kreig nahm nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Fahrt auf, als die Anti-Hitler-Koalition zerfiel und sich zwei Blöcke herausbildeten. Die Systemgrenze verlief auf deutschem Boden. Einer der Hintergründe dafür, dass nicht nur im Westen Deutschlands, sondern auch in anderen Ländern viele Menschen in der Systemkonfrontation zu den USA hielten, war der wirtschaftliche Aufschwung in den kapitalistischen Metropolen. Der "alte" Kalte Krieg endete 1991, als die Sowjetunion und nach ihr die sozialistischen Staaten in Mittel- und Ost- bzw. Südosteuropa zusammenbrachen. Der "neue" Kalte Krieg, der aktuell in den Parolen wie "Imperialismus zurück in Europa" (Scholz zum Ukraine-Krieg) oder "systemischer Konkurrent und Rivale China" (Annalena Baerbock) ausgetragen wird, schließt an den "alten" an. Aber es müssen die Unterschiede in den Blick genommen werden, denn unter anderem mit den BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) mischen inzwischen wirtschaftsstarke Länder in der Weltwirtschaft mit, die die bisherigen Hegemoniekonstellationen nicht akzeptieren. Haben wir es also mit einem Epochenbruch zu tun, der mit anderen Verwerfungen der Weltökonomie zurechtkommen muss als nach 1945? Was bedeutet es, wenn wir diesmal keinen Sieger wie im "alten" Kalten Krieg sehen? Und was heißt das für die progressiven Kräfte hier und in aller Welt?